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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr.

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[Beginn Spaltensatz]

Proletariats zu beseitigen, in Konflikt zu
kommen scheint, sobald sie sich einer Arbeits¬
gemeinschaft anschließt, die nur völkische Ziele
durchsetzen muß. Andererseits ist sie es aber
zunächst den Proletariern ihres eigenen
Landes schuldig, deren Nöte zu beseitigen,
und sich zu fragen, ob gegenwärtig die Zeit
ist, die internationalen Ziele auf Kosten der
Existenz als Genossen eines großen Volkes
zu verfolgen.

Ohne diese, dem Parteipolitischen Pro¬
gramm entsprechende Konstruktion wird der
scheinbare Gegensatz zwischen "bürgerlicher"
und sozialdemokratischer Stellungnahme zur
Polenfrage inhaltlos. Es handelt sich um
eine Lebensfrage für beide. Und angesichts
der Entwicklung Polens zu einem Staat, der
durchaus imperialistisch und gemessen an der
gegenwärtigen Form unseres Staatskörpers
reaktionär ist, bedeutet es für die Ziele der
Sozialdemokratie eine Gefahr, wenn sie den
Gefahren, die ihr von polnischer Seite drohen,
nicht entgegentritt. Wir alle, "Bürgerliche"
Wie Sozialisten, haben dasselbe Interesse,
was unsere nationale Zugehörigkeit anbelangt,
und gerade für die Arbeiterschaft, deren
Ideale erst noch verwirkicht werden müssen,
sind jetzt völkische und proletarische Interessen
dasselbe.

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Ich erblicke in den deutschen Volksräten
die Organisation, die als Ausdruck des V>,>lks-
Willens den polnischen Ansprüchen gegenüber
gewertet werden muß und am wirksamsten
in Erscheinung treten kann. Die Vvlksräte
müssen in engster Fühlung mit allen Schichten
und allen Berufsklassen unserer deutschen
Bevölkerung stehen. Unter der jFührung der
Mehrheitssozialdemokratie entwickelt sich unser
Staatswesen zu einer Volksgemeinschaft, bei
der der Unterschied zwischen "Bürgerlichen"
und "Sozialdemokraten" auch nur eine ein¬
seitige Konstruktion ist. Wir sind alle Bürger
dieser Volksgemeinschaft und wir alle müssen
ihre elementarsten Lebensinteressen stützen.
In den deutschen Volksräten werden also alle
parteipolitischer Gesichtspunkte auf das Ur¬
sprüngliche zurückgestellt werden müssen: auf
unser Deutschsein, das alles überbrücken sollte,
was gegenwärtig Zwiespalt und Ohnmacht
bedeutet. Einer muß dem anderen vertrauen
und helfen. Wir müssen und werden in
diesen Arbeitsgemeinschaften dahin kommen,
daß der Arbeiter mit dem Grafen an dem¬
selben Tische sitzt und beide ratschlagen, wie
sie deutsch bleiben, und beide handeln ge¬
meinsam. Guter Wille von beiden Seiten,
dann wird die Lösung so möglich, wie sie
notwendig ist. Robert Heinz Heygrodt

[Ende Spaltensatz]


Neue Bücher
Zur europäische" Politik 1897--1914. Unveröffentlichte Dokumente. Im
amtlichen Auftrage herausgegeben unter Leitung von Bernhard Schwert¬
feg er. Reimar Hobbing Verlag, Berlin 1919. Band 1 und 2.

Wenn irgend eine Matzregel des törichterweise ermordeten bayrischen Minister¬
präsidenten Schaden angerichtet hat, so ist es seine Veröffentlichung über die
Schulvfrage am Kriege gewesen. Eismer mag dabei die allerbeste Absicht gehabt
haben, seiner Intelligenz und politischen Einsicht hat er damit, abgesehen davon,
daß es immer ein Fehler ist, der Negierung des eigenen Volkes, auch einer ehe¬
maligen, in autzerpolitischen Dingen in den Rücken zu fallen, ein schlechtes Zeugnis
ausgestellt, denn einmal hat er die Bedeutung dieser Schriftstücke geradezu maßlos
überschätzt -- u. a. hat bereits Hans Delbrück ihre geringe wirkliche Tragweite
erörtert -- dann ist aber auch die ganze Einstellung und Methode falsch. Selbst
in den Zeiten unumschränkter Kabinettsherrschaft hat ein Krieg immer einen
Komplex von Ursachen gehabt, von denen die wesentlichen eben in der Geschichte,
Geographie, Ethnographie und Wirtschaft der kriegführenden Länder organisch
gegeben waren und nicht der ist ein Urteil über Kriegsschuld zu fällen berechtigt,
der seinen Blick von den kleinen Zufälligkeiten des Augenblicks nicht loszureißen
vermag, sondern nur der, der die großen Fäden geschichtlicher Zusammenhänge
zu verfolgen in der Lage ist. ,


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[Beginn Spaltensatz]

Proletariats zu beseitigen, in Konflikt zu
kommen scheint, sobald sie sich einer Arbeits¬
gemeinschaft anschließt, die nur völkische Ziele
durchsetzen muß. Andererseits ist sie es aber
zunächst den Proletariern ihres eigenen
Landes schuldig, deren Nöte zu beseitigen,
und sich zu fragen, ob gegenwärtig die Zeit
ist, die internationalen Ziele auf Kosten der
Existenz als Genossen eines großen Volkes
zu verfolgen.

Ohne diese, dem Parteipolitischen Pro¬
gramm entsprechende Konstruktion wird der
scheinbare Gegensatz zwischen „bürgerlicher"
und sozialdemokratischer Stellungnahme zur
Polenfrage inhaltlos. Es handelt sich um
eine Lebensfrage für beide. Und angesichts
der Entwicklung Polens zu einem Staat, der
durchaus imperialistisch und gemessen an der
gegenwärtigen Form unseres Staatskörpers
reaktionär ist, bedeutet es für die Ziele der
Sozialdemokratie eine Gefahr, wenn sie den
Gefahren, die ihr von polnischer Seite drohen,
nicht entgegentritt. Wir alle, „Bürgerliche"
Wie Sozialisten, haben dasselbe Interesse,
was unsere nationale Zugehörigkeit anbelangt,
und gerade für die Arbeiterschaft, deren
Ideale erst noch verwirkicht werden müssen,
sind jetzt völkische und proletarische Interessen
dasselbe.

[Spaltenumbruch]

Ich erblicke in den deutschen Volksräten
die Organisation, die als Ausdruck des V>,>lks-
Willens den polnischen Ansprüchen gegenüber
gewertet werden muß und am wirksamsten
in Erscheinung treten kann. Die Vvlksräte
müssen in engster Fühlung mit allen Schichten
und allen Berufsklassen unserer deutschen
Bevölkerung stehen. Unter der jFührung der
Mehrheitssozialdemokratie entwickelt sich unser
Staatswesen zu einer Volksgemeinschaft, bei
der der Unterschied zwischen „Bürgerlichen"
und „Sozialdemokraten" auch nur eine ein¬
seitige Konstruktion ist. Wir sind alle Bürger
dieser Volksgemeinschaft und wir alle müssen
ihre elementarsten Lebensinteressen stützen.
In den deutschen Volksräten werden also alle
parteipolitischer Gesichtspunkte auf das Ur¬
sprüngliche zurückgestellt werden müssen: auf
unser Deutschsein, das alles überbrücken sollte,
was gegenwärtig Zwiespalt und Ohnmacht
bedeutet. Einer muß dem anderen vertrauen
und helfen. Wir müssen und werden in
diesen Arbeitsgemeinschaften dahin kommen,
daß der Arbeiter mit dem Grafen an dem¬
selben Tische sitzt und beide ratschlagen, wie
sie deutsch bleiben, und beide handeln ge¬
meinsam. Guter Wille von beiden Seiten,
dann wird die Lösung so möglich, wie sie
notwendig ist. Robert Heinz Heygrodt

[Ende Spaltensatz]


Neue Bücher
Zur europäische« Politik 1897—1914. Unveröffentlichte Dokumente. Im
amtlichen Auftrage herausgegeben unter Leitung von Bernhard Schwert¬
feg er. Reimar Hobbing Verlag, Berlin 1919. Band 1 und 2.

Wenn irgend eine Matzregel des törichterweise ermordeten bayrischen Minister¬
präsidenten Schaden angerichtet hat, so ist es seine Veröffentlichung über die
Schulvfrage am Kriege gewesen. Eismer mag dabei die allerbeste Absicht gehabt
haben, seiner Intelligenz und politischen Einsicht hat er damit, abgesehen davon,
daß es immer ein Fehler ist, der Negierung des eigenen Volkes, auch einer ehe¬
maligen, in autzerpolitischen Dingen in den Rücken zu fallen, ein schlechtes Zeugnis
ausgestellt, denn einmal hat er die Bedeutung dieser Schriftstücke geradezu maßlos
überschätzt — u. a. hat bereits Hans Delbrück ihre geringe wirkliche Tragweite
erörtert — dann ist aber auch die ganze Einstellung und Methode falsch. Selbst
in den Zeiten unumschränkter Kabinettsherrschaft hat ein Krieg immer einen
Komplex von Ursachen gehabt, von denen die wesentlichen eben in der Geschichte,
Geographie, Ethnographie und Wirtschaft der kriegführenden Länder organisch
gegeben waren und nicht der ist ein Urteil über Kriegsschuld zu fällen berechtigt,
der seinen Blick von den kleinen Zufälligkeiten des Augenblicks nicht loszureißen
vermag, sondern nur der, der die großen Fäden geschichtlicher Zusammenhänge
zu verfolgen in der Lage ist. ,


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[0190] Neue Bücher Proletariats zu beseitigen, in Konflikt zu kommen scheint, sobald sie sich einer Arbeits¬ gemeinschaft anschließt, die nur völkische Ziele durchsetzen muß. Andererseits ist sie es aber zunächst den Proletariern ihres eigenen Landes schuldig, deren Nöte zu beseitigen, und sich zu fragen, ob gegenwärtig die Zeit ist, die internationalen Ziele auf Kosten der Existenz als Genossen eines großen Volkes zu verfolgen. Ohne diese, dem Parteipolitischen Pro¬ gramm entsprechende Konstruktion wird der scheinbare Gegensatz zwischen „bürgerlicher" und sozialdemokratischer Stellungnahme zur Polenfrage inhaltlos. Es handelt sich um eine Lebensfrage für beide. Und angesichts der Entwicklung Polens zu einem Staat, der durchaus imperialistisch und gemessen an der gegenwärtigen Form unseres Staatskörpers reaktionär ist, bedeutet es für die Ziele der Sozialdemokratie eine Gefahr, wenn sie den Gefahren, die ihr von polnischer Seite drohen, nicht entgegentritt. Wir alle, „Bürgerliche" Wie Sozialisten, haben dasselbe Interesse, was unsere nationale Zugehörigkeit anbelangt, und gerade für die Arbeiterschaft, deren Ideale erst noch verwirkicht werden müssen, sind jetzt völkische und proletarische Interessen dasselbe. Ich erblicke in den deutschen Volksräten die Organisation, die als Ausdruck des V>,>lks- Willens den polnischen Ansprüchen gegenüber gewertet werden muß und am wirksamsten in Erscheinung treten kann. Die Vvlksräte müssen in engster Fühlung mit allen Schichten und allen Berufsklassen unserer deutschen Bevölkerung stehen. Unter der jFührung der Mehrheitssozialdemokratie entwickelt sich unser Staatswesen zu einer Volksgemeinschaft, bei der der Unterschied zwischen „Bürgerlichen" und „Sozialdemokraten" auch nur eine ein¬ seitige Konstruktion ist. Wir sind alle Bürger dieser Volksgemeinschaft und wir alle müssen ihre elementarsten Lebensinteressen stützen. In den deutschen Volksräten werden also alle parteipolitischer Gesichtspunkte auf das Ur¬ sprüngliche zurückgestellt werden müssen: auf unser Deutschsein, das alles überbrücken sollte, was gegenwärtig Zwiespalt und Ohnmacht bedeutet. Einer muß dem anderen vertrauen und helfen. Wir müssen und werden in diesen Arbeitsgemeinschaften dahin kommen, daß der Arbeiter mit dem Grafen an dem¬ selben Tische sitzt und beide ratschlagen, wie sie deutsch bleiben, und beide handeln ge¬ meinsam. Guter Wille von beiden Seiten, dann wird die Lösung so möglich, wie sie notwendig ist. Robert Heinz Heygrodt Neue Bücher Zur europäische« Politik 1897—1914. Unveröffentlichte Dokumente. Im amtlichen Auftrage herausgegeben unter Leitung von Bernhard Schwert¬ feg er. Reimar Hobbing Verlag, Berlin 1919. Band 1 und 2. Wenn irgend eine Matzregel des törichterweise ermordeten bayrischen Minister¬ präsidenten Schaden angerichtet hat, so ist es seine Veröffentlichung über die Schulvfrage am Kriege gewesen. Eismer mag dabei die allerbeste Absicht gehabt haben, seiner Intelligenz und politischen Einsicht hat er damit, abgesehen davon, daß es immer ein Fehler ist, der Negierung des eigenen Volkes, auch einer ehe¬ maligen, in autzerpolitischen Dingen in den Rücken zu fallen, ein schlechtes Zeugnis ausgestellt, denn einmal hat er die Bedeutung dieser Schriftstücke geradezu maßlos überschätzt — u. a. hat bereits Hans Delbrück ihre geringe wirkliche Tragweite erörtert — dann ist aber auch die ganze Einstellung und Methode falsch. Selbst in den Zeiten unumschränkter Kabinettsherrschaft hat ein Krieg immer einen Komplex von Ursachen gehabt, von denen die wesentlichen eben in der Geschichte, Geographie, Ethnographie und Wirtschaft der kriegführenden Länder organisch gegeben waren und nicht der ist ein Urteil über Kriegsschuld zu fällen berechtigt, der seinen Blick von den kleinen Zufälligkeiten des Augenblicks nicht loszureißen vermag, sondern nur der, der die großen Fäden geschichtlicher Zusammenhänge zu verfolgen in der Lage ist. ,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335181/190>, abgerufen am 05.02.2025.