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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr.

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Preußen -- ein geographischer Legriff?

schon erreichten Stufe nationalen Boivußtfeins festzustellen ist, so blieb auch in
Preußen der letzte Schritt zum Einheitsstaat" vorläufig umgetan. Es ist das
historische Verdienst des europäischen Absolutismus, die Völker aus der terri¬
torialen Zersplitterung zu zentralisierten Staaten zusammengeballt zu haben,
aber erst der Konstiwtionalismus konnte das Werk seines Vorgängers vollende",
indem er zur äußeren die innere Einheit fügte. Mrade in Preußen aber wurden
die Brücken, die von: Freiheitskämpfe zum Verfassungsstaate führten, nicht ge¬
schlagen -- im Gegensatz vor allem zu Siiddeutschland. Die Erwerbungen im
Westen und Süden der Monarchie ließen neue Elemente in das Altpreußentum
einströmen, wodurch neue Asfimilierungen erforderlich wurden. Hier begann das
Beamtentum, der eigentliche Herrscher dieser Übergangszeit vom Absolutismus
zur Verfassungsmonarchie, abermals feine Verdienste um den Einheitsstaat zu be¬
weisen. Doch der Schlußstein im Gewölbe fehlte immer noch. Obgleich der ßon- .
scrvative Nationalstaatsgodanke -- der zugleich der der politischen Romantik war
-- in der Folge auf die staatliche Einheit der Gesamtnation verzichtete und sich
bewußt auf'den Einzelstaat als Träger des deutschen Nationalstaatsgedankens
zurückzog,') bot diese glanzvolle Steigerung der schlichten preußischen Einheits¬
idee -- zu der sie sich sonst nie erhob, weil das parallele Wachstum der deut¬
schen Nationälidee dies verhinderte -- leinen genügenden Ersatz für die noch
fehlenden Werte innerpolitischer Natur. Die gerade im Zeitalter der Restau¬
ration verbreitete Lehre vom monarchischen Prinzip -- nach welcher alle Rechte
der Staatsgewalt im Oberhaupte desselben vereinigt find -- beweist doch, wie die
GedanZen "der Zeit mangels einer rechten Anschauung von wirklicher staat-
l i es -e r Einheit als solcher in die Irre gingen und sich mit dem sinnlichen Sub¬
strat des Herrschers begnügen mußten, weil ihnen das konkret-abstrakte Wesen
staatlicher Gebiete körverschaft als Zentrcilisationspuntt noch nicht ausgegangen war.

Erst die Verfassung von 1850 ist das, wenn auch von unwilliger Hand
vollzogene, Siegel auf eine Entwicklung, deren einzelne Stadien wir an uns vor-
überfliegen ließen. Durch das gesamtstaatliche Parlament gewann Preußen ein
weithin ragendes unitarisches Symbol neben der Dynastie und unublwngig von
ihr. Was nachher kam, die ruhmvollen Kriege von 1864. 18W und 1870/71,
das glich nur mehr prüfenden Hanunerschlägen an das klingende Metall der
preußischen Staatseinheit und Staatsfestigkeit," wenn auch der Wachstumsprozeß,
erst im zweiten dieser Kriege seinen Abschluß fand,




l'Antae nous ernt ?russmimm conciers Zentem! Und da sollte wirtlich
ein unglücklicher .Krieg die Auflösung zwingend machen, die ruhmvolle Geschichte
dieser "prussis Mus" in Niederlage und Schmach enden, wie Herr von Batocti
meint? Als wenn wir nie ein Jena oder Tilsit überwunden und der preußische
Aar sich phöuixgleich "us der Asche des Zusammenbruchs erhoben hätte! Über die
Verwendung des Wortes Schmach in Verbindung mit jeuer Niederlage wollen
wir hier nicht rechten, uns scheint das schmähliche erst an einem anderen, spätere"
Punkte einzusetzen -- wohl aber bestreiten wir im Hinblick auf die uns soeben
inS Gedächtnis zurückgerufenen Entwicklungsstadien aus der Geschichte der preu-
fstscheu Staatsbildung."daß die preußischen Provinzen "lediglich dach die Hohen-
zvlleniherrschaft und nicht durch die Natur der Dinge" zusammengehalten weiden,
daß also zwischen dem modernen, konstitutionellen Einheitsstaate und dem halb
teiritorial-parlikularistischen. halb fürstlich-zentralistischen Länderstaat des Großen
Ka'fürstnl eigentlich kein Unterschied besteht. Das heißt die Arbeit von Jahr-
Hunderten ignorieren, das bedeutet, gelzeimnisvvll-lebendiges Wurzelgeflecht der
Tust zerschneiden wegen einiger Schönheitsfehler und Reibungen an Kronen und
Stammen! Wohl kennen wir die lauten und stillen Gegensätze zwischen Ost und
W-se. auf politischem und religiösem, wirtschaftlichem und stammestundlichem
Gebiete; heute, vor 50, 100 und 200 Jahren. "Wir Deputierte Rheinlands und



7) Vgl. Meinecke, Histor. u. polie. Aussähe, 187, 189.
Preußen — ein geographischer Legriff?

schon erreichten Stufe nationalen Boivußtfeins festzustellen ist, so blieb auch in
Preußen der letzte Schritt zum Einheitsstaat« vorläufig umgetan. Es ist das
historische Verdienst des europäischen Absolutismus, die Völker aus der terri¬
torialen Zersplitterung zu zentralisierten Staaten zusammengeballt zu haben,
aber erst der Konstiwtionalismus konnte das Werk seines Vorgängers vollende«,
indem er zur äußeren die innere Einheit fügte. Mrade in Preußen aber wurden
die Brücken, die von: Freiheitskämpfe zum Verfassungsstaate führten, nicht ge¬
schlagen — im Gegensatz vor allem zu Siiddeutschland. Die Erwerbungen im
Westen und Süden der Monarchie ließen neue Elemente in das Altpreußentum
einströmen, wodurch neue Asfimilierungen erforderlich wurden. Hier begann das
Beamtentum, der eigentliche Herrscher dieser Übergangszeit vom Absolutismus
zur Verfassungsmonarchie, abermals feine Verdienste um den Einheitsstaat zu be¬
weisen. Doch der Schlußstein im Gewölbe fehlte immer noch. Obgleich der ßon- .
scrvative Nationalstaatsgodanke — der zugleich der der politischen Romantik war
— in der Folge auf die staatliche Einheit der Gesamtnation verzichtete und sich
bewußt auf'den Einzelstaat als Träger des deutschen Nationalstaatsgedankens
zurückzog,') bot diese glanzvolle Steigerung der schlichten preußischen Einheits¬
idee — zu der sie sich sonst nie erhob, weil das parallele Wachstum der deut¬
schen Nationälidee dies verhinderte — leinen genügenden Ersatz für die noch
fehlenden Werte innerpolitischer Natur. Die gerade im Zeitalter der Restau¬
ration verbreitete Lehre vom monarchischen Prinzip — nach welcher alle Rechte
der Staatsgewalt im Oberhaupte desselben vereinigt find — beweist doch, wie die
GedanZen "der Zeit mangels einer rechten Anschauung von wirklicher staat-
l i es -e r Einheit als solcher in die Irre gingen und sich mit dem sinnlichen Sub¬
strat des Herrschers begnügen mußten, weil ihnen das konkret-abstrakte Wesen
staatlicher Gebiete körverschaft als Zentrcilisationspuntt noch nicht ausgegangen war.

Erst die Verfassung von 1850 ist das, wenn auch von unwilliger Hand
vollzogene, Siegel auf eine Entwicklung, deren einzelne Stadien wir an uns vor-
überfliegen ließen. Durch das gesamtstaatliche Parlament gewann Preußen ein
weithin ragendes unitarisches Symbol neben der Dynastie und unublwngig von
ihr. Was nachher kam, die ruhmvollen Kriege von 1864. 18W und 1870/71,
das glich nur mehr prüfenden Hanunerschlägen an das klingende Metall der
preußischen Staatseinheit und Staatsfestigkeit," wenn auch der Wachstumsprozeß,
erst im zweiten dieser Kriege seinen Abschluß fand,




l'Antae nous ernt ?russmimm conciers Zentem! Und da sollte wirtlich
ein unglücklicher .Krieg die Auflösung zwingend machen, die ruhmvolle Geschichte
dieser „prussis Mus" in Niederlage und Schmach enden, wie Herr von Batocti
meint? Als wenn wir nie ein Jena oder Tilsit überwunden und der preußische
Aar sich phöuixgleich «us der Asche des Zusammenbruchs erhoben hätte! Über die
Verwendung des Wortes Schmach in Verbindung mit jeuer Niederlage wollen
wir hier nicht rechten, uns scheint das schmähliche erst an einem anderen, spätere»
Punkte einzusetzen — wohl aber bestreiten wir im Hinblick auf die uns soeben
inS Gedächtnis zurückgerufenen Entwicklungsstadien aus der Geschichte der preu-
fstscheu Staatsbildung."daß die preußischen Provinzen „lediglich dach die Hohen-
zvlleniherrschaft und nicht durch die Natur der Dinge" zusammengehalten weiden,
daß also zwischen dem modernen, konstitutionellen Einheitsstaate und dem halb
teiritorial-parlikularistischen. halb fürstlich-zentralistischen Länderstaat des Großen
Ka'fürstnl eigentlich kein Unterschied besteht. Das heißt die Arbeit von Jahr-
Hunderten ignorieren, das bedeutet, gelzeimnisvvll-lebendiges Wurzelgeflecht der
Tust zerschneiden wegen einiger Schönheitsfehler und Reibungen an Kronen und
Stammen! Wohl kennen wir die lauten und stillen Gegensätze zwischen Ost und
W-se. auf politischem und religiösem, wirtschaftlichem und stammestundlichem
Gebiete; heute, vor 50, 100 und 200 Jahren. „Wir Deputierte Rheinlands und



7) Vgl. Meinecke, Histor. u. polie. Aussähe, 187, 189.
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[0018] Preußen — ein geographischer Legriff? schon erreichten Stufe nationalen Boivußtfeins festzustellen ist, so blieb auch in Preußen der letzte Schritt zum Einheitsstaat« vorläufig umgetan. Es ist das historische Verdienst des europäischen Absolutismus, die Völker aus der terri¬ torialen Zersplitterung zu zentralisierten Staaten zusammengeballt zu haben, aber erst der Konstiwtionalismus konnte das Werk seines Vorgängers vollende«, indem er zur äußeren die innere Einheit fügte. Mrade in Preußen aber wurden die Brücken, die von: Freiheitskämpfe zum Verfassungsstaate führten, nicht ge¬ schlagen — im Gegensatz vor allem zu Siiddeutschland. Die Erwerbungen im Westen und Süden der Monarchie ließen neue Elemente in das Altpreußentum einströmen, wodurch neue Asfimilierungen erforderlich wurden. Hier begann das Beamtentum, der eigentliche Herrscher dieser Übergangszeit vom Absolutismus zur Verfassungsmonarchie, abermals feine Verdienste um den Einheitsstaat zu be¬ weisen. Doch der Schlußstein im Gewölbe fehlte immer noch. Obgleich der ßon- . scrvative Nationalstaatsgodanke — der zugleich der der politischen Romantik war — in der Folge auf die staatliche Einheit der Gesamtnation verzichtete und sich bewußt auf'den Einzelstaat als Träger des deutschen Nationalstaatsgedankens zurückzog,') bot diese glanzvolle Steigerung der schlichten preußischen Einheits¬ idee — zu der sie sich sonst nie erhob, weil das parallele Wachstum der deut¬ schen Nationälidee dies verhinderte — leinen genügenden Ersatz für die noch fehlenden Werte innerpolitischer Natur. Die gerade im Zeitalter der Restau¬ ration verbreitete Lehre vom monarchischen Prinzip — nach welcher alle Rechte der Staatsgewalt im Oberhaupte desselben vereinigt find — beweist doch, wie die GedanZen "der Zeit mangels einer rechten Anschauung von wirklicher staat- l i es -e r Einheit als solcher in die Irre gingen und sich mit dem sinnlichen Sub¬ strat des Herrschers begnügen mußten, weil ihnen das konkret-abstrakte Wesen staatlicher Gebiete körverschaft als Zentrcilisationspuntt noch nicht ausgegangen war. Erst die Verfassung von 1850 ist das, wenn auch von unwilliger Hand vollzogene, Siegel auf eine Entwicklung, deren einzelne Stadien wir an uns vor- überfliegen ließen. Durch das gesamtstaatliche Parlament gewann Preußen ein weithin ragendes unitarisches Symbol neben der Dynastie und unublwngig von ihr. Was nachher kam, die ruhmvollen Kriege von 1864. 18W und 1870/71, das glich nur mehr prüfenden Hanunerschlägen an das klingende Metall der preußischen Staatseinheit und Staatsfestigkeit," wenn auch der Wachstumsprozeß, erst im zweiten dieser Kriege seinen Abschluß fand, l'Antae nous ernt ?russmimm conciers Zentem! Und da sollte wirtlich ein unglücklicher .Krieg die Auflösung zwingend machen, die ruhmvolle Geschichte dieser „prussis Mus" in Niederlage und Schmach enden, wie Herr von Batocti meint? Als wenn wir nie ein Jena oder Tilsit überwunden und der preußische Aar sich phöuixgleich «us der Asche des Zusammenbruchs erhoben hätte! Über die Verwendung des Wortes Schmach in Verbindung mit jeuer Niederlage wollen wir hier nicht rechten, uns scheint das schmähliche erst an einem anderen, spätere» Punkte einzusetzen — wohl aber bestreiten wir im Hinblick auf die uns soeben inS Gedächtnis zurückgerufenen Entwicklungsstadien aus der Geschichte der preu- fstscheu Staatsbildung."daß die preußischen Provinzen „lediglich dach die Hohen- zvlleniherrschaft und nicht durch die Natur der Dinge" zusammengehalten weiden, daß also zwischen dem modernen, konstitutionellen Einheitsstaate und dem halb teiritorial-parlikularistischen. halb fürstlich-zentralistischen Länderstaat des Großen Ka'fürstnl eigentlich kein Unterschied besteht. Das heißt die Arbeit von Jahr- Hunderten ignorieren, das bedeutet, gelzeimnisvvll-lebendiges Wurzelgeflecht der Tust zerschneiden wegen einiger Schönheitsfehler und Reibungen an Kronen und Stammen! Wohl kennen wir die lauten und stillen Gegensätze zwischen Ost und W-se. auf politischem und religiösem, wirtschaftlichem und stammestundlichem Gebiete; heute, vor 50, 100 und 200 Jahren. „Wir Deputierte Rheinlands und 7) Vgl. Meinecke, Histor. u. polie. Aussähe, 187, 189.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335181/18>, abgerufen am 06.02.2025.