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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr.

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Bekenntnisse und Selbstbcschuldigungen

ulllans n'ont trouver rien mieux qus ac tirer sur eux" (als die Schwadron
Marie Henriette durchmarschierte, haben diese Dummköpfe von Bauern in der
Meinung, daß es Ulanen wären, nichts Besseres gefunden, als auf sie zu schießen).


V. Plünderungen im eigenen Lande.

Daß die Belgier im eigenen Lande plünderten, war durchaus keine un¬
gewöhnliche Erscheinung.

In Marche-les-Dames wurde das prächtige Arenbergsche Schloß wegen
Spionageverdachts der Herrschaft in Grund und Boden verwüstet. Wie es dabei
herging, beschreibt unorthographisch, aber anschaulich ein beteiligter Pionier am
21. August 1914: "On 3 vole ac de>ut, ass iusil, ach pipe, ac l'al'gelte, enim
tout . . . j'al sur bu 2S0 bouteilles as vin pour ma pari, enim sa ä aure
Is jours et c>n etait sous tous les jours" (Man hat von allem gestohlen,
Gewehre, Pfeifen, Geld, kurz alles ... ich habe sicher für mein Teil 250 Flaschen
Wein getrunken, es hat 14 Tage gedauert, und man war alle Tage besoffen).

Es handelte sich Wohl um Plünderungen von Feindesgut. Mancher mag
darin eine Entschuldigung sehen. Doch dem Eigentum der echtesten Belgier ist es
nicht besser ergangen. Höchst drastischen Kellerszenen begegnet man da, voll echt¬
flämischer Genußfreudigkeit. Hier nur eine aus Contich bei Antwerpen, geschildert
am 6. Oktober 1914: "Oe^en briet is MseNreven in een Kastssl, vij ?ijn nier
met lieu van vns mannen en ?ijn aan esu Zoeäe Zlas v/ijn en slrampaZne es
ärinken, KieKens en Kommen es eden. Den sitt liZ^en al te slapen äat ?e
rouler, clwnke ZelijK ?^vijns, ik den ook niet veel mon" (Dieser Brief ist
geschrieben in einem Schloß. Wir sind hier zu zehrt von unsern Leuten und dabei,
ein gutes Glas Wein und Sekt zu trinken, Hühner und Kaninchen zu essen. Die
Hälfte liegt schon und schläft, daß sie schnarcht, besoffen wie die Schweine. Ich
bin auch nicht weit davon).

Dabei beschränkten sich die belgischen Truppen keineswegs auf harmlosen
Mundrand. Aus Waarloos bei Antwerpen schreibt ein Offizier seiner Gattin
3. Oktober 1914: "tuer Zaan as msnselren overal loopen en Kurre trugen 2ljn
leeZZepIunäerä en vervoest van ac soläaten" (hier flüchten die Menschen
überall, und ihre Häuser sind leergeplündert und verwüstet von den Soldaten).

Aus Bouchout 4. Oktober 1914 warnt ein belgischer Soldat eine Freundin
vor dem Flüchten: "IK sie Iret gsnosZ nier, Iioe net Zaat, alles vorät Zeplunäert
en in stuKKeri ZeslaZsn" (Ich sehe es hier genug,, wie es geht: alles wird
geplündert und in Stücke geschlagen).

Ähnlich aus Hoboken 7. Oktober 1914 ein Geniesoldat an seine Frau: "IK red
ge?im xvat on?s soläaten ?oval in as nu!?en unsteten. Irasnt alles es vsr-
berZen . . . ^.1 vat ?ij vinäsn äat aimer Kan, als Iremäen, ^oKKen en?. vorät
meäegsnomen" (Ich habe gesehen, was unsere Soldaten alles in den Häusern
verüben. Trachte alles zu verbergen . . . Alles was sie dienliches finden, -als
Hemden, Socken usw., wird mitgenommen).

Es ist nicht zu bezweifeln: Sobald die Einwohner flohen, wurden ihre Häuser
von den belgischen Soldaten systematisch geplündert und verwüstet!

Vielen der so durch die eigenen Truppen geschädigten Landesbewohner blieb
das verborgen. Als sie wieder zurückkamen, waren ihre Heimatsörter schon von
deutschen Truppen besetzt. Natürlich hielten sie diese für die Urheber der Plünde¬
rungen und Verwüstungen.

Damit rechneten auch die belgischen Soldaten I Ein Artillerist vor Antwerpen
spricht es einem Freunde gegenüber mit dürren Worten aus, indem er von den
belgischen Truppen schreibt: "üij baten (soll heißen: paKKen) al xvaar aan Kuren,
en aan ?ijn net ac äuissn ale net äosn" (sie nehmen alles, woran sie können,
und dann sind es die Deutschen, die eS getan haben).

Und welche brutale Freude an der Zerstörung -- selbst wo es sich um Hab
und Gut der eigenen Landsleute handelte -- steckte in diesen belgischen Soldaten!
Der Brief eines Soldaten vom 1. Linienregiment zeigt es in ungeschminkter Drastik


Bekenntnisse und Selbstbcschuldigungen

ulllans n'ont trouver rien mieux qus ac tirer sur eux" (als die Schwadron
Marie Henriette durchmarschierte, haben diese Dummköpfe von Bauern in der
Meinung, daß es Ulanen wären, nichts Besseres gefunden, als auf sie zu schießen).


V. Plünderungen im eigenen Lande.

Daß die Belgier im eigenen Lande plünderten, war durchaus keine un¬
gewöhnliche Erscheinung.

In Marche-les-Dames wurde das prächtige Arenbergsche Schloß wegen
Spionageverdachts der Herrschaft in Grund und Boden verwüstet. Wie es dabei
herging, beschreibt unorthographisch, aber anschaulich ein beteiligter Pionier am
21. August 1914: „On 3 vole ac de>ut, ass iusil, ach pipe, ac l'al'gelte, enim
tout . . . j'al sur bu 2S0 bouteilles as vin pour ma pari, enim sa ä aure
Is jours et c>n etait sous tous les jours" (Man hat von allem gestohlen,
Gewehre, Pfeifen, Geld, kurz alles ... ich habe sicher für mein Teil 250 Flaschen
Wein getrunken, es hat 14 Tage gedauert, und man war alle Tage besoffen).

Es handelte sich Wohl um Plünderungen von Feindesgut. Mancher mag
darin eine Entschuldigung sehen. Doch dem Eigentum der echtesten Belgier ist es
nicht besser ergangen. Höchst drastischen Kellerszenen begegnet man da, voll echt¬
flämischer Genußfreudigkeit. Hier nur eine aus Contich bei Antwerpen, geschildert
am 6. Oktober 1914: „Oe^en briet is MseNreven in een Kastssl, vij ?ijn nier
met lieu van vns mannen en ?ijn aan esu Zoeäe Zlas v/ijn en slrampaZne es
ärinken, KieKens en Kommen es eden. Den sitt liZ^en al te slapen äat ?e
rouler, clwnke ZelijK ?^vijns, ik den ook niet veel mon" (Dieser Brief ist
geschrieben in einem Schloß. Wir sind hier zu zehrt von unsern Leuten und dabei,
ein gutes Glas Wein und Sekt zu trinken, Hühner und Kaninchen zu essen. Die
Hälfte liegt schon und schläft, daß sie schnarcht, besoffen wie die Schweine. Ich
bin auch nicht weit davon).

Dabei beschränkten sich die belgischen Truppen keineswegs auf harmlosen
Mundrand. Aus Waarloos bei Antwerpen schreibt ein Offizier seiner Gattin
3. Oktober 1914: „tuer Zaan as msnselren overal loopen en Kurre trugen 2ljn
leeZZepIunäerä en vervoest van ac soläaten" (hier flüchten die Menschen
überall, und ihre Häuser sind leergeplündert und verwüstet von den Soldaten).

Aus Bouchout 4. Oktober 1914 warnt ein belgischer Soldat eine Freundin
vor dem Flüchten: „IK sie Iret gsnosZ nier, Iioe net Zaat, alles vorät Zeplunäert
en in stuKKeri ZeslaZsn" (Ich sehe es hier genug,, wie es geht: alles wird
geplündert und in Stücke geschlagen).

Ähnlich aus Hoboken 7. Oktober 1914 ein Geniesoldat an seine Frau: „IK red
ge?im xvat on?s soläaten ?oval in as nu!?en unsteten. Irasnt alles es vsr-
berZen . . . ^.1 vat ?ij vinäsn äat aimer Kan, als Iremäen, ^oKKen en?. vorät
meäegsnomen" (Ich habe gesehen, was unsere Soldaten alles in den Häusern
verüben. Trachte alles zu verbergen . . . Alles was sie dienliches finden, -als
Hemden, Socken usw., wird mitgenommen).

Es ist nicht zu bezweifeln: Sobald die Einwohner flohen, wurden ihre Häuser
von den belgischen Soldaten systematisch geplündert und verwüstet!

Vielen der so durch die eigenen Truppen geschädigten Landesbewohner blieb
das verborgen. Als sie wieder zurückkamen, waren ihre Heimatsörter schon von
deutschen Truppen besetzt. Natürlich hielten sie diese für die Urheber der Plünde¬
rungen und Verwüstungen.

Damit rechneten auch die belgischen Soldaten I Ein Artillerist vor Antwerpen
spricht es einem Freunde gegenüber mit dürren Worten aus, indem er von den
belgischen Truppen schreibt: „üij baten (soll heißen: paKKen) al xvaar aan Kuren,
en aan ?ijn net ac äuissn ale net äosn" (sie nehmen alles, woran sie können,
und dann sind es die Deutschen, die eS getan haben).

Und welche brutale Freude an der Zerstörung — selbst wo es sich um Hab
und Gut der eigenen Landsleute handelte — steckte in diesen belgischen Soldaten!
Der Brief eines Soldaten vom 1. Linienregiment zeigt es in ungeschminkter Drastik


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[0146] Bekenntnisse und Selbstbcschuldigungen ulllans n'ont trouver rien mieux qus ac tirer sur eux" (als die Schwadron Marie Henriette durchmarschierte, haben diese Dummköpfe von Bauern in der Meinung, daß es Ulanen wären, nichts Besseres gefunden, als auf sie zu schießen). V. Plünderungen im eigenen Lande. Daß die Belgier im eigenen Lande plünderten, war durchaus keine un¬ gewöhnliche Erscheinung. In Marche-les-Dames wurde das prächtige Arenbergsche Schloß wegen Spionageverdachts der Herrschaft in Grund und Boden verwüstet. Wie es dabei herging, beschreibt unorthographisch, aber anschaulich ein beteiligter Pionier am 21. August 1914: „On 3 vole ac de>ut, ass iusil, ach pipe, ac l'al'gelte, enim tout . . . j'al sur bu 2S0 bouteilles as vin pour ma pari, enim sa ä aure Is jours et c>n etait sous tous les jours" (Man hat von allem gestohlen, Gewehre, Pfeifen, Geld, kurz alles ... ich habe sicher für mein Teil 250 Flaschen Wein getrunken, es hat 14 Tage gedauert, und man war alle Tage besoffen). Es handelte sich Wohl um Plünderungen von Feindesgut. Mancher mag darin eine Entschuldigung sehen. Doch dem Eigentum der echtesten Belgier ist es nicht besser ergangen. Höchst drastischen Kellerszenen begegnet man da, voll echt¬ flämischer Genußfreudigkeit. Hier nur eine aus Contich bei Antwerpen, geschildert am 6. Oktober 1914: „Oe^en briet is MseNreven in een Kastssl, vij ?ijn nier met lieu van vns mannen en ?ijn aan esu Zoeäe Zlas v/ijn en slrampaZne es ärinken, KieKens en Kommen es eden. Den sitt liZ^en al te slapen äat ?e rouler, clwnke ZelijK ?^vijns, ik den ook niet veel mon" (Dieser Brief ist geschrieben in einem Schloß. Wir sind hier zu zehrt von unsern Leuten und dabei, ein gutes Glas Wein und Sekt zu trinken, Hühner und Kaninchen zu essen. Die Hälfte liegt schon und schläft, daß sie schnarcht, besoffen wie die Schweine. Ich bin auch nicht weit davon). Dabei beschränkten sich die belgischen Truppen keineswegs auf harmlosen Mundrand. Aus Waarloos bei Antwerpen schreibt ein Offizier seiner Gattin 3. Oktober 1914: „tuer Zaan as msnselren overal loopen en Kurre trugen 2ljn leeZZepIunäerä en vervoest van ac soläaten" (hier flüchten die Menschen überall, und ihre Häuser sind leergeplündert und verwüstet von den Soldaten). Aus Bouchout 4. Oktober 1914 warnt ein belgischer Soldat eine Freundin vor dem Flüchten: „IK sie Iret gsnosZ nier, Iioe net Zaat, alles vorät Zeplunäert en in stuKKeri ZeslaZsn" (Ich sehe es hier genug,, wie es geht: alles wird geplündert und in Stücke geschlagen). Ähnlich aus Hoboken 7. Oktober 1914 ein Geniesoldat an seine Frau: „IK red ge?im xvat on?s soläaten ?oval in as nu!?en unsteten. Irasnt alles es vsr- berZen . . . ^.1 vat ?ij vinäsn äat aimer Kan, als Iremäen, ^oKKen en?. vorät meäegsnomen" (Ich habe gesehen, was unsere Soldaten alles in den Häusern verüben. Trachte alles zu verbergen . . . Alles was sie dienliches finden, -als Hemden, Socken usw., wird mitgenommen). Es ist nicht zu bezweifeln: Sobald die Einwohner flohen, wurden ihre Häuser von den belgischen Soldaten systematisch geplündert und verwüstet! Vielen der so durch die eigenen Truppen geschädigten Landesbewohner blieb das verborgen. Als sie wieder zurückkamen, waren ihre Heimatsörter schon von deutschen Truppen besetzt. Natürlich hielten sie diese für die Urheber der Plünde¬ rungen und Verwüstungen. Damit rechneten auch die belgischen Soldaten I Ein Artillerist vor Antwerpen spricht es einem Freunde gegenüber mit dürren Worten aus, indem er von den belgischen Truppen schreibt: „üij baten (soll heißen: paKKen) al xvaar aan Kuren, en aan ?ijn net ac äuissn ale net äosn" (sie nehmen alles, woran sie können, und dann sind es die Deutschen, die eS getan haben). Und welche brutale Freude an der Zerstörung — selbst wo es sich um Hab und Gut der eigenen Landsleute handelte — steckte in diesen belgischen Soldaten! Der Brief eines Soldaten vom 1. Linienregiment zeigt es in ungeschminkter Drastik

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335181/146>, abgerufen am 05.02.2025.