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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr.

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Papst Benedikt der Fünfzehnte und die Friedenskonferenz

Wieder tritt die alte Voreingenommenheit Italiens lallen gutgemeinten
und wohlwollenden Absichten der Kurie von vornherein hindernd in den Weg.
Italiens Beitritt zur Entente war nur zu haben unter der Bedingung, daß dem
Londoner geheimen Abkommen vom 26. April 1915 folgender Artikel 15 ein¬
gefügt wurde:

"Frankreich, Großbritannien und Nußland verpflichten sich, Italien in
seinem Vorhaben, nicht zu gestatten, daß Vertreter des Heiligen, Stuhles an der
diplomatischen Aktion bezüglich des Friedensschlusses und der Lösung der mit
dem Kriege verbundenen Fragen teilnehmen, zu unterstützen" (nach "Secolo"
vom 14. Februar 1918).

Das war eine von wahrhaft übertriebener Ängstlichkeit erzeugte Prüven-
tiv-Maßregel! Auf dem päpstlichen Thron saß ja nicht mehr Leo der Drei¬
zehnte, auch nicht Pius der Zehnte, sondern seit wenigen Monaten Benedikt der
Fünfzehnte.

Seit wenigen Monaten, seit dem 3. September 1914! Man darf dessen
sicher sein, daß die drei Ententemächte zur Zeit, als sie den dritten Genossen aus
dem Dreibunde sür sich endgültig zu gewinnen- und festzulegen suchten, über die
Persönlichkeit Benedikts des Fünfzehnten sich noch nicht vollständig im klaren
sein konnten. Vor "allem über den Punkt: Würde Benedikt hinsichtlich der
römischen Frage denselben unversöhnlichen Standpunkt einnehmen wie einst
Leo der Dreizehnte? Sehr bald sollte es sich zeigen, daß dem durchaus nicht so
ist. Allerdings hat Benedikt noch keinen völligen Verzicht aus seine territoriale
Hoheit überhaupt ausgesprochen. Aus gewichtigen Gründen läßt sich das von
dem Oberhaupte der katholischen Kirche nicht erwarten! Aber im übrigen geht
Papst Benedikts Entgegenkommen bis an die Grenze des Möglichen. Wieder¬
holt hat er erklärt: Nicht mit Gewalt wolle er weltlichen Besitz und die inter¬
nationale Sicherung eines solchen erstreben; nur als willige Gabe wolle er
beides aus den Händen des italienischen Volkes entgegennehmen. Seines
Volkes! Denn der ehemalige Kardinal della Chiesa fühlt sich mit flammendem
Patriotismus als Italiener. Er vertraut aus den Gerechtigkeitssinn des italie-
schen Volkes, wie sich sein Kardinalstaatssekretär Gasparri in einer Unterredung
Ende Juni 1915 ausdrückte. Und auf welches Gebiet erhebt er Anspruch? Wie
uns der langjährige Präfekt der Vatikanischen Bibliothek ?. Franz Ehrle in
einem Aussatze der "Stimmen der Zeit" (im September 1916) erraten ließ, aus
den Vatikan, die Peterskirche mit dem Petersplatz in angemessener Abrundung.
Mit einem Papste, der sich so vollständig als einer der Ihrigen -fühlt, dürften sich
die Italiener leicht verständigen, sofern der gute Wille dazu auf ihrer Seite vor¬
handen ist. Damit verliert jene Besorgnis, aus der -bei ihnen die Klausel des
oben zitierten Artikels 15 im Londoner Geheimabkommen entstanden ist, mehr
und mehr ihre Daseinsberechtigung!

Doch es handelt sich um einen Friedenskongreß, -- um die Schaffung
eines dauernden Friedens nach dem furchtbaren Weltkriege! In diesem hat nie-
mand so oft sich als echter Apostel des Friedens bewährt, -als gerade Papst Bene¬
dikt der Fünfzehnte. Seinen Mahnungen an die kriegführenden Völker, mit
denen er seine Regierung einleitete und den ersten Jahrestag des Kriegsbeginnes
markierte, seinen in gleichem Sinne, aber in zunehmender Dringlichkeit gefaßten
Ansprachen und Rundschreiben an das-Kardinalskollegium und an kirchliche Ober¬
häupter folgte die bekannte Friedensnote vom 1. August 1917 mit positiven
Vorschlägen -an die Machthaber der kriegführenden Völker. Sie ist von den
Souveränen der Mittelmächte und ihrer Verbündeten eingehend und entgegen¬
kommend beantwortet worden; sie hat aber auch volle Beachtung bei der En¬
tente gefunden, viel mehr als es nach Sinn und Tendenz der "Londoner Klausel"
zu erwarten -war. Die Regierungen Englands und .Frankreichs haben allerdings
die päpstliche Note schließlich unbeantwortet gelassen. Die englische scheint Wohl,
wie Wendungen der "Westminster Gazette" und des "Daily Telegraph", wie ge¬
legentliche Erklärungen des Ministerpräsidenten Lloyd George und Lord Cecils
vermuten ließen, eine Beantwortung beabsichtigt zu haben. In Rücksicht aus


Papst Benedikt der Fünfzehnte und die Friedenskonferenz

Wieder tritt die alte Voreingenommenheit Italiens lallen gutgemeinten
und wohlwollenden Absichten der Kurie von vornherein hindernd in den Weg.
Italiens Beitritt zur Entente war nur zu haben unter der Bedingung, daß dem
Londoner geheimen Abkommen vom 26. April 1915 folgender Artikel 15 ein¬
gefügt wurde:

„Frankreich, Großbritannien und Nußland verpflichten sich, Italien in
seinem Vorhaben, nicht zu gestatten, daß Vertreter des Heiligen, Stuhles an der
diplomatischen Aktion bezüglich des Friedensschlusses und der Lösung der mit
dem Kriege verbundenen Fragen teilnehmen, zu unterstützen" (nach „Secolo"
vom 14. Februar 1918).

Das war eine von wahrhaft übertriebener Ängstlichkeit erzeugte Prüven-
tiv-Maßregel! Auf dem päpstlichen Thron saß ja nicht mehr Leo der Drei¬
zehnte, auch nicht Pius der Zehnte, sondern seit wenigen Monaten Benedikt der
Fünfzehnte.

Seit wenigen Monaten, seit dem 3. September 1914! Man darf dessen
sicher sein, daß die drei Ententemächte zur Zeit, als sie den dritten Genossen aus
dem Dreibunde sür sich endgültig zu gewinnen- und festzulegen suchten, über die
Persönlichkeit Benedikts des Fünfzehnten sich noch nicht vollständig im klaren
sein konnten. Vor «allem über den Punkt: Würde Benedikt hinsichtlich der
römischen Frage denselben unversöhnlichen Standpunkt einnehmen wie einst
Leo der Dreizehnte? Sehr bald sollte es sich zeigen, daß dem durchaus nicht so
ist. Allerdings hat Benedikt noch keinen völligen Verzicht aus seine territoriale
Hoheit überhaupt ausgesprochen. Aus gewichtigen Gründen läßt sich das von
dem Oberhaupte der katholischen Kirche nicht erwarten! Aber im übrigen geht
Papst Benedikts Entgegenkommen bis an die Grenze des Möglichen. Wieder¬
holt hat er erklärt: Nicht mit Gewalt wolle er weltlichen Besitz und die inter¬
nationale Sicherung eines solchen erstreben; nur als willige Gabe wolle er
beides aus den Händen des italienischen Volkes entgegennehmen. Seines
Volkes! Denn der ehemalige Kardinal della Chiesa fühlt sich mit flammendem
Patriotismus als Italiener. Er vertraut aus den Gerechtigkeitssinn des italie-
schen Volkes, wie sich sein Kardinalstaatssekretär Gasparri in einer Unterredung
Ende Juni 1915 ausdrückte. Und auf welches Gebiet erhebt er Anspruch? Wie
uns der langjährige Präfekt der Vatikanischen Bibliothek ?. Franz Ehrle in
einem Aussatze der „Stimmen der Zeit" (im September 1916) erraten ließ, aus
den Vatikan, die Peterskirche mit dem Petersplatz in angemessener Abrundung.
Mit einem Papste, der sich so vollständig als einer der Ihrigen -fühlt, dürften sich
die Italiener leicht verständigen, sofern der gute Wille dazu auf ihrer Seite vor¬
handen ist. Damit verliert jene Besorgnis, aus der -bei ihnen die Klausel des
oben zitierten Artikels 15 im Londoner Geheimabkommen entstanden ist, mehr
und mehr ihre Daseinsberechtigung!

Doch es handelt sich um einen Friedenskongreß, — um die Schaffung
eines dauernden Friedens nach dem furchtbaren Weltkriege! In diesem hat nie-
mand so oft sich als echter Apostel des Friedens bewährt, -als gerade Papst Bene¬
dikt der Fünfzehnte. Seinen Mahnungen an die kriegführenden Völker, mit
denen er seine Regierung einleitete und den ersten Jahrestag des Kriegsbeginnes
markierte, seinen in gleichem Sinne, aber in zunehmender Dringlichkeit gefaßten
Ansprachen und Rundschreiben an das-Kardinalskollegium und an kirchliche Ober¬
häupter folgte die bekannte Friedensnote vom 1. August 1917 mit positiven
Vorschlägen -an die Machthaber der kriegführenden Völker. Sie ist von den
Souveränen der Mittelmächte und ihrer Verbündeten eingehend und entgegen¬
kommend beantwortet worden; sie hat aber auch volle Beachtung bei der En¬
tente gefunden, viel mehr als es nach Sinn und Tendenz der „Londoner Klausel"
zu erwarten -war. Die Regierungen Englands und .Frankreichs haben allerdings
die päpstliche Note schließlich unbeantwortet gelassen. Die englische scheint Wohl,
wie Wendungen der „Westminster Gazette" und des „Daily Telegraph", wie ge¬
legentliche Erklärungen des Ministerpräsidenten Lloyd George und Lord Cecils
vermuten ließen, eine Beantwortung beabsichtigt zu haben. In Rücksicht aus


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335181/138>, abgerufen am 05.02.2025.