Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr.Preußen -- ein geographischer Begriff? daß nicht ängstliches Festhalten, sondern nur Wagemut bei allen Parteien heute Selbstverständlich ist damit nicht der Herrschaft der Halbwüchslinge daS Auch wir, die jungen und zukunftssicheren im Lager der Rechten, jubeln Diese, die wahre und große deutsche Revolution, ist auf dem Marsch. Wehe Preußen ein geographischer Begriff? Dr. Heinrich Gelo INcisner von er 9. November bedeutet nicht nur eine neue Epoche unserer Ber- Besteht der Begriff des preußischen Einheitsstaates heute 2) Dwser Aussatz gibt in seinen Schlußfolgerungen lediglich die Meinung des
Herrn Verfassers wieder. Ich vermag ihm nicht in allem zu folgen. Nachdem aber bisher fast ausschließlich Stimmen für die restlose Auslösung Preußens M Worte ge¬ G. Cl. kommen sind, scheint es mir nützlich, auch einer andern Gehör zu. verschaffen. Preußen — ein geographischer Begriff? daß nicht ängstliches Festhalten, sondern nur Wagemut bei allen Parteien heute Selbstverständlich ist damit nicht der Herrschaft der Halbwüchslinge daS Auch wir, die jungen und zukunftssicheren im Lager der Rechten, jubeln Diese, die wahre und große deutsche Revolution, ist auf dem Marsch. Wehe Preußen ein geographischer Begriff? Dr. Heinrich Gelo INcisner von er 9. November bedeutet nicht nur eine neue Epoche unserer Ber- Besteht der Begriff des preußischen Einheitsstaates heute 2) Dwser Aussatz gibt in seinen Schlußfolgerungen lediglich die Meinung des
Herrn Verfassers wieder. Ich vermag ihm nicht in allem zu folgen. Nachdem aber bisher fast ausschließlich Stimmen für die restlose Auslösung Preußens M Worte ge¬ G. Cl. kommen sind, scheint es mir nützlich, auch einer andern Gehör zu. verschaffen. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0013" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/335195"/> <fw type="header" place="top"> Preußen — ein geographischer Begriff?</fw><lb/> <p xml:id="ID_17" prev="#ID_16"> daß nicht ängstliches Festhalten, sondern nur Wagemut bei allen Parteien heute<lb/> .zur Führerschaft ausweist.</p><lb/> <p xml:id="ID_18"> Selbstverständlich ist damit nicht der Herrschaft der Halbwüchslinge daS<lb/> Wort geredet, zu der sich das Regiment der Arbeiter- und Soldatenräte vielfach<lb/> ausmachst. Was heute noch im wehrfähigen Alter steht, die Generation, die den<lb/> Krieg am eigenen Leibe gespürt hat, die wie keine von ihm erfaßt und innerlich<lb/> gewandelt ist, nicht aber die überständiger Greise oder gar die Rekruten sind dazu<lb/> berufen, das Steuer tatkräftig in die Hand zu nehmen. Die Novemberunruhen,<lb/> die unserer militärischen Widerstandskraft das Rückgrat gebrochen und uns wehr¬<lb/> los in die Hände unserer Feinde ausgeliefert haben, sind von ein paar unverant¬<lb/> wortlichen Führern mit Hilfe der Hefe des Heeres in Heimat und Etappe ins<lb/> Werk gesetzt wenden, die jeder rechte Frontsoldat auf tiefste mißachtet. Schon<lb/> weht allenthalben ein anderer Wind, seit das Frontheer zurückströme, das eine zu<lb/> schwere Schule der Verantwortlichkeit durchgemacht h^t, um dies zersetzende,<lb/> vrdnu:?gszerstörende Treiben auf die Dauer zu dulden. Die Front ist der große<lb/> Kräftebehälter, aus dem auch die politischen Talente aller Parteien aufsteigen<lb/> müssen, denen es obliegt, das eigentliche Werk der Revolution zu beginnen uno<lb/> zu vollenden. Dazu gehört Zeit. Wie die ProbleM des Krieges langsam gereift<lb/> sind, so wird auch die Revolution erst ganz allmählich zu sich selber kommen.<lb/> Das aber wird nicht mehr ein Rummel für Straßenjungen, wird hoffentlich auch<lb/> nicht ein sinnloses Wüten aller gegen alle nach dem Traum der Spartakusleute,<lb/> das wird die sicher nicht ohne schwere Kämpfe sich vollziehende Erneuerung der<lb/> Säfte und Kräfte unseres gesamten politischen Lebens sein. Alle Schichten und<lb/> Parteien werden daran Anteil haben. Für sie müssen alle Sinne geschärft, alle<lb/> Muskeln gestrafft werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_19"> Auch wir, die jungen und zukunftssicheren im Lager der Rechten, jubeln<lb/> ihr zu, weil sie groß und innerlich befreiend sein wird, wie ein reinigendes<lb/> Gewitter.</p><lb/> <p xml:id="ID_20"> Diese, die wahre und große deutsche Revolution, ist auf dem Marsch. Wehe<lb/> den lahmen Greisen, die da nicht Schritt halten können. Ihre Stunde ist vor¬<lb/> bei, ihnen ist nicht zu helfen. Heil und Sieg allen jungen und starken Kräften,<lb/> von denen dem deutschen Volk das Wunder seiner Errettung kommen muß.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Preußen ein geographischer Begriff?<lb/><note type="byline"> Dr. Heinrich Gelo INcisner</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_21"> er 9. November bedeutet nicht nur eine neue Epoche unserer Ber-<lb/> fassuugsentwicklung, auch das Problem der deutschen Swaten-<lb/> bildung ist wieder akut geworden. Daß hier ein innerer Zu¬<lb/> sammenhang vorliegt, werden wir noch sehen. ^)</p><lb/> <p xml:id="ID_22" next="#ID_23"> Besteht der Begriff des preußischen Einheitsstaates heute<lb/> ... noch? Die Frage gestellt nicht in dem äußerlichen Sinne einer<lb/> Jude"grstät"seines Gebietes, im Hinblick auf tatsächliche Auflösungserscheinungen,<lb/> wie sie revolutionäre Zeiten mit sich bringen könnten, wie sie aber mit allmäh¬<lb/> licher Konsolidieruna von selbst wisder verschwinden. Vielmehr, besteht jener</p><lb/> <note xml:id="FID_3" place="foot"> 2) Dwser Aussatz gibt in seinen Schlußfolgerungen lediglich die Meinung des<lb/> Herrn Verfassers wieder. Ich vermag ihm nicht in allem zu folgen. Nachdem aber<lb/> bisher fast ausschließlich Stimmen für die restlose Auslösung Preußens M Worte ge¬<lb/><note type="byline"> G. Cl.</note> kommen sind, scheint es mir nützlich, auch einer andern Gehör zu. verschaffen. </note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0013]
Preußen — ein geographischer Begriff?
daß nicht ängstliches Festhalten, sondern nur Wagemut bei allen Parteien heute
.zur Führerschaft ausweist.
Selbstverständlich ist damit nicht der Herrschaft der Halbwüchslinge daS
Wort geredet, zu der sich das Regiment der Arbeiter- und Soldatenräte vielfach
ausmachst. Was heute noch im wehrfähigen Alter steht, die Generation, die den
Krieg am eigenen Leibe gespürt hat, die wie keine von ihm erfaßt und innerlich
gewandelt ist, nicht aber die überständiger Greise oder gar die Rekruten sind dazu
berufen, das Steuer tatkräftig in die Hand zu nehmen. Die Novemberunruhen,
die unserer militärischen Widerstandskraft das Rückgrat gebrochen und uns wehr¬
los in die Hände unserer Feinde ausgeliefert haben, sind von ein paar unverant¬
wortlichen Führern mit Hilfe der Hefe des Heeres in Heimat und Etappe ins
Werk gesetzt wenden, die jeder rechte Frontsoldat auf tiefste mißachtet. Schon
weht allenthalben ein anderer Wind, seit das Frontheer zurückströme, das eine zu
schwere Schule der Verantwortlichkeit durchgemacht h^t, um dies zersetzende,
vrdnu:?gszerstörende Treiben auf die Dauer zu dulden. Die Front ist der große
Kräftebehälter, aus dem auch die politischen Talente aller Parteien aufsteigen
müssen, denen es obliegt, das eigentliche Werk der Revolution zu beginnen uno
zu vollenden. Dazu gehört Zeit. Wie die ProbleM des Krieges langsam gereift
sind, so wird auch die Revolution erst ganz allmählich zu sich selber kommen.
Das aber wird nicht mehr ein Rummel für Straßenjungen, wird hoffentlich auch
nicht ein sinnloses Wüten aller gegen alle nach dem Traum der Spartakusleute,
das wird die sicher nicht ohne schwere Kämpfe sich vollziehende Erneuerung der
Säfte und Kräfte unseres gesamten politischen Lebens sein. Alle Schichten und
Parteien werden daran Anteil haben. Für sie müssen alle Sinne geschärft, alle
Muskeln gestrafft werden.
Auch wir, die jungen und zukunftssicheren im Lager der Rechten, jubeln
ihr zu, weil sie groß und innerlich befreiend sein wird, wie ein reinigendes
Gewitter.
Diese, die wahre und große deutsche Revolution, ist auf dem Marsch. Wehe
den lahmen Greisen, die da nicht Schritt halten können. Ihre Stunde ist vor¬
bei, ihnen ist nicht zu helfen. Heil und Sieg allen jungen und starken Kräften,
von denen dem deutschen Volk das Wunder seiner Errettung kommen muß.
Preußen ein geographischer Begriff?
Dr. Heinrich Gelo INcisner von
er 9. November bedeutet nicht nur eine neue Epoche unserer Ber-
fassuugsentwicklung, auch das Problem der deutschen Swaten-
bildung ist wieder akut geworden. Daß hier ein innerer Zu¬
sammenhang vorliegt, werden wir noch sehen. ^)
Besteht der Begriff des preußischen Einheitsstaates heute
... noch? Die Frage gestellt nicht in dem äußerlichen Sinne einer
Jude"grstät"seines Gebietes, im Hinblick auf tatsächliche Auflösungserscheinungen,
wie sie revolutionäre Zeiten mit sich bringen könnten, wie sie aber mit allmäh¬
licher Konsolidieruna von selbst wisder verschwinden. Vielmehr, besteht jener
2) Dwser Aussatz gibt in seinen Schlußfolgerungen lediglich die Meinung des
Herrn Verfassers wieder. Ich vermag ihm nicht in allem zu folgen. Nachdem aber
bisher fast ausschließlich Stimmen für die restlose Auslösung Preußens M Worte ge¬
G. Cl. kommen sind, scheint es mir nützlich, auch einer andern Gehör zu. verschaffen.
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