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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr.

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Die Revolution, die wir brauchten

Vertretungen übernahmen im großen und kleinen die Rolle der Parlamente, die
meist recht saug- und klanglos in der Versenkung verschwanden und durch ihr
unrühmliches Ende ihre politische Jämmerlichkeit auch denen bekundeten, die aus
Doktrinarismus oder Harmlosigkeit bisher nicht daran hatten glauben wollen.
Indem aber die Exekutive von feiten dieser A.- und S.-Rute. die sich als Träger
der revolutionären Gewalt fühlten, doch allenthalben in die Hand der Regierungs¬
organe zurückgegeben wurde, änderte sich im Grunde in unserer Regierung nichts
als die Besetzung der wichtigsten Ämter, die mit dem Gros ihres früheren Be¬
amtenstandes weiter arbeitete. Und um die Liquidierung dieses Schwebezustandes
streiten sich zwei Gewalten: das gesamte Bürgertum mitsamt einer starken Mehr¬
heit innerhalb des sozialistischen Proletariats wünscht die Nationalversammlung,
die mit einer neuen Gestaltung der Verfassung den Regierungen wieder eins
rechtliche Grundlage geben und die improvisierten Massenvertretuugen durch eine
Nationalgesamtvertretung ersetzen soll, die Radikalen von der äußersten Linken
hingegen wollen die proletarische Klassendiktatur durch Übertragung der gesamten
Gewalt an die Arbeiter- und Soldatenräte, die bei fortschreitender Demobilisierung
sich automatisch in reine Arbeiterräte verwandeln müssen. Auf dem wackligen
Postament, an dem von rechts und links gezerrt wird, steht die derzeitige Re¬
gierung in einem Augenblick, wo es um die deuische Zukunft für Jahrzehnte und
Jahrhunderte, wo es um Sein und Nichtsein des deutschen Volkes geht, wo eS
alle Sinne und Gedanken auf das eine große Ziel zu konzentrieren gilt, aus dem
furchtbaren Schiffbruch wenigstens noch einige rettende Planken für die Zukunft
unseres Volkes zu ergattern, muß die Regierung noch dauernd gegen die Gewalten
ankämpfen, die ihren eigenen Bestand bedrohen. Eine wahrhaft furchtbare Lage
für unser schon zum äußersten geprüftes Volk.


II.

Es ist soviel über die politische Ideenlosigkeit des alten Regimes geklagt
worden, baß die Frage wohl erlaubt ist, wo denn nun eigentlich die Ideen zu
suchen sind, mit denen das neue über das alte Regiment triumphieren will.
SZelien wir diese Frage zunächst in außenpolitischer Richtung, so ist bereits mit
recht betont worden, daß die einzige Gruppe der sozialistischen Linken, die über¬
haupt so etwas wie ein außenpolitisches Programm hat, die Spartakusgrupps
ist. Auch sie hat lediglich fanatische Epigonen zu Führern, die das überkommene
Programm der kommunistischen Orthodoxie heut" durchsetzen wollen. Wie Trotzki
und Lenin, die an Originalität der Gedankenführung und an organisatorischem
Willen den Liebknecht und Konsorten immer noch himmelhoch überlegen sind,
erhoffen sie vom Sieg des Bolschewismus in Deutschland, ein Umsichgreifen der
Weltrevolution und ein gänzliches Aufhören der SonderstaaMchkeit, die der Ur¬
grund des Staatenwiderstreits ist. Freilich wird hier der außenpolitische Pazi¬
fismus mit einem innerpolitischen Militarismus, dem zur Dauerform erklärten
Klassen- und Bürge"krieg erkauft. Immerhin aber wäre das Zustandekommen
der Weltrevolution einer der Wege, das deutsche Volk vor der völligen Vernichtung
durch den eutentistischen Gewaltfrieden zu bewahren. Nur würden dessen mörderische
Wirkungen im Falle des Sieges der Spartakusgruppe statt von außen eben durch
Anarchie, Bürgerkrieg und soziales Chaos von' innen her kommen.

Die herrschende Gruppe der Sozialisten hat überhaupt kein außenpolitisches
Programm. Die Mehrheitssvzialisten haben durch ihre unglückselige Mittelstellung
den Anschluß nach links wie nach rechts verpaßt und hängen qualvoll in der
Spalte zwischen beiden. Zum Teil haben sie die Schwankungen der deutschen
Siegeshoffnungeu und Friedensziele bis zu einem gewissen Grade mitgemacht,
das Bleigewicht ihrer Parteidoktrinen hat sie aber gehindert, die eigenen Ziele
des deutschen Machtstaates durch eigene Methoden der internationalen Machtpolitik,
die ihrem Wesen nach keineswegs bloß militärischer Art zu sein brauchen, soweit
in sich zur Reife zu bringen, daß sie nach dem Zusammenbruch des militaristischen
Imperialismus bei uns und nach dem Triumph der gleichen Haltung bei den


Die Revolution, die wir brauchten

Vertretungen übernahmen im großen und kleinen die Rolle der Parlamente, die
meist recht saug- und klanglos in der Versenkung verschwanden und durch ihr
unrühmliches Ende ihre politische Jämmerlichkeit auch denen bekundeten, die aus
Doktrinarismus oder Harmlosigkeit bisher nicht daran hatten glauben wollen.
Indem aber die Exekutive von feiten dieser A.- und S.-Rute. die sich als Träger
der revolutionären Gewalt fühlten, doch allenthalben in die Hand der Regierungs¬
organe zurückgegeben wurde, änderte sich im Grunde in unserer Regierung nichts
als die Besetzung der wichtigsten Ämter, die mit dem Gros ihres früheren Be¬
amtenstandes weiter arbeitete. Und um die Liquidierung dieses Schwebezustandes
streiten sich zwei Gewalten: das gesamte Bürgertum mitsamt einer starken Mehr¬
heit innerhalb des sozialistischen Proletariats wünscht die Nationalversammlung,
die mit einer neuen Gestaltung der Verfassung den Regierungen wieder eins
rechtliche Grundlage geben und die improvisierten Massenvertretuugen durch eine
Nationalgesamtvertretung ersetzen soll, die Radikalen von der äußersten Linken
hingegen wollen die proletarische Klassendiktatur durch Übertragung der gesamten
Gewalt an die Arbeiter- und Soldatenräte, die bei fortschreitender Demobilisierung
sich automatisch in reine Arbeiterräte verwandeln müssen. Auf dem wackligen
Postament, an dem von rechts und links gezerrt wird, steht die derzeitige Re¬
gierung in einem Augenblick, wo es um die deuische Zukunft für Jahrzehnte und
Jahrhunderte, wo es um Sein und Nichtsein des deutschen Volkes geht, wo eS
alle Sinne und Gedanken auf das eine große Ziel zu konzentrieren gilt, aus dem
furchtbaren Schiffbruch wenigstens noch einige rettende Planken für die Zukunft
unseres Volkes zu ergattern, muß die Regierung noch dauernd gegen die Gewalten
ankämpfen, die ihren eigenen Bestand bedrohen. Eine wahrhaft furchtbare Lage
für unser schon zum äußersten geprüftes Volk.


II.

Es ist soviel über die politische Ideenlosigkeit des alten Regimes geklagt
worden, baß die Frage wohl erlaubt ist, wo denn nun eigentlich die Ideen zu
suchen sind, mit denen das neue über das alte Regiment triumphieren will.
SZelien wir diese Frage zunächst in außenpolitischer Richtung, so ist bereits mit
recht betont worden, daß die einzige Gruppe der sozialistischen Linken, die über¬
haupt so etwas wie ein außenpolitisches Programm hat, die Spartakusgrupps
ist. Auch sie hat lediglich fanatische Epigonen zu Führern, die das überkommene
Programm der kommunistischen Orthodoxie heut« durchsetzen wollen. Wie Trotzki
und Lenin, die an Originalität der Gedankenführung und an organisatorischem
Willen den Liebknecht und Konsorten immer noch himmelhoch überlegen sind,
erhoffen sie vom Sieg des Bolschewismus in Deutschland, ein Umsichgreifen der
Weltrevolution und ein gänzliches Aufhören der SonderstaaMchkeit, die der Ur¬
grund des Staatenwiderstreits ist. Freilich wird hier der außenpolitische Pazi¬
fismus mit einem innerpolitischen Militarismus, dem zur Dauerform erklärten
Klassen- und Bürge»krieg erkauft. Immerhin aber wäre das Zustandekommen
der Weltrevolution einer der Wege, das deutsche Volk vor der völligen Vernichtung
durch den eutentistischen Gewaltfrieden zu bewahren. Nur würden dessen mörderische
Wirkungen im Falle des Sieges der Spartakusgruppe statt von außen eben durch
Anarchie, Bürgerkrieg und soziales Chaos von' innen her kommen.

Die herrschende Gruppe der Sozialisten hat überhaupt kein außenpolitisches
Programm. Die Mehrheitssvzialisten haben durch ihre unglückselige Mittelstellung
den Anschluß nach links wie nach rechts verpaßt und hängen qualvoll in der
Spalte zwischen beiden. Zum Teil haben sie die Schwankungen der deutschen
Siegeshoffnungeu und Friedensziele bis zu einem gewissen Grade mitgemacht,
das Bleigewicht ihrer Parteidoktrinen hat sie aber gehindert, die eigenen Ziele
des deutschen Machtstaates durch eigene Methoden der internationalen Machtpolitik,
die ihrem Wesen nach keineswegs bloß militärischer Art zu sein brauchen, soweit
in sich zur Reife zu bringen, daß sie nach dem Zusammenbruch des militaristischen
Imperialismus bei uns und nach dem Triumph der gleichen Haltung bei den


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[0010] Die Revolution, die wir brauchten Vertretungen übernahmen im großen und kleinen die Rolle der Parlamente, die meist recht saug- und klanglos in der Versenkung verschwanden und durch ihr unrühmliches Ende ihre politische Jämmerlichkeit auch denen bekundeten, die aus Doktrinarismus oder Harmlosigkeit bisher nicht daran hatten glauben wollen. Indem aber die Exekutive von feiten dieser A.- und S.-Rute. die sich als Träger der revolutionären Gewalt fühlten, doch allenthalben in die Hand der Regierungs¬ organe zurückgegeben wurde, änderte sich im Grunde in unserer Regierung nichts als die Besetzung der wichtigsten Ämter, die mit dem Gros ihres früheren Be¬ amtenstandes weiter arbeitete. Und um die Liquidierung dieses Schwebezustandes streiten sich zwei Gewalten: das gesamte Bürgertum mitsamt einer starken Mehr¬ heit innerhalb des sozialistischen Proletariats wünscht die Nationalversammlung, die mit einer neuen Gestaltung der Verfassung den Regierungen wieder eins rechtliche Grundlage geben und die improvisierten Massenvertretuugen durch eine Nationalgesamtvertretung ersetzen soll, die Radikalen von der äußersten Linken hingegen wollen die proletarische Klassendiktatur durch Übertragung der gesamten Gewalt an die Arbeiter- und Soldatenräte, die bei fortschreitender Demobilisierung sich automatisch in reine Arbeiterräte verwandeln müssen. Auf dem wackligen Postament, an dem von rechts und links gezerrt wird, steht die derzeitige Re¬ gierung in einem Augenblick, wo es um die deuische Zukunft für Jahrzehnte und Jahrhunderte, wo es um Sein und Nichtsein des deutschen Volkes geht, wo eS alle Sinne und Gedanken auf das eine große Ziel zu konzentrieren gilt, aus dem furchtbaren Schiffbruch wenigstens noch einige rettende Planken für die Zukunft unseres Volkes zu ergattern, muß die Regierung noch dauernd gegen die Gewalten ankämpfen, die ihren eigenen Bestand bedrohen. Eine wahrhaft furchtbare Lage für unser schon zum äußersten geprüftes Volk. II. Es ist soviel über die politische Ideenlosigkeit des alten Regimes geklagt worden, baß die Frage wohl erlaubt ist, wo denn nun eigentlich die Ideen zu suchen sind, mit denen das neue über das alte Regiment triumphieren will. SZelien wir diese Frage zunächst in außenpolitischer Richtung, so ist bereits mit recht betont worden, daß die einzige Gruppe der sozialistischen Linken, die über¬ haupt so etwas wie ein außenpolitisches Programm hat, die Spartakusgrupps ist. Auch sie hat lediglich fanatische Epigonen zu Führern, die das überkommene Programm der kommunistischen Orthodoxie heut« durchsetzen wollen. Wie Trotzki und Lenin, die an Originalität der Gedankenführung und an organisatorischem Willen den Liebknecht und Konsorten immer noch himmelhoch überlegen sind, erhoffen sie vom Sieg des Bolschewismus in Deutschland, ein Umsichgreifen der Weltrevolution und ein gänzliches Aufhören der SonderstaaMchkeit, die der Ur¬ grund des Staatenwiderstreits ist. Freilich wird hier der außenpolitische Pazi¬ fismus mit einem innerpolitischen Militarismus, dem zur Dauerform erklärten Klassen- und Bürge»krieg erkauft. Immerhin aber wäre das Zustandekommen der Weltrevolution einer der Wege, das deutsche Volk vor der völligen Vernichtung durch den eutentistischen Gewaltfrieden zu bewahren. Nur würden dessen mörderische Wirkungen im Falle des Sieges der Spartakusgruppe statt von außen eben durch Anarchie, Bürgerkrieg und soziales Chaos von' innen her kommen. Die herrschende Gruppe der Sozialisten hat überhaupt kein außenpolitisches Programm. Die Mehrheitssvzialisten haben durch ihre unglückselige Mittelstellung den Anschluß nach links wie nach rechts verpaßt und hängen qualvoll in der Spalte zwischen beiden. Zum Teil haben sie die Schwankungen der deutschen Siegeshoffnungeu und Friedensziele bis zu einem gewissen Grade mitgemacht, das Bleigewicht ihrer Parteidoktrinen hat sie aber gehindert, die eigenen Ziele des deutschen Machtstaates durch eigene Methoden der internationalen Machtpolitik, die ihrem Wesen nach keineswegs bloß militärischer Art zu sein brauchen, soweit in sich zur Reife zu bringen, daß sie nach dem Zusammenbruch des militaristischen Imperialismus bei uns und nach dem Triumph der gleichen Haltung bei den

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335181/10>, abgerufen am 05.02.2025.