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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Prognose nachgeprüft werden kann. Daß sie als geradlinige Fortsetzung der
Bismarckschen Mitteleuropapolitik für uns die wünschenswerteste Lösung bedeutet
hätte, können wir nicht ohne eine tiefe innere Bewegung in einem Augenblick zu¬
geben, wo Bismarcks Werk in Trümmer zu zerfallen droht und von uns ein Wieder¬
aufbau unserer internationalen Machtstellung unter unendlich erschwerten Verhält¬
nissen erfordert wird. Unser tiefes Interesse am Bestand eines gefestigten Österreich-
Ungarn ist zu oft in diesem Krieg betont worden, als daß wir nicht mit gespanntem
Auge dem inneren Umwandlungsprozetz des uns verbündeten Reiches folgen müßten,
der sich vor unseren Augen abspielt. Für das Verständnis dieser Vorgänge, das
sich uns nicht leichter Hand erschließt, konnte sich uns kein besserer Führer bieten,
als dieses Buch. Daß uns die Ereignisse der letzten Wochen innerlich so umwarfen,
gründet nicht zum mindesten in einer außenpolitischen Unterlassungssünde. Wir
haben uns zu wenig um ein Verständnis der innerösterreichischen Lage beworben.
Schreiten wir denn mit diesem Vademekum ausgerüstet weiter auf dem Wege in
eine Zukunft, in die wir hinein müssen, auch wenn sie uns heute sehr dunkel und
abwegig erscheinen will.




Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

In Regie-
rungSkreisen wächst die Zuversicht wegen Ge¬
lingens des Friedensschrittes vom ö. Oktober.
Sie vertrauen sowohl auf die Ehrlichkeit der
Gesinnung Wilsons.wie auf seine Macht, sich
dem angelsächsischen Imperialismus gegen¬
über durchsetzen zu können. Sie vertrauen
darum auch ohne weiteres auf die Annehm¬
barkeit des Wilsonschen Schiedsspruches, der
nach ihrer Meinung dem deutschen Volke nicht
würde zumuten können, was für die übrigen
Völker als unannehmbar abgelehnt Wird.
Aus diesem Vertrauen heraus ist erst der
Friedensschritt und logischerweise die Antwort
vom 12. d. M. auf Wilsons Zwischen- oder
Klärungsfrage entstanden. Für das deutsche
Volk, wie für die Menschheit überhaupt hängt
von Wilsons Antwort so ungeheuer viel ab,
daß man nur wünschen kann, daß das Ver¬
trauen der neuen Regierung sich in allen
Punkten rechtfertigen möge, damit der Leit¬
artikler der "Norddeutschen Allgemeinen Zei¬
tung" über sie nicht dasselbe harte Urteil zu
fällen braucht, wie über die Arbeiten des
Wiener Kongresses, die er leichtfertig und
stümperhaft nennt. Wir haben auch heute
noch kein Bild von den?, was Wilson wirklich
ist und urteilen daher aus dem Gefühl und
aus allgemeinen Lebenserfahrungen. Aber
wir haben allen Grund zur Annahme, daß

Zwischen Krieg und Frieden. [Spaltenumbruch]

mich der Herr Reichskanzler und seine Staats¬
sekretäre sich ausschließlich von ihren Gefühlen
leiten lassen, die ihren humanen Wünschen
entsprechen, sonst könnten sie nicht kurzerhand
ignorieren, daß Wilson in jener Rede vom
27. September d. I., die eine der Grund¬
lagen des deutschen Friedensschrittes ist, ge¬
sagt hat, das deutsche Volk sei ehrlos und
werde durch den Völkerbund und seine Zwangs¬
mittel angehalten werden müssen, ein ge¬
gebenes Versprechen zu erfüllen! Bei aller
Bangigkeit, mit der wir den Schritten der
Regierung, die sich übrigens im Verkehr mit
dem Auslande nicht mehr "Kaiserliche" sondern
"deutsche Regierung" nennt, folgen, müssen
wir doch eine Tatsache anerkennen: sie handeltl
Sie geht unbeirrt um die Opposition und
um alle Geschehnisse auf den Politischen und
militärischen Kriegsschauplätzen schnurgerade
auf ihr Ziel los, auf den ehrenvollen Frieden,
den Wilson nach ihrer Auffassung in der Hand
hält und bereit sein soll, Deutschland zu be¬
G. <Li. scheren. "


SelvstVestimmungsrccht.

Das Selbstbe-
stimmungsrecht richtet den österreichisch-unga¬
rischen Staat zugrunde. Nicht erst Hussarek
hat die Zügel endgültig gelockert, andere,
haben vorher die ersten Hemmungen beseitigt.
Ein Staatsgefüge wie das österreichische, mit

[Ende Spaltensatz]
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Prognose nachgeprüft werden kann. Daß sie als geradlinige Fortsetzung der
Bismarckschen Mitteleuropapolitik für uns die wünschenswerteste Lösung bedeutet
hätte, können wir nicht ohne eine tiefe innere Bewegung in einem Augenblick zu¬
geben, wo Bismarcks Werk in Trümmer zu zerfallen droht und von uns ein Wieder¬
aufbau unserer internationalen Machtstellung unter unendlich erschwerten Verhält¬
nissen erfordert wird. Unser tiefes Interesse am Bestand eines gefestigten Österreich-
Ungarn ist zu oft in diesem Krieg betont worden, als daß wir nicht mit gespanntem
Auge dem inneren Umwandlungsprozetz des uns verbündeten Reiches folgen müßten,
der sich vor unseren Augen abspielt. Für das Verständnis dieser Vorgänge, das
sich uns nicht leichter Hand erschließt, konnte sich uns kein besserer Führer bieten,
als dieses Buch. Daß uns die Ereignisse der letzten Wochen innerlich so umwarfen,
gründet nicht zum mindesten in einer außenpolitischen Unterlassungssünde. Wir
haben uns zu wenig um ein Verständnis der innerösterreichischen Lage beworben.
Schreiten wir denn mit diesem Vademekum ausgerüstet weiter auf dem Wege in
eine Zukunft, in die wir hinein müssen, auch wenn sie uns heute sehr dunkel und
abwegig erscheinen will.




Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

In Regie-
rungSkreisen wächst die Zuversicht wegen Ge¬
lingens des Friedensschrittes vom ö. Oktober.
Sie vertrauen sowohl auf die Ehrlichkeit der
Gesinnung Wilsons.wie auf seine Macht, sich
dem angelsächsischen Imperialismus gegen¬
über durchsetzen zu können. Sie vertrauen
darum auch ohne weiteres auf die Annehm¬
barkeit des Wilsonschen Schiedsspruches, der
nach ihrer Meinung dem deutschen Volke nicht
würde zumuten können, was für die übrigen
Völker als unannehmbar abgelehnt Wird.
Aus diesem Vertrauen heraus ist erst der
Friedensschritt und logischerweise die Antwort
vom 12. d. M. auf Wilsons Zwischen- oder
Klärungsfrage entstanden. Für das deutsche
Volk, wie für die Menschheit überhaupt hängt
von Wilsons Antwort so ungeheuer viel ab,
daß man nur wünschen kann, daß das Ver¬
trauen der neuen Regierung sich in allen
Punkten rechtfertigen möge, damit der Leit¬
artikler der „Norddeutschen Allgemeinen Zei¬
tung" über sie nicht dasselbe harte Urteil zu
fällen braucht, wie über die Arbeiten des
Wiener Kongresses, die er leichtfertig und
stümperhaft nennt. Wir haben auch heute
noch kein Bild von den?, was Wilson wirklich
ist und urteilen daher aus dem Gefühl und
aus allgemeinen Lebenserfahrungen. Aber
wir haben allen Grund zur Annahme, daß

Zwischen Krieg und Frieden. [Spaltenumbruch]

mich der Herr Reichskanzler und seine Staats¬
sekretäre sich ausschließlich von ihren Gefühlen
leiten lassen, die ihren humanen Wünschen
entsprechen, sonst könnten sie nicht kurzerhand
ignorieren, daß Wilson in jener Rede vom
27. September d. I., die eine der Grund¬
lagen des deutschen Friedensschrittes ist, ge¬
sagt hat, das deutsche Volk sei ehrlos und
werde durch den Völkerbund und seine Zwangs¬
mittel angehalten werden müssen, ein ge¬
gebenes Versprechen zu erfüllen! Bei aller
Bangigkeit, mit der wir den Schritten der
Regierung, die sich übrigens im Verkehr mit
dem Auslande nicht mehr „Kaiserliche" sondern
„deutsche Regierung" nennt, folgen, müssen
wir doch eine Tatsache anerkennen: sie handeltl
Sie geht unbeirrt um die Opposition und
um alle Geschehnisse auf den Politischen und
militärischen Kriegsschauplätzen schnurgerade
auf ihr Ziel los, auf den ehrenvollen Frieden,
den Wilson nach ihrer Auffassung in der Hand
hält und bereit sein soll, Deutschland zu be¬
G. <Li. scheren. »


SelvstVestimmungsrccht.

Das Selbstbe-
stimmungsrecht richtet den österreichisch-unga¬
rischen Staat zugrunde. Nicht erst Hussarek
hat die Zügel endgültig gelockert, andere,
haben vorher die ersten Hemmungen beseitigt.
Ein Staatsgefüge wie das österreichische, mit

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[0088] Maßgebliches und Unmaßgebliches Prognose nachgeprüft werden kann. Daß sie als geradlinige Fortsetzung der Bismarckschen Mitteleuropapolitik für uns die wünschenswerteste Lösung bedeutet hätte, können wir nicht ohne eine tiefe innere Bewegung in einem Augenblick zu¬ geben, wo Bismarcks Werk in Trümmer zu zerfallen droht und von uns ein Wieder¬ aufbau unserer internationalen Machtstellung unter unendlich erschwerten Verhält¬ nissen erfordert wird. Unser tiefes Interesse am Bestand eines gefestigten Österreich- Ungarn ist zu oft in diesem Krieg betont worden, als daß wir nicht mit gespanntem Auge dem inneren Umwandlungsprozetz des uns verbündeten Reiches folgen müßten, der sich vor unseren Augen abspielt. Für das Verständnis dieser Vorgänge, das sich uns nicht leichter Hand erschließt, konnte sich uns kein besserer Führer bieten, als dieses Buch. Daß uns die Ereignisse der letzten Wochen innerlich so umwarfen, gründet nicht zum mindesten in einer außenpolitischen Unterlassungssünde. Wir haben uns zu wenig um ein Verständnis der innerösterreichischen Lage beworben. Schreiten wir denn mit diesem Vademekum ausgerüstet weiter auf dem Wege in eine Zukunft, in die wir hinein müssen, auch wenn sie uns heute sehr dunkel und abwegig erscheinen will. Maßgebliches und Unmaßgebliches In Regie- rungSkreisen wächst die Zuversicht wegen Ge¬ lingens des Friedensschrittes vom ö. Oktober. Sie vertrauen sowohl auf die Ehrlichkeit der Gesinnung Wilsons.wie auf seine Macht, sich dem angelsächsischen Imperialismus gegen¬ über durchsetzen zu können. Sie vertrauen darum auch ohne weiteres auf die Annehm¬ barkeit des Wilsonschen Schiedsspruches, der nach ihrer Meinung dem deutschen Volke nicht würde zumuten können, was für die übrigen Völker als unannehmbar abgelehnt Wird. Aus diesem Vertrauen heraus ist erst der Friedensschritt und logischerweise die Antwort vom 12. d. M. auf Wilsons Zwischen- oder Klärungsfrage entstanden. Für das deutsche Volk, wie für die Menschheit überhaupt hängt von Wilsons Antwort so ungeheuer viel ab, daß man nur wünschen kann, daß das Ver¬ trauen der neuen Regierung sich in allen Punkten rechtfertigen möge, damit der Leit¬ artikler der „Norddeutschen Allgemeinen Zei¬ tung" über sie nicht dasselbe harte Urteil zu fällen braucht, wie über die Arbeiten des Wiener Kongresses, die er leichtfertig und stümperhaft nennt. Wir haben auch heute noch kein Bild von den?, was Wilson wirklich ist und urteilen daher aus dem Gefühl und aus allgemeinen Lebenserfahrungen. Aber wir haben allen Grund zur Annahme, daß Zwischen Krieg und Frieden. mich der Herr Reichskanzler und seine Staats¬ sekretäre sich ausschließlich von ihren Gefühlen leiten lassen, die ihren humanen Wünschen entsprechen, sonst könnten sie nicht kurzerhand ignorieren, daß Wilson in jener Rede vom 27. September d. I., die eine der Grund¬ lagen des deutschen Friedensschrittes ist, ge¬ sagt hat, das deutsche Volk sei ehrlos und werde durch den Völkerbund und seine Zwangs¬ mittel angehalten werden müssen, ein ge¬ gebenes Versprechen zu erfüllen! Bei aller Bangigkeit, mit der wir den Schritten der Regierung, die sich übrigens im Verkehr mit dem Auslande nicht mehr „Kaiserliche" sondern „deutsche Regierung" nennt, folgen, müssen wir doch eine Tatsache anerkennen: sie handeltl Sie geht unbeirrt um die Opposition und um alle Geschehnisse auf den Politischen und militärischen Kriegsschauplätzen schnurgerade auf ihr Ziel los, auf den ehrenvollen Frieden, den Wilson nach ihrer Auffassung in der Hand hält und bereit sein soll, Deutschland zu be¬ G. <Li. scheren. » SelvstVestimmungsrccht. Das Selbstbe- stimmungsrecht richtet den österreichisch-unga¬ rischen Staat zugrunde. Nicht erst Hussarek hat die Zügel endgültig gelockert, andere, haben vorher die ersten Hemmungen beseitigt. Ein Staatsgefüge wie das österreichische, mit

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_88238/88>, abgerufen am 22.07.2024.