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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr.

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Die Bedeutung der Straßburger Rriezshochschulkurse

volle politische Nebenwirkungen, denn die großen, glanzvollen Paraden deutscher
Wissenschaft, zu denen man die Kriegshochschulkurse in Prilep (Mazedonien), in
Tournai, in Bukarest, in Brüssel und Warschau ausgestaltet hat, müssen dazu
dienen, die Bedeutung und den Ruhm des deutschen Geisteslebens im Auslande
zu vergrößern und zu erhalten und damit den deutschen Einfluß zu verstärken.

Eine Schwierigkeit aber entsteht für das Etappenhochschulwesen, sobald es
zu einer allgemeinen Einrichtung des Heeres wird. Will die Militärbehörde nicht
einseitig die Fortbildungsbestrebungen eines einzelnen Standes, nämlich der Aka¬
demiker, begünstigen, so muß sie entweder in ähnlicher Weise für andere Berufs-
gruppen sorgen oder verlangen, daß das Vorlesungswesen so eingerichtet werde,
daß es auch gebildeten Nichtakademikern zugute kommt. In letzterer Richtung
wirkten -- mit Ausnahme der nur für Studierende und studierte bestimmten
.Etappenuniversität" der Armee-Abteilung von Strantz -- sämtliche neuere Kriegs¬
hochschulkurse. In vielen Fällen ergab sich nun, daß die Dozenten in ihren auf
ein rein akademisches Publikum zugeschnittenen Vorlesungen keine Rücksicht auf
die nichtakademischen Hörer nahmen, in anderen wieder, daß sie das Niveau ihrer
Vorträge herabdrückten und in einer mehr volkstümlichen, die Akademiker nicht
befriedigenden Weise ihre Wissenschaft darboten. Um derartige Unzuträglichkeiten
zu vermeiden, entschloß man sich stellenweise dazu, einen Teil der Vorlesungen
streng fachwissenschaftlich, den anderen mehr populär-wissenschaftlich auszugestalten
und damit beiden Parteien etwas voll Genügendes zu bieten.

An diesem Punkte nun setzte das Oberkommando der Heeresgruppe Herzog
Albrecht mit besonderem Nachdruck ein. als sie zu Beginn des Winterhalbjahres
1917/18 daran ging, zusammen mit der Universität Straßburg Kriegshochschul¬
kurse zu organisieren. In der Gliederung derselben vermied man das starre
Fakultätssystem der Armee-Abteilung von Strantz und schuf dafür drei große
Gruppen, eine für Juristen und Volkswirte, eine für Philologen, Philosophen,
Historiker und Theologen beider Bekenntnisse und ein" dritte für Naturwissen¬
schaftler. Mathematiker und Mediziner. In jede dieser drei Gruppen fügte man
mit Absicht eine Anzahl allgemeinbildender Vorlesungen ein. die als Gegengewicht
gegen die rein fachwissenschaftlichen Darbietungen dienen sollten. Das wesentlich
Neue und entwicklungsgeschichtlich Bedeutungsvolle der Kurse lag aber nicht in
der Ausgestaltung des für Studierende bestimmten Vorlesungswesens, sondern in
der eigenartigen, großzügigen und für die Zukunft wichtigen Entwicklung der all¬
gemeinen Vorträge, die sich an "alle geistig strebenden Persönlichkeiten, welches
Standes und Berufes sie auch sein mögen", richteten. Man sagte sich mit R?ehe,
daß bei Einzelvorträgen oder bei kleinen Gruppen von Vorträgen über beliebige
Gegenstände, wenn sie nicht von einem gemeinsamen geistigen Band umschlossen
sind, wohl mannigfache Anregungen und lebhafte Eindrücke hervorgerufen werden
könnten, daß aber eine nachhaltige tiefere Einwirkung sich dadurch nicht erzielen
lasse. Deshalb bestrebte man sich, einen großen, einheitlichen Leitgedanken zu
finden, unter dem man sämtliche für das allgemeine Publikum bestimmte Vor¬
lesungen zusammenzufassen vermachte. Und so rief man neben den drei fachwissen¬
schaftlichen zwei volüshochschulartige Abteilungen von Vorlesungen ins Leben, die
sich dadurch auszeichneten, daß sie sich um ein festbegrenztes Thema: "Deutscher
Staat und deutsche'Kultur") gruppierten und daß in ihnen neben Straßburger
und auswärtigen Universiiätsprofessorm hervorragende Praktiker zu Worte kamen.

"EI gilt -- so hieß es in dem Anschreiben an die Vortragenden -- eine
Art Querschnitt zu legen durch die heutige Deutschheit. Auf der so gewonnenen
Erkenntnis deutschen Staates, deutscher Kultur und deutschen Wesens sind Richt¬
linien zu entwerfen und Forderungen aufzustellen für das Leben des einzelnen
und der Gesamtheit im neuen Deutschland. Ausschluß aller parteipolitischer Ge¬
sichtspunkte! Die Geschichte ist soweit heranzuziehen, als sich aus ihr die Er-



Unter dieser Bezeichnung ist auch die Sammlung der gekürzten Vorträge im
Druck erschienen.
Die Bedeutung der Straßburger Rriezshochschulkurse

volle politische Nebenwirkungen, denn die großen, glanzvollen Paraden deutscher
Wissenschaft, zu denen man die Kriegshochschulkurse in Prilep (Mazedonien), in
Tournai, in Bukarest, in Brüssel und Warschau ausgestaltet hat, müssen dazu
dienen, die Bedeutung und den Ruhm des deutschen Geisteslebens im Auslande
zu vergrößern und zu erhalten und damit den deutschen Einfluß zu verstärken.

Eine Schwierigkeit aber entsteht für das Etappenhochschulwesen, sobald es
zu einer allgemeinen Einrichtung des Heeres wird. Will die Militärbehörde nicht
einseitig die Fortbildungsbestrebungen eines einzelnen Standes, nämlich der Aka¬
demiker, begünstigen, so muß sie entweder in ähnlicher Weise für andere Berufs-
gruppen sorgen oder verlangen, daß das Vorlesungswesen so eingerichtet werde,
daß es auch gebildeten Nichtakademikern zugute kommt. In letzterer Richtung
wirkten — mit Ausnahme der nur für Studierende und studierte bestimmten
.Etappenuniversität" der Armee-Abteilung von Strantz — sämtliche neuere Kriegs¬
hochschulkurse. In vielen Fällen ergab sich nun, daß die Dozenten in ihren auf
ein rein akademisches Publikum zugeschnittenen Vorlesungen keine Rücksicht auf
die nichtakademischen Hörer nahmen, in anderen wieder, daß sie das Niveau ihrer
Vorträge herabdrückten und in einer mehr volkstümlichen, die Akademiker nicht
befriedigenden Weise ihre Wissenschaft darboten. Um derartige Unzuträglichkeiten
zu vermeiden, entschloß man sich stellenweise dazu, einen Teil der Vorlesungen
streng fachwissenschaftlich, den anderen mehr populär-wissenschaftlich auszugestalten
und damit beiden Parteien etwas voll Genügendes zu bieten.

An diesem Punkte nun setzte das Oberkommando der Heeresgruppe Herzog
Albrecht mit besonderem Nachdruck ein. als sie zu Beginn des Winterhalbjahres
1917/18 daran ging, zusammen mit der Universität Straßburg Kriegshochschul¬
kurse zu organisieren. In der Gliederung derselben vermied man das starre
Fakultätssystem der Armee-Abteilung von Strantz und schuf dafür drei große
Gruppen, eine für Juristen und Volkswirte, eine für Philologen, Philosophen,
Historiker und Theologen beider Bekenntnisse und ein« dritte für Naturwissen¬
schaftler. Mathematiker und Mediziner. In jede dieser drei Gruppen fügte man
mit Absicht eine Anzahl allgemeinbildender Vorlesungen ein. die als Gegengewicht
gegen die rein fachwissenschaftlichen Darbietungen dienen sollten. Das wesentlich
Neue und entwicklungsgeschichtlich Bedeutungsvolle der Kurse lag aber nicht in
der Ausgestaltung des für Studierende bestimmten Vorlesungswesens, sondern in
der eigenartigen, großzügigen und für die Zukunft wichtigen Entwicklung der all¬
gemeinen Vorträge, die sich an „alle geistig strebenden Persönlichkeiten, welches
Standes und Berufes sie auch sein mögen", richteten. Man sagte sich mit R?ehe,
daß bei Einzelvorträgen oder bei kleinen Gruppen von Vorträgen über beliebige
Gegenstände, wenn sie nicht von einem gemeinsamen geistigen Band umschlossen
sind, wohl mannigfache Anregungen und lebhafte Eindrücke hervorgerufen werden
könnten, daß aber eine nachhaltige tiefere Einwirkung sich dadurch nicht erzielen
lasse. Deshalb bestrebte man sich, einen großen, einheitlichen Leitgedanken zu
finden, unter dem man sämtliche für das allgemeine Publikum bestimmte Vor¬
lesungen zusammenzufassen vermachte. Und so rief man neben den drei fachwissen¬
schaftlichen zwei volüshochschulartige Abteilungen von Vorlesungen ins Leben, die
sich dadurch auszeichneten, daß sie sich um ein festbegrenztes Thema: „Deutscher
Staat und deutsche'Kultur") gruppierten und daß in ihnen neben Straßburger
und auswärtigen Universiiätsprofessorm hervorragende Praktiker zu Worte kamen.

„EI gilt — so hieß es in dem Anschreiben an die Vortragenden — eine
Art Querschnitt zu legen durch die heutige Deutschheit. Auf der so gewonnenen
Erkenntnis deutschen Staates, deutscher Kultur und deutschen Wesens sind Richt¬
linien zu entwerfen und Forderungen aufzustellen für das Leben des einzelnen
und der Gesamtheit im neuen Deutschland. Ausschluß aller parteipolitischer Ge¬
sichtspunkte! Die Geschichte ist soweit heranzuziehen, als sich aus ihr die Er-



Unter dieser Bezeichnung ist auch die Sammlung der gekürzten Vorträge im
Druck erschienen.
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[0078] Die Bedeutung der Straßburger Rriezshochschulkurse volle politische Nebenwirkungen, denn die großen, glanzvollen Paraden deutscher Wissenschaft, zu denen man die Kriegshochschulkurse in Prilep (Mazedonien), in Tournai, in Bukarest, in Brüssel und Warschau ausgestaltet hat, müssen dazu dienen, die Bedeutung und den Ruhm des deutschen Geisteslebens im Auslande zu vergrößern und zu erhalten und damit den deutschen Einfluß zu verstärken. Eine Schwierigkeit aber entsteht für das Etappenhochschulwesen, sobald es zu einer allgemeinen Einrichtung des Heeres wird. Will die Militärbehörde nicht einseitig die Fortbildungsbestrebungen eines einzelnen Standes, nämlich der Aka¬ demiker, begünstigen, so muß sie entweder in ähnlicher Weise für andere Berufs- gruppen sorgen oder verlangen, daß das Vorlesungswesen so eingerichtet werde, daß es auch gebildeten Nichtakademikern zugute kommt. In letzterer Richtung wirkten — mit Ausnahme der nur für Studierende und studierte bestimmten .Etappenuniversität" der Armee-Abteilung von Strantz — sämtliche neuere Kriegs¬ hochschulkurse. In vielen Fällen ergab sich nun, daß die Dozenten in ihren auf ein rein akademisches Publikum zugeschnittenen Vorlesungen keine Rücksicht auf die nichtakademischen Hörer nahmen, in anderen wieder, daß sie das Niveau ihrer Vorträge herabdrückten und in einer mehr volkstümlichen, die Akademiker nicht befriedigenden Weise ihre Wissenschaft darboten. Um derartige Unzuträglichkeiten zu vermeiden, entschloß man sich stellenweise dazu, einen Teil der Vorlesungen streng fachwissenschaftlich, den anderen mehr populär-wissenschaftlich auszugestalten und damit beiden Parteien etwas voll Genügendes zu bieten. An diesem Punkte nun setzte das Oberkommando der Heeresgruppe Herzog Albrecht mit besonderem Nachdruck ein. als sie zu Beginn des Winterhalbjahres 1917/18 daran ging, zusammen mit der Universität Straßburg Kriegshochschul¬ kurse zu organisieren. In der Gliederung derselben vermied man das starre Fakultätssystem der Armee-Abteilung von Strantz und schuf dafür drei große Gruppen, eine für Juristen und Volkswirte, eine für Philologen, Philosophen, Historiker und Theologen beider Bekenntnisse und ein« dritte für Naturwissen¬ schaftler. Mathematiker und Mediziner. In jede dieser drei Gruppen fügte man mit Absicht eine Anzahl allgemeinbildender Vorlesungen ein. die als Gegengewicht gegen die rein fachwissenschaftlichen Darbietungen dienen sollten. Das wesentlich Neue und entwicklungsgeschichtlich Bedeutungsvolle der Kurse lag aber nicht in der Ausgestaltung des für Studierende bestimmten Vorlesungswesens, sondern in der eigenartigen, großzügigen und für die Zukunft wichtigen Entwicklung der all¬ gemeinen Vorträge, die sich an „alle geistig strebenden Persönlichkeiten, welches Standes und Berufes sie auch sein mögen", richteten. Man sagte sich mit R?ehe, daß bei Einzelvorträgen oder bei kleinen Gruppen von Vorträgen über beliebige Gegenstände, wenn sie nicht von einem gemeinsamen geistigen Band umschlossen sind, wohl mannigfache Anregungen und lebhafte Eindrücke hervorgerufen werden könnten, daß aber eine nachhaltige tiefere Einwirkung sich dadurch nicht erzielen lasse. Deshalb bestrebte man sich, einen großen, einheitlichen Leitgedanken zu finden, unter dem man sämtliche für das allgemeine Publikum bestimmte Vor¬ lesungen zusammenzufassen vermachte. Und so rief man neben den drei fachwissen¬ schaftlichen zwei volüshochschulartige Abteilungen von Vorlesungen ins Leben, die sich dadurch auszeichneten, daß sie sich um ein festbegrenztes Thema: „Deutscher Staat und deutsche'Kultur") gruppierten und daß in ihnen neben Straßburger und auswärtigen Universiiätsprofessorm hervorragende Praktiker zu Worte kamen. „EI gilt — so hieß es in dem Anschreiben an die Vortragenden — eine Art Querschnitt zu legen durch die heutige Deutschheit. Auf der so gewonnenen Erkenntnis deutschen Staates, deutscher Kultur und deutschen Wesens sind Richt¬ linien zu entwerfen und Forderungen aufzustellen für das Leben des einzelnen und der Gesamtheit im neuen Deutschland. Ausschluß aller parteipolitischer Ge¬ sichtspunkte! Die Geschichte ist soweit heranzuziehen, als sich aus ihr die Er- Unter dieser Bezeichnung ist auch die Sammlung der gekürzten Vorträge im Druck erschienen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_88238/78>, abgerufen am 24.11.2024.