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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Völkerbund.

Neulichchat im Abgeordneten¬
hause eine Versammlung stattgefunden, die ver¬
anstaltet war von dem Verein "Auslandskunde"
und derenThema "DerVölkerbund" war. Die
Versammlung ist trotz guter Vorbereitung
schließlich an der Ungunst der Zeitumstände
verunglückt. Sie hätte einen Gedanken wirk¬
sam und Propagandistisch ins Volk tragen
können, der in den kommenden Jahrzehnten
die Nationen beherrschen wird, statt dessen
brachte sie uns konfusen Meinungsaustausch.
Abwechselnd, sprach ein Redner für den Völker¬
bund, der nächste dagegen. Am vernünftigsten
sprach eine Dame, die ausgezischt wurde,, als
sie den Vorschlag machte, daß Deutschland
dem idealistischen Gedanken des Völkerbundes
die wahre Gestaltung und innere Durch¬
bildung geben möchte, die notwendig ist,
wenn etwas aus der Idee werden soll.

Wir haben inzwischen die große Rede von
Wilson vom 27. September gelesen, außer¬
dem uns bekannt gemacht mit demi Re-
gicrungsprogramm unserer eigenen Neichs-
tagsmehrheit, die den Völkerbund als Pro¬
grammpunkt mit aufgenommen hat. Die
Frage ist ins Rollen gekommen. Es wäre
klug, mit dieser Tatsache zu rechnen.

Wilsons Worte siud gewiß für einen
Deutschen nicht angenehm zu hören, er
denkt -- wie er selbst sagt -- an den Tod
der durch die deutschen U-Boote versenkten
Amerikaner, er spricht zu Amerikanern, denen
er erklären muß, weshalb Amerika in den
Krieg gegangen ist. Ja dieser Beziehung
kann er Deutschland gegenüber nicht un¬
parteiisch sein.

Aber ist nicht das, was er über den
Völkerbund als Kriegsziel Amerikas sagt,
objektiv wirklich edel, gerecht und gut? Und
wäre es nicht ein Segen für die Menschheit,
wenn diese fünf Punkte verwirklicht werden
könnten?

Ist in ihnen irgend etwas enthalten, was
Wir nicht akzeptieren können, wenn alle an¬
deren Völker sie annehmen?

Ihr werdet entgegnen, Wilson ist ein
Heuchler. Er meint das Gegenteil vom dem,
was er sagt. Nun, dann wollen wir doch

[Spaltenumbruch]

die Probe machen und es den Engländern
und' Franzosen überlassen, die Wilsonschen
Völkerbundideale anzugreifen, die vielen
unserer Feinde, ebenso wie vielen Leuten bei
uns, ein böser Traum dünken. Da die ganze
Welt übergenug hat vom Imperialismus, so
werden sie nicht weit kommen mit dieser
negativen'.Politik.

Und nun die Einwirkung der Völkerbund¬
idee auf den Frieden.

Ist sie, wie Erzberger sagt, der "Weg
zum Frieden", oder wird sie, wie Wilson
sagt, die "Folge des Friedens" sein?

Das müssen die nächste<Tage und Wochen
zeigen.

Wir wollen einen Völkerbund als Weg
und als Folge. Uns nutzt ein Völkerbund
nichts mehr, wenn wir selbst als Nation tot¬
geschlagen sind.

Weist Wilson unser Friedensanerbieten
zurück oder stellt uns Bedingungen, die uns
nur ein ehrloses Leben.'ermöglichen würden,
so haben wir die Probe aufs Exempel. Dann
wissenlwir auch, was hinter den Völkerbund¬
ideen steckt. Dann wissen aber auch die Völker
unserer Feinde, l,daß sie nicht für Ideale,
sondern für Imperialismus und Geldsackpolitik
kämpfen.

Bündnisse.

Wilson hat an Washingtons
Worte von den "verstrickenden Verträgen"
erinnert. Er will das Vermächtnis des großen
Nationalhelden für die amerikanische Nation
aufrechterhalte". Er will auch Europa von
den Bündnissen kurieren.

Bündnisse haben in der Tat diesen Krieg
vorbereitet. Daran ist kein! Zweifel. Es ist
nachgewiesen, daß der csuLnemar ach ooa-
litions Bismarck zu dem Abschluß der deutsch¬
österreichischen Vereinbarung geführt hat. Der
Zwischenfall von 187S war, wie Baron Rosen,
der frühere russische Botschafter in Washington
und Tokio gesagt hat, "die künstlich herbei¬
geführte und inszenierte politische Intrige,
die die freundschaftlichen Beziehungen zwischen
Deutschland und Rußland stören sollte." Die
Störung trat ein. Damit kam die Belebung
der Revancheidee in Frankreich, der Abschluß

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Völkerbund.

Neulichchat im Abgeordneten¬
hause eine Versammlung stattgefunden, die ver¬
anstaltet war von dem Verein „Auslandskunde"
und derenThema „DerVölkerbund" war. Die
Versammlung ist trotz guter Vorbereitung
schließlich an der Ungunst der Zeitumstände
verunglückt. Sie hätte einen Gedanken wirk¬
sam und Propagandistisch ins Volk tragen
können, der in den kommenden Jahrzehnten
die Nationen beherrschen wird, statt dessen
brachte sie uns konfusen Meinungsaustausch.
Abwechselnd, sprach ein Redner für den Völker¬
bund, der nächste dagegen. Am vernünftigsten
sprach eine Dame, die ausgezischt wurde,, als
sie den Vorschlag machte, daß Deutschland
dem idealistischen Gedanken des Völkerbundes
die wahre Gestaltung und innere Durch¬
bildung geben möchte, die notwendig ist,
wenn etwas aus der Idee werden soll.

Wir haben inzwischen die große Rede von
Wilson vom 27. September gelesen, außer¬
dem uns bekannt gemacht mit demi Re-
gicrungsprogramm unserer eigenen Neichs-
tagsmehrheit, die den Völkerbund als Pro¬
grammpunkt mit aufgenommen hat. Die
Frage ist ins Rollen gekommen. Es wäre
klug, mit dieser Tatsache zu rechnen.

Wilsons Worte siud gewiß für einen
Deutschen nicht angenehm zu hören, er
denkt — wie er selbst sagt — an den Tod
der durch die deutschen U-Boote versenkten
Amerikaner, er spricht zu Amerikanern, denen
er erklären muß, weshalb Amerika in den
Krieg gegangen ist. Ja dieser Beziehung
kann er Deutschland gegenüber nicht un¬
parteiisch sein.

Aber ist nicht das, was er über den
Völkerbund als Kriegsziel Amerikas sagt,
objektiv wirklich edel, gerecht und gut? Und
wäre es nicht ein Segen für die Menschheit,
wenn diese fünf Punkte verwirklicht werden
könnten?

Ist in ihnen irgend etwas enthalten, was
Wir nicht akzeptieren können, wenn alle an¬
deren Völker sie annehmen?

Ihr werdet entgegnen, Wilson ist ein
Heuchler. Er meint das Gegenteil vom dem,
was er sagt. Nun, dann wollen wir doch

[Spaltenumbruch]

die Probe machen und es den Engländern
und' Franzosen überlassen, die Wilsonschen
Völkerbundideale anzugreifen, die vielen
unserer Feinde, ebenso wie vielen Leuten bei
uns, ein böser Traum dünken. Da die ganze
Welt übergenug hat vom Imperialismus, so
werden sie nicht weit kommen mit dieser
negativen'.Politik.

Und nun die Einwirkung der Völkerbund¬
idee auf den Frieden.

Ist sie, wie Erzberger sagt, der „Weg
zum Frieden", oder wird sie, wie Wilson
sagt, die „Folge des Friedens" sein?

Das müssen die nächste<Tage und Wochen
zeigen.

Wir wollen einen Völkerbund als Weg
und als Folge. Uns nutzt ein Völkerbund
nichts mehr, wenn wir selbst als Nation tot¬
geschlagen sind.

Weist Wilson unser Friedensanerbieten
zurück oder stellt uns Bedingungen, die uns
nur ein ehrloses Leben.'ermöglichen würden,
so haben wir die Probe aufs Exempel. Dann
wissenlwir auch, was hinter den Völkerbund¬
ideen steckt. Dann wissen aber auch die Völker
unserer Feinde, l,daß sie nicht für Ideale,
sondern für Imperialismus und Geldsackpolitik
kämpfen.

Bündnisse.

Wilson hat an Washingtons
Worte von den „verstrickenden Verträgen"
erinnert. Er will das Vermächtnis des großen
Nationalhelden für die amerikanische Nation
aufrechterhalte». Er will auch Europa von
den Bündnissen kurieren.

Bündnisse haben in der Tat diesen Krieg
vorbereitet. Daran ist kein! Zweifel. Es ist
nachgewiesen, daß der csuLnemar ach ooa-
litions Bismarck zu dem Abschluß der deutsch¬
österreichischen Vereinbarung geführt hat. Der
Zwischenfall von 187S war, wie Baron Rosen,
der frühere russische Botschafter in Washington
und Tokio gesagt hat, „die künstlich herbei¬
geführte und inszenierte politische Intrige,
die die freundschaftlichen Beziehungen zwischen
Deutschland und Rußland stören sollte." Die
Störung trat ein. Damit kam die Belebung
der Revancheidee in Frankreich, der Abschluß

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[0066] Maßgebliches und Unmaßgebliches Maßgebliches und Unmaßgebliches Völkerbund. Neulichchat im Abgeordneten¬ hause eine Versammlung stattgefunden, die ver¬ anstaltet war von dem Verein „Auslandskunde" und derenThema „DerVölkerbund" war. Die Versammlung ist trotz guter Vorbereitung schließlich an der Ungunst der Zeitumstände verunglückt. Sie hätte einen Gedanken wirk¬ sam und Propagandistisch ins Volk tragen können, der in den kommenden Jahrzehnten die Nationen beherrschen wird, statt dessen brachte sie uns konfusen Meinungsaustausch. Abwechselnd, sprach ein Redner für den Völker¬ bund, der nächste dagegen. Am vernünftigsten sprach eine Dame, die ausgezischt wurde,, als sie den Vorschlag machte, daß Deutschland dem idealistischen Gedanken des Völkerbundes die wahre Gestaltung und innere Durch¬ bildung geben möchte, die notwendig ist, wenn etwas aus der Idee werden soll. Wir haben inzwischen die große Rede von Wilson vom 27. September gelesen, außer¬ dem uns bekannt gemacht mit demi Re- gicrungsprogramm unserer eigenen Neichs- tagsmehrheit, die den Völkerbund als Pro¬ grammpunkt mit aufgenommen hat. Die Frage ist ins Rollen gekommen. Es wäre klug, mit dieser Tatsache zu rechnen. Wilsons Worte siud gewiß für einen Deutschen nicht angenehm zu hören, er denkt — wie er selbst sagt — an den Tod der durch die deutschen U-Boote versenkten Amerikaner, er spricht zu Amerikanern, denen er erklären muß, weshalb Amerika in den Krieg gegangen ist. Ja dieser Beziehung kann er Deutschland gegenüber nicht un¬ parteiisch sein. Aber ist nicht das, was er über den Völkerbund als Kriegsziel Amerikas sagt, objektiv wirklich edel, gerecht und gut? Und wäre es nicht ein Segen für die Menschheit, wenn diese fünf Punkte verwirklicht werden könnten? Ist in ihnen irgend etwas enthalten, was Wir nicht akzeptieren können, wenn alle an¬ deren Völker sie annehmen? Ihr werdet entgegnen, Wilson ist ein Heuchler. Er meint das Gegenteil vom dem, was er sagt. Nun, dann wollen wir doch die Probe machen und es den Engländern und' Franzosen überlassen, die Wilsonschen Völkerbundideale anzugreifen, die vielen unserer Feinde, ebenso wie vielen Leuten bei uns, ein böser Traum dünken. Da die ganze Welt übergenug hat vom Imperialismus, so werden sie nicht weit kommen mit dieser negativen'.Politik. Und nun die Einwirkung der Völkerbund¬ idee auf den Frieden. Ist sie, wie Erzberger sagt, der „Weg zum Frieden", oder wird sie, wie Wilson sagt, die „Folge des Friedens" sein? Das müssen die nächste<Tage und Wochen zeigen. Wir wollen einen Völkerbund als Weg und als Folge. Uns nutzt ein Völkerbund nichts mehr, wenn wir selbst als Nation tot¬ geschlagen sind. Weist Wilson unser Friedensanerbieten zurück oder stellt uns Bedingungen, die uns nur ein ehrloses Leben.'ermöglichen würden, so haben wir die Probe aufs Exempel. Dann wissenlwir auch, was hinter den Völkerbund¬ ideen steckt. Dann wissen aber auch die Völker unserer Feinde, l,daß sie nicht für Ideale, sondern für Imperialismus und Geldsackpolitik kämpfen. Bündnisse. Wilson hat an Washingtons Worte von den „verstrickenden Verträgen" erinnert. Er will das Vermächtnis des großen Nationalhelden für die amerikanische Nation aufrechterhalte». Er will auch Europa von den Bündnissen kurieren. Bündnisse haben in der Tat diesen Krieg vorbereitet. Daran ist kein! Zweifel. Es ist nachgewiesen, daß der csuLnemar ach ooa- litions Bismarck zu dem Abschluß der deutsch¬ österreichischen Vereinbarung geführt hat. Der Zwischenfall von 187S war, wie Baron Rosen, der frühere russische Botschafter in Washington und Tokio gesagt hat, „die künstlich herbei¬ geführte und inszenierte politische Intrige, die die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland stören sollte." Die Störung trat ein. Damit kam die Belebung der Revancheidee in Frankreich, der Abschluß

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_88238/66>, abgerufen am 24.11.2024.