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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr.

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Der 3-Stundentag -- ein nationales Unglück

Arbeitskräfte durch die im Kriege Gefallenen geschwächt. Die betroffenen In¬
dustrien werden Arbeiter entlassen müssen, und diejenigen, die in der Konkurrenz
geschwächt sind, d. h. die gesamte übrige deutsche Industrie wird diesen frei¬
werdenden Arbeitern Arbeit nicht gewähren können, denn Voraussetzung dafür
wäre doch ein erhöhter Absatz ihrer Produkte auf dem Weltmarkt. In dem Maße
wie ein Arbeitsüberangebot besteht, werden die Löhne sinken und wird auf Wunsch
der Arbeiter die Arbeitszeit gesteigert werden müssen.

Wie, so muß man sich doch fragen, wollen wir unter diesen Umständen die
Kontrolle, der uns unsere Gegner unterwerfen wollen, je los werden? Soll
Deutschland der dauernde Sklave seiner jetzigen Gegner werden?

Unsere Gegner, die heute und in der nächsten Zukunft Macht über uns
haben, werden selbst schon dafür sorgen, daß wir die von ihnen für notwendig
gehaltene Arbeit leisten. Sie werden, wenn wir die nötige Arbeit nicht leisten,
uns dazu zwingen, und wenn sie sich dadurch geschädigt fühlen, ohne nach den
Wünschen der deutschen Arbeiter auch nur einen Moment zu fragen, den Acht¬
stundentag einfach abschaffen.

Die Regierung, die den Achtstundentag eingeführt hat, muß bedenken, daß
sie in dem Moment, wo sie die Regierung übernommen hat, aus der bis¬
herigen Verantwortungslosigkeit herausgetreten ist und daß sie neben den Rechten
auch die Pflichten der Gewalthaber übernommen hat, d. h., daß sie die Verant¬
wortung für die ganze Zukunft des deutschen Volkes und nicht nur der
Fabrikarbeiter trägt. Der hier beschrittene Weg führt aber zum Verderben des
ganzen Volkes.

Zu dieser Überzeugung muß jeder kommen, der sich nicht nur theoretisch
mit Wirtschllftsfragen von internationaler Bedeutung beschäftigt hat, sondern auch
in der Praxis des Weltmarktes bewandert ist und weiß, wie schwer es ist, hier
Boden zu behaupten, geschweige denn zu gewinnen. Es liegt uns nur daran,
liier den Nachweis zu führen, daß diese Fragen nicht vom Standpunkte eines
Parteiprogramms aus aufgefaßt werden dürfen, und daß ihre Lösung abhängig
ist von der Wirtschaftslage des Reiches und unseren politischen Beziehungen zu
unseren Gegnern. Im Wesen ist es mehr eine Frage der Außenpolitik, als der
Regelung der inneren Verhältnisse des deutschen Reiches. Damit ist die Frage
der R-gelung der Beziehungen des Arbeitnehmers zum Arbeitgeber, die Frage der
Beteiligung der Arbeiter am Gewinne und der Svzialisienmg der Betriebe, d. h.
die innere Organisation der deutschen Arbeitskraft, nicht berührt. Sie gehört nicht
zu unserer Fragestellung.

So ungünstig der Achtstundentag unter den gegenwärtigen Verhältnissen
und in der Form, wie er eingeführt wurde, auf unsere ganze Wirtschaftslage
wirken muß, so sehr hat er Aussicht, die Basis einer fortgeschritteneren Wirtschafts¬
stufe der Zukunft zu werden. Ja es ist,nicht ausgeschlossen, daß der Arbeitstag,
in nicht allzuferner Zukunft, in vielen Betrieben noch weiter verkürzt werden kann
als zurzeit allgemein eingeführt ist.

Das Prinzip, das jegliche industrielle Entwicklung in das Leben der Völker
hineingetragen hat, ist das, die menschliche Arbeitskraft soviel als möglich durch
Maschinen zu ersetzen und durch Arbeitsteilung, verbunden mit sinnreicher
Konstruktion und Anordnung der Maschinen, den Menschen zum Höchstmaß der
Leistungen zu bringen. Daß wir hier noch nicht am Ende der Entwicklungs¬
möglichkeit angekommen sind, bedarf keiner besonderen Begründung. Jeder Tag
bringt neue Erfindungen und jede neue Fabrik -- wenigstens der Durchschnitt --
zeigt solche Verbesserungen gegenüber den alten. Es ist nun klar, daß jede Ver¬
vollkommnung dieses Systems den Arbeiter im allgemeinen schneller physisch
erschöpfen muß. Und zwar wird er immer mehr, auch bei relativ einfachen
Maschinen, zum Kopfarbeiter, indem er immer mehr seine fünf Sinne anstrengen
muß. Vielfach wird auch der gewöhnliche Arbeiter 'lediglich Aufseher über
maschinelle Arbeitskräfte und hat so i> i.rhaupt keine Handarbeit mehr zu verrichten.
Hierüber ist von zünftigen Volkswulen soviel geschrieben, daß sich eine weitere


Der 3-Stundentag — ein nationales Unglück

Arbeitskräfte durch die im Kriege Gefallenen geschwächt. Die betroffenen In¬
dustrien werden Arbeiter entlassen müssen, und diejenigen, die in der Konkurrenz
geschwächt sind, d. h. die gesamte übrige deutsche Industrie wird diesen frei¬
werdenden Arbeitern Arbeit nicht gewähren können, denn Voraussetzung dafür
wäre doch ein erhöhter Absatz ihrer Produkte auf dem Weltmarkt. In dem Maße
wie ein Arbeitsüberangebot besteht, werden die Löhne sinken und wird auf Wunsch
der Arbeiter die Arbeitszeit gesteigert werden müssen.

Wie, so muß man sich doch fragen, wollen wir unter diesen Umständen die
Kontrolle, der uns unsere Gegner unterwerfen wollen, je los werden? Soll
Deutschland der dauernde Sklave seiner jetzigen Gegner werden?

Unsere Gegner, die heute und in der nächsten Zukunft Macht über uns
haben, werden selbst schon dafür sorgen, daß wir die von ihnen für notwendig
gehaltene Arbeit leisten. Sie werden, wenn wir die nötige Arbeit nicht leisten,
uns dazu zwingen, und wenn sie sich dadurch geschädigt fühlen, ohne nach den
Wünschen der deutschen Arbeiter auch nur einen Moment zu fragen, den Acht¬
stundentag einfach abschaffen.

Die Regierung, die den Achtstundentag eingeführt hat, muß bedenken, daß
sie in dem Moment, wo sie die Regierung übernommen hat, aus der bis¬
herigen Verantwortungslosigkeit herausgetreten ist und daß sie neben den Rechten
auch die Pflichten der Gewalthaber übernommen hat, d. h., daß sie die Verant¬
wortung für die ganze Zukunft des deutschen Volkes und nicht nur der
Fabrikarbeiter trägt. Der hier beschrittene Weg führt aber zum Verderben des
ganzen Volkes.

Zu dieser Überzeugung muß jeder kommen, der sich nicht nur theoretisch
mit Wirtschllftsfragen von internationaler Bedeutung beschäftigt hat, sondern auch
in der Praxis des Weltmarktes bewandert ist und weiß, wie schwer es ist, hier
Boden zu behaupten, geschweige denn zu gewinnen. Es liegt uns nur daran,
liier den Nachweis zu führen, daß diese Fragen nicht vom Standpunkte eines
Parteiprogramms aus aufgefaßt werden dürfen, und daß ihre Lösung abhängig
ist von der Wirtschaftslage des Reiches und unseren politischen Beziehungen zu
unseren Gegnern. Im Wesen ist es mehr eine Frage der Außenpolitik, als der
Regelung der inneren Verhältnisse des deutschen Reiches. Damit ist die Frage
der R-gelung der Beziehungen des Arbeitnehmers zum Arbeitgeber, die Frage der
Beteiligung der Arbeiter am Gewinne und der Svzialisienmg der Betriebe, d. h.
die innere Organisation der deutschen Arbeitskraft, nicht berührt. Sie gehört nicht
zu unserer Fragestellung.

So ungünstig der Achtstundentag unter den gegenwärtigen Verhältnissen
und in der Form, wie er eingeführt wurde, auf unsere ganze Wirtschaftslage
wirken muß, so sehr hat er Aussicht, die Basis einer fortgeschritteneren Wirtschafts¬
stufe der Zukunft zu werden. Ja es ist,nicht ausgeschlossen, daß der Arbeitstag,
in nicht allzuferner Zukunft, in vielen Betrieben noch weiter verkürzt werden kann
als zurzeit allgemein eingeführt ist.

Das Prinzip, das jegliche industrielle Entwicklung in das Leben der Völker
hineingetragen hat, ist das, die menschliche Arbeitskraft soviel als möglich durch
Maschinen zu ersetzen und durch Arbeitsteilung, verbunden mit sinnreicher
Konstruktion und Anordnung der Maschinen, den Menschen zum Höchstmaß der
Leistungen zu bringen. Daß wir hier noch nicht am Ende der Entwicklungs¬
möglichkeit angekommen sind, bedarf keiner besonderen Begründung. Jeder Tag
bringt neue Erfindungen und jede neue Fabrik — wenigstens der Durchschnitt —
zeigt solche Verbesserungen gegenüber den alten. Es ist nun klar, daß jede Ver¬
vollkommnung dieses Systems den Arbeiter im allgemeinen schneller physisch
erschöpfen muß. Und zwar wird er immer mehr, auch bei relativ einfachen
Maschinen, zum Kopfarbeiter, indem er immer mehr seine fünf Sinne anstrengen
muß. Vielfach wird auch der gewöhnliche Arbeiter 'lediglich Aufseher über
maschinelle Arbeitskräfte und hat so i> i.rhaupt keine Handarbeit mehr zu verrichten.
Hierüber ist von zünftigen Volkswulen soviel geschrieben, daß sich eine weitere


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[0320] Der 3-Stundentag — ein nationales Unglück Arbeitskräfte durch die im Kriege Gefallenen geschwächt. Die betroffenen In¬ dustrien werden Arbeiter entlassen müssen, und diejenigen, die in der Konkurrenz geschwächt sind, d. h. die gesamte übrige deutsche Industrie wird diesen frei¬ werdenden Arbeitern Arbeit nicht gewähren können, denn Voraussetzung dafür wäre doch ein erhöhter Absatz ihrer Produkte auf dem Weltmarkt. In dem Maße wie ein Arbeitsüberangebot besteht, werden die Löhne sinken und wird auf Wunsch der Arbeiter die Arbeitszeit gesteigert werden müssen. Wie, so muß man sich doch fragen, wollen wir unter diesen Umständen die Kontrolle, der uns unsere Gegner unterwerfen wollen, je los werden? Soll Deutschland der dauernde Sklave seiner jetzigen Gegner werden? Unsere Gegner, die heute und in der nächsten Zukunft Macht über uns haben, werden selbst schon dafür sorgen, daß wir die von ihnen für notwendig gehaltene Arbeit leisten. Sie werden, wenn wir die nötige Arbeit nicht leisten, uns dazu zwingen, und wenn sie sich dadurch geschädigt fühlen, ohne nach den Wünschen der deutschen Arbeiter auch nur einen Moment zu fragen, den Acht¬ stundentag einfach abschaffen. Die Regierung, die den Achtstundentag eingeführt hat, muß bedenken, daß sie in dem Moment, wo sie die Regierung übernommen hat, aus der bis¬ herigen Verantwortungslosigkeit herausgetreten ist und daß sie neben den Rechten auch die Pflichten der Gewalthaber übernommen hat, d. h., daß sie die Verant¬ wortung für die ganze Zukunft des deutschen Volkes und nicht nur der Fabrikarbeiter trägt. Der hier beschrittene Weg führt aber zum Verderben des ganzen Volkes. Zu dieser Überzeugung muß jeder kommen, der sich nicht nur theoretisch mit Wirtschllftsfragen von internationaler Bedeutung beschäftigt hat, sondern auch in der Praxis des Weltmarktes bewandert ist und weiß, wie schwer es ist, hier Boden zu behaupten, geschweige denn zu gewinnen. Es liegt uns nur daran, liier den Nachweis zu führen, daß diese Fragen nicht vom Standpunkte eines Parteiprogramms aus aufgefaßt werden dürfen, und daß ihre Lösung abhängig ist von der Wirtschaftslage des Reiches und unseren politischen Beziehungen zu unseren Gegnern. Im Wesen ist es mehr eine Frage der Außenpolitik, als der Regelung der inneren Verhältnisse des deutschen Reiches. Damit ist die Frage der R-gelung der Beziehungen des Arbeitnehmers zum Arbeitgeber, die Frage der Beteiligung der Arbeiter am Gewinne und der Svzialisienmg der Betriebe, d. h. die innere Organisation der deutschen Arbeitskraft, nicht berührt. Sie gehört nicht zu unserer Fragestellung. So ungünstig der Achtstundentag unter den gegenwärtigen Verhältnissen und in der Form, wie er eingeführt wurde, auf unsere ganze Wirtschaftslage wirken muß, so sehr hat er Aussicht, die Basis einer fortgeschritteneren Wirtschafts¬ stufe der Zukunft zu werden. Ja es ist,nicht ausgeschlossen, daß der Arbeitstag, in nicht allzuferner Zukunft, in vielen Betrieben noch weiter verkürzt werden kann als zurzeit allgemein eingeführt ist. Das Prinzip, das jegliche industrielle Entwicklung in das Leben der Völker hineingetragen hat, ist das, die menschliche Arbeitskraft soviel als möglich durch Maschinen zu ersetzen und durch Arbeitsteilung, verbunden mit sinnreicher Konstruktion und Anordnung der Maschinen, den Menschen zum Höchstmaß der Leistungen zu bringen. Daß wir hier noch nicht am Ende der Entwicklungs¬ möglichkeit angekommen sind, bedarf keiner besonderen Begründung. Jeder Tag bringt neue Erfindungen und jede neue Fabrik — wenigstens der Durchschnitt — zeigt solche Verbesserungen gegenüber den alten. Es ist nun klar, daß jede Ver¬ vollkommnung dieses Systems den Arbeiter im allgemeinen schneller physisch erschöpfen muß. Und zwar wird er immer mehr, auch bei relativ einfachen Maschinen, zum Kopfarbeiter, indem er immer mehr seine fünf Sinne anstrengen muß. Vielfach wird auch der gewöhnliche Arbeiter 'lediglich Aufseher über maschinelle Arbeitskräfte und hat so i> i.rhaupt keine Handarbeit mehr zu verrichten. Hierüber ist von zünftigen Volkswulen soviel geschrieben, daß sich eine weitere

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_88238/320>, abgerufen am 24.11.2024.