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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr.

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immer bekannt, auch wenn es alle Einzelheiten sind. Wie mir scheint, hat e se
beim Herannahen und ivähreiid des Weltkriegs die historische Forschung mit ge-
steigcriem Hang .u MoblemstelliMgen" und "Zielsetzungen" die Ginudlinien der
polnischen Mochioerschiebungen in Europa seit 1850 und damii auch der Staat-'
kunst Bl?i"a,als 'chaN herauszuarbeiten g such,")^

So hat also Bismarck anfangs mit der Zerrissenheit der eigenen Nation
und den Stammesfehlern im deutschen Vaterland, später aber nach vollendetem
Neubau des Reichs mit dem Verhängnis gerungen, das Hintze in die Worte faßt:
Unsere geographische Lage ist unser historisch-politisches Schicksal. Deshalb blieb
seine Politik bis zum Schluß immer nur europäisch orientiertund .trotz der
rücksichtslosen Anwendung von Blut und Eisen war sie niemals Prestige- oder
Machtpolitik, sondern immer nur sah ex die Größe Deutschlands in innerer
Stärke. Macht reizt zu Gewalt und Widergewalt, Stärke trägt die Bürgschaft
der Zukunft in sich selbst. Macht ist immer gefährlich, Stärke, in der Verbin¬
dung von militärischer Tüchtigkeit mit geistigen und moralischen Kräften, nie¬
mals.




Bei einem Vergleich des Bihma-rak im Ruhestande mit dem in
Macht und Würden, dem Reiche und seinem kaiserlichen Herrn dienenden Bis¬
marck muß man zugunsten jenes davon ausgehen, daß er keine Taten mehr voll¬
bringen konnte, sonder"! auf Worte angewiesen blieb. Ihm war der ständige
Überblick über das geheime Getriebe der Diplomatie entzogen, und sein Rat
wurde nicht leingeholt. Gleich blieb sich nur die Sorge um den Schutz seines
Wertes vor inneren und äußeren Gefahren. Er war widerwillig und unter har¬
ten Kämpfe" vom Felde seiner Taten gewichen, und aus seinen Worten sprach
nicht nur Weisheit, sondern auch leidenschaftlicher Groll. So mußte Wohl der
gealterte, erbittert die neuen Männer am Steuer befehdende Bismarck ein ande¬
rer sein als der im Vollbesitze seiner Möcht und seines Einflusses auf die Ge¬
schicke des Reichs und Europas.

Von Persönlichen, mitunter allzu Persönlichen, abgesehen, hat er sich in
seinen öffentlichen Reden, Tischgesprächen, Eingebungen in den ihm ganz er¬
gebenen Blättern während der acht Jahre vom Rücktritt bis zum Tode als War¬
ner hauptsächlich in zwei Richtungen vernehmen lassen: Gegen die Sozialdemo¬
kratie und über unser Verhältnis zu Rußland.

Die große innere Krisis des Reichs, die schweren Kämpfe um die Frage,
ob gegen die noch ganz vom Geiste des kommmnstischen Manifestes von Marx




°) Ich nenne aus dem Sammelwerk "Deutschland "ab der Weltkrieg" die Bei¬
träge: "Deutschland .und das MeltstaatenMem" von Otto Hintze; "Die Vorgeschichte des
Krieges" von Hermann O-unter; "Kultur, Machtpolitik und MRtaviSums" von
Friedrich Meinecke. Ferner besonders Hermann Oncken: "Das alte und das neue
Mitteleuropa", Gotha 1917; Kjellün: "Die politischen Probleme des Weltkriegs",
Leipzig 1915; Fr. Meineke: "Probleme des Weltkrieges." '
") Auch die Erwerbung von Schutzgebieten stand unter dem Einfluß europäischer
Gedanken. Als .z. B. der .Kammerherr Gros Behr-Bandelin die von Karl Peters Ende
1834 mit einer Anzahl ostafrikanischer Häuptünae abMMossenen Verträge in der
Reichskanzlei vorgelegt hatte, konnte der erbetene Schutzbrief für die Gesellschaft für
deutsche Kolonisation nicht schnell genug ausgefertigt und veröffentlicht werden (27. Fe¬
bruar 1885), weil sich der Fürst davon eine Vermehrung der Schwierigkeiten für das
wankende Kabinett Gladstone-Granville versprach. Unmittelbar darauf folgte das von
Granville herausgejorderte Rededuell mit den beiden Hödurrcden, das viel zum Sturze
des Kabinetts Gladstone und zur Wiederkehr des Bismarckfreundes Salisburh ans
Ruder (9. Juni 1885) beitrug. -- Bezeichnend ist auch', daß die "Gedanken und Erinne¬
rungen" kein Kapitel über die Kolonmlvolitik enthalten, und Bismarcks getreuer Hel¬
fer bei Abfassung des Werkes, Lothar Bucher, war doch der Urheber davon, daß die
Kolonisation in der deutschen Reichsverfossung unter den Zuständigkeiten des Reiches
nicht unerwähnt geblieben ist.
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immer bekannt, auch wenn es alle Einzelheiten sind. Wie mir scheint, hat e se
beim Herannahen und ivähreiid des Weltkriegs die historische Forschung mit ge-
steigcriem Hang .u MoblemstelliMgen" und „Zielsetzungen" die Ginudlinien der
polnischen Mochioerschiebungen in Europa seit 1850 und damii auch der Staat-'
kunst Bl?i»a,als 'chaN herauszuarbeiten g such,»)^

So hat also Bismarck anfangs mit der Zerrissenheit der eigenen Nation
und den Stammesfehlern im deutschen Vaterland, später aber nach vollendetem
Neubau des Reichs mit dem Verhängnis gerungen, das Hintze in die Worte faßt:
Unsere geographische Lage ist unser historisch-politisches Schicksal. Deshalb blieb
seine Politik bis zum Schluß immer nur europäisch orientiertund .trotz der
rücksichtslosen Anwendung von Blut und Eisen war sie niemals Prestige- oder
Machtpolitik, sondern immer nur sah ex die Größe Deutschlands in innerer
Stärke. Macht reizt zu Gewalt und Widergewalt, Stärke trägt die Bürgschaft
der Zukunft in sich selbst. Macht ist immer gefährlich, Stärke, in der Verbin¬
dung von militärischer Tüchtigkeit mit geistigen und moralischen Kräften, nie¬
mals.




Bei einem Vergleich des Bihma-rak im Ruhestande mit dem in
Macht und Würden, dem Reiche und seinem kaiserlichen Herrn dienenden Bis¬
marck muß man zugunsten jenes davon ausgehen, daß er keine Taten mehr voll¬
bringen konnte, sonder»! auf Worte angewiesen blieb. Ihm war der ständige
Überblick über das geheime Getriebe der Diplomatie entzogen, und sein Rat
wurde nicht leingeholt. Gleich blieb sich nur die Sorge um den Schutz seines
Wertes vor inneren und äußeren Gefahren. Er war widerwillig und unter har¬
ten Kämpfe» vom Felde seiner Taten gewichen, und aus seinen Worten sprach
nicht nur Weisheit, sondern auch leidenschaftlicher Groll. So mußte Wohl der
gealterte, erbittert die neuen Männer am Steuer befehdende Bismarck ein ande¬
rer sein als der im Vollbesitze seiner Möcht und seines Einflusses auf die Ge¬
schicke des Reichs und Europas.

Von Persönlichen, mitunter allzu Persönlichen, abgesehen, hat er sich in
seinen öffentlichen Reden, Tischgesprächen, Eingebungen in den ihm ganz er¬
gebenen Blättern während der acht Jahre vom Rücktritt bis zum Tode als War¬
ner hauptsächlich in zwei Richtungen vernehmen lassen: Gegen die Sozialdemo¬
kratie und über unser Verhältnis zu Rußland.

Die große innere Krisis des Reichs, die schweren Kämpfe um die Frage,
ob gegen die noch ganz vom Geiste des kommmnstischen Manifestes von Marx




°) Ich nenne aus dem Sammelwerk „Deutschland »ab der Weltkrieg" die Bei¬
träge: „Deutschland .und das MeltstaatenMem" von Otto Hintze; „Die Vorgeschichte des
Krieges" von Hermann O-unter; „Kultur, Machtpolitik und MRtaviSums" von
Friedrich Meinecke. Ferner besonders Hermann Oncken: „Das alte und das neue
Mitteleuropa", Gotha 1917; Kjellün: „Die politischen Probleme des Weltkriegs",
Leipzig 1915; Fr. Meineke: „Probleme des Weltkrieges." '
") Auch die Erwerbung von Schutzgebieten stand unter dem Einfluß europäischer
Gedanken. Als .z. B. der .Kammerherr Gros Behr-Bandelin die von Karl Peters Ende
1834 mit einer Anzahl ostafrikanischer Häuptünae abMMossenen Verträge in der
Reichskanzlei vorgelegt hatte, konnte der erbetene Schutzbrief für die Gesellschaft für
deutsche Kolonisation nicht schnell genug ausgefertigt und veröffentlicht werden (27. Fe¬
bruar 1885), weil sich der Fürst davon eine Vermehrung der Schwierigkeiten für das
wankende Kabinett Gladstone-Granville versprach. Unmittelbar darauf folgte das von
Granville herausgejorderte Rededuell mit den beiden Hödurrcden, das viel zum Sturze
des Kabinetts Gladstone und zur Wiederkehr des Bismarckfreundes Salisburh ans
Ruder (9. Juni 1885) beitrug. — Bezeichnend ist auch', daß die „Gedanken und Erinne¬
rungen" kein Kapitel über die Kolonmlvolitik enthalten, und Bismarcks getreuer Hel¬
fer bei Abfassung des Werkes, Lothar Bucher, war doch der Urheber davon, daß die
Kolonisation in der deutschen Reichsverfossung unter den Zuständigkeiten des Reiches
nicht unerwähnt geblieben ist.
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[0287] Bismarcks Vermächtnis immer bekannt, auch wenn es alle Einzelheiten sind. Wie mir scheint, hat e se beim Herannahen und ivähreiid des Weltkriegs die historische Forschung mit ge- steigcriem Hang .u MoblemstelliMgen" und „Zielsetzungen" die Ginudlinien der polnischen Mochioerschiebungen in Europa seit 1850 und damii auch der Staat-' kunst Bl?i»a,als 'chaN herauszuarbeiten g such,»)^ So hat also Bismarck anfangs mit der Zerrissenheit der eigenen Nation und den Stammesfehlern im deutschen Vaterland, später aber nach vollendetem Neubau des Reichs mit dem Verhängnis gerungen, das Hintze in die Worte faßt: Unsere geographische Lage ist unser historisch-politisches Schicksal. Deshalb blieb seine Politik bis zum Schluß immer nur europäisch orientiertund .trotz der rücksichtslosen Anwendung von Blut und Eisen war sie niemals Prestige- oder Machtpolitik, sondern immer nur sah ex die Größe Deutschlands in innerer Stärke. Macht reizt zu Gewalt und Widergewalt, Stärke trägt die Bürgschaft der Zukunft in sich selbst. Macht ist immer gefährlich, Stärke, in der Verbin¬ dung von militärischer Tüchtigkeit mit geistigen und moralischen Kräften, nie¬ mals. Bei einem Vergleich des Bihma-rak im Ruhestande mit dem in Macht und Würden, dem Reiche und seinem kaiserlichen Herrn dienenden Bis¬ marck muß man zugunsten jenes davon ausgehen, daß er keine Taten mehr voll¬ bringen konnte, sonder»! auf Worte angewiesen blieb. Ihm war der ständige Überblick über das geheime Getriebe der Diplomatie entzogen, und sein Rat wurde nicht leingeholt. Gleich blieb sich nur die Sorge um den Schutz seines Wertes vor inneren und äußeren Gefahren. Er war widerwillig und unter har¬ ten Kämpfe» vom Felde seiner Taten gewichen, und aus seinen Worten sprach nicht nur Weisheit, sondern auch leidenschaftlicher Groll. So mußte Wohl der gealterte, erbittert die neuen Männer am Steuer befehdende Bismarck ein ande¬ rer sein als der im Vollbesitze seiner Möcht und seines Einflusses auf die Ge¬ schicke des Reichs und Europas. Von Persönlichen, mitunter allzu Persönlichen, abgesehen, hat er sich in seinen öffentlichen Reden, Tischgesprächen, Eingebungen in den ihm ganz er¬ gebenen Blättern während der acht Jahre vom Rücktritt bis zum Tode als War¬ ner hauptsächlich in zwei Richtungen vernehmen lassen: Gegen die Sozialdemo¬ kratie und über unser Verhältnis zu Rußland. Die große innere Krisis des Reichs, die schweren Kämpfe um die Frage, ob gegen die noch ganz vom Geiste des kommmnstischen Manifestes von Marx °) Ich nenne aus dem Sammelwerk „Deutschland »ab der Weltkrieg" die Bei¬ träge: „Deutschland .und das MeltstaatenMem" von Otto Hintze; „Die Vorgeschichte des Krieges" von Hermann O-unter; „Kultur, Machtpolitik und MRtaviSums" von Friedrich Meinecke. Ferner besonders Hermann Oncken: „Das alte und das neue Mitteleuropa", Gotha 1917; Kjellün: „Die politischen Probleme des Weltkriegs", Leipzig 1915; Fr. Meineke: „Probleme des Weltkrieges." ' ") Auch die Erwerbung von Schutzgebieten stand unter dem Einfluß europäischer Gedanken. Als .z. B. der .Kammerherr Gros Behr-Bandelin die von Karl Peters Ende 1834 mit einer Anzahl ostafrikanischer Häuptünae abMMossenen Verträge in der Reichskanzlei vorgelegt hatte, konnte der erbetene Schutzbrief für die Gesellschaft für deutsche Kolonisation nicht schnell genug ausgefertigt und veröffentlicht werden (27. Fe¬ bruar 1885), weil sich der Fürst davon eine Vermehrung der Schwierigkeiten für das wankende Kabinett Gladstone-Granville versprach. Unmittelbar darauf folgte das von Granville herausgejorderte Rededuell mit den beiden Hödurrcden, das viel zum Sturze des Kabinetts Gladstone und zur Wiederkehr des Bismarckfreundes Salisburh ans Ruder (9. Juni 1885) beitrug. — Bezeichnend ist auch', daß die „Gedanken und Erinne¬ rungen" kein Kapitel über die Kolonmlvolitik enthalten, und Bismarcks getreuer Hel¬ fer bei Abfassung des Werkes, Lothar Bucher, war doch der Urheber davon, daß die Kolonisation in der deutschen Reichsverfossung unter den Zuständigkeiten des Reiches nicht unerwähnt geblieben ist.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_88238/287>, abgerufen am 23.07.2024.