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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr.

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finden, auf das die Masse hört. Dann wird auch der Konservativismus zum
letzten Male auf die Wage gelegt. Wird er auch diesmal von der Geschichte zu
leicht befunden, dann -- hat er seine letzte Gelegenheit verpaßt.

In der Tat: "Die Wende hat begonnen". An allen Fronten tobt eine
Schlacht, an deren Grauen keine Vorstellung heranreicht. Noch einmal fließen
Ströme edelsten deutschen Blutes. Der Wall von lebendigem Fleisch und Bein,
der seit über vier Jahren unser herrliches Vaterland schirmt, ist auf die härteste
Bewährungsprobe gestellt. Das Letzte, das Schwerste droht: der Abfall unserer
Freunde. Wieder erfaßt uns -- noch elementarer -- das abschnürende Gefühl unserer
entsetzlichen Vereinsamung in der Welt. Es ist wieder wie im August 1914. DaS
fühlt derselbe Dichter, mit dessen Worten von damals ich begann, wenn er heute sagt:




erTaler spricht:
,Am ich ein "Wicht,
Des Mühens und Scharrens
Und Mährens nicht wert?
'wer schmiedet aus mir
Das deutsche Schwert?
Da hat ihn die "Neunte"
Schweigend genommen:
jLr ist in die rechte
Schmiede gekommen.

"In tausend Zungen"
v Dr. Mathieu Schwann on

a, es ist falsch, daß wir in dieser schweren und großen Zeit in
tausend Zungen reden, wie es die "Kölnische Zeitung" nannte, also
eine "kauderwelsche" Sprache, wobei keiner den andern versteht,
verstehen will, verstehen darf, fondern wir .müssen deutsch
miteinander und mit der Welt reden, damit man uns versteht.

Von geschichtlicher Deutung der auf uns einstürmenden
:e keine Rede fein, meinte Prof. Martin Dibelius in der "Frank¬
furter Zeitung" (Ur. 235, 1. Mbl.) unter dem Strich; wir müßten der Welt
und dem Volke sagen, "daß diese Verstrickung nicht auf Menschen- (auch nicht auf
Diplomaten-) Torheit und nicht auf Menschen- (auch nicht auf Engländer-)
Bosheit beruht, sondern auf Schicksals Notwendigkeit .... und daß man
dieses Schicksals letzten Sinn nicht weiß". Also der Glaube an das Fatum wird
dort gepredigt, während aller Götterglaube, alle Wissenschaft sodann der
verflossenen 6000 Jahre Menschenkultur bestrebt war, das Fatum zu zerpflücken
und in eine größere oder kleinere Summe von Ursachen auseinanderzulegen und
der Erkenntnis nahe zu bringen. Und ub er dem Strich fährt Dr. Hugo Preuß
in der gleichen Nummer damit fort, die Ursache in der Nichtparlamentarisierung
und Nichtdemokratisierung Deutschlands und Preußens mit grimmigen Angriffen
egen die Diplomatentorheit darzulegen. In einer ferneren, benachbarten
cummer setzt sich die "Frankfurter Zeitung" felbst mit der "Schweizerei" ihres
früheren Redakteurs Nippold auseinander, zuckt dabei wieder gegen Ehamberlain
auf, dessen Peitschenknall "Landesverrat" ihr immer noch durch die feinfühligen
Nerven geht, und auf der letzten Seite des Inseratenteils folgt ihr großes Preis¬
ausschreiben, "von dem Streben geleitet, mitzuhelfen, daß auch die bevorstehende
neunte Kriegsanleihe wieder ein voller Erfolg werde", während wiederum in einer
Nachbarnummer einer ihrer Korrespondenten in rüdester Sprache zum Ein¬
schmelzen der Hohenzollerndenkmäler auffordert. Schweizerei hin -- Schweizerei
her -- von den Bernern scheint man da noch nichts zu wissen, an deren starken,
gesunden, "agrarischen" Heimatssinn trotz aller Fremdeneinfuhr ein intellektuell
verschrobenes Gehirn sich Gesundheit und Geradheit holen könnte, wie gerade el"
solcher Berner mir im Jahre 1911 in langabendlichen Unterhaltungen dartat, daß
ich die preußischen Junker nicht kenne, so wenig wie ich die Berner kennte. Uns
aus seinen Darlegungen lernte ich sie kennen und weiß heute, wo die Nahrungs--
sorge der Schweiz so grausam über den Hals kam, daß er recht hatte, und daß die
Neunmalweisen, die die 100 Millionen-Einnahmen aus der Fremdenindustrie für
eine Bereicherung des Landes hielten, einen Raubbau am Schweizer Volle, an
seiner Tüchtigkeit und Gesundheit betrieben.


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finden, auf das die Masse hört. Dann wird auch der Konservativismus zum
letzten Male auf die Wage gelegt. Wird er auch diesmal von der Geschichte zu
leicht befunden, dann — hat er seine letzte Gelegenheit verpaßt.

In der Tat: „Die Wende hat begonnen". An allen Fronten tobt eine
Schlacht, an deren Grauen keine Vorstellung heranreicht. Noch einmal fließen
Ströme edelsten deutschen Blutes. Der Wall von lebendigem Fleisch und Bein,
der seit über vier Jahren unser herrliches Vaterland schirmt, ist auf die härteste
Bewährungsprobe gestellt. Das Letzte, das Schwerste droht: der Abfall unserer
Freunde. Wieder erfaßt uns — noch elementarer — das abschnürende Gefühl unserer
entsetzlichen Vereinsamung in der Welt. Es ist wieder wie im August 1914. DaS
fühlt derselbe Dichter, mit dessen Worten von damals ich begann, wenn er heute sagt:




erTaler spricht:
,Am ich ein "Wicht,
Des Mühens und Scharrens
Und Mährens nicht wert?
'wer schmiedet aus mir
Das deutsche Schwert?
Da hat ihn die „Neunte"
Schweigend genommen:
jLr ist in die rechte
Schmiede gekommen.

„In tausend Zungen"
v Dr. Mathieu Schwann on

a, es ist falsch, daß wir in dieser schweren und großen Zeit in
tausend Zungen reden, wie es die „Kölnische Zeitung" nannte, also
eine „kauderwelsche" Sprache, wobei keiner den andern versteht,
verstehen will, verstehen darf, fondern wir .müssen deutsch
miteinander und mit der Welt reden, damit man uns versteht.

Von geschichtlicher Deutung der auf uns einstürmenden
:e keine Rede fein, meinte Prof. Martin Dibelius in der „Frank¬
furter Zeitung" (Ur. 235, 1. Mbl.) unter dem Strich; wir müßten der Welt
und dem Volke sagen, „daß diese Verstrickung nicht auf Menschen- (auch nicht auf
Diplomaten-) Torheit und nicht auf Menschen- (auch nicht auf Engländer-)
Bosheit beruht, sondern auf Schicksals Notwendigkeit .... und daß man
dieses Schicksals letzten Sinn nicht weiß". Also der Glaube an das Fatum wird
dort gepredigt, während aller Götterglaube, alle Wissenschaft sodann der
verflossenen 6000 Jahre Menschenkultur bestrebt war, das Fatum zu zerpflücken
und in eine größere oder kleinere Summe von Ursachen auseinanderzulegen und
der Erkenntnis nahe zu bringen. Und ub er dem Strich fährt Dr. Hugo Preuß
in der gleichen Nummer damit fort, die Ursache in der Nichtparlamentarisierung
und Nichtdemokratisierung Deutschlands und Preußens mit grimmigen Angriffen
egen die Diplomatentorheit darzulegen. In einer ferneren, benachbarten
cummer setzt sich die „Frankfurter Zeitung" felbst mit der „Schweizerei" ihres
früheren Redakteurs Nippold auseinander, zuckt dabei wieder gegen Ehamberlain
auf, dessen Peitschenknall „Landesverrat" ihr immer noch durch die feinfühligen
Nerven geht, und auf der letzten Seite des Inseratenteils folgt ihr großes Preis¬
ausschreiben, „von dem Streben geleitet, mitzuhelfen, daß auch die bevorstehende
neunte Kriegsanleihe wieder ein voller Erfolg werde", während wiederum in einer
Nachbarnummer einer ihrer Korrespondenten in rüdester Sprache zum Ein¬
schmelzen der Hohenzollerndenkmäler auffordert. Schweizerei hin — Schweizerei
her — von den Bernern scheint man da noch nichts zu wissen, an deren starken,
gesunden, „agrarischen" Heimatssinn trotz aller Fremdeneinfuhr ein intellektuell
verschrobenes Gehirn sich Gesundheit und Geradheit holen könnte, wie gerade el«
solcher Berner mir im Jahre 1911 in langabendlichen Unterhaltungen dartat, daß
ich die preußischen Junker nicht kenne, so wenig wie ich die Berner kennte. Uns
aus seinen Darlegungen lernte ich sie kennen und weiß heute, wo die Nahrungs--
sorge der Schweiz so grausam über den Hals kam, daß er recht hatte, und daß die
Neunmalweisen, die die 100 Millionen-Einnahmen aus der Fremdenindustrie für
eine Bereicherung des Landes hielten, einen Raubbau am Schweizer Volle, an
seiner Tüchtigkeit und Gesundheit betrieben.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_88238/17>, abgerufen am 24.11.2024.