Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr.von Ludendorff zu payer. U°Bootkrieges ausgesprochen hatte. Die Regierung ist es sich selbst, ihrer Autorität' Die Art wie Wilson mit der deutschen Regierung verhandelte und der In¬ Im Lichte dieser Tatsache erscheint die Berufung der neuen Regierung nur noch "Nordd. Mg. Ztg." Ur. 609^
von Ludendorff zu payer. U°Bootkrieges ausgesprochen hatte. Die Regierung ist es sich selbst, ihrer Autorität' Die Art wie Wilson mit der deutschen Regierung verhandelte und der In¬ Im Lichte dieser Tatsache erscheint die Berufung der neuen Regierung nur noch „Nordd. Mg. Ztg." Ur. 609^
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0120" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/88358"/> <fw type="header" place="top"> von Ludendorff zu payer.</fw><lb/> <p xml:id="ID_479" prev="#ID_478"> U°Bootkrieges ausgesprochen hatte. Die Regierung ist es sich selbst, ihrer Autorität'<lb/> vor dem Lande und der Nation schuldig, bekanntzugeben, wer sür diesen übereilten<lb/> Schritt die Verantwortung trägt, mit dem Ziel selbstverständlich, Persönlichkeiten,<lb/> die nicht mehr über solche Nerven verfügen, die notwendig sind, um das Staats¬<lb/> schiff durch Sturm und Klippen zu steuern, aus der Regierung oder ihrem Amt<lb/> auszumerzen. Trifft den General Ludendorff die Verantwortung, so soll man sich<lb/> nicht scheuen, es zu sagen, auf die Gefahr hin, daß sein Bild im Augenblick eine<lb/> Trübung erfahren könnte. Die Hauptsache ist jetzt absolute Ehrlichkeit. Und selbst<lb/> wenn der Feldherr, der vier Jahre ununterbrochen eine stets wachsende Last an<lb/> den verantwortlichsten Stellen getragen, in der politischen Behandlung militärischer<lb/> Fragen versagt haben sollte, wird er dem deutschen Volk in seinem Wette nicht<lb/> vermindert. Die Errettung Ostpreußens, Oberschlesiens, Posens, vielleicht Berlins,<lb/> vor der Besetzung durch die Russen ist sein Werk. Es ist so gewaltig, daß nichts<lb/> imstande sein kann, die Dankbarkeit des deutschen Volkes für Ludendorff zu<lb/> verkümmern I . <» .<lb/> » »</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_480"> Die Art wie Wilson mit der deutschen Regierung verhandelte und der In¬<lb/> halt seiner Note vom 23. Oktober konnte uns nicht in Erstaunen versetzen, nachdem<lb/> wir Kenntnis von einer Rede Wilsons bekommen hatten, die dieser am 27. September -<lb/> gehalten und die Prinz Max von Baden ausdrücklich als eine der Verhandlungs¬<lb/> grundlagen bezeichnet, auf die die deutsche Regierung zu treten beabsichtigt. „Wir sind<lb/> uns alle darüber einig, führt Wilson aus, daß es keinen Frieden geben<lb/> darf, der durch irgendeine Art von Handel oder Kompromiß mit den<lb/> Regierungen der Mittelmächte erreicht wird".«) Indem die deutsche Re¬<lb/> gierung diesen Satz mit ihrer ersten Note annahm, hatte sie überhaupt schon<lb/> kapituliert und es bleibt ihr nun kaum noch etwas andres zu tun übrig, als die<lb/> weiteren Befehle Wilsons abzuwarten und sich ihnen zu unterwerfen, sofern die<lb/> Nation sie daran nicht noch in letzter Stunde zu hindern vermag. Gerade diese<lb/> bedingungslose Kapitulation ist es wohl auch gewesen, die Wilson veranlaßte, an<lb/> der Ernsthaftigkeit des deutschen Friedensangebots zu zweifeln und dahinter eine<lb/> Falle zu vermuten.</p><lb/> <p xml:id="ID_481" next="#ID_482"> Im Lichte dieser Tatsache erscheint die Berufung der neuen Regierung nur noch<lb/> aus innerpolitischen Gesichtspunkten, aus dem Wunsch, das Land vor .Erschütterungen<lb/> durch innere, womöglich blutig verlaufende Krisen zu bewahren, verständlich. Ist<lb/> dies der Fall, so wäre das ein Zeichen der Selbstpreisgabe der Bureaukratie und<lb/> der Krone, und wieder wandert unser Blick erstaunt fragend zu den Ratgebern<lb/> der Krone, die keinen andern Ausweg wußten. Wäre es nicht weiser gewesen, das<lb/> Odium der Kapitulation der alten Regierung zu überlassen, der Regierung, die<lb/> mit ihrer ideenlosen Schwäche und ihrem Mangel an Mut nach innen und außen<lb/> zugab, daß unsre Zukunft zuletzt auf eine Karte gesetzt wurde?! Vielleicht dachten<lb/> die Ratgeber des Kaisers der Hohenzollerndhnastie auf dem schließlich beschrittenen<lb/> Wege die Kronen zu retten. Welche krausen Gedankengänge! Entschloß man sich<lb/> am 30. September zur Kapitulation, so durfte auch vor den Konsequenzen einer<lb/> solchen nicht zurückgeschreckt werden, und eine der schwersten Konsequenzen war</p><lb/> <note xml:id="FID_33" place="foot"> „Nordd. Mg. Ztg." Ur. 609^</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0120]
von Ludendorff zu payer.
U°Bootkrieges ausgesprochen hatte. Die Regierung ist es sich selbst, ihrer Autorität'
vor dem Lande und der Nation schuldig, bekanntzugeben, wer sür diesen übereilten
Schritt die Verantwortung trägt, mit dem Ziel selbstverständlich, Persönlichkeiten,
die nicht mehr über solche Nerven verfügen, die notwendig sind, um das Staats¬
schiff durch Sturm und Klippen zu steuern, aus der Regierung oder ihrem Amt
auszumerzen. Trifft den General Ludendorff die Verantwortung, so soll man sich
nicht scheuen, es zu sagen, auf die Gefahr hin, daß sein Bild im Augenblick eine
Trübung erfahren könnte. Die Hauptsache ist jetzt absolute Ehrlichkeit. Und selbst
wenn der Feldherr, der vier Jahre ununterbrochen eine stets wachsende Last an
den verantwortlichsten Stellen getragen, in der politischen Behandlung militärischer
Fragen versagt haben sollte, wird er dem deutschen Volk in seinem Wette nicht
vermindert. Die Errettung Ostpreußens, Oberschlesiens, Posens, vielleicht Berlins,
vor der Besetzung durch die Russen ist sein Werk. Es ist so gewaltig, daß nichts
imstande sein kann, die Dankbarkeit des deutschen Volkes für Ludendorff zu
verkümmern I . <» .
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Die Art wie Wilson mit der deutschen Regierung verhandelte und der In¬
halt seiner Note vom 23. Oktober konnte uns nicht in Erstaunen versetzen, nachdem
wir Kenntnis von einer Rede Wilsons bekommen hatten, die dieser am 27. September -
gehalten und die Prinz Max von Baden ausdrücklich als eine der Verhandlungs¬
grundlagen bezeichnet, auf die die deutsche Regierung zu treten beabsichtigt. „Wir sind
uns alle darüber einig, führt Wilson aus, daß es keinen Frieden geben
darf, der durch irgendeine Art von Handel oder Kompromiß mit den
Regierungen der Mittelmächte erreicht wird".«) Indem die deutsche Re¬
gierung diesen Satz mit ihrer ersten Note annahm, hatte sie überhaupt schon
kapituliert und es bleibt ihr nun kaum noch etwas andres zu tun übrig, als die
weiteren Befehle Wilsons abzuwarten und sich ihnen zu unterwerfen, sofern die
Nation sie daran nicht noch in letzter Stunde zu hindern vermag. Gerade diese
bedingungslose Kapitulation ist es wohl auch gewesen, die Wilson veranlaßte, an
der Ernsthaftigkeit des deutschen Friedensangebots zu zweifeln und dahinter eine
Falle zu vermuten.
Im Lichte dieser Tatsache erscheint die Berufung der neuen Regierung nur noch
aus innerpolitischen Gesichtspunkten, aus dem Wunsch, das Land vor .Erschütterungen
durch innere, womöglich blutig verlaufende Krisen zu bewahren, verständlich. Ist
dies der Fall, so wäre das ein Zeichen der Selbstpreisgabe der Bureaukratie und
der Krone, und wieder wandert unser Blick erstaunt fragend zu den Ratgebern
der Krone, die keinen andern Ausweg wußten. Wäre es nicht weiser gewesen, das
Odium der Kapitulation der alten Regierung zu überlassen, der Regierung, die
mit ihrer ideenlosen Schwäche und ihrem Mangel an Mut nach innen und außen
zugab, daß unsre Zukunft zuletzt auf eine Karte gesetzt wurde?! Vielleicht dachten
die Ratgeber des Kaisers der Hohenzollerndhnastie auf dem schließlich beschrittenen
Wege die Kronen zu retten. Welche krausen Gedankengänge! Entschloß man sich
am 30. September zur Kapitulation, so durfte auch vor den Konsequenzen einer
solchen nicht zurückgeschreckt werden, und eine der schwersten Konsequenzen war
„Nordd. Mg. Ztg." Ur. 609^
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