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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr.

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wird man heute mit einem Fragezeichen versehen müssen, wo einem aus den
"weitesten Volkskreisen" die Klagen und Absagen gegenüber dem herrschenden
Wirtschaftssystem ins Ohr tönen.

Wichtiger als die Zukunftsfrage, ob der Prozeß der Sozialisierung in den
von Lensch geforderten Bahnen verläuft, ob jene dritte Stufe der kapitalistischen
Produktionsweise mit einer völligen Vergesellschaftung der Produktionsmittel im
Marxschen Sinne endet, ist für uns heute Lebende das Bekenntnis dieses Sozialisten,
daß sich seine Partei und der Staat innerlich nahegetreten sind, daß eine starke
Staatsgewalt im antiliberalen Sinne notwendig sei und "Deutschland das Boll¬
werk der Freiheit" gegen die russisch-englische Doppelsklaverei darstelle. Wohl ver-
> gißt Lensch nicht zu betonen, daß auch bei uns noch manches anders werden muß,
!aber, wenn auch er die "endgültige Überwindung des Obrigkeitsstaates", die Über-
'einstimmung von Staat und Volk fordert, so ist das trotz des Gleichklanges der' Worte himmelweit verschieden von dem Programm des Linksliberalismus. Denn
-- so hatte der Verfasser schon früher geschrieben -- "das Freiheitsideal des
Sozialismus ist ein im Wesen anderes als das des Individualismus", wie eZ
unsere immer noch von englischen Maßstäben abhängige liberale Bourgeoisie ver¬
tritt. Wie Lensch auf wirtschaftlichem Gebiete eine immer stärkere Kontrolle der
Gesellschaft über die nationale Arbeit forderte, so ist ihm auch in der konstitutio¬
nellen Frage -- neben dem Ausbau der Selbstverwaltung -- die Kontrollfunktion
des Parlaments gegenüber der Beamtenregierung (nicht das Selber-Negieren-
Wollen) die Hauptsache. Nicht die rückständige individualistische Staatsverfassung
der "demokratischen" Westmächte -- so heißt es am Schluß -- kann das Ideal
sein, dem Deutschland, dieser wirtschaftlich entwickeltste Staat der Welt, nachzu¬
streben hat. "Die politischen Neubildungen, die bei uns nötig sind, müssen aus
den geschichtlich gewordenen Verhältnissen selber sich ergeben, und können nicht
durch Nachpinselung englischer oder französischer Schablonen ersetzt werden." "Die
falsche Fassade der preußischen Autokratie" (der Ausdruck ist unglücklich gewähltl)
verdenke den "starken demokratischen Bau, der für Deutschlands inneres Leben
kennzeichnend ist". Durch Einführung des gleichen Wahlrechtes werde diese Fassade
fallen, und "alle Welt erkennen, wie stark die demokratischen Grundlagen des
öffentlichen Lebens auch in Preußen, und erst recht in Preußen, sind." Gehört
das gleiche Wahlrecht zur Fassade, so wird auch Lensch zugeben, daß dieser Frage
Nur akzidentielle Bedeutung zukommt. Auch für uns ist also entscheidend sein
Abrücken von dem. den Linksliberalismus blendenden westeuropäischen Wesen, wo
auch der Widerspruch zwischen Fassade und Kern eine Rolle spielt, nur im um¬
gekehrten Sinne wie in Deutschland."

So gelangte denn die "ökonomische Geschichtsauffassung am Ende zu
Resultaten, die sich nicht so sehr von den im Eingange zitierten kaiserlichen Worten
unterscheiden, wie man zunächst glauben mußte. Der "Götzendienst des Geldes",
von dem der Monarch spricht, ist nur eine Erscheinungsform des anarchischen,
individualistischen Kapitalismus, wie er in England bis zum Kriege herrschte, und
indem Deutschland durch Herstellung des politischen Gleichgewichts die Produktiv¬
kräfte mit den Eigentumsverhältnissen in Ordnung bringt, beseitigt es jenes
jDklaventum der Völker im Dienste der angelsächsischen Herrenrasse" und bereitet
hinein planetarischen "Sozialismus" die Wege.

Es sollte hier nur das nach unserer Auffassung in den Mittelpunkt zu
stellende Problem der Schrift herausgehoben werden, die "Drei Jahre Weltrevo¬
lution" geben in: übrigen dem Verfasser noch manchen Anlaß zu klugen und feinen
Bemerkungen nicht nur über den deutsch-englischen Gegensatz, sondern auch über
Frankreich und Rußland. Seine Bemerkung, wenn Deutschland in diesem Kriege
Nicht besiegt werde, habe es gesiegt, antezipiert die jüngste Äußerung Balfours.
Doch der Leser halte selbst die lohnende Zwiesprache mit dem Buche, das bei
unseren Feinden bereits gebührende Aufmerksamkeit findet. ^) Dr. y. O. Meisner



!) Vgl. die Selbstanzeige von Lensch im "Roten Tag" vom 26. Juli 1918.
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wird man heute mit einem Fragezeichen versehen müssen, wo einem aus den
„weitesten Volkskreisen" die Klagen und Absagen gegenüber dem herrschenden
Wirtschaftssystem ins Ohr tönen.

Wichtiger als die Zukunftsfrage, ob der Prozeß der Sozialisierung in den
von Lensch geforderten Bahnen verläuft, ob jene dritte Stufe der kapitalistischen
Produktionsweise mit einer völligen Vergesellschaftung der Produktionsmittel im
Marxschen Sinne endet, ist für uns heute Lebende das Bekenntnis dieses Sozialisten,
daß sich seine Partei und der Staat innerlich nahegetreten sind, daß eine starke
Staatsgewalt im antiliberalen Sinne notwendig sei und „Deutschland das Boll¬
werk der Freiheit" gegen die russisch-englische Doppelsklaverei darstelle. Wohl ver-
> gißt Lensch nicht zu betonen, daß auch bei uns noch manches anders werden muß,
!aber, wenn auch er die „endgültige Überwindung des Obrigkeitsstaates", die Über-
'einstimmung von Staat und Volk fordert, so ist das trotz des Gleichklanges der' Worte himmelweit verschieden von dem Programm des Linksliberalismus. Denn
— so hatte der Verfasser schon früher geschrieben — „das Freiheitsideal des
Sozialismus ist ein im Wesen anderes als das des Individualismus", wie eZ
unsere immer noch von englischen Maßstäben abhängige liberale Bourgeoisie ver¬
tritt. Wie Lensch auf wirtschaftlichem Gebiete eine immer stärkere Kontrolle der
Gesellschaft über die nationale Arbeit forderte, so ist ihm auch in der konstitutio¬
nellen Frage — neben dem Ausbau der Selbstverwaltung — die Kontrollfunktion
des Parlaments gegenüber der Beamtenregierung (nicht das Selber-Negieren-
Wollen) die Hauptsache. Nicht die rückständige individualistische Staatsverfassung
der „demokratischen" Westmächte — so heißt es am Schluß — kann das Ideal
sein, dem Deutschland, dieser wirtschaftlich entwickeltste Staat der Welt, nachzu¬
streben hat. „Die politischen Neubildungen, die bei uns nötig sind, müssen aus
den geschichtlich gewordenen Verhältnissen selber sich ergeben, und können nicht
durch Nachpinselung englischer oder französischer Schablonen ersetzt werden." „Die
falsche Fassade der preußischen Autokratie" (der Ausdruck ist unglücklich gewähltl)
verdenke den „starken demokratischen Bau, der für Deutschlands inneres Leben
kennzeichnend ist". Durch Einführung des gleichen Wahlrechtes werde diese Fassade
fallen, und „alle Welt erkennen, wie stark die demokratischen Grundlagen des
öffentlichen Lebens auch in Preußen, und erst recht in Preußen, sind." Gehört
das gleiche Wahlrecht zur Fassade, so wird auch Lensch zugeben, daß dieser Frage
Nur akzidentielle Bedeutung zukommt. Auch für uns ist also entscheidend sein
Abrücken von dem. den Linksliberalismus blendenden westeuropäischen Wesen, wo
auch der Widerspruch zwischen Fassade und Kern eine Rolle spielt, nur im um¬
gekehrten Sinne wie in Deutschland."

So gelangte denn die „ökonomische Geschichtsauffassung am Ende zu
Resultaten, die sich nicht so sehr von den im Eingange zitierten kaiserlichen Worten
unterscheiden, wie man zunächst glauben mußte. Der „Götzendienst des Geldes",
von dem der Monarch spricht, ist nur eine Erscheinungsform des anarchischen,
individualistischen Kapitalismus, wie er in England bis zum Kriege herrschte, und
indem Deutschland durch Herstellung des politischen Gleichgewichts die Produktiv¬
kräfte mit den Eigentumsverhältnissen in Ordnung bringt, beseitigt es jenes
jDklaventum der Völker im Dienste der angelsächsischen Herrenrasse" und bereitet
hinein planetarischen „Sozialismus" die Wege.

Es sollte hier nur das nach unserer Auffassung in den Mittelpunkt zu
stellende Problem der Schrift herausgehoben werden, die „Drei Jahre Weltrevo¬
lution" geben in: übrigen dem Verfasser noch manchen Anlaß zu klugen und feinen
Bemerkungen nicht nur über den deutsch-englischen Gegensatz, sondern auch über
Frankreich und Rußland. Seine Bemerkung, wenn Deutschland in diesem Kriege
Nicht besiegt werde, habe es gesiegt, antezipiert die jüngste Äußerung Balfours.
Doch der Leser halte selbst die lohnende Zwiesprache mit dem Buche, das bei
unseren Feinden bereits gebührende Aufmerksamkeit findet. ^) Dr. y. O. Meisner



!) Vgl. die Selbstanzeige von Lensch im „Roten Tag" vom 26. Juli 1918.
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[0112] Neue Bücher wird man heute mit einem Fragezeichen versehen müssen, wo einem aus den „weitesten Volkskreisen" die Klagen und Absagen gegenüber dem herrschenden Wirtschaftssystem ins Ohr tönen. Wichtiger als die Zukunftsfrage, ob der Prozeß der Sozialisierung in den von Lensch geforderten Bahnen verläuft, ob jene dritte Stufe der kapitalistischen Produktionsweise mit einer völligen Vergesellschaftung der Produktionsmittel im Marxschen Sinne endet, ist für uns heute Lebende das Bekenntnis dieses Sozialisten, daß sich seine Partei und der Staat innerlich nahegetreten sind, daß eine starke Staatsgewalt im antiliberalen Sinne notwendig sei und „Deutschland das Boll¬ werk der Freiheit" gegen die russisch-englische Doppelsklaverei darstelle. Wohl ver- > gißt Lensch nicht zu betonen, daß auch bei uns noch manches anders werden muß, !aber, wenn auch er die „endgültige Überwindung des Obrigkeitsstaates", die Über- 'einstimmung von Staat und Volk fordert, so ist das trotz des Gleichklanges der' Worte himmelweit verschieden von dem Programm des Linksliberalismus. Denn — so hatte der Verfasser schon früher geschrieben — „das Freiheitsideal des Sozialismus ist ein im Wesen anderes als das des Individualismus", wie eZ unsere immer noch von englischen Maßstäben abhängige liberale Bourgeoisie ver¬ tritt. Wie Lensch auf wirtschaftlichem Gebiete eine immer stärkere Kontrolle der Gesellschaft über die nationale Arbeit forderte, so ist ihm auch in der konstitutio¬ nellen Frage — neben dem Ausbau der Selbstverwaltung — die Kontrollfunktion des Parlaments gegenüber der Beamtenregierung (nicht das Selber-Negieren- Wollen) die Hauptsache. Nicht die rückständige individualistische Staatsverfassung der „demokratischen" Westmächte — so heißt es am Schluß — kann das Ideal sein, dem Deutschland, dieser wirtschaftlich entwickeltste Staat der Welt, nachzu¬ streben hat. „Die politischen Neubildungen, die bei uns nötig sind, müssen aus den geschichtlich gewordenen Verhältnissen selber sich ergeben, und können nicht durch Nachpinselung englischer oder französischer Schablonen ersetzt werden." „Die falsche Fassade der preußischen Autokratie" (der Ausdruck ist unglücklich gewähltl) verdenke den „starken demokratischen Bau, der für Deutschlands inneres Leben kennzeichnend ist". Durch Einführung des gleichen Wahlrechtes werde diese Fassade fallen, und „alle Welt erkennen, wie stark die demokratischen Grundlagen des öffentlichen Lebens auch in Preußen, und erst recht in Preußen, sind." Gehört das gleiche Wahlrecht zur Fassade, so wird auch Lensch zugeben, daß dieser Frage Nur akzidentielle Bedeutung zukommt. Auch für uns ist also entscheidend sein Abrücken von dem. den Linksliberalismus blendenden westeuropäischen Wesen, wo auch der Widerspruch zwischen Fassade und Kern eine Rolle spielt, nur im um¬ gekehrten Sinne wie in Deutschland." So gelangte denn die „ökonomische Geschichtsauffassung am Ende zu Resultaten, die sich nicht so sehr von den im Eingange zitierten kaiserlichen Worten unterscheiden, wie man zunächst glauben mußte. Der „Götzendienst des Geldes", von dem der Monarch spricht, ist nur eine Erscheinungsform des anarchischen, individualistischen Kapitalismus, wie er in England bis zum Kriege herrschte, und indem Deutschland durch Herstellung des politischen Gleichgewichts die Produktiv¬ kräfte mit den Eigentumsverhältnissen in Ordnung bringt, beseitigt es jenes jDklaventum der Völker im Dienste der angelsächsischen Herrenrasse" und bereitet hinein planetarischen „Sozialismus" die Wege. Es sollte hier nur das nach unserer Auffassung in den Mittelpunkt zu stellende Problem der Schrift herausgehoben werden, die „Drei Jahre Weltrevo¬ lution" geben in: übrigen dem Verfasser noch manchen Anlaß zu klugen und feinen Bemerkungen nicht nur über den deutsch-englischen Gegensatz, sondern auch über Frankreich und Rußland. Seine Bemerkung, wenn Deutschland in diesem Kriege Nicht besiegt werde, habe es gesiegt, antezipiert die jüngste Äußerung Balfours. Doch der Leser halte selbst die lohnende Zwiesprache mit dem Buche, das bei unseren Feinden bereits gebührende Aufmerksamkeit findet. ^) Dr. y. O. Meisner !) Vgl. die Selbstanzeige von Lensch im „Roten Tag" vom 26. Juli 1918.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_88238/112>, abgerufen am 22.07.2024.