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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr.

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Die Behandlung der Letten und Ehlen

taktisch mit aller politischen Vorsicht eine gewisse Distanz vom alten hyperseudalen
System zu wahren. Bestünde in Rußland noch der Zarismus, so lägen die
Dinge anders und für uns in mancher Hinsicht weit bequemer. An der Grenze
des ultrademokratischen Rußland können wir nicht auf die Werbekraft des
Tropfens demokratischen Oeles verzichten, der das neue Regiment des mächtigen
Deutschen Reiches vor der mühsam behaupteten Herrschaft einer kleinen deutschen
Minderheit auszeichnet und ruhig ohne Schaden für die deutsche Sache aus¬
zeichnen kaun. Eine überstürzte und haltlose Demokratisierung freilich -- etwa
nach dem Rezept von Hans Vorst im "Berliner Tageblatt" --, die alle Unter¬
schiede des Standes und des Volkstumes, die einstweilen von größter politischer
Wichtigkeit bleiben, kurzerhand verschmieren würde, wäre natürlich der ver¬
hängnisvollste Fehler, den wir begehen könnten.

Auf welchen Gebieten hat nun der Fortschritt, den das deutsche Regiment
bringen soll, vor allem eindrucksvoll in Erscheinung zu treten? Wo erwartet der
Volkscharakter der Letten und Ehlen vor allem Fortschritte? Beide Völker sind
durch die Vorgänge der letzten Jahrzehnte künstlich fanatisiert und im Sinne der
sozialrevolutmnaren Ideenwelt Rußlands aufgehetzt. Ihrem Grundcharakter
nach neigen beide zu einem wirtschaftlichen Opportunismus. Und die besonnenen
Elemente haben auch in der Revolution von 1905/06 diesen Standpunkt gar nicht
oder nur vorübergehend und unter dem Drucke des revolutionären Terrors auf¬
gegeben. Ein Lieblingskind der lettischen sozialistischen Propaganda ist die Frage
der landlosen Feldarbeiter, die die Unzufriedenheit aus den Kreisen des
städtischen Proletariats auch auf das Land tragen- Eine agrarische Neuordnung,
die die Rechte und Interessen des völkisch zuverlässigen deutschbaltischen Gro߬
grundbesitzes, die national überaus wichtigen deutschen Siedlungsbestrebungen
und die wirtschaftliche Hebung des lettischen Landproletariats möglichst reibungs¬
los gegeneinander ausbalanciert: das ist die schwierigste, aber zugleich die
dringendste und entscheidendste Aufgabe der deutschen Verwaltung. Sie sollte
möglichst nach einheitlichen Gesichtspunkten für das ganze baltische Land durch¬
geführt werden. Dabei wird der auch für die Beamtenpolitik wichtige Gesichts.
Punkt erwägenswert, ob nicht durch Schaffung einer chemischen Diaspora in
Kurland und Südlivland und umgekehrt einer lettischen in Nordlivlcmd und
Estlanü das kompakte zahlenmüßige Uebergewicht einer fremden Nationalität in
den einzelnen Wahlkreisen des Landes gebrochen werden und dadurch dem
Deutschtum auf zwanglose Weise ein Vorteil verschafft werden kann. Auch wird
dadurch die Erlernung der deutschen Sprache dnrch die Unterschicht, die übrigens
schon jetzt in allen Teilen des Landes außerordentliche Fortschritte macht, in
günstigem Sinne beeinflußt werden. Der besitzende lettische und chemische Bauer
wird sich natürlich nicht ohne Not von seiner Scholle trennen, der Besitzlose, dem
in dem räumlich nahen, nnr halb als Fremde empfundenen Gebiet seiner
weiteren Heimat die Gewinnung von Landbesitz und damit der Weg zu wirt¬
schaftlichem Wohlstand offen steht, wird sich leichter dazu entschließen, als etwa
nach Deutschland' auszuwandern. Und auch der schreckende Gedanke einer Aus¬
siedlung, den die lettische Auslandpropaganda eifrig benutzt, findet hierauf keine
Anwendung. . . . .

Wir brauchen -- nicht aus parteipolitischer, sondern aus rem nationalen
Gründen_eine Stärkung des konservativen Elementes gerade unter den Letten
und Ehlen Der Bauer wird im selben Maße auch politisch konservativer, als
er Besitz und damit Interesse an dessen Erhaltung und Mehrung gewinnt. Auch
allen bolschewistischen Aufwiegelungsversuchen wird dadurch am wirksamsten
der Boden entzogen. Zum Kommunismus neigt man nur, wenn man nichts zu
verlieren hat Freilich ist der deutschbaltische landwirtschaftliche Großgrundbesitz,
an dessen Erhaltung wir schon aus nationalen Gesichtspunkten interessiert sind,
auf wirtschaftlich unselbständige Arbeitskräfte angewiesen, an dessen berechtigten
Interessen finden natürlich die Landversorgungsbestrebungen wie
in auch sonst noch eine Reihe technischer landwirtschaftlicher Gesichtspunkte der
den fraglichen Entscheidungen eine wichtige Rolle spielen. Das Uebermaß an


Die Behandlung der Letten und Ehlen

taktisch mit aller politischen Vorsicht eine gewisse Distanz vom alten hyperseudalen
System zu wahren. Bestünde in Rußland noch der Zarismus, so lägen die
Dinge anders und für uns in mancher Hinsicht weit bequemer. An der Grenze
des ultrademokratischen Rußland können wir nicht auf die Werbekraft des
Tropfens demokratischen Oeles verzichten, der das neue Regiment des mächtigen
Deutschen Reiches vor der mühsam behaupteten Herrschaft einer kleinen deutschen
Minderheit auszeichnet und ruhig ohne Schaden für die deutsche Sache aus¬
zeichnen kaun. Eine überstürzte und haltlose Demokratisierung freilich — etwa
nach dem Rezept von Hans Vorst im „Berliner Tageblatt" —, die alle Unter¬
schiede des Standes und des Volkstumes, die einstweilen von größter politischer
Wichtigkeit bleiben, kurzerhand verschmieren würde, wäre natürlich der ver¬
hängnisvollste Fehler, den wir begehen könnten.

Auf welchen Gebieten hat nun der Fortschritt, den das deutsche Regiment
bringen soll, vor allem eindrucksvoll in Erscheinung zu treten? Wo erwartet der
Volkscharakter der Letten und Ehlen vor allem Fortschritte? Beide Völker sind
durch die Vorgänge der letzten Jahrzehnte künstlich fanatisiert und im Sinne der
sozialrevolutmnaren Ideenwelt Rußlands aufgehetzt. Ihrem Grundcharakter
nach neigen beide zu einem wirtschaftlichen Opportunismus. Und die besonnenen
Elemente haben auch in der Revolution von 1905/06 diesen Standpunkt gar nicht
oder nur vorübergehend und unter dem Drucke des revolutionären Terrors auf¬
gegeben. Ein Lieblingskind der lettischen sozialistischen Propaganda ist die Frage
der landlosen Feldarbeiter, die die Unzufriedenheit aus den Kreisen des
städtischen Proletariats auch auf das Land tragen- Eine agrarische Neuordnung,
die die Rechte und Interessen des völkisch zuverlässigen deutschbaltischen Gro߬
grundbesitzes, die national überaus wichtigen deutschen Siedlungsbestrebungen
und die wirtschaftliche Hebung des lettischen Landproletariats möglichst reibungs¬
los gegeneinander ausbalanciert: das ist die schwierigste, aber zugleich die
dringendste und entscheidendste Aufgabe der deutschen Verwaltung. Sie sollte
möglichst nach einheitlichen Gesichtspunkten für das ganze baltische Land durch¬
geführt werden. Dabei wird der auch für die Beamtenpolitik wichtige Gesichts.
Punkt erwägenswert, ob nicht durch Schaffung einer chemischen Diaspora in
Kurland und Südlivland und umgekehrt einer lettischen in Nordlivlcmd und
Estlanü das kompakte zahlenmüßige Uebergewicht einer fremden Nationalität in
den einzelnen Wahlkreisen des Landes gebrochen werden und dadurch dem
Deutschtum auf zwanglose Weise ein Vorteil verschafft werden kann. Auch wird
dadurch die Erlernung der deutschen Sprache dnrch die Unterschicht, die übrigens
schon jetzt in allen Teilen des Landes außerordentliche Fortschritte macht, in
günstigem Sinne beeinflußt werden. Der besitzende lettische und chemische Bauer
wird sich natürlich nicht ohne Not von seiner Scholle trennen, der Besitzlose, dem
in dem räumlich nahen, nnr halb als Fremde empfundenen Gebiet seiner
weiteren Heimat die Gewinnung von Landbesitz und damit der Weg zu wirt¬
schaftlichem Wohlstand offen steht, wird sich leichter dazu entschließen, als etwa
nach Deutschland' auszuwandern. Und auch der schreckende Gedanke einer Aus¬
siedlung, den die lettische Auslandpropaganda eifrig benutzt, findet hierauf keine
Anwendung. . . . .

Wir brauchen — nicht aus parteipolitischer, sondern aus rem nationalen
Gründen_eine Stärkung des konservativen Elementes gerade unter den Letten
und Ehlen Der Bauer wird im selben Maße auch politisch konservativer, als
er Besitz und damit Interesse an dessen Erhaltung und Mehrung gewinnt. Auch
allen bolschewistischen Aufwiegelungsversuchen wird dadurch am wirksamsten
der Boden entzogen. Zum Kommunismus neigt man nur, wenn man nichts zu
verlieren hat Freilich ist der deutschbaltische landwirtschaftliche Großgrundbesitz,
an dessen Erhaltung wir schon aus nationalen Gesichtspunkten interessiert sind,
auf wirtschaftlich unselbständige Arbeitskräfte angewiesen, an dessen berechtigten
Interessen finden natürlich die Landversorgungsbestrebungen wie
in auch sonst noch eine Reihe technischer landwirtschaftlicher Gesichtspunkte der
den fraglichen Entscheidungen eine wichtige Rolle spielen. Das Uebermaß an


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[0329] Die Behandlung der Letten und Ehlen taktisch mit aller politischen Vorsicht eine gewisse Distanz vom alten hyperseudalen System zu wahren. Bestünde in Rußland noch der Zarismus, so lägen die Dinge anders und für uns in mancher Hinsicht weit bequemer. An der Grenze des ultrademokratischen Rußland können wir nicht auf die Werbekraft des Tropfens demokratischen Oeles verzichten, der das neue Regiment des mächtigen Deutschen Reiches vor der mühsam behaupteten Herrschaft einer kleinen deutschen Minderheit auszeichnet und ruhig ohne Schaden für die deutsche Sache aus¬ zeichnen kaun. Eine überstürzte und haltlose Demokratisierung freilich — etwa nach dem Rezept von Hans Vorst im „Berliner Tageblatt" —, die alle Unter¬ schiede des Standes und des Volkstumes, die einstweilen von größter politischer Wichtigkeit bleiben, kurzerhand verschmieren würde, wäre natürlich der ver¬ hängnisvollste Fehler, den wir begehen könnten. Auf welchen Gebieten hat nun der Fortschritt, den das deutsche Regiment bringen soll, vor allem eindrucksvoll in Erscheinung zu treten? Wo erwartet der Volkscharakter der Letten und Ehlen vor allem Fortschritte? Beide Völker sind durch die Vorgänge der letzten Jahrzehnte künstlich fanatisiert und im Sinne der sozialrevolutmnaren Ideenwelt Rußlands aufgehetzt. Ihrem Grundcharakter nach neigen beide zu einem wirtschaftlichen Opportunismus. Und die besonnenen Elemente haben auch in der Revolution von 1905/06 diesen Standpunkt gar nicht oder nur vorübergehend und unter dem Drucke des revolutionären Terrors auf¬ gegeben. Ein Lieblingskind der lettischen sozialistischen Propaganda ist die Frage der landlosen Feldarbeiter, die die Unzufriedenheit aus den Kreisen des städtischen Proletariats auch auf das Land tragen- Eine agrarische Neuordnung, die die Rechte und Interessen des völkisch zuverlässigen deutschbaltischen Gro߬ grundbesitzes, die national überaus wichtigen deutschen Siedlungsbestrebungen und die wirtschaftliche Hebung des lettischen Landproletariats möglichst reibungs¬ los gegeneinander ausbalanciert: das ist die schwierigste, aber zugleich die dringendste und entscheidendste Aufgabe der deutschen Verwaltung. Sie sollte möglichst nach einheitlichen Gesichtspunkten für das ganze baltische Land durch¬ geführt werden. Dabei wird der auch für die Beamtenpolitik wichtige Gesichts. Punkt erwägenswert, ob nicht durch Schaffung einer chemischen Diaspora in Kurland und Südlivland und umgekehrt einer lettischen in Nordlivlcmd und Estlanü das kompakte zahlenmüßige Uebergewicht einer fremden Nationalität in den einzelnen Wahlkreisen des Landes gebrochen werden und dadurch dem Deutschtum auf zwanglose Weise ein Vorteil verschafft werden kann. Auch wird dadurch die Erlernung der deutschen Sprache dnrch die Unterschicht, die übrigens schon jetzt in allen Teilen des Landes außerordentliche Fortschritte macht, in günstigem Sinne beeinflußt werden. Der besitzende lettische und chemische Bauer wird sich natürlich nicht ohne Not von seiner Scholle trennen, der Besitzlose, dem in dem räumlich nahen, nnr halb als Fremde empfundenen Gebiet seiner weiteren Heimat die Gewinnung von Landbesitz und damit der Weg zu wirt¬ schaftlichem Wohlstand offen steht, wird sich leichter dazu entschließen, als etwa nach Deutschland' auszuwandern. Und auch der schreckende Gedanke einer Aus¬ siedlung, den die lettische Auslandpropaganda eifrig benutzt, findet hierauf keine Anwendung. . . . . Wir brauchen — nicht aus parteipolitischer, sondern aus rem nationalen Gründen_eine Stärkung des konservativen Elementes gerade unter den Letten und Ehlen Der Bauer wird im selben Maße auch politisch konservativer, als er Besitz und damit Interesse an dessen Erhaltung und Mehrung gewinnt. Auch allen bolschewistischen Aufwiegelungsversuchen wird dadurch am wirksamsten der Boden entzogen. Zum Kommunismus neigt man nur, wenn man nichts zu verlieren hat Freilich ist der deutschbaltische landwirtschaftliche Großgrundbesitz, an dessen Erhaltung wir schon aus nationalen Gesichtspunkten interessiert sind, auf wirtschaftlich unselbständige Arbeitskräfte angewiesen, an dessen berechtigten Interessen finden natürlich die Landversorgungsbestrebungen wie in auch sonst noch eine Reihe technischer landwirtschaftlicher Gesichtspunkte der den fraglichen Entscheidungen eine wichtige Rolle spielen. Das Uebermaß an

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333844/329>, abgerufen am 22.07.2024.