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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr.

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Der Völkerbund

geht kräftig weiter und soll noch fürderhin ausgebaut werden.*) Die "Times"
macht sich lustig über Dernburgs Ausführungen im "Berliner Tageblatt" über
den "Völkerbund zur Versorgung der an Rohstoff leidenden Menschheit" und er¬
blickt in ihm den besten Beweis für den Schrecken, mit dem die Deutschen die
Möglichkeit einer wirklich wirtschaftlichen Einigung ihrer Feinde ansehen. Ist es
nicht ein lächerliches Beginnen, in einem solchen Moment von einer Liga der
Nationen, von einem Völkerbund zu reden, wo derartige Bewegungen im Gange
sind, die das Gegenteil der einem Völkerbünde zugrunde liegenden Bedenken zum
Ausdruck bringen?

Cecils letzte Äußerungen find lediglich dazu bestimmt, um die Aufmerksam¬
keit der Welt von deu englischen Boykottplanen abzulenken und die öffentliche
Meinung wieder einmal zu verfälschen.

Die ökonomische Boykottbewegung gegen Deutschland zeigt, daß es den
Engländern gar nicht ernst ist mit ihrer Völkerbundidee, daß sie nur die moralische
Reklametrommel damit in Bewegung setzen und im übrigen ihre politischen und
ökonomischen Voykottbestrebungcn weiter fortsetzen wollen. Ja, ein besonderer
Kunstgriff der Ententepropaganda hat gerade in letzter Zeit darin bestanden, den
Begriff des Völkerbundes in der Diskussion so zu verdrehen, daß die bedenk¬
lichsten und für den Frieden gefährlichsten Gedanken eines Wirtschaftskrieges gegen
die Mittemächte darin Platz fanden. Das ist eine natürliche Folge der anderen
Fälschung, mittels deren der Vieloerband sogar ' amtlich versucht hat, sich selbst
zum "Bund der freien Völker" zu proklamieren (siehe "norddeutsche Allgemeine
Zeitung" vom 7. Juni 1918, Ur. 286). Von diesem Standpunkt aus nimmt man
dann die liberalen Theoretiker beim Wort, die wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen
für das wertvollste Vollstreckungsmittel eines künftigen Völkerbundes erklärt haben,
und scheut sich nicht, dem jetzigen Aushungerungskrieg das Mäntelchen dieser
föderativem Polizeigewnlt umzuhängen (vergl. Spender in "Westminster Gazette"
vom 7. Juni 1918). Man rechnet darauf, daß die Bekenner des Völkerbundes
nicht bemerken werden, wie die ganze Theorie der "Weltpolizei" ja erst auf der
Voraussetzung der 'vorgängigen Verständigung und Einigung zwischen allen Mit¬
gliedern 'des 'Völkerbundes beruht. Wirtschaftlich wie politisch wird kein Staat in
eins Rechtsordnung gezwungen werden dürfen, an deren Satzungen er keinen An¬
teil gehabt hat. Für uns ergibt sich daraus folgende Lehre:

Ehe nicht der politische und ökonomische Boykott Deutschlands aufgegeben
wird, eher kann die Idee des Völkerbundes nicht als ernsthafte Idee angesehen
werden.

Werden, was leider nicht abzusehen ist, uns in politischer und ökonomischer
Hinsicht die nötigen Garantien gegeben, so kann Deutschland aus die Idee eines
Völkerbundes, selbst mit extremen Anwendungen, soweit sie überhaupt durchführbar
sind, Erleichterung der Rüstungen usw., genau ebensogut eingehen wie seine Feinde.

In demselben Moment, wo z. B. England seine Seerüstung unter im übrigen
gleichen politischen Vorbedingungen aufgibt, wollen auch wir unsere Landrüstnng
aufgeben. Rüster Nußland U"d Frankreich nicht mehr zu Lande, so brauchen
auch wir dies nicht mehr zu tun. Unsere Rüstungen waren immer rein defensiv.
Jedes Kind erkennt, daß wir die schwierigste militärische Position auf der Welt
haben, auf drei Seiten von Feinden oder, wie Belgiens Beispiel zeigt, von un¬
zuverlässigen Neutralen umgeben. Und trotzdem haben wir in der Vergangenheit
weniger Geld für Rüstungszwecke aufgewandt als die Entente.

Die deutschen Staatsmänner haben wiederholt erklärt, daß sie der Völker,
bundidee günstig gegenüberstehen. Ich verweise auf die deutsche Antwort auf die
Papstuote, auf die Bedingungen, unter denen Graf Hertling seine .Kanzlerschaft
übernommen hat, auf seine mehrfachen Erklärungen. Czernins und Burians
Äußerungen gehen im gleichen Sinne. Deutschland also ist bereit, aber schon jetzt
ist es nicht Deutschland, das die Idee des Völkerbundes, ehe sie geboren ist, zum



") Vergl. "Nation" vom 22. Juni 1918.
Der Völkerbund

geht kräftig weiter und soll noch fürderhin ausgebaut werden.*) Die „Times"
macht sich lustig über Dernburgs Ausführungen im „Berliner Tageblatt" über
den „Völkerbund zur Versorgung der an Rohstoff leidenden Menschheit" und er¬
blickt in ihm den besten Beweis für den Schrecken, mit dem die Deutschen die
Möglichkeit einer wirklich wirtschaftlichen Einigung ihrer Feinde ansehen. Ist es
nicht ein lächerliches Beginnen, in einem solchen Moment von einer Liga der
Nationen, von einem Völkerbund zu reden, wo derartige Bewegungen im Gange
sind, die das Gegenteil der einem Völkerbünde zugrunde liegenden Bedenken zum
Ausdruck bringen?

Cecils letzte Äußerungen find lediglich dazu bestimmt, um die Aufmerksam¬
keit der Welt von deu englischen Boykottplanen abzulenken und die öffentliche
Meinung wieder einmal zu verfälschen.

Die ökonomische Boykottbewegung gegen Deutschland zeigt, daß es den
Engländern gar nicht ernst ist mit ihrer Völkerbundidee, daß sie nur die moralische
Reklametrommel damit in Bewegung setzen und im übrigen ihre politischen und
ökonomischen Voykottbestrebungcn weiter fortsetzen wollen. Ja, ein besonderer
Kunstgriff der Ententepropaganda hat gerade in letzter Zeit darin bestanden, den
Begriff des Völkerbundes in der Diskussion so zu verdrehen, daß die bedenk¬
lichsten und für den Frieden gefährlichsten Gedanken eines Wirtschaftskrieges gegen
die Mittemächte darin Platz fanden. Das ist eine natürliche Folge der anderen
Fälschung, mittels deren der Vieloerband sogar ' amtlich versucht hat, sich selbst
zum „Bund der freien Völker" zu proklamieren (siehe „norddeutsche Allgemeine
Zeitung" vom 7. Juni 1918, Ur. 286). Von diesem Standpunkt aus nimmt man
dann die liberalen Theoretiker beim Wort, die wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen
für das wertvollste Vollstreckungsmittel eines künftigen Völkerbundes erklärt haben,
und scheut sich nicht, dem jetzigen Aushungerungskrieg das Mäntelchen dieser
föderativem Polizeigewnlt umzuhängen (vergl. Spender in „Westminster Gazette"
vom 7. Juni 1918). Man rechnet darauf, daß die Bekenner des Völkerbundes
nicht bemerken werden, wie die ganze Theorie der „Weltpolizei" ja erst auf der
Voraussetzung der 'vorgängigen Verständigung und Einigung zwischen allen Mit¬
gliedern 'des 'Völkerbundes beruht. Wirtschaftlich wie politisch wird kein Staat in
eins Rechtsordnung gezwungen werden dürfen, an deren Satzungen er keinen An¬
teil gehabt hat. Für uns ergibt sich daraus folgende Lehre:

Ehe nicht der politische und ökonomische Boykott Deutschlands aufgegeben
wird, eher kann die Idee des Völkerbundes nicht als ernsthafte Idee angesehen
werden.

Werden, was leider nicht abzusehen ist, uns in politischer und ökonomischer
Hinsicht die nötigen Garantien gegeben, so kann Deutschland aus die Idee eines
Völkerbundes, selbst mit extremen Anwendungen, soweit sie überhaupt durchführbar
sind, Erleichterung der Rüstungen usw., genau ebensogut eingehen wie seine Feinde.

In demselben Moment, wo z. B. England seine Seerüstung unter im übrigen
gleichen politischen Vorbedingungen aufgibt, wollen auch wir unsere Landrüstnng
aufgeben. Rüster Nußland U"d Frankreich nicht mehr zu Lande, so brauchen
auch wir dies nicht mehr zu tun. Unsere Rüstungen waren immer rein defensiv.
Jedes Kind erkennt, daß wir die schwierigste militärische Position auf der Welt
haben, auf drei Seiten von Feinden oder, wie Belgiens Beispiel zeigt, von un¬
zuverlässigen Neutralen umgeben. Und trotzdem haben wir in der Vergangenheit
weniger Geld für Rüstungszwecke aufgewandt als die Entente.

Die deutschen Staatsmänner haben wiederholt erklärt, daß sie der Völker,
bundidee günstig gegenüberstehen. Ich verweise auf die deutsche Antwort auf die
Papstuote, auf die Bedingungen, unter denen Graf Hertling seine .Kanzlerschaft
übernommen hat, auf seine mehrfachen Erklärungen. Czernins und Burians
Äußerungen gehen im gleichen Sinne. Deutschland also ist bereit, aber schon jetzt
ist es nicht Deutschland, das die Idee des Völkerbundes, ehe sie geboren ist, zum



") Vergl. „Nation" vom 22. Juni 1918.
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[0233] Der Völkerbund geht kräftig weiter und soll noch fürderhin ausgebaut werden.*) Die „Times" macht sich lustig über Dernburgs Ausführungen im „Berliner Tageblatt" über den „Völkerbund zur Versorgung der an Rohstoff leidenden Menschheit" und er¬ blickt in ihm den besten Beweis für den Schrecken, mit dem die Deutschen die Möglichkeit einer wirklich wirtschaftlichen Einigung ihrer Feinde ansehen. Ist es nicht ein lächerliches Beginnen, in einem solchen Moment von einer Liga der Nationen, von einem Völkerbund zu reden, wo derartige Bewegungen im Gange sind, die das Gegenteil der einem Völkerbünde zugrunde liegenden Bedenken zum Ausdruck bringen? Cecils letzte Äußerungen find lediglich dazu bestimmt, um die Aufmerksam¬ keit der Welt von deu englischen Boykottplanen abzulenken und die öffentliche Meinung wieder einmal zu verfälschen. Die ökonomische Boykottbewegung gegen Deutschland zeigt, daß es den Engländern gar nicht ernst ist mit ihrer Völkerbundidee, daß sie nur die moralische Reklametrommel damit in Bewegung setzen und im übrigen ihre politischen und ökonomischen Voykottbestrebungcn weiter fortsetzen wollen. Ja, ein besonderer Kunstgriff der Ententepropaganda hat gerade in letzter Zeit darin bestanden, den Begriff des Völkerbundes in der Diskussion so zu verdrehen, daß die bedenk¬ lichsten und für den Frieden gefährlichsten Gedanken eines Wirtschaftskrieges gegen die Mittemächte darin Platz fanden. Das ist eine natürliche Folge der anderen Fälschung, mittels deren der Vieloerband sogar ' amtlich versucht hat, sich selbst zum „Bund der freien Völker" zu proklamieren (siehe „norddeutsche Allgemeine Zeitung" vom 7. Juni 1918, Ur. 286). Von diesem Standpunkt aus nimmt man dann die liberalen Theoretiker beim Wort, die wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen für das wertvollste Vollstreckungsmittel eines künftigen Völkerbundes erklärt haben, und scheut sich nicht, dem jetzigen Aushungerungskrieg das Mäntelchen dieser föderativem Polizeigewnlt umzuhängen (vergl. Spender in „Westminster Gazette" vom 7. Juni 1918). Man rechnet darauf, daß die Bekenner des Völkerbundes nicht bemerken werden, wie die ganze Theorie der „Weltpolizei" ja erst auf der Voraussetzung der 'vorgängigen Verständigung und Einigung zwischen allen Mit¬ gliedern 'des 'Völkerbundes beruht. Wirtschaftlich wie politisch wird kein Staat in eins Rechtsordnung gezwungen werden dürfen, an deren Satzungen er keinen An¬ teil gehabt hat. Für uns ergibt sich daraus folgende Lehre: Ehe nicht der politische und ökonomische Boykott Deutschlands aufgegeben wird, eher kann die Idee des Völkerbundes nicht als ernsthafte Idee angesehen werden. Werden, was leider nicht abzusehen ist, uns in politischer und ökonomischer Hinsicht die nötigen Garantien gegeben, so kann Deutschland aus die Idee eines Völkerbundes, selbst mit extremen Anwendungen, soweit sie überhaupt durchführbar sind, Erleichterung der Rüstungen usw., genau ebensogut eingehen wie seine Feinde. In demselben Moment, wo z. B. England seine Seerüstung unter im übrigen gleichen politischen Vorbedingungen aufgibt, wollen auch wir unsere Landrüstnng aufgeben. Rüster Nußland U"d Frankreich nicht mehr zu Lande, so brauchen auch wir dies nicht mehr zu tun. Unsere Rüstungen waren immer rein defensiv. Jedes Kind erkennt, daß wir die schwierigste militärische Position auf der Welt haben, auf drei Seiten von Feinden oder, wie Belgiens Beispiel zeigt, von un¬ zuverlässigen Neutralen umgeben. Und trotzdem haben wir in der Vergangenheit weniger Geld für Rüstungszwecke aufgewandt als die Entente. Die deutschen Staatsmänner haben wiederholt erklärt, daß sie der Völker, bundidee günstig gegenüberstehen. Ich verweise auf die deutsche Antwort auf die Papstuote, auf die Bedingungen, unter denen Graf Hertling seine .Kanzlerschaft übernommen hat, auf seine mehrfachen Erklärungen. Czernins und Burians Äußerungen gehen im gleichen Sinne. Deutschland also ist bereit, aber schon jetzt ist es nicht Deutschland, das die Idee des Völkerbundes, ehe sie geboren ist, zum ") Vergl. „Nation" vom 22. Juni 1918.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333844/233>, abgerufen am 04.07.2024.