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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr.

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Der Völkerbund

ihre Annexionsgelüste aufzugeben und genau wie die liberale Partei in England
ihre Hoffnung nicht mehr auf die Vernichtung der Stellung Deutschlands in der
Welt, sondern in der Erhaltung des Weltfriedens durch einen Völkerbund zu
suchen, so fragt es sich weiter: können wir dann auf die Völkerbundidee in der
Form eingehen, wie sie von Grey gedacht ist?

Ich glaube, daß wir mehrere große Vorbehalte machen müssen. Deutsch¬
land kann zunächst solange auf die Einsetzung einer internationalen Schieds¬
gerichtsinstanz nicht eingehen, als nicht Garantien dafür gegeben sind, daß diese
Schiedsinstanz vollkommen unparteiisch ist. Solche Garantie würde nicht vor¬
liegen, wenn die Koalition, die jetzt gegen Deutschland steht und die den größten
Teil der politisch in Betracht kommenden Völker der Welt umfaßt, für immer
verewigt wird, wie das England und Frankreich wünscht. Wir werden bei einer
solchen Eternisieruug der Entente niemals in der Lage sein, ein Tribunal in der
Welt zu finden, das gerecht und unvoreingenommen in einem Streite urteilt, in
dem wir gegen' ein Mitglied der Entente oder gegen einen Neutralen begriffen
sind. Selbst bei den Neutralen, von denen wir zum Teil mit unserem Nach¬
richtendienst so gut wie abgeschnitten sind, hat die englisch-amerikanisch-französische
Vergiftung so gewirkt/ daß wir noch jetzt das grundlose Abspringen einzelner von
ihnen auf die Seite unserer Feinde erleben. Wo sollen wir, wenn der Versuch
gemacht wird, die ganze Welt auf die Dauer politisch feindlich vereint gegen uns
zu erhalten, einen internationalen Staatsgerichtshof finden, der Verständnis für
unsere Gesichtspunkte und Gerechtigkeitsgefühl besitzt? Wir würden uns unser
eigenes Grab graben, wenn wir uuter solchen Bedingungen darauf eingehen
würden, auch unsere Ehrenfragen und die politisch vitalen Interessen unserer
Nation einem Schiedsgericht zu unterbreiten, das zum größten Teil aus unseren
politischen Feinden besteht.

Und geht nicht die Absicht der Entente darauf, diesen Zustand zu erzwingen?
Weist nicht auf diese Absicht der Plan von Bourgeois und die Nußeruug von
Curzon? Weisen nicht auf ihn die Kommentare der englischen und französischen
Zeitungen?

Wir müssen also warten, bis uns Grey deutlich macht, wie er die Unpartei¬
lichkeit eines internationalen Gerichtshofes, bei dem uns siebenhundert Millionen
der Erdbewohner umfassende Staaten gegenüberstehen, garantieren wird. Oder
mutet uns Grey zu, auch in aller Zukunft einer solchen .Konferenz gegenüberzu¬
stehen, wie er sie für den österreichisch-serbischen Streitfall vorschlug, über den
neben uns England, Frankreich und Italien entscheiden sollten, wo also von vorn¬
herein drei Viertel der Teilnehmer auf feiten unserer Feinde standen?

Wir erwarten die näheren Aufklärungen.

Und dann ein zweiter Vorbehalt! In keiner einzigen der Reden, die sich
mit der Völkerbundidee beschäftigt haben, ist von der Pariser Konferenz und ihren
Beschlüssen gesprochen worden. Nirgends hat man angedeutet, daß man diejenigen
Maßregeln wieder rückgängig machen oder auf diejenigen Pläne verzichten will,
die auf die wirtschaftliche Knebelung Deutschlands auch nach dem Kriege hinaus¬
laufen. Im Gegenteil, wenn wir jetzt die Liste derjenigen englischen Gesetze an¬
sehen, die in der Richtung det Paxiser Konferenz gehen, und die Boykotte und
Ähnliches zum Gegenstand haben, so erkennt man ein zielbewußtes, ganz
unter dem Einfluß der beutewitternden englischen Industrie- und Handelskapitäne
stehendes Streben, das Wiedererstarken des deutschen Handels ein für allemal
unmöglich zu machen. Diese Gesetze sind keineswegs .Kriegsgesetze, sondern sie
sind schon jetzt, wie z. B. die berüchtigte I^on-I^rrousMetals-^Le, durch welche
Metallproduzenten, Händler und Bearbeiter einer genauen Lizenz- und Jnspektions-
pflicht unterworfen sind, die also Deutschland vom Metallhandel und von der
Metallproduktion ausschließen will, auf lange Zeit nach dem Kriege (fünf Jahre)
in Gültigkeit gesetzt. Der Rapport deS Zalkour ok LurlLiZK-Lommittees macht
aber jetzt den Vorschlag, wenigstens zeitweise den Handel mit feindlichen Ländern
zu diskriminieren. Also die ökonomische Boykottbewegung gegen Deutschland


Der Völkerbund

ihre Annexionsgelüste aufzugeben und genau wie die liberale Partei in England
ihre Hoffnung nicht mehr auf die Vernichtung der Stellung Deutschlands in der
Welt, sondern in der Erhaltung des Weltfriedens durch einen Völkerbund zu
suchen, so fragt es sich weiter: können wir dann auf die Völkerbundidee in der
Form eingehen, wie sie von Grey gedacht ist?

Ich glaube, daß wir mehrere große Vorbehalte machen müssen. Deutsch¬
land kann zunächst solange auf die Einsetzung einer internationalen Schieds¬
gerichtsinstanz nicht eingehen, als nicht Garantien dafür gegeben sind, daß diese
Schiedsinstanz vollkommen unparteiisch ist. Solche Garantie würde nicht vor¬
liegen, wenn die Koalition, die jetzt gegen Deutschland steht und die den größten
Teil der politisch in Betracht kommenden Völker der Welt umfaßt, für immer
verewigt wird, wie das England und Frankreich wünscht. Wir werden bei einer
solchen Eternisieruug der Entente niemals in der Lage sein, ein Tribunal in der
Welt zu finden, das gerecht und unvoreingenommen in einem Streite urteilt, in
dem wir gegen' ein Mitglied der Entente oder gegen einen Neutralen begriffen
sind. Selbst bei den Neutralen, von denen wir zum Teil mit unserem Nach¬
richtendienst so gut wie abgeschnitten sind, hat die englisch-amerikanisch-französische
Vergiftung so gewirkt/ daß wir noch jetzt das grundlose Abspringen einzelner von
ihnen auf die Seite unserer Feinde erleben. Wo sollen wir, wenn der Versuch
gemacht wird, die ganze Welt auf die Dauer politisch feindlich vereint gegen uns
zu erhalten, einen internationalen Staatsgerichtshof finden, der Verständnis für
unsere Gesichtspunkte und Gerechtigkeitsgefühl besitzt? Wir würden uns unser
eigenes Grab graben, wenn wir uuter solchen Bedingungen darauf eingehen
würden, auch unsere Ehrenfragen und die politisch vitalen Interessen unserer
Nation einem Schiedsgericht zu unterbreiten, das zum größten Teil aus unseren
politischen Feinden besteht.

Und geht nicht die Absicht der Entente darauf, diesen Zustand zu erzwingen?
Weist nicht auf diese Absicht der Plan von Bourgeois und die Nußeruug von
Curzon? Weisen nicht auf ihn die Kommentare der englischen und französischen
Zeitungen?

Wir müssen also warten, bis uns Grey deutlich macht, wie er die Unpartei¬
lichkeit eines internationalen Gerichtshofes, bei dem uns siebenhundert Millionen
der Erdbewohner umfassende Staaten gegenüberstehen, garantieren wird. Oder
mutet uns Grey zu, auch in aller Zukunft einer solchen .Konferenz gegenüberzu¬
stehen, wie er sie für den österreichisch-serbischen Streitfall vorschlug, über den
neben uns England, Frankreich und Italien entscheiden sollten, wo also von vorn¬
herein drei Viertel der Teilnehmer auf feiten unserer Feinde standen?

Wir erwarten die näheren Aufklärungen.

Und dann ein zweiter Vorbehalt! In keiner einzigen der Reden, die sich
mit der Völkerbundidee beschäftigt haben, ist von der Pariser Konferenz und ihren
Beschlüssen gesprochen worden. Nirgends hat man angedeutet, daß man diejenigen
Maßregeln wieder rückgängig machen oder auf diejenigen Pläne verzichten will,
die auf die wirtschaftliche Knebelung Deutschlands auch nach dem Kriege hinaus¬
laufen. Im Gegenteil, wenn wir jetzt die Liste derjenigen englischen Gesetze an¬
sehen, die in der Richtung det Paxiser Konferenz gehen, und die Boykotte und
Ähnliches zum Gegenstand haben, so erkennt man ein zielbewußtes, ganz
unter dem Einfluß der beutewitternden englischen Industrie- und Handelskapitäne
stehendes Streben, das Wiedererstarken des deutschen Handels ein für allemal
unmöglich zu machen. Diese Gesetze sind keineswegs .Kriegsgesetze, sondern sie
sind schon jetzt, wie z. B. die berüchtigte I^on-I^rrousMetals-^Le, durch welche
Metallproduzenten, Händler und Bearbeiter einer genauen Lizenz- und Jnspektions-
pflicht unterworfen sind, die also Deutschland vom Metallhandel und von der
Metallproduktion ausschließen will, auf lange Zeit nach dem Kriege (fünf Jahre)
in Gültigkeit gesetzt. Der Rapport deS Zalkour ok LurlLiZK-Lommittees macht
aber jetzt den Vorschlag, wenigstens zeitweise den Handel mit feindlichen Ländern
zu diskriminieren. Also die ökonomische Boykottbewegung gegen Deutschland


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333844/232>, abgerufen am 04.07.2024.