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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr.

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Die südslawische Frage in (Oesterreich-Ungarn

Programm, dann wieder als unabweisliche Mindestforderungen bezeichneten Dekla¬
ration und der ihr gegenüberstehenden Forderungen klar zu sehen. In der Gegen->
wart stellt sich nach'den Ermittlungen der südösterreichischen deutschen Volksräte
die Sachlage folgendermaßen dar: für die Maideklaration haben sich die süd¬
slawischen Parteien Österreichs mit Ausnahme der kleinen sozialdemokratischen,
also auch die ihre besondere Loyalität betonenden klerikalen Slowenen, die
Starcevic-Partei in Kroatien, der Größten der kroatischen Presse ausgesprochen;
in der kroatischen Landtagsmehrheit machen sich verwandte Unterströmungen geltend.
Die Frank- oder reine Rechtspartei, die den größeren Teil der alten Starcevic-
Partei umfaßt und gleich der noch heute so genannten Gruppe stark im Volk
wurzelt, der einflußreiche greise Erzbischof von Sarajevo, Stadler, und mit ihm ein
großer Teil der böhmischen Katholiken sind von der Deklaration abgeschwenkt,
verzichten mehr oder weniger ausgesprochen auf die Slowenen, verlangen aber
für den autonomen Staatskörper auch den kroatischen Teil von Jstrien. Die
böhmischen Mohammedaner fordern für sich Autonomie im autonomen Bosnien
oder Großkroatien, die früher zumeist irredenüstischen Orthodoxen des gemeinsamen
Verwaltungsgebietes lassen ihre Haltung nicht deutlich erkennen. Die Mehrheit
des kroatischen Landtags, die "kroatisch-serbische Koalition", die man bis vor
kurzem als die entschiedensten Vorkämpfer des Jugoslavismus ansehen mußte,
erstreben dagegen die Verwirklichung ihrer Wunsche mit Hilfe Ungarns. Sie
verlangen die Ausdehnung des "Subdualismus" über Bosnien und die Herzegowina
und das österreichische, über von Kroatien und Ungarn staatsrechtlich beanspruchte
Dalmatien. Auf die Slowenenländer verzichten sie und wie es scheint, auch auf
Jstrien. Ungarn oller Parteien stehen diesen Bestrebungen freundlich gegenüber,
auch die Regierung, welche der Werbung für die Deklaration in Kroatien neuerlich
scharf entgegengetreten ist.

Eine Prüfung der geographischen Gründe für und wider den Trialismus,
eine Würdigung der für Österreich und für die Deutschen dieses Staates ma߬
gebenden staatlichen und nationalen Gesichtspunkte, unter denen der "Weg zur
Adria" an erster Stelle zu nennen ist, muß ich einem späteren Aufsatz vorbehalten.
Hier sei nur festgestellt, daß der Größten der Deutschösterreicher den Trialismus,
der die Häfen den Südslawen ausliefern und ihnen dadurch trotz ihrer geringen
Zahl die beherrschende Stellung in der Monarchie verleihen würde, entschieden
ablehnen, daß sie aber auch einen Verzicht Österreichs nuf die Slvwenenländer
und Jstrien zugunsten eines Subduaiismus und eine territoriale oder auch
personale "nationale Autonomie" in Südsteier und Körnten durchaus verwerfen.
Die Angliederung des Gemeinsamen Verwaltnngsgebiets an Kroatien unter Ungarns
Oberherrschaft ziehen sie dagegen in ernste Erwägung und ebenso -- eine Gruppe
von Politikern ausgenommen -- auch jene Dalmatiens, ne dem seit 1909 die
kroatische Sprache fast ausschließliche Amtssprache ist. Auch eine Angliederung
eventueller Annerumsgebiete an Kroatien kann in Betracht kommen. ' Aber sie
stimmen solchen Veränderungen -- auch wenn die,, von Slowenen bewohnten
Gebiete und mit ihnen der Zugang zum Meere für Osterreich gesichert und diese
Landstriche mit den deutsch-österreichischen Ländern vereinigt bleiben (das ist die
.unumgängliche Voraussetzung) -- nicht bedingungslos zu, sondern verlangen
für den Machtzuwachs, den Ungarn und die Magyaren dadurch gewinnen müßten,
Gegenleistungen zugunsten Österreichs und des Deutschtums. Es ist also eine Grund¬
lage für Verständigungen geboten, und es wird von der Staatsklugheit der Magyaren
und der Kroaten ebensowohl wie von jener der Deutschösterreicher und von der
Einsicht der österreichischen Regierung abhängen, ob sie sich in einer Lösung der
südslawischen Frage begegnen, welche ihnen allen Vorteil und keinem Einbuße
bringt, die den Kulturvorpvsten Mitteleuropas im Südosten Sicherheit und freie
Entfaltung, seinem Handel und seiner Politik freie Bahn in dieser Richtung ge¬
währleistet, vor allem aber Ruhe und Ordnung schafft und mit der Zeit die
widerstrebenden Radikalen befriedigt. Da eine falsche Lösung des Problems den
mitteleuropäischen Mächten den Südostweg verriegeln kann und da Tschechen und


Die südslawische Frage in (Oesterreich-Ungarn

Programm, dann wieder als unabweisliche Mindestforderungen bezeichneten Dekla¬
ration und der ihr gegenüberstehenden Forderungen klar zu sehen. In der Gegen->
wart stellt sich nach'den Ermittlungen der südösterreichischen deutschen Volksräte
die Sachlage folgendermaßen dar: für die Maideklaration haben sich die süd¬
slawischen Parteien Österreichs mit Ausnahme der kleinen sozialdemokratischen,
also auch die ihre besondere Loyalität betonenden klerikalen Slowenen, die
Starcevic-Partei in Kroatien, der Größten der kroatischen Presse ausgesprochen;
in der kroatischen Landtagsmehrheit machen sich verwandte Unterströmungen geltend.
Die Frank- oder reine Rechtspartei, die den größeren Teil der alten Starcevic-
Partei umfaßt und gleich der noch heute so genannten Gruppe stark im Volk
wurzelt, der einflußreiche greise Erzbischof von Sarajevo, Stadler, und mit ihm ein
großer Teil der böhmischen Katholiken sind von der Deklaration abgeschwenkt,
verzichten mehr oder weniger ausgesprochen auf die Slowenen, verlangen aber
für den autonomen Staatskörper auch den kroatischen Teil von Jstrien. Die
böhmischen Mohammedaner fordern für sich Autonomie im autonomen Bosnien
oder Großkroatien, die früher zumeist irredenüstischen Orthodoxen des gemeinsamen
Verwaltungsgebietes lassen ihre Haltung nicht deutlich erkennen. Die Mehrheit
des kroatischen Landtags, die „kroatisch-serbische Koalition", die man bis vor
kurzem als die entschiedensten Vorkämpfer des Jugoslavismus ansehen mußte,
erstreben dagegen die Verwirklichung ihrer Wunsche mit Hilfe Ungarns. Sie
verlangen die Ausdehnung des „Subdualismus" über Bosnien und die Herzegowina
und das österreichische, über von Kroatien und Ungarn staatsrechtlich beanspruchte
Dalmatien. Auf die Slowenenländer verzichten sie und wie es scheint, auch auf
Jstrien. Ungarn oller Parteien stehen diesen Bestrebungen freundlich gegenüber,
auch die Regierung, welche der Werbung für die Deklaration in Kroatien neuerlich
scharf entgegengetreten ist.

Eine Prüfung der geographischen Gründe für und wider den Trialismus,
eine Würdigung der für Österreich und für die Deutschen dieses Staates ma߬
gebenden staatlichen und nationalen Gesichtspunkte, unter denen der „Weg zur
Adria" an erster Stelle zu nennen ist, muß ich einem späteren Aufsatz vorbehalten.
Hier sei nur festgestellt, daß der Größten der Deutschösterreicher den Trialismus,
der die Häfen den Südslawen ausliefern und ihnen dadurch trotz ihrer geringen
Zahl die beherrschende Stellung in der Monarchie verleihen würde, entschieden
ablehnen, daß sie aber auch einen Verzicht Österreichs nuf die Slvwenenländer
und Jstrien zugunsten eines Subduaiismus und eine territoriale oder auch
personale „nationale Autonomie" in Südsteier und Körnten durchaus verwerfen.
Die Angliederung des Gemeinsamen Verwaltnngsgebiets an Kroatien unter Ungarns
Oberherrschaft ziehen sie dagegen in ernste Erwägung und ebenso — eine Gruppe
von Politikern ausgenommen — auch jene Dalmatiens, ne dem seit 1909 die
kroatische Sprache fast ausschließliche Amtssprache ist. Auch eine Angliederung
eventueller Annerumsgebiete an Kroatien kann in Betracht kommen. ' Aber sie
stimmen solchen Veränderungen — auch wenn die,, von Slowenen bewohnten
Gebiete und mit ihnen der Zugang zum Meere für Osterreich gesichert und diese
Landstriche mit den deutsch-österreichischen Ländern vereinigt bleiben (das ist die
.unumgängliche Voraussetzung) — nicht bedingungslos zu, sondern verlangen
für den Machtzuwachs, den Ungarn und die Magyaren dadurch gewinnen müßten,
Gegenleistungen zugunsten Österreichs und des Deutschtums. Es ist also eine Grund¬
lage für Verständigungen geboten, und es wird von der Staatsklugheit der Magyaren
und der Kroaten ebensowohl wie von jener der Deutschösterreicher und von der
Einsicht der österreichischen Regierung abhängen, ob sie sich in einer Lösung der
südslawischen Frage begegnen, welche ihnen allen Vorteil und keinem Einbuße
bringt, die den Kulturvorpvsten Mitteleuropas im Südosten Sicherheit und freie
Entfaltung, seinem Handel und seiner Politik freie Bahn in dieser Richtung ge¬
währleistet, vor allem aber Ruhe und Ordnung schafft und mit der Zeit die
widerstrebenden Radikalen befriedigt. Da eine falsche Lösung des Problems den
mitteleuropäischen Mächten den Südostweg verriegeln kann und da Tschechen und


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[0078] Die südslawische Frage in (Oesterreich-Ungarn Programm, dann wieder als unabweisliche Mindestforderungen bezeichneten Dekla¬ ration und der ihr gegenüberstehenden Forderungen klar zu sehen. In der Gegen-> wart stellt sich nach'den Ermittlungen der südösterreichischen deutschen Volksräte die Sachlage folgendermaßen dar: für die Maideklaration haben sich die süd¬ slawischen Parteien Österreichs mit Ausnahme der kleinen sozialdemokratischen, also auch die ihre besondere Loyalität betonenden klerikalen Slowenen, die Starcevic-Partei in Kroatien, der Größten der kroatischen Presse ausgesprochen; in der kroatischen Landtagsmehrheit machen sich verwandte Unterströmungen geltend. Die Frank- oder reine Rechtspartei, die den größeren Teil der alten Starcevic- Partei umfaßt und gleich der noch heute so genannten Gruppe stark im Volk wurzelt, der einflußreiche greise Erzbischof von Sarajevo, Stadler, und mit ihm ein großer Teil der böhmischen Katholiken sind von der Deklaration abgeschwenkt, verzichten mehr oder weniger ausgesprochen auf die Slowenen, verlangen aber für den autonomen Staatskörper auch den kroatischen Teil von Jstrien. Die böhmischen Mohammedaner fordern für sich Autonomie im autonomen Bosnien oder Großkroatien, die früher zumeist irredenüstischen Orthodoxen des gemeinsamen Verwaltungsgebietes lassen ihre Haltung nicht deutlich erkennen. Die Mehrheit des kroatischen Landtags, die „kroatisch-serbische Koalition", die man bis vor kurzem als die entschiedensten Vorkämpfer des Jugoslavismus ansehen mußte, erstreben dagegen die Verwirklichung ihrer Wunsche mit Hilfe Ungarns. Sie verlangen die Ausdehnung des „Subdualismus" über Bosnien und die Herzegowina und das österreichische, über von Kroatien und Ungarn staatsrechtlich beanspruchte Dalmatien. Auf die Slowenenländer verzichten sie und wie es scheint, auch auf Jstrien. Ungarn oller Parteien stehen diesen Bestrebungen freundlich gegenüber, auch die Regierung, welche der Werbung für die Deklaration in Kroatien neuerlich scharf entgegengetreten ist. Eine Prüfung der geographischen Gründe für und wider den Trialismus, eine Würdigung der für Österreich und für die Deutschen dieses Staates ma߬ gebenden staatlichen und nationalen Gesichtspunkte, unter denen der „Weg zur Adria" an erster Stelle zu nennen ist, muß ich einem späteren Aufsatz vorbehalten. Hier sei nur festgestellt, daß der Größten der Deutschösterreicher den Trialismus, der die Häfen den Südslawen ausliefern und ihnen dadurch trotz ihrer geringen Zahl die beherrschende Stellung in der Monarchie verleihen würde, entschieden ablehnen, daß sie aber auch einen Verzicht Österreichs nuf die Slvwenenländer und Jstrien zugunsten eines Subduaiismus und eine territoriale oder auch personale „nationale Autonomie" in Südsteier und Körnten durchaus verwerfen. Die Angliederung des Gemeinsamen Verwaltnngsgebiets an Kroatien unter Ungarns Oberherrschaft ziehen sie dagegen in ernste Erwägung und ebenso — eine Gruppe von Politikern ausgenommen — auch jene Dalmatiens, ne dem seit 1909 die kroatische Sprache fast ausschließliche Amtssprache ist. Auch eine Angliederung eventueller Annerumsgebiete an Kroatien kann in Betracht kommen. ' Aber sie stimmen solchen Veränderungen — auch wenn die,, von Slowenen bewohnten Gebiete und mit ihnen der Zugang zum Meere für Osterreich gesichert und diese Landstriche mit den deutsch-österreichischen Ländern vereinigt bleiben (das ist die .unumgängliche Voraussetzung) — nicht bedingungslos zu, sondern verlangen für den Machtzuwachs, den Ungarn und die Magyaren dadurch gewinnen müßten, Gegenleistungen zugunsten Österreichs und des Deutschtums. Es ist also eine Grund¬ lage für Verständigungen geboten, und es wird von der Staatsklugheit der Magyaren und der Kroaten ebensowohl wie von jener der Deutschösterreicher und von der Einsicht der österreichischen Regierung abhängen, ob sie sich in einer Lösung der südslawischen Frage begegnen, welche ihnen allen Vorteil und keinem Einbuße bringt, die den Kulturvorpvsten Mitteleuropas im Südosten Sicherheit und freie Entfaltung, seinem Handel und seiner Politik freie Bahn in dieser Richtung ge¬ währleistet, vor allem aber Ruhe und Ordnung schafft und mit der Zeit die widerstrebenden Radikalen befriedigt. Da eine falsche Lösung des Problems den mitteleuropäischen Mächten den Südostweg verriegeln kann und da Tschechen und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333482/78>, abgerufen am 23.07.2024.