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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr.

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Der Friede mit Rumänien

Mitglieder die wichtigsten Offizierstellen bis zum Kompagnie- und Batterieführer
abwärts inne hatten, sowie in der Bereitstellung der Eisenbahn für unsere Unter¬
nehmungen gegen die Maruualisten. Im ganzen waren es neun Punkte. Am
2. März, an welchem Tage der Rumänien bewilligte Waffenstillstand ablief,
traf die Nachricht von der prinzipiellen Annahme unserer Forderungen ein. Am
5. März wurde dann der Vorfriede von Vuftea, der die Grundlage aller weiteren
Verhandlungen bildete, durch AvereScu gezeichnet, und am (>. März verließen
die französischen Offiziere die rumänische Armee. Averescu kehrte nach Jassy
zurück. Dort hatten inzwischen äußerst heftige Kämpfe zwischen den Verband¬
freunden und der Friedenspartei stattgefunden. Die Stellung des Kabinetts,
Averescu war schon am 11. März erschüttert und am 14. März teilte der
rumänische Außenminister Argeljcmu den Verbündeten amtlich mit, daß das
.Kabinett demissioniert habe, so daß zurzeit kein rumänisches Organ vorhanden
war, die Friedensverhandlungen fortzusetzen. Es würde nun den Anschein erwecken,
als ob unsere Unterhändler während des folgenden Zwischenspiels doch nicht
das Maß an Nachdruck aufgewendet hätten, daß notwendig gewesen wäre, um
die rumänische Regierung zu schnelleren Entschlüssen zu zwingen, wenn nicht eine
Episode Licht auf die Verhältnisse würfe.

Am 26. Februar war es dem Grafen Czernin geglückt, durch die
beiderseitigen Linien aus Jafsyer Gebiet zu gelangen und sich dort im Ein¬
verständnis mit Herrn von Kühlmann mit dem Könige mündlich auszusprechen.
Czernin, der noch im September 1917 den Standpunkt vertreten hatte, daß
König Ferdinand auf dem rumänischen Thron unmöglich und verhandlungs¬
unfähig geworden sei, hat bei dieser Zusammenkunft dem Könige anscheinend
versprochen, ihn ans dem Throne zu halten, sofern er für die Beschleunigung des
Friedensabschlusses mitwirken wollte. In unwürdigster, unmännlicher Weise hat
Ferdinand unter Tränen alles gelobt, was von ihm verlangt wurde, um dann
doch, hin und her gezerrt zwischen dem Willen seiner tatkräftigen Frau und den
Ententevertretern, nur mehr zur Verschleppung der Verhandlungen als zur Lösung
beizutragen. Erst unser oben erwähntes Ultimatum vom 1. März brachte ihn
zur Besinnung und zur Erfüllung der übernommenen Pflichten. Dies Spiel
wurde erleichtert durch den Umstand, daß die Regierung Averescus, mit der wir
den Frieden zu schließen hatten, sich nicht unter dem Einfluß der deutschfreund
liehen Kreise zu Bukarest befand, sondern jenseits der Schützengräben in Jassy
wo die Ententesreunde eine feste Phalanx bildeten und von französischen Agenten
zur Fortsetzung des Krieges angespornt wurden. Zum Verständnis dieser Angabe
muß man sich vergegenwärtigen, in welcher allgemeinen Lage sich Rumänien zur
Zeit der Friedensunterhandlungen befand. Es ist erinnerlnh, daß die Kriegs¬
erklärung und der Verrat Bratianus an den Mittemächten'selbst bei weiten Kreisen
in Rumänien Widerspruch gefunden hatten. Nach der Einnahme von Bukarest
blieb eine verhältnismäßig große Zahl maßgebender Persönlichkeiten, die die Politik
des Königs mißbilligten, unter ihnen der ehrwürdige Carp, in Bukarest und unter¬
stützten die Verwaltung Mackensens bei derWiederherstellnng geordneter Verhältnisse in
nachdrücklichster Weise. Die deutsche Militärverwaltung hatte jedoch nur den kleineren
südlichen Teil Rumäniens besetzt, während der größere nördliche und Beßarabien
von unseren Feinden in Jassy verwaltet blieb. Bei Friedensschluß war es eine
der ersten und wichtigsten Aufgaben, die beiden auseinander gewachsenen Teile,
die doch erst durch die Arbeit König Karols vereinigt worden waren, wieder zu¬
sammenzuführen und unter ein den Mittemächten genehmes Ministerium zu
zwingen.

Die Notwendigkeit ein solches Ministerium zu schaffen, hatte Kampfe und
Verhandlungen im Gefolge, an denen die Unterhändler nicht gut direkt beteiligt
sein konnten. Als dann das neue Kubinett mit MarMloman an der Spitze, zu¬
meist aus Gegnern der Jassyer Regierung bestehend, die bei ihren Protesten gegen
sie Vermögen und Leben riskiert hatten, ins Leben trat, hoffte es größeres Entgegen¬
kommen seitens der Mittemächte zu finden, als. dem Ministerium Averescu


Der Friede mit Rumänien

Mitglieder die wichtigsten Offizierstellen bis zum Kompagnie- und Batterieführer
abwärts inne hatten, sowie in der Bereitstellung der Eisenbahn für unsere Unter¬
nehmungen gegen die Maruualisten. Im ganzen waren es neun Punkte. Am
2. März, an welchem Tage der Rumänien bewilligte Waffenstillstand ablief,
traf die Nachricht von der prinzipiellen Annahme unserer Forderungen ein. Am
5. März wurde dann der Vorfriede von Vuftea, der die Grundlage aller weiteren
Verhandlungen bildete, durch AvereScu gezeichnet, und am (>. März verließen
die französischen Offiziere die rumänische Armee. Averescu kehrte nach Jassy
zurück. Dort hatten inzwischen äußerst heftige Kämpfe zwischen den Verband¬
freunden und der Friedenspartei stattgefunden. Die Stellung des Kabinetts,
Averescu war schon am 11. März erschüttert und am 14. März teilte der
rumänische Außenminister Argeljcmu den Verbündeten amtlich mit, daß das
.Kabinett demissioniert habe, so daß zurzeit kein rumänisches Organ vorhanden
war, die Friedensverhandlungen fortzusetzen. Es würde nun den Anschein erwecken,
als ob unsere Unterhändler während des folgenden Zwischenspiels doch nicht
das Maß an Nachdruck aufgewendet hätten, daß notwendig gewesen wäre, um
die rumänische Regierung zu schnelleren Entschlüssen zu zwingen, wenn nicht eine
Episode Licht auf die Verhältnisse würfe.

Am 26. Februar war es dem Grafen Czernin geglückt, durch die
beiderseitigen Linien aus Jafsyer Gebiet zu gelangen und sich dort im Ein¬
verständnis mit Herrn von Kühlmann mit dem Könige mündlich auszusprechen.
Czernin, der noch im September 1917 den Standpunkt vertreten hatte, daß
König Ferdinand auf dem rumänischen Thron unmöglich und verhandlungs¬
unfähig geworden sei, hat bei dieser Zusammenkunft dem Könige anscheinend
versprochen, ihn ans dem Throne zu halten, sofern er für die Beschleunigung des
Friedensabschlusses mitwirken wollte. In unwürdigster, unmännlicher Weise hat
Ferdinand unter Tränen alles gelobt, was von ihm verlangt wurde, um dann
doch, hin und her gezerrt zwischen dem Willen seiner tatkräftigen Frau und den
Ententevertretern, nur mehr zur Verschleppung der Verhandlungen als zur Lösung
beizutragen. Erst unser oben erwähntes Ultimatum vom 1. März brachte ihn
zur Besinnung und zur Erfüllung der übernommenen Pflichten. Dies Spiel
wurde erleichtert durch den Umstand, daß die Regierung Averescus, mit der wir
den Frieden zu schließen hatten, sich nicht unter dem Einfluß der deutschfreund
liehen Kreise zu Bukarest befand, sondern jenseits der Schützengräben in Jassy
wo die Ententesreunde eine feste Phalanx bildeten und von französischen Agenten
zur Fortsetzung des Krieges angespornt wurden. Zum Verständnis dieser Angabe
muß man sich vergegenwärtigen, in welcher allgemeinen Lage sich Rumänien zur
Zeit der Friedensunterhandlungen befand. Es ist erinnerlnh, daß die Kriegs¬
erklärung und der Verrat Bratianus an den Mittemächten'selbst bei weiten Kreisen
in Rumänien Widerspruch gefunden hatten. Nach der Einnahme von Bukarest
blieb eine verhältnismäßig große Zahl maßgebender Persönlichkeiten, die die Politik
des Königs mißbilligten, unter ihnen der ehrwürdige Carp, in Bukarest und unter¬
stützten die Verwaltung Mackensens bei derWiederherstellnng geordneter Verhältnisse in
nachdrücklichster Weise. Die deutsche Militärverwaltung hatte jedoch nur den kleineren
südlichen Teil Rumäniens besetzt, während der größere nördliche und Beßarabien
von unseren Feinden in Jassy verwaltet blieb. Bei Friedensschluß war es eine
der ersten und wichtigsten Aufgaben, die beiden auseinander gewachsenen Teile,
die doch erst durch die Arbeit König Karols vereinigt worden waren, wieder zu¬
sammenzuführen und unter ein den Mittemächten genehmes Ministerium zu
zwingen.

Die Notwendigkeit ein solches Ministerium zu schaffen, hatte Kampfe und
Verhandlungen im Gefolge, an denen die Unterhändler nicht gut direkt beteiligt
sein konnten. Als dann das neue Kubinett mit MarMloman an der Spitze, zu¬
meist aus Gegnern der Jassyer Regierung bestehend, die bei ihren Protesten gegen
sie Vermögen und Leben riskiert hatten, ins Leben trat, hoffte es größeres Entgegen¬
kommen seitens der Mittemächte zu finden, als. dem Ministerium Averescu


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[0064] Der Friede mit Rumänien Mitglieder die wichtigsten Offizierstellen bis zum Kompagnie- und Batterieführer abwärts inne hatten, sowie in der Bereitstellung der Eisenbahn für unsere Unter¬ nehmungen gegen die Maruualisten. Im ganzen waren es neun Punkte. Am 2. März, an welchem Tage der Rumänien bewilligte Waffenstillstand ablief, traf die Nachricht von der prinzipiellen Annahme unserer Forderungen ein. Am 5. März wurde dann der Vorfriede von Vuftea, der die Grundlage aller weiteren Verhandlungen bildete, durch AvereScu gezeichnet, und am (>. März verließen die französischen Offiziere die rumänische Armee. Averescu kehrte nach Jassy zurück. Dort hatten inzwischen äußerst heftige Kämpfe zwischen den Verband¬ freunden und der Friedenspartei stattgefunden. Die Stellung des Kabinetts, Averescu war schon am 11. März erschüttert und am 14. März teilte der rumänische Außenminister Argeljcmu den Verbündeten amtlich mit, daß das .Kabinett demissioniert habe, so daß zurzeit kein rumänisches Organ vorhanden war, die Friedensverhandlungen fortzusetzen. Es würde nun den Anschein erwecken, als ob unsere Unterhändler während des folgenden Zwischenspiels doch nicht das Maß an Nachdruck aufgewendet hätten, daß notwendig gewesen wäre, um die rumänische Regierung zu schnelleren Entschlüssen zu zwingen, wenn nicht eine Episode Licht auf die Verhältnisse würfe. Am 26. Februar war es dem Grafen Czernin geglückt, durch die beiderseitigen Linien aus Jafsyer Gebiet zu gelangen und sich dort im Ein¬ verständnis mit Herrn von Kühlmann mit dem Könige mündlich auszusprechen. Czernin, der noch im September 1917 den Standpunkt vertreten hatte, daß König Ferdinand auf dem rumänischen Thron unmöglich und verhandlungs¬ unfähig geworden sei, hat bei dieser Zusammenkunft dem Könige anscheinend versprochen, ihn ans dem Throne zu halten, sofern er für die Beschleunigung des Friedensabschlusses mitwirken wollte. In unwürdigster, unmännlicher Weise hat Ferdinand unter Tränen alles gelobt, was von ihm verlangt wurde, um dann doch, hin und her gezerrt zwischen dem Willen seiner tatkräftigen Frau und den Ententevertretern, nur mehr zur Verschleppung der Verhandlungen als zur Lösung beizutragen. Erst unser oben erwähntes Ultimatum vom 1. März brachte ihn zur Besinnung und zur Erfüllung der übernommenen Pflichten. Dies Spiel wurde erleichtert durch den Umstand, daß die Regierung Averescus, mit der wir den Frieden zu schließen hatten, sich nicht unter dem Einfluß der deutschfreund liehen Kreise zu Bukarest befand, sondern jenseits der Schützengräben in Jassy wo die Ententesreunde eine feste Phalanx bildeten und von französischen Agenten zur Fortsetzung des Krieges angespornt wurden. Zum Verständnis dieser Angabe muß man sich vergegenwärtigen, in welcher allgemeinen Lage sich Rumänien zur Zeit der Friedensunterhandlungen befand. Es ist erinnerlnh, daß die Kriegs¬ erklärung und der Verrat Bratianus an den Mittemächten'selbst bei weiten Kreisen in Rumänien Widerspruch gefunden hatten. Nach der Einnahme von Bukarest blieb eine verhältnismäßig große Zahl maßgebender Persönlichkeiten, die die Politik des Königs mißbilligten, unter ihnen der ehrwürdige Carp, in Bukarest und unter¬ stützten die Verwaltung Mackensens bei derWiederherstellnng geordneter Verhältnisse in nachdrücklichster Weise. Die deutsche Militärverwaltung hatte jedoch nur den kleineren südlichen Teil Rumäniens besetzt, während der größere nördliche und Beßarabien von unseren Feinden in Jassy verwaltet blieb. Bei Friedensschluß war es eine der ersten und wichtigsten Aufgaben, die beiden auseinander gewachsenen Teile, die doch erst durch die Arbeit König Karols vereinigt worden waren, wieder zu¬ sammenzuführen und unter ein den Mittemächten genehmes Ministerium zu zwingen. Die Notwendigkeit ein solches Ministerium zu schaffen, hatte Kampfe und Verhandlungen im Gefolge, an denen die Unterhändler nicht gut direkt beteiligt sein konnten. Als dann das neue Kubinett mit MarMloman an der Spitze, zu¬ meist aus Gegnern der Jassyer Regierung bestehend, die bei ihren Protesten gegen sie Vermögen und Leben riskiert hatten, ins Leben trat, hoffte es größeres Entgegen¬ kommen seitens der Mittemächte zu finden, als. dem Ministerium Averescu

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333482/64>, abgerufen am 27.08.2024.