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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr.

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altersschwache Kanzler Gortschakow hatte die tatsächliche Leitung des Auswärtigen
inzwischen in jüngere Hände gegeben. Aber sowohl der nachfolgende Zar als
auch der Minister von Giers erkannten bereitwillig den Dienst an, den sie dem
deutschen Kanzler zu verdanken hätten. "Wie zufrieden würde Väterchen mit
diesem glücklichen Ergebnis gewesen sein", schrieb Alexander der Dritte an den
Rand deS den Abschluß meldenden Berichts.

Das Abkommen legte den Beteiligten strengste Verschwiegenheit auf, und
kaum jemals ist eine völkerrechtliche Abmachung, an der doch drei Staaten be¬
teiligt waren, während''8eS' 'ganzen' 'Bestehens ' so geheim gehalten worden wie
diese. Nicht einmal die Möglichkeit ihres Daseins hat die Öffentlichkeit beschäftigt.
Und rückschauend darf man sagen, daß diese Heimlichkeit vielleicht ihr stärkster
Nachteil, gewesen.....ist.. Nicht Fürst Bismarck war es, der auf die Geheimhaltung
drang, im Gegenteil, er hat wiederholt geäußert, daß ihm daran nichts liege.
Aber sowohl in Petersburg als in Wien legte man darauf den größten Wert,
dort, weil die Negierung besorgte, ihre Volkstümlichkeit zu verlieren, hier, weil
man ernste, parlamentarische.Kämpfe besorgte. Die natürliche Folge war, daß
zwar die Regierungen in ihren Beziehungen darauf Rücksicht nahmen, die Volks-
stimmung aber in keiner Weise beeinflußt wurde.

Wenn trotzdem im Jahre 1884 der Vertrag erneuert wurde, so erklärt sich
dies aus dem Umstände, daß man in Petersburg seine Vorteils zu schätzen ver¬
stand. Auch war es wohl nicht ohne Einfluß, daß der persönlich friedfertige Zar
und sein Minister sich damit selbst schützen wollten gegen die unermüdlichen In-
trigen, die in Petersburg rücksichtslos auf Konflikte drängten. Auf der anderen
Seite aber erblickte Fürst Bismarck in der Verpflichtung Rußlands zur Neu¬
tralität nach wie vor eine Friedensbürgschaft, insbesondere in der Richtung, daß
so der MM-fWMßschs-Amt. vermieden werden könne. Auch diesmal wurde
die EM'uerung von russischer Seite angeregt, indem Giers einen Besuch in
Fnedrichsruh im November 1883 benutzte, um den Kanzler dafür zu gewinnen.
Mit einigen, nicht wesentlichen Änderungen wurde das Abkommen unter Be¬
teiligung Österreich-Ungarns bis zum Jahre 1887 verlängert. Die Zusammen¬
kunft der drei Kaiser in Skiernievice im September 1834 bewies der Welt, daß
wenigstens unter den Monarchen das gute Verhältnis nicht gestört sei. Weitere
Abmachungen sind dort nicht getroffen worden: es war ein Höflichkeitsaustausch.

In welcher Weise Nußland aus dem Bertrage Vorteil zog, dafür sei hier
ein Beispiel angeführt. Die russisch-englischen Beziehungen, ohnehin wenig
freundlich, waren infolge des russischen Vorstoßes gegen Merw .und. Penschdeh
kritisch geworden. Es drohte ein offener Bruch. Wenn England schließlich sich
zurückziehen mußte, so verdankte Rußland diesen Triumph wesentlich der Haltung
Deutschlands. Wir haben getreu dem Geiste' vertragsmäßiger Abmachungen
auf unsere Verbündeten -- auch Italien gehörte jetzt zu ihnen -- und besonders
auf den Sultan dahin eingewirkt, daß 'der Verschluß der Dardanellen gegen
Kriegsschiffe aufrechterhalten' blieb und damit Nußland in seiner ungeheueren
Ausdehnung für England unangreifbar wurde. Die russische Regierung hat den'
Dienst, den Deutschland der russischen Politik damals leistete, besonders anerkannt.
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^MicheMVeit^hMs/HMMHerMlfMe-BoracnM im Balkan ^einzu¬
gehen, die das Verhältnis der Donaumonarchie zu Nußland in erster Linie
bestimmten. Es genüge, an die hochfahrende Behandlung zu erinnern, die der
russische Herrscher dem ersten Fürsten von Bulgarien angedeihen ließ und diesen
zur Aufgabe seiner Stellung nötigte, oder an die übergreifende Tätigkeit, mit der
der russische General Kaulbars in Sofia den allgemeinen Unwillen erregte. Diese
Vorgänge trugen nicht wenig dazuHn^die^östexreMisch zu
gefährden. Graf Kcünoky beklagte sich oft bei dem deutschen Botschafter, das
"verbündete" Rußland benehme sich so unfreundlich wie nur je zuvor. Aber
auch in Petersburg wurde man unter diesen sich kreuzenden Interessen des
, österreichischen Teilhabers am Vertrage, überdrüssig. Im Mai 1887 äußerte sich
Giers zum österreichisch-ungarischen Vertreter, daß von dem Vertrage etwas in


altersschwache Kanzler Gortschakow hatte die tatsächliche Leitung des Auswärtigen
inzwischen in jüngere Hände gegeben. Aber sowohl der nachfolgende Zar als
auch der Minister von Giers erkannten bereitwillig den Dienst an, den sie dem
deutschen Kanzler zu verdanken hätten. „Wie zufrieden würde Väterchen mit
diesem glücklichen Ergebnis gewesen sein", schrieb Alexander der Dritte an den
Rand deS den Abschluß meldenden Berichts.

Das Abkommen legte den Beteiligten strengste Verschwiegenheit auf, und
kaum jemals ist eine völkerrechtliche Abmachung, an der doch drei Staaten be¬
teiligt waren, während''8eS' 'ganzen' 'Bestehens ' so geheim gehalten worden wie
diese. Nicht einmal die Möglichkeit ihres Daseins hat die Öffentlichkeit beschäftigt.
Und rückschauend darf man sagen, daß diese Heimlichkeit vielleicht ihr stärkster
Nachteil, gewesen.....ist.. Nicht Fürst Bismarck war es, der auf die Geheimhaltung
drang, im Gegenteil, er hat wiederholt geäußert, daß ihm daran nichts liege.
Aber sowohl in Petersburg als in Wien legte man darauf den größten Wert,
dort, weil die Negierung besorgte, ihre Volkstümlichkeit zu verlieren, hier, weil
man ernste, parlamentarische.Kämpfe besorgte. Die natürliche Folge war, daß
zwar die Regierungen in ihren Beziehungen darauf Rücksicht nahmen, die Volks-
stimmung aber in keiner Weise beeinflußt wurde.

Wenn trotzdem im Jahre 1884 der Vertrag erneuert wurde, so erklärt sich
dies aus dem Umstände, daß man in Petersburg seine Vorteils zu schätzen ver¬
stand. Auch war es wohl nicht ohne Einfluß, daß der persönlich friedfertige Zar
und sein Minister sich damit selbst schützen wollten gegen die unermüdlichen In-
trigen, die in Petersburg rücksichtslos auf Konflikte drängten. Auf der anderen
Seite aber erblickte Fürst Bismarck in der Verpflichtung Rußlands zur Neu¬
tralität nach wie vor eine Friedensbürgschaft, insbesondere in der Richtung, daß
so der MM-fWMßschs-Amt. vermieden werden könne. Auch diesmal wurde
die EM'uerung von russischer Seite angeregt, indem Giers einen Besuch in
Fnedrichsruh im November 1883 benutzte, um den Kanzler dafür zu gewinnen.
Mit einigen, nicht wesentlichen Änderungen wurde das Abkommen unter Be¬
teiligung Österreich-Ungarns bis zum Jahre 1887 verlängert. Die Zusammen¬
kunft der drei Kaiser in Skiernievice im September 1834 bewies der Welt, daß
wenigstens unter den Monarchen das gute Verhältnis nicht gestört sei. Weitere
Abmachungen sind dort nicht getroffen worden: es war ein Höflichkeitsaustausch.

In welcher Weise Nußland aus dem Bertrage Vorteil zog, dafür sei hier
ein Beispiel angeführt. Die russisch-englischen Beziehungen, ohnehin wenig
freundlich, waren infolge des russischen Vorstoßes gegen Merw .und. Penschdeh
kritisch geworden. Es drohte ein offener Bruch. Wenn England schließlich sich
zurückziehen mußte, so verdankte Rußland diesen Triumph wesentlich der Haltung
Deutschlands. Wir haben getreu dem Geiste' vertragsmäßiger Abmachungen
auf unsere Verbündeten — auch Italien gehörte jetzt zu ihnen — und besonders
auf den Sultan dahin eingewirkt, daß 'der Verschluß der Dardanellen gegen
Kriegsschiffe aufrechterhalten' blieb und damit Nußland in seiner ungeheueren
Ausdehnung für England unangreifbar wurde. Die russische Regierung hat den'
Dienst, den Deutschland der russischen Politik damals leistete, besonders anerkannt.
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^MicheMVeit^hMs/HMMHerMlfMe-BoracnM im Balkan ^einzu¬
gehen, die das Verhältnis der Donaumonarchie zu Nußland in erster Linie
bestimmten. Es genüge, an die hochfahrende Behandlung zu erinnern, die der
russische Herrscher dem ersten Fürsten von Bulgarien angedeihen ließ und diesen
zur Aufgabe seiner Stellung nötigte, oder an die übergreifende Tätigkeit, mit der
der russische General Kaulbars in Sofia den allgemeinen Unwillen erregte. Diese
Vorgänge trugen nicht wenig dazuHn^die^östexreMisch zu
gefährden. Graf Kcünoky beklagte sich oft bei dem deutschen Botschafter, das
„verbündete" Rußland benehme sich so unfreundlich wie nur je zuvor. Aber
auch in Petersburg wurde man unter diesen sich kreuzenden Interessen des
, österreichischen Teilhabers am Vertrage, überdrüssig. Im Mai 1887 äußerte sich
Giers zum österreichisch-ungarischen Vertreter, daß von dem Vertrage etwas in


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333482/41>, abgerufen am 23.07.2024.