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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr.

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Die von ihnen vermittelten Nachrichten sind indessen jeweils nur auf ein be¬
stimmtes geographisches Gebiet eingestellt und können daher als Quellen für all¬
gemeine Informationen nicht in Frage kommen. In einem "Verband deutsch-
ausländischer Wirtschaftsvereine" haben sich jene dopvelstaatliche Vereinigungen
eine Zentralstelle geschaffen. So wertvoll auch die Tätigkeit dieser Stelle und
ihrer Verbände für die nationale Wirtschaftsförderung, für Anbahnung günstiger
wirischafllicher Beziehungen im Auslande und für kulturelle Aufklärung über
deutsches Geistesleben ist, so ist doch von ihr die alleinige Beibringung von Wirt¬
schaftsnachrichten, die dem beschriebenen allgemeinen Interesse der Geschäftswelt
dienen, nicht zu erwarten. Mit der Sammlung wirtschaftlich wichtigen Materials
beschäftigen sich weiterhin außer einer Anzahl "deutsch-ausländischer Gesellschaften",
das von Prof. Dr. Harms geschaffene "Königliche Institut für Seeverkehr und
Weltwirtschaft" in Kiel, das "Kolonialinstitut" in Hamburg und die "Deutsche
Vorderasiengesellschaft" in Leipzig. Davon dienen die Wirtschaftsarchive von Kiel
und Hamburg neben wirtschaftlicher Erforschung des Auslandes vor allem auf
das Ausland gerichteter wissenschaftlicher Arbeit und stehen in enger Verbindung
mit Lehrinstituten. Beide Institute geben, um den Erfolg ihrer Sammeltätigkeit
der Öffentlichkeit nutzbar zu machen, regelmäßige Veröffentlichungen unter dem
Namen "Kriegswirtschaftliche Nachrichten", beziehungsweise "Wirtschastsdienft"
heraus und stellen ihre Auskunftsstellen zu kostenfreier Inanspruchnahme zur Ver¬
fügung. Im Vordergrund des Nachrichtendienstes der genannten Institute stehen
Abba dlungen und Nachrichten über den Wirtschaftskrieg und über wirtschaftliche
Vorgänge im In- und Ausland, welch letztere meist der ausländischen Presse ent¬
nommen sind. Weiterhin verdienen hinsichtlich ihrer Bemühungen, das Inland mit
Wirtschaftsnachrichten zu versehen, genannt zu werden vor allem das unter amtlicher
Förderung wirkende "Amerika-Institut" das, dem preußischen Unterrichtsministerium
nahestehende "Deutsch-SüdamerikanischeInstitut",der 1916 gegründete"Hamburgische
Jbero-Amerikanische Verein E. V,", dessen Ziel die Pflege wirtschaftlicher und
kultureller Beziehungen zwischen Deutschland und den neutralen Ländern auf der
Pyrenäen-Halbinsel, in Südamerika und Mittelamerika ist, und der "Handels¬
vertragsverein". Weltwirtschaftliche Studien betreiben außer den Instituten in
Kiel, Hamburg und Leipzig die "Deutsche Weltwirtschaftliche Gesellschaft", Berlin,
die "Studiengesellschaft für Weltpolitik" in München und die "Vereinigung zur
Förderung deutscher Wirtschaftsinteressen im Ausland" in Köln.

Bereits diese Zusammenstellung, die selbst unter Hinzurechnung von sechzehn
zurzeit bestehenden Balkan-Organisationen, nur einen geringen Teil der be¬
stehenden Unternehmungen erfaßt, läßt die auf dem Gebiete der Förderung des
deutschen Außenhandels in einer wirkungsvollen wirtschaftlichen Nachrichtenver¬
mittlung obwaltende Zersplitterung und Vielstrebigkeit erkennen. Wohl deuten
Bestrebungen der jüngsten Zeit darauf hin, daß sich durch Zusammenschluß und
Verständigung aus diesem Chaos Gruppierungen mit planmäßiger Arbeitsteilung
aus kristallisieren möchten -- erwähnt seien z. V. die Bemühungen des deutschen
Handelstag um die Vereinheitlichung deutsch-ausländischer Wirtschaftsverbände ---
ein großzügiger Nachrichtendienst, wie er in den großen feindlichen Wirtschafts¬
ländern bereits eingerichtet ist, ist auf dieser Grundlage vorerst nicht zu schaffen.

Wäre es nun, um die deutsche Nachrichtenvermittelung einer wirkungsvollen
Vereinheitlichung entgegenzuführen. erwünscht, aus privaten Mitteln oder unter
Führung des Staates eine neue Stelle zu schaffen, sie mit großen Mitteln aus¬
zustatten und von ihr die Erfüllung des Gewünschten zu erwarten? Diese Frage
kann mit nein beantwortet werden. Der Anschluß an das Vorhandene, dessen ste
zur Mitarbeit bedarf, würde ihr aus mehr als einem Grunde versagt bleiben:
Eifersucht, Mißtrauen und Partikularismus würden ihr entgegenstehen, und es
wäre schließlich nichts weiter erreicht, als daß zu den vielen bestehenden Organisationen
noch eine weitere hinzukommen würde. Der aussichtsreichere Weg ist jener, auf
den sekundäre hinweist: "Die rcichentwickelte und leistungsfähige Privatinitiative
ist zu einer einheitlichen harmonischen Gesamtleistung zusammenzufassen, und der


Wirischaftsnachrichtcndienst

Die von ihnen vermittelten Nachrichten sind indessen jeweils nur auf ein be¬
stimmtes geographisches Gebiet eingestellt und können daher als Quellen für all¬
gemeine Informationen nicht in Frage kommen. In einem „Verband deutsch-
ausländischer Wirtschaftsvereine" haben sich jene dopvelstaatliche Vereinigungen
eine Zentralstelle geschaffen. So wertvoll auch die Tätigkeit dieser Stelle und
ihrer Verbände für die nationale Wirtschaftsförderung, für Anbahnung günstiger
wirischafllicher Beziehungen im Auslande und für kulturelle Aufklärung über
deutsches Geistesleben ist, so ist doch von ihr die alleinige Beibringung von Wirt¬
schaftsnachrichten, die dem beschriebenen allgemeinen Interesse der Geschäftswelt
dienen, nicht zu erwarten. Mit der Sammlung wirtschaftlich wichtigen Materials
beschäftigen sich weiterhin außer einer Anzahl „deutsch-ausländischer Gesellschaften",
das von Prof. Dr. Harms geschaffene „Königliche Institut für Seeverkehr und
Weltwirtschaft" in Kiel, das „Kolonialinstitut" in Hamburg und die „Deutsche
Vorderasiengesellschaft" in Leipzig. Davon dienen die Wirtschaftsarchive von Kiel
und Hamburg neben wirtschaftlicher Erforschung des Auslandes vor allem auf
das Ausland gerichteter wissenschaftlicher Arbeit und stehen in enger Verbindung
mit Lehrinstituten. Beide Institute geben, um den Erfolg ihrer Sammeltätigkeit
der Öffentlichkeit nutzbar zu machen, regelmäßige Veröffentlichungen unter dem
Namen „Kriegswirtschaftliche Nachrichten", beziehungsweise „Wirtschastsdienft"
heraus und stellen ihre Auskunftsstellen zu kostenfreier Inanspruchnahme zur Ver¬
fügung. Im Vordergrund des Nachrichtendienstes der genannten Institute stehen
Abba dlungen und Nachrichten über den Wirtschaftskrieg und über wirtschaftliche
Vorgänge im In- und Ausland, welch letztere meist der ausländischen Presse ent¬
nommen sind. Weiterhin verdienen hinsichtlich ihrer Bemühungen, das Inland mit
Wirtschaftsnachrichten zu versehen, genannt zu werden vor allem das unter amtlicher
Förderung wirkende „Amerika-Institut" das, dem preußischen Unterrichtsministerium
nahestehende „Deutsch-SüdamerikanischeInstitut",der 1916 gegründete„Hamburgische
Jbero-Amerikanische Verein E. V,", dessen Ziel die Pflege wirtschaftlicher und
kultureller Beziehungen zwischen Deutschland und den neutralen Ländern auf der
Pyrenäen-Halbinsel, in Südamerika und Mittelamerika ist, und der „Handels¬
vertragsverein". Weltwirtschaftliche Studien betreiben außer den Instituten in
Kiel, Hamburg und Leipzig die „Deutsche Weltwirtschaftliche Gesellschaft", Berlin,
die „Studiengesellschaft für Weltpolitik" in München und die „Vereinigung zur
Förderung deutscher Wirtschaftsinteressen im Ausland" in Köln.

Bereits diese Zusammenstellung, die selbst unter Hinzurechnung von sechzehn
zurzeit bestehenden Balkan-Organisationen, nur einen geringen Teil der be¬
stehenden Unternehmungen erfaßt, läßt die auf dem Gebiete der Förderung des
deutschen Außenhandels in einer wirkungsvollen wirtschaftlichen Nachrichtenver¬
mittlung obwaltende Zersplitterung und Vielstrebigkeit erkennen. Wohl deuten
Bestrebungen der jüngsten Zeit darauf hin, daß sich durch Zusammenschluß und
Verständigung aus diesem Chaos Gruppierungen mit planmäßiger Arbeitsteilung
aus kristallisieren möchten — erwähnt seien z. V. die Bemühungen des deutschen
Handelstag um die Vereinheitlichung deutsch-ausländischer Wirtschaftsverbände —-
ein großzügiger Nachrichtendienst, wie er in den großen feindlichen Wirtschafts¬
ländern bereits eingerichtet ist, ist auf dieser Grundlage vorerst nicht zu schaffen.

Wäre es nun, um die deutsche Nachrichtenvermittelung einer wirkungsvollen
Vereinheitlichung entgegenzuführen. erwünscht, aus privaten Mitteln oder unter
Führung des Staates eine neue Stelle zu schaffen, sie mit großen Mitteln aus¬
zustatten und von ihr die Erfüllung des Gewünschten zu erwarten? Diese Frage
kann mit nein beantwortet werden. Der Anschluß an das Vorhandene, dessen ste
zur Mitarbeit bedarf, würde ihr aus mehr als einem Grunde versagt bleiben:
Eifersucht, Mißtrauen und Partikularismus würden ihr entgegenstehen, und es
wäre schließlich nichts weiter erreicht, als daß zu den vielen bestehenden Organisationen
noch eine weitere hinzukommen würde. Der aussichtsreichere Weg ist jener, auf
den sekundäre hinweist: „Die rcichentwickelte und leistungsfähige Privatinitiative
ist zu einer einheitlichen harmonischen Gesamtleistung zusammenzufassen, und der


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[0286] Wirischaftsnachrichtcndienst Die von ihnen vermittelten Nachrichten sind indessen jeweils nur auf ein be¬ stimmtes geographisches Gebiet eingestellt und können daher als Quellen für all¬ gemeine Informationen nicht in Frage kommen. In einem „Verband deutsch- ausländischer Wirtschaftsvereine" haben sich jene dopvelstaatliche Vereinigungen eine Zentralstelle geschaffen. So wertvoll auch die Tätigkeit dieser Stelle und ihrer Verbände für die nationale Wirtschaftsförderung, für Anbahnung günstiger wirischafllicher Beziehungen im Auslande und für kulturelle Aufklärung über deutsches Geistesleben ist, so ist doch von ihr die alleinige Beibringung von Wirt¬ schaftsnachrichten, die dem beschriebenen allgemeinen Interesse der Geschäftswelt dienen, nicht zu erwarten. Mit der Sammlung wirtschaftlich wichtigen Materials beschäftigen sich weiterhin außer einer Anzahl „deutsch-ausländischer Gesellschaften", das von Prof. Dr. Harms geschaffene „Königliche Institut für Seeverkehr und Weltwirtschaft" in Kiel, das „Kolonialinstitut" in Hamburg und die „Deutsche Vorderasiengesellschaft" in Leipzig. Davon dienen die Wirtschaftsarchive von Kiel und Hamburg neben wirtschaftlicher Erforschung des Auslandes vor allem auf das Ausland gerichteter wissenschaftlicher Arbeit und stehen in enger Verbindung mit Lehrinstituten. Beide Institute geben, um den Erfolg ihrer Sammeltätigkeit der Öffentlichkeit nutzbar zu machen, regelmäßige Veröffentlichungen unter dem Namen „Kriegswirtschaftliche Nachrichten", beziehungsweise „Wirtschastsdienft" heraus und stellen ihre Auskunftsstellen zu kostenfreier Inanspruchnahme zur Ver¬ fügung. Im Vordergrund des Nachrichtendienstes der genannten Institute stehen Abba dlungen und Nachrichten über den Wirtschaftskrieg und über wirtschaftliche Vorgänge im In- und Ausland, welch letztere meist der ausländischen Presse ent¬ nommen sind. Weiterhin verdienen hinsichtlich ihrer Bemühungen, das Inland mit Wirtschaftsnachrichten zu versehen, genannt zu werden vor allem das unter amtlicher Förderung wirkende „Amerika-Institut" das, dem preußischen Unterrichtsministerium nahestehende „Deutsch-SüdamerikanischeInstitut",der 1916 gegründete„Hamburgische Jbero-Amerikanische Verein E. V,", dessen Ziel die Pflege wirtschaftlicher und kultureller Beziehungen zwischen Deutschland und den neutralen Ländern auf der Pyrenäen-Halbinsel, in Südamerika und Mittelamerika ist, und der „Handels¬ vertragsverein". Weltwirtschaftliche Studien betreiben außer den Instituten in Kiel, Hamburg und Leipzig die „Deutsche Weltwirtschaftliche Gesellschaft", Berlin, die „Studiengesellschaft für Weltpolitik" in München und die „Vereinigung zur Förderung deutscher Wirtschaftsinteressen im Ausland" in Köln. Bereits diese Zusammenstellung, die selbst unter Hinzurechnung von sechzehn zurzeit bestehenden Balkan-Organisationen, nur einen geringen Teil der be¬ stehenden Unternehmungen erfaßt, läßt die auf dem Gebiete der Förderung des deutschen Außenhandels in einer wirkungsvollen wirtschaftlichen Nachrichtenver¬ mittlung obwaltende Zersplitterung und Vielstrebigkeit erkennen. Wohl deuten Bestrebungen der jüngsten Zeit darauf hin, daß sich durch Zusammenschluß und Verständigung aus diesem Chaos Gruppierungen mit planmäßiger Arbeitsteilung aus kristallisieren möchten — erwähnt seien z. V. die Bemühungen des deutschen Handelstag um die Vereinheitlichung deutsch-ausländischer Wirtschaftsverbände —- ein großzügiger Nachrichtendienst, wie er in den großen feindlichen Wirtschafts¬ ländern bereits eingerichtet ist, ist auf dieser Grundlage vorerst nicht zu schaffen. Wäre es nun, um die deutsche Nachrichtenvermittelung einer wirkungsvollen Vereinheitlichung entgegenzuführen. erwünscht, aus privaten Mitteln oder unter Führung des Staates eine neue Stelle zu schaffen, sie mit großen Mitteln aus¬ zustatten und von ihr die Erfüllung des Gewünschten zu erwarten? Diese Frage kann mit nein beantwortet werden. Der Anschluß an das Vorhandene, dessen ste zur Mitarbeit bedarf, würde ihr aus mehr als einem Grunde versagt bleiben: Eifersucht, Mißtrauen und Partikularismus würden ihr entgegenstehen, und es wäre schließlich nichts weiter erreicht, als daß zu den vielen bestehenden Organisationen noch eine weitere hinzukommen würde. Der aussichtsreichere Weg ist jener, auf den sekundäre hinweist: „Die rcichentwickelte und leistungsfähige Privatinitiative ist zu einer einheitlichen harmonischen Gesamtleistung zusammenzufassen, und der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333482/286>, abgerufen am 22.07.2024.