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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr.

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wachs reflektieren, werden sich entschließen müssen, den Einwanderern entgegen¬
zukommen, weniger indem sie sie an der Grenze durch Ehrenjungfrauen empfangen,
als indem sie ihnen den steuerlichen Übergang erleichtern. Werden sie das aber
tun können? Früher war Belgien ein Eldorado der Steuerdeserteure und ein
schöner Schweizer Kanton war steuerlich überaus fremdenfreundlicb. Aber die
Zeiten haben sich in Belgien geändert und auch die Schweizer Kantone werden
sich den Steuergürtel fester schnallen müssen., Im Kanton Bern gab es und gibt
es wahrscheinlich noch eine jährlich erscheinende amtliche Veröffentlichung eigener
Art, die sich nach dem Kriege auch bei uns als angenehme Volkslektüre empfehlen
würde: ein gedrucktes Verzeichnis der Steuerzahler mit Angabe des deklarierten
Einkommens und Vermögens. Dieses Nachschlagebuch war stets bei den Lesern
beliebter, als bei denen, die darin finanziell abgebildet waren, es müßte denn sein,
daß sie sich aus diesem oder jenem Grunde heroisch selbst überschätzt hatten. Man
stelle sich einmal die Schnelligkeit vor, mit der die Auflage eiues solchen Volks¬
lesebuches bei uns vergriffen wäre. Man male sich den Gesichtsausdruck der
lesenden guten Freunde und getreuen Nachbarn, der Gläubiger, wenn sie dem
Schuldner nachspüren, der heiratslustigen Jünglinge, der töchtergesegneten Mütter,
der Bettelbriefschreiber, der schnorrenden Wohltätigkeitsanstalten, der ängstlich
gewordenen Schneider, der neugierigen Portiers, der alleinstehenden jungen Damen,
nachdem sie die Adresse des älteren Herrn erfahren haben, der sie auf der Tauentzien-
straße angesprochen halt , ^ , ^ ^

Inzwischen steuern wir hinein in die Zeit der Steuern, der indiskutabler,
der ohne weiteres zu genehmigenden, der vorläufig vom Mittelstande und dem
Gelde, das er nicht mehr hat, zu tragenden Steuern.

[Beginn Spaltensatz] Steuern auf Bier,
Steuern auf Tee,
Steuern auf Wein, '
Kakao, Kaffee,
Trank ohne Alkohol
Wird jetzt versteuert,
Und der Champagner
Noch mehr verteuert,
Aklienqesellschaflen werde" betroffen,
Aufsichisräte dürfen nicht hoffen,
Daß die Tantiemen ganz ihnen verbleiben,
'[Spaltenumbruch] Zwanzig Prozent sind herunterzuschreiben;
Kaufst du 'ne Ware, zahlst du erst Steuer,
Ist es ein Luxus, sei er dir teuer,
Ach und den Spiritus,
Trink- oder brennbar,
steigert der Staat jetzt
Im Preise erkennbar.
schreibst du 'ne Karte der fernen Geliebten,
Oder 'nen Trnstbrief einem Betrübten
Ferngespräch oder Botschaft des Drahtes:
Höher steigt der Anspruch des Staates! [Ende Spaltensatz]

Und das ist nur der Anfang. Aller Anfang ist schwer. Es wäre aber leicht-
sinnig anzunehmen, daß das, was noch kommen wird, etwa weniger schwer sein wird,
als dieser Anfang. Aus guter Quelle weiß ich, daß die Steuern von letzt an und
Hilfe des Wörterbuches gemacht werden. Ein begabter Gehennrat setzt sich da-
hinter und streicht die Bezeichnung für jeden Gegenstand an, der sich zur Steue¬
rung eignet, von "Atem" bis "Zuchthausstrafe". Wer atmet, lebt, wer lebt kann
sub freuen. Wer sich freut, kann eine Lustbarkeitssteuer zahlen. Wer un Zucht¬
haus sitzt, spart bekanntlich sehr viel Geld, es ist also nicht mehr als recht und
billig, daß er einen EinkommensteucrMchlag zahlt. Nehmen wir also nicht tragisch,
was der Reichstag mit munterer Ve^itwilligkeit bewilligen wird. Für Lebens¬
künstler und solche, die es werden wollen, bleibt nun keine andere Wohl, als aus
psychologischem Wege das Steuerzahler in einen Genuß zu wandeln. Mre gute,
fette Steuer muß mit demselben Beifall begrüßt werden, wie der neueste Operetten,
Schläger, ein Besuch auf der Steuerkasse muß in der Stinimung einer Kindtaufs-
feier unternommen werden. Wenn man einen guten Freund auf der Siratze trifft,
der einen fragt, weshalb man so heiler dreinschaue, muß man imstande sein, zu
antworten: "Ich habe - hahaha - gerade - besehe - Steuern bezahlt! Es
war noch einmal so viel, wie letztes Jahr -- hohoho!"


Grenzboten II 1918

. auf zahlungsfähigen Zu
wachs reflektieren, werden sich entschließen müssen, den Einwanderern entgegen¬
zukommen, weniger indem sie sie an der Grenze durch Ehrenjungfrauen empfangen,
als indem sie ihnen den steuerlichen Übergang erleichtern. Werden sie das aber
tun können? Früher war Belgien ein Eldorado der Steuerdeserteure und ein
schöner Schweizer Kanton war steuerlich überaus fremdenfreundlicb. Aber die
Zeiten haben sich in Belgien geändert und auch die Schweizer Kantone werden
sich den Steuergürtel fester schnallen müssen., Im Kanton Bern gab es und gibt
es wahrscheinlich noch eine jährlich erscheinende amtliche Veröffentlichung eigener
Art, die sich nach dem Kriege auch bei uns als angenehme Volkslektüre empfehlen
würde: ein gedrucktes Verzeichnis der Steuerzahler mit Angabe des deklarierten
Einkommens und Vermögens. Dieses Nachschlagebuch war stets bei den Lesern
beliebter, als bei denen, die darin finanziell abgebildet waren, es müßte denn sein,
daß sie sich aus diesem oder jenem Grunde heroisch selbst überschätzt hatten. Man
stelle sich einmal die Schnelligkeit vor, mit der die Auflage eiues solchen Volks¬
lesebuches bei uns vergriffen wäre. Man male sich den Gesichtsausdruck der
lesenden guten Freunde und getreuen Nachbarn, der Gläubiger, wenn sie dem
Schuldner nachspüren, der heiratslustigen Jünglinge, der töchtergesegneten Mütter,
der Bettelbriefschreiber, der schnorrenden Wohltätigkeitsanstalten, der ängstlich
gewordenen Schneider, der neugierigen Portiers, der alleinstehenden jungen Damen,
nachdem sie die Adresse des älteren Herrn erfahren haben, der sie auf der Tauentzien-
straße angesprochen halt , ^ , ^ ^

Inzwischen steuern wir hinein in die Zeit der Steuern, der indiskutabler,
der ohne weiteres zu genehmigenden, der vorläufig vom Mittelstande und dem
Gelde, das er nicht mehr hat, zu tragenden Steuern.

[Beginn Spaltensatz] Steuern auf Bier,
Steuern auf Tee,
Steuern auf Wein, '
Kakao, Kaffee,
Trank ohne Alkohol
Wird jetzt versteuert,
Und der Champagner
Noch mehr verteuert,
Aklienqesellschaflen werde» betroffen,
Aufsichisräte dürfen nicht hoffen,
Daß die Tantiemen ganz ihnen verbleiben,
'[Spaltenumbruch] Zwanzig Prozent sind herunterzuschreiben;
Kaufst du 'ne Ware, zahlst du erst Steuer,
Ist es ein Luxus, sei er dir teuer,
Ach und den Spiritus,
Trink- oder brennbar,
steigert der Staat jetzt
Im Preise erkennbar.
schreibst du 'ne Karte der fernen Geliebten,
Oder 'nen Trnstbrief einem Betrübten
Ferngespräch oder Botschaft des Drahtes:
Höher steigt der Anspruch des Staates! [Ende Spaltensatz]

Und das ist nur der Anfang. Aller Anfang ist schwer. Es wäre aber leicht-
sinnig anzunehmen, daß das, was noch kommen wird, etwa weniger schwer sein wird,
als dieser Anfang. Aus guter Quelle weiß ich, daß die Steuern von letzt an und
Hilfe des Wörterbuches gemacht werden. Ein begabter Gehennrat setzt sich da-
hinter und streicht die Bezeichnung für jeden Gegenstand an, der sich zur Steue¬
rung eignet, von „Atem" bis „Zuchthausstrafe". Wer atmet, lebt, wer lebt kann
sub freuen. Wer sich freut, kann eine Lustbarkeitssteuer zahlen. Wer un Zucht¬
haus sitzt, spart bekanntlich sehr viel Geld, es ist also nicht mehr als recht und
billig, daß er einen EinkommensteucrMchlag zahlt. Nehmen wir also nicht tragisch,
was der Reichstag mit munterer Ve^itwilligkeit bewilligen wird. Für Lebens¬
künstler und solche, die es werden wollen, bleibt nun keine andere Wohl, als aus
psychologischem Wege das Steuerzahler in einen Genuß zu wandeln. Mre gute,
fette Steuer muß mit demselben Beifall begrüßt werden, wie der neueste Operetten,
Schläger, ein Besuch auf der Steuerkasse muß in der Stinimung einer Kindtaufs-
feier unternommen werden. Wenn man einen guten Freund auf der Siratze trifft,
der einen fragt, weshalb man so heiler dreinschaue, muß man imstande sein, zu
antworten: „Ich habe - hahaha - gerade - besehe - Steuern bezahlt! Es
war noch einmal so viel, wie letztes Jahr — hohoho!"


Grenzboten II 1918
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333482/109>, abgerufen am 23.07.2024.