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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr.

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Der Traum vom Lwigen Frieden

zu komischer Selbstwiderspruch I Oder praktisch an einem Beispiel illustriert: wie
glaubt man, daß es 1914 Osterreich und mit ihm Deutschland vor einem Schieds¬
gericht ergangen wäre, das sich aus englischen, französischen, russischen und italie¬
nischen Richtern unter dem Vorsitz des Herrn Wilson zusammengesetzt hätte? Hätten
wir da nicht doch zum Schwert greifen müssen, um gegen diese ungerechten Richter
zu unserem Rechte zu kommen und unsere nationale Existenz und Unab¬
hängigkeit, unsere nationale Würde und Ehre diesem Tribunal gegenüber zu be-
Häupten?

Eine Utopie also, ein Traum, wie die Völker vor alten Zeiten den Traum
von einem goldenen Zeitalter oder einem Paradies geträumt haben! Und doch
nicht ganz so. Man hat meistens den Schluß der Kantischen Schrift "Zum
Ewigen Frieden" übersehen, wo es heißt: "Wenn es Pflicht ist, den Zustand eines
öffentlichen Rechtes, obgleich nur in einer ins Unendliche fortschreitenden Annähe-
rung wirklich zu machen, so ist der ewige Friede keine leere Idee, sondern eine
Aufgabe, die nach und nach aufgelöst ihrem Ziele beständig näher kommt." Eine
Aufgabe somit, deren Ziel im Unendlichen liegt, also niemals erreicht wird und
werden kann, dem man sich aber doch beständig zu nähern die Pflicht hat. Der
Ewige Friede ist eine Idee, aber keine leere, sondern eine sittliche: das ist Kants
Meinung: oder wie es in seiner Schulsprache heißt: sie ist ein regulatives Prinzip,
das so lautet: handle so, als ob ein ewiger Friede möglich wäre!

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Und an wen wendet sich Kant mit diesem Imperativ? An tue Staats¬
männer: ihre Pflicht ist es, so zu handeln, als ob durch ihre Aktionen, ihre Ver¬
handlungen und Abmachungen, ihre Bündnisse und Verträge ein ewiger Friede
herbeigeführt und wir diesem Zustand durch sie näher und immer naher gebracht
werden könnten. Sehen wir uns unter diesem Gesichtspunkt etwa Bismarcks
Friedensschlüsse an. Zuerst den mit Dänemark: seit 54 Jahren haben dar mit
diesem Lande Frieden, der auch im Weltkrieg nicht in die Brüche gegangen ist;
dann den mit Österreich: seit 52 Jahren hält er und seit 40 Jahren stehen wir
mit ihm in einem Friedens- und Freundschaftsverhältnis von seltener Festigkeit
und Treue; endlich den mit Frankreich: daß es grollte und sobald als möglich
nicht etwa nur Elsaß-Lothringen werde wiedersahen, sondern sich auch für ferne
Niederlage und seinen dadurch schwer verletzten Stolz und Eitelkeit werde Rache
nehmen wollen, war klar. Also galt es zweierlei: 1. sich gegen es so stark zu
machen, daß es nie mehr hoffen konnte, in einem Duell wie 1870, allein und aus
eigener Kraft obzusiegen; dazu diente die Wegnahme von Straßburg und Metz;
und 2. jede Koalition zwischen Frankreich und Rußland von weit her schon zu
verhindern; dazu diente jener wundervolle RückVersicherungsvertrag mit Rußland,
der Deutschland den Rücken decken und den Krieg gegen zwei Fronten fernzuhalten
bestimmt war. ...

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Und so hat denn selbst mit Frankreich, diesem uns so tödlich hassenden
Gegner, der Friede 43 Jahre lang vorgehalten. Darum ist es wohl d^r schwerste
Fehler der deutschen Diplomatie gewesen, daß nach Bismarcks Sturz im Jahre 1890
teuer Vertrag mit Nußland ohne Not gekündigt und dieses dadurch sofort in die
Arme Frankreichs getrieben wurde.') Daß uns der Friede solange erhalten geblieben
U>, hat aber noch einen anderen allgemeineren Grund: daß unser Schwest
geschliffen geblieben ist und wir unsere Landmacht auf ihrer Hohe als W stärkste
in der Welt erhalten und zu rechter Zeit auch angefangen haben ^ne Seemacht
M werden, das hat Bismarck als die beste Deckung für den Frieden erkannt und
danach hat er gehandelt; und daran haben auch seine Nachfolger g^weise festgehalten. Nach alledem ist es n ehe ?u kühn wenn ich sage kein
hat mehr für den Weltfrieden getan als Bismarck. und damit hat er dem Ewigen
Frieden besser und wirkungsvoller gedient, als Berta von ffuttner in Wien mit
ihrem Roman, oder als der Bismarckschmäher Fr. W. Forster in München.



B°züglichdes Rückversicherungsv-rtrages mit Rußland verweisen wir auf die Er.
"rterung seiner Bedeutung durch Exzellenz Naschdau in Heft 16 der "Grenzboten .
Der Traum vom Lwigen Frieden

zu komischer Selbstwiderspruch I Oder praktisch an einem Beispiel illustriert: wie
glaubt man, daß es 1914 Osterreich und mit ihm Deutschland vor einem Schieds¬
gericht ergangen wäre, das sich aus englischen, französischen, russischen und italie¬
nischen Richtern unter dem Vorsitz des Herrn Wilson zusammengesetzt hätte? Hätten
wir da nicht doch zum Schwert greifen müssen, um gegen diese ungerechten Richter
zu unserem Rechte zu kommen und unsere nationale Existenz und Unab¬
hängigkeit, unsere nationale Würde und Ehre diesem Tribunal gegenüber zu be-
Häupten?

Eine Utopie also, ein Traum, wie die Völker vor alten Zeiten den Traum
von einem goldenen Zeitalter oder einem Paradies geträumt haben! Und doch
nicht ganz so. Man hat meistens den Schluß der Kantischen Schrift „Zum
Ewigen Frieden" übersehen, wo es heißt: „Wenn es Pflicht ist, den Zustand eines
öffentlichen Rechtes, obgleich nur in einer ins Unendliche fortschreitenden Annähe-
rung wirklich zu machen, so ist der ewige Friede keine leere Idee, sondern eine
Aufgabe, die nach und nach aufgelöst ihrem Ziele beständig näher kommt." Eine
Aufgabe somit, deren Ziel im Unendlichen liegt, also niemals erreicht wird und
werden kann, dem man sich aber doch beständig zu nähern die Pflicht hat. Der
Ewige Friede ist eine Idee, aber keine leere, sondern eine sittliche: das ist Kants
Meinung: oder wie es in seiner Schulsprache heißt: sie ist ein regulatives Prinzip,
das so lautet: handle so, als ob ein ewiger Friede möglich wäre!

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Und an wen wendet sich Kant mit diesem Imperativ? An tue Staats¬
männer: ihre Pflicht ist es, so zu handeln, als ob durch ihre Aktionen, ihre Ver¬
handlungen und Abmachungen, ihre Bündnisse und Verträge ein ewiger Friede
herbeigeführt und wir diesem Zustand durch sie näher und immer naher gebracht
werden könnten. Sehen wir uns unter diesem Gesichtspunkt etwa Bismarcks
Friedensschlüsse an. Zuerst den mit Dänemark: seit 54 Jahren haben dar mit
diesem Lande Frieden, der auch im Weltkrieg nicht in die Brüche gegangen ist;
dann den mit Österreich: seit 52 Jahren hält er und seit 40 Jahren stehen wir
mit ihm in einem Friedens- und Freundschaftsverhältnis von seltener Festigkeit
und Treue; endlich den mit Frankreich: daß es grollte und sobald als möglich
nicht etwa nur Elsaß-Lothringen werde wiedersahen, sondern sich auch für ferne
Niederlage und seinen dadurch schwer verletzten Stolz und Eitelkeit werde Rache
nehmen wollen, war klar. Also galt es zweierlei: 1. sich gegen es so stark zu
machen, daß es nie mehr hoffen konnte, in einem Duell wie 1870, allein und aus
eigener Kraft obzusiegen; dazu diente die Wegnahme von Straßburg und Metz;
und 2. jede Koalition zwischen Frankreich und Rußland von weit her schon zu
verhindern; dazu diente jener wundervolle RückVersicherungsvertrag mit Rußland,
der Deutschland den Rücken decken und den Krieg gegen zwei Fronten fernzuhalten
bestimmt war. ...

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Und so hat denn selbst mit Frankreich, diesem uns so tödlich hassenden
Gegner, der Friede 43 Jahre lang vorgehalten. Darum ist es wohl d^r schwerste
Fehler der deutschen Diplomatie gewesen, daß nach Bismarcks Sturz im Jahre 1890
teuer Vertrag mit Nußland ohne Not gekündigt und dieses dadurch sofort in die
Arme Frankreichs getrieben wurde.') Daß uns der Friede solange erhalten geblieben
U>, hat aber noch einen anderen allgemeineren Grund: daß unser Schwest
geschliffen geblieben ist und wir unsere Landmacht auf ihrer Hohe als W stärkste
in der Welt erhalten und zu rechter Zeit auch angefangen haben ^ne Seemacht
M werden, das hat Bismarck als die beste Deckung für den Frieden erkannt und
danach hat er gehandelt; und daran haben auch seine Nachfolger g^weise festgehalten. Nach alledem ist es n ehe ?u kühn wenn ich sage kein
hat mehr für den Weltfrieden getan als Bismarck. und damit hat er dem Ewigen
Frieden besser und wirkungsvoller gedient, als Berta von ffuttner in Wien mit
ihrem Roman, oder als der Bismarckschmäher Fr. W. Forster in München.



B°züglichdes Rückversicherungsv-rtrages mit Rußland verweisen wir auf die Er.
"rterung seiner Bedeutung durch Exzellenz Naschdau in Heft 16 der „Grenzboten .
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[0107] Der Traum vom Lwigen Frieden zu komischer Selbstwiderspruch I Oder praktisch an einem Beispiel illustriert: wie glaubt man, daß es 1914 Osterreich und mit ihm Deutschland vor einem Schieds¬ gericht ergangen wäre, das sich aus englischen, französischen, russischen und italie¬ nischen Richtern unter dem Vorsitz des Herrn Wilson zusammengesetzt hätte? Hätten wir da nicht doch zum Schwert greifen müssen, um gegen diese ungerechten Richter zu unserem Rechte zu kommen und unsere nationale Existenz und Unab¬ hängigkeit, unsere nationale Würde und Ehre diesem Tribunal gegenüber zu be- Häupten? Eine Utopie also, ein Traum, wie die Völker vor alten Zeiten den Traum von einem goldenen Zeitalter oder einem Paradies geträumt haben! Und doch nicht ganz so. Man hat meistens den Schluß der Kantischen Schrift „Zum Ewigen Frieden" übersehen, wo es heißt: „Wenn es Pflicht ist, den Zustand eines öffentlichen Rechtes, obgleich nur in einer ins Unendliche fortschreitenden Annähe- rung wirklich zu machen, so ist der ewige Friede keine leere Idee, sondern eine Aufgabe, die nach und nach aufgelöst ihrem Ziele beständig näher kommt." Eine Aufgabe somit, deren Ziel im Unendlichen liegt, also niemals erreicht wird und werden kann, dem man sich aber doch beständig zu nähern die Pflicht hat. Der Ewige Friede ist eine Idee, aber keine leere, sondern eine sittliche: das ist Kants Meinung: oder wie es in seiner Schulsprache heißt: sie ist ein regulatives Prinzip, das so lautet: handle so, als ob ein ewiger Friede möglich wäre! ^ Und an wen wendet sich Kant mit diesem Imperativ? An tue Staats¬ männer: ihre Pflicht ist es, so zu handeln, als ob durch ihre Aktionen, ihre Ver¬ handlungen und Abmachungen, ihre Bündnisse und Verträge ein ewiger Friede herbeigeführt und wir diesem Zustand durch sie näher und immer naher gebracht werden könnten. Sehen wir uns unter diesem Gesichtspunkt etwa Bismarcks Friedensschlüsse an. Zuerst den mit Dänemark: seit 54 Jahren haben dar mit diesem Lande Frieden, der auch im Weltkrieg nicht in die Brüche gegangen ist; dann den mit Österreich: seit 52 Jahren hält er und seit 40 Jahren stehen wir mit ihm in einem Friedens- und Freundschaftsverhältnis von seltener Festigkeit und Treue; endlich den mit Frankreich: daß es grollte und sobald als möglich nicht etwa nur Elsaß-Lothringen werde wiedersahen, sondern sich auch für ferne Niederlage und seinen dadurch schwer verletzten Stolz und Eitelkeit werde Rache nehmen wollen, war klar. Also galt es zweierlei: 1. sich gegen es so stark zu machen, daß es nie mehr hoffen konnte, in einem Duell wie 1870, allein und aus eigener Kraft obzusiegen; dazu diente die Wegnahme von Straßburg und Metz; und 2. jede Koalition zwischen Frankreich und Rußland von weit her schon zu verhindern; dazu diente jener wundervolle RückVersicherungsvertrag mit Rußland, der Deutschland den Rücken decken und den Krieg gegen zwei Fronten fernzuhalten bestimmt war. ... ..^^^„<. Und so hat denn selbst mit Frankreich, diesem uns so tödlich hassenden Gegner, der Friede 43 Jahre lang vorgehalten. Darum ist es wohl d^r schwerste Fehler der deutschen Diplomatie gewesen, daß nach Bismarcks Sturz im Jahre 1890 teuer Vertrag mit Nußland ohne Not gekündigt und dieses dadurch sofort in die Arme Frankreichs getrieben wurde.') Daß uns der Friede solange erhalten geblieben U>, hat aber noch einen anderen allgemeineren Grund: daß unser Schwest geschliffen geblieben ist und wir unsere Landmacht auf ihrer Hohe als W stärkste in der Welt erhalten und zu rechter Zeit auch angefangen haben ^ne Seemacht M werden, das hat Bismarck als die beste Deckung für den Frieden erkannt und danach hat er gehandelt; und daran haben auch seine Nachfolger g^weise festgehalten. Nach alledem ist es n ehe ?u kühn wenn ich sage kein hat mehr für den Weltfrieden getan als Bismarck. und damit hat er dem Ewigen Frieden besser und wirkungsvoller gedient, als Berta von ffuttner in Wien mit ihrem Roman, oder als der Bismarckschmäher Fr. W. Forster in München. B°züglichdes Rückversicherungsv-rtrages mit Rußland verweisen wir auf die Er. "rterung seiner Bedeutung durch Exzellenz Naschdau in Heft 16 der „Grenzboten .

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333482/107>, abgerufen am 22.07.2024.