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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr.

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ZSrest-Litowsk, Zweiter Akt

Kampf auf die Dauer in Ehren nur bestehen können, wenn unsere rückwärtigen konti¬
nentalen Verbindungen unbedingt in Ordnung bleiben oder, wo sie in Unordnung
geraten, wieder in Ordnung kommen. Bei dieser Forderung handelt es sich nicht
allein um die Frage des wirtschaftlichen Durchhaltms und der Bewegungsfreiheit
auf allen Verkehrswegen; in noch höherem Matze geht es um die Festigkeit der
politischen Beziehungen der Mittemächte zueinander und um ihr Verhältnis zu
den geworfenen Gegnern von gestern. Denn schließlich wächst unser politischer
Einfluß auf der Welt in dem Maße, wie die Zahl und Größe der Völker
und Staaten auf dem Kontinent sich vermehrt, deren Wohlergehen mit dem
unsrigen steigt und fällt. Eine kräftige deutsche Weltpolitik hat zur Voraussetzung
eine kluge, Interessengegensätze ausgleichende -- beileibe nicht schwächliche Konti¬
nentalpolitik. Daher liegt es für uns nahe, an Gedankenreihen aus Zeiten des
Aufstiegs anzuknüpfen und den Versuch zu machen, mit veränderten Mitteln
zu ähnlichen Ergebnissen zu gelangen wie ursere Großeltern. In Brest-Litowsk
könnten die Fundamente zu einer unsere Zukunft sichernden Kontinentalpolitik
gelegt werden.

Die Vorbedingung dafür wird immer sein, daß wir unsere durch ein halbes
Jahrhundert mit größter Mühe und Selbstverleugnung kunstvoll aufgebauten Be¬
ziehungen zur Habsburgischen Doppelmonarchie vertiefen und in jeder Richtung
ausgestalten. Dazu gehört, daß nicht Faktoren in die mitteleuropäische Politik
hineingetragen werden, die diese Beziehungen nur mit neuen Gewichten belasten
können und die angebahnte Entwicklung stören. Ein solcher Faktor wäre u. a.
eine Lösung der Polenfrage, die nicht alle kulturellen und politischen Interessen
der beiden Hauptmächte berücksichtigte. Es wäre verwerflich und würde das
deutsche Volk am schwersten belasten, wenn die Rcicvsregierung den Lockungen
derer folgte, die uns eine Lösung schmackhaft machen wollen, die ein selbständiges
Polen mit einer Persönlichkeit als König vorschlagen, von der erzählt werden
kann, sie stünde mit dem regierenden Habsburger nicht in den besten Beziehungen.
Eben weil jene Persönlichkeit feindliche Gesinnungen gegen Kaiser Karl hegen soll,
dürfte sie von uns aus als König von Polen nicht in Frage kommen Wir wollen
durchaus vertrauenswürdige Beziehungen mit Habsburg haben, keine 8oc:iötiis
leoninÄl*)

Demnächst müssen wir unserem Staat eine Einfriedigung geben, die die
Begehrlichkeit unserer Nachbarn in Schranken hält. Nun wir berufen sind durch
die Verhandlungen in Brest, unsere Ostgrenze sicherzustellen, haben wir uns
Klarheit darüber zu geben, was Sicherheit im Osten heißt. Politische Sicher-
heiten setzen sich aus mehreren Fakioren zusammen, und es heißt sie alle zu
einem Mosaik zusammenzufügen, wenn sie auch reckt gegensätzlich annuler und
ästhetisch verschiedenartig wirken, Asthetentum und Roma til gehören nicht an den
Tisch der Friedensunterhändler, das sind Hilfsmittel der Parteiagitation.

Angesichts des Gärungsznstandes in russischen und polrusctien Landen sowie
der augenscheinlichen panslawistischen Tendenzen in Osterreich und Rußland, bei
völliger U- Möglichkeit schon heute zu übersehen, welche Leidensri'kge die Völker
des Ostens noch zu durchlaufen haben werd>n. ehe sie zu einer gesicherten staailichen
Exinenz kommen, liegt die Aufgabe unserer Unterhändler in Brest i" der Her¬
stellung solcher Sicherungen, die sowohl den Russen wie uns die Möglichkeit geben,
jeder seine Angelege selten ungestört durch den andern erledig n in können.

Wir wollen los mitteleuropäisch konsolidieren und in der Weltpolitik Eng¬
land geginuber ein für allemal durchsetzen; die Russen wollen die Schäden lang¬
jähriger Mißwirtschaft auf dem Wege durch s'aatliche Experimente selten. Die
Folgen dieser Experiment könnten sich auch bei uns bemelkbar machen, wenn wir uns
nicht entsprechend schützen. Je fester und uncmtanbarer die Gre> zen zwischen uns
sein werden, um so größer wird auch die Sicherheit für beide Teile bleiben, sich



*) Über die sogenannte österreichische Lösung habe ich mich in Heft 49, 1917, S, 2S7/62
ausgesprochen; die Polenfrage soll im nächsten Heft noch einmal im ganzen behandelt werden.
ZSrest-Litowsk, Zweiter Akt

Kampf auf die Dauer in Ehren nur bestehen können, wenn unsere rückwärtigen konti¬
nentalen Verbindungen unbedingt in Ordnung bleiben oder, wo sie in Unordnung
geraten, wieder in Ordnung kommen. Bei dieser Forderung handelt es sich nicht
allein um die Frage des wirtschaftlichen Durchhaltms und der Bewegungsfreiheit
auf allen Verkehrswegen; in noch höherem Matze geht es um die Festigkeit der
politischen Beziehungen der Mittemächte zueinander und um ihr Verhältnis zu
den geworfenen Gegnern von gestern. Denn schließlich wächst unser politischer
Einfluß auf der Welt in dem Maße, wie die Zahl und Größe der Völker
und Staaten auf dem Kontinent sich vermehrt, deren Wohlergehen mit dem
unsrigen steigt und fällt. Eine kräftige deutsche Weltpolitik hat zur Voraussetzung
eine kluge, Interessengegensätze ausgleichende — beileibe nicht schwächliche Konti¬
nentalpolitik. Daher liegt es für uns nahe, an Gedankenreihen aus Zeiten des
Aufstiegs anzuknüpfen und den Versuch zu machen, mit veränderten Mitteln
zu ähnlichen Ergebnissen zu gelangen wie ursere Großeltern. In Brest-Litowsk
könnten die Fundamente zu einer unsere Zukunft sichernden Kontinentalpolitik
gelegt werden.

Die Vorbedingung dafür wird immer sein, daß wir unsere durch ein halbes
Jahrhundert mit größter Mühe und Selbstverleugnung kunstvoll aufgebauten Be¬
ziehungen zur Habsburgischen Doppelmonarchie vertiefen und in jeder Richtung
ausgestalten. Dazu gehört, daß nicht Faktoren in die mitteleuropäische Politik
hineingetragen werden, die diese Beziehungen nur mit neuen Gewichten belasten
können und die angebahnte Entwicklung stören. Ein solcher Faktor wäre u. a.
eine Lösung der Polenfrage, die nicht alle kulturellen und politischen Interessen
der beiden Hauptmächte berücksichtigte. Es wäre verwerflich und würde das
deutsche Volk am schwersten belasten, wenn die Rcicvsregierung den Lockungen
derer folgte, die uns eine Lösung schmackhaft machen wollen, die ein selbständiges
Polen mit einer Persönlichkeit als König vorschlagen, von der erzählt werden
kann, sie stünde mit dem regierenden Habsburger nicht in den besten Beziehungen.
Eben weil jene Persönlichkeit feindliche Gesinnungen gegen Kaiser Karl hegen soll,
dürfte sie von uns aus als König von Polen nicht in Frage kommen Wir wollen
durchaus vertrauenswürdige Beziehungen mit Habsburg haben, keine 8oc:iötiis
leoninÄl*)

Demnächst müssen wir unserem Staat eine Einfriedigung geben, die die
Begehrlichkeit unserer Nachbarn in Schranken hält. Nun wir berufen sind durch
die Verhandlungen in Brest, unsere Ostgrenze sicherzustellen, haben wir uns
Klarheit darüber zu geben, was Sicherheit im Osten heißt. Politische Sicher-
heiten setzen sich aus mehreren Fakioren zusammen, und es heißt sie alle zu
einem Mosaik zusammenzufügen, wenn sie auch reckt gegensätzlich annuler und
ästhetisch verschiedenartig wirken, Asthetentum und Roma til gehören nicht an den
Tisch der Friedensunterhändler, das sind Hilfsmittel der Parteiagitation.

Angesichts des Gärungsznstandes in russischen und polrusctien Landen sowie
der augenscheinlichen panslawistischen Tendenzen in Osterreich und Rußland, bei
völliger U- Möglichkeit schon heute zu übersehen, welche Leidensri'kge die Völker
des Ostens noch zu durchlaufen haben werd>n. ehe sie zu einer gesicherten staailichen
Exinenz kommen, liegt die Aufgabe unserer Unterhändler in Brest i» der Her¬
stellung solcher Sicherungen, die sowohl den Russen wie uns die Möglichkeit geben,
jeder seine Angelege selten ungestört durch den andern erledig n in können.

Wir wollen los mitteleuropäisch konsolidieren und in der Weltpolitik Eng¬
land geginuber ein für allemal durchsetzen; die Russen wollen die Schäden lang¬
jähriger Mißwirtschaft auf dem Wege durch s'aatliche Experimente selten. Die
Folgen dieser Experiment könnten sich auch bei uns bemelkbar machen, wenn wir uns
nicht entsprechend schützen. Je fester und uncmtanbarer die Gre> zen zwischen uns
sein werden, um so größer wird auch die Sicherheit für beide Teile bleiben, sich



*) Über die sogenannte österreichische Lösung habe ich mich in Heft 49, 1917, S, 2S7/62
ausgesprochen; die Polenfrage soll im nächsten Heft noch einmal im ganzen behandelt werden.
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[0090] ZSrest-Litowsk, Zweiter Akt Kampf auf die Dauer in Ehren nur bestehen können, wenn unsere rückwärtigen konti¬ nentalen Verbindungen unbedingt in Ordnung bleiben oder, wo sie in Unordnung geraten, wieder in Ordnung kommen. Bei dieser Forderung handelt es sich nicht allein um die Frage des wirtschaftlichen Durchhaltms und der Bewegungsfreiheit auf allen Verkehrswegen; in noch höherem Matze geht es um die Festigkeit der politischen Beziehungen der Mittemächte zueinander und um ihr Verhältnis zu den geworfenen Gegnern von gestern. Denn schließlich wächst unser politischer Einfluß auf der Welt in dem Maße, wie die Zahl und Größe der Völker und Staaten auf dem Kontinent sich vermehrt, deren Wohlergehen mit dem unsrigen steigt und fällt. Eine kräftige deutsche Weltpolitik hat zur Voraussetzung eine kluge, Interessengegensätze ausgleichende — beileibe nicht schwächliche Konti¬ nentalpolitik. Daher liegt es für uns nahe, an Gedankenreihen aus Zeiten des Aufstiegs anzuknüpfen und den Versuch zu machen, mit veränderten Mitteln zu ähnlichen Ergebnissen zu gelangen wie ursere Großeltern. In Brest-Litowsk könnten die Fundamente zu einer unsere Zukunft sichernden Kontinentalpolitik gelegt werden. Die Vorbedingung dafür wird immer sein, daß wir unsere durch ein halbes Jahrhundert mit größter Mühe und Selbstverleugnung kunstvoll aufgebauten Be¬ ziehungen zur Habsburgischen Doppelmonarchie vertiefen und in jeder Richtung ausgestalten. Dazu gehört, daß nicht Faktoren in die mitteleuropäische Politik hineingetragen werden, die diese Beziehungen nur mit neuen Gewichten belasten können und die angebahnte Entwicklung stören. Ein solcher Faktor wäre u. a. eine Lösung der Polenfrage, die nicht alle kulturellen und politischen Interessen der beiden Hauptmächte berücksichtigte. Es wäre verwerflich und würde das deutsche Volk am schwersten belasten, wenn die Rcicvsregierung den Lockungen derer folgte, die uns eine Lösung schmackhaft machen wollen, die ein selbständiges Polen mit einer Persönlichkeit als König vorschlagen, von der erzählt werden kann, sie stünde mit dem regierenden Habsburger nicht in den besten Beziehungen. Eben weil jene Persönlichkeit feindliche Gesinnungen gegen Kaiser Karl hegen soll, dürfte sie von uns aus als König von Polen nicht in Frage kommen Wir wollen durchaus vertrauenswürdige Beziehungen mit Habsburg haben, keine 8oc:iötiis leoninÄl*) Demnächst müssen wir unserem Staat eine Einfriedigung geben, die die Begehrlichkeit unserer Nachbarn in Schranken hält. Nun wir berufen sind durch die Verhandlungen in Brest, unsere Ostgrenze sicherzustellen, haben wir uns Klarheit darüber zu geben, was Sicherheit im Osten heißt. Politische Sicher- heiten setzen sich aus mehreren Fakioren zusammen, und es heißt sie alle zu einem Mosaik zusammenzufügen, wenn sie auch reckt gegensätzlich annuler und ästhetisch verschiedenartig wirken, Asthetentum und Roma til gehören nicht an den Tisch der Friedensunterhändler, das sind Hilfsmittel der Parteiagitation. Angesichts des Gärungsznstandes in russischen und polrusctien Landen sowie der augenscheinlichen panslawistischen Tendenzen in Osterreich und Rußland, bei völliger U- Möglichkeit schon heute zu übersehen, welche Leidensri'kge die Völker des Ostens noch zu durchlaufen haben werd>n. ehe sie zu einer gesicherten staailichen Exinenz kommen, liegt die Aufgabe unserer Unterhändler in Brest i» der Her¬ stellung solcher Sicherungen, die sowohl den Russen wie uns die Möglichkeit geben, jeder seine Angelege selten ungestört durch den andern erledig n in können. Wir wollen los mitteleuropäisch konsolidieren und in der Weltpolitik Eng¬ land geginuber ein für allemal durchsetzen; die Russen wollen die Schäden lang¬ jähriger Mißwirtschaft auf dem Wege durch s'aatliche Experimente selten. Die Folgen dieser Experiment könnten sich auch bei uns bemelkbar machen, wenn wir uns nicht entsprechend schützen. Je fester und uncmtanbarer die Gre> zen zwischen uns sein werden, um so größer wird auch die Sicherheit für beide Teile bleiben, sich *) Über die sogenannte österreichische Lösung habe ich mich in Heft 49, 1917, S, 2S7/62 ausgesprochen; die Polenfrage soll im nächsten Heft noch einmal im ganzen behandelt werden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333095/90>, abgerufen am 22.07.2024.