Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Neugestaltung der Frauenschule

zu großen Wahlfreiheit drei ziemlich fest umrissene Gruppen von Lehrfächern mit
zusammen etwa 28 Wochenstunden, deren Besuch Verbindlich ist. Bestimmungs¬
gemäß soll ferner jede Frauenschule künftig die praktische Betätigung auf dem
Gebiet der Haushaltung, der häuslichen Gesundheitspflege und der Erziehungs-
tätigkcit in den Mittelpunkt der Gesamtarbeit stellen. Im Rahmen der genannten
Gesamtzahl von 28 Wochenstunden würden etwa 6 Stunden der Beschäftigung
mit Einzelaebieten der Religion, der deutschen Literatur, sowie besonders der
Bürgerkunde und Volkswirtschaft (im Anschluß an das Fach der Geschichte) dienen.
Ganz in den Umkreis der Frauenschule werden endlich -- den jeweiligen persön¬
lichen und örtlichen Verhältnissen entsprechend - einige weitere Wochenstunden
verwiesen, so für Turnen und Bewegungsspiele zu freier Betätigung und zur
Weiterbildung in einem oder dem anderen wissenschaftlichen Fache, zu Befiehl!,
gnügen unter Führung u. a. -- jedoch unter der Voraussetzung, "oaß keine Über-
bürdung zu befürchten wäre". , ., .... 5,,.,.. " ....

Die materiellen Anforderungen ebenso wie die geistig-sittlichen Kräfte, die
die Neugestaltung der preußischen Frauenschule in der großen Mehrzahl aller
Fälle wir'f '
so wenige
einer -- s
mit einer gewissen Selbstverständlichkeit'..
ist. deren Allgemeinbildung über das 5M der Volksschule hinausgeht. Ausdrück¬
lich wird denn auch damit gerechnet, daß selbst kleinere Städte allgemein an die
Gründung einer Frauenschule herantreten. - Unter diesen Umstanden müssen die
bisherigen übergroßen Verschiedenheiten im ganzen Aufbau und der Tangkert der
Frauenschule einer maßvollen und wohldurchdachten Beschränkung auf gewisse,
nicht zu umgehende feste Formen weichen. Als Regel wird die zweijährige Kursus¬
dauer aufgestellt- doch soll bereits der einjährige Besuch der Frauenschule eme
in sich abgeschlossene Ausbildung verbürgen. Der Plan der zweMmgen Frauen¬
schule siebt eine doppelte Möglichkeit vor: entweder eine gründlichere und viel¬
seitigere Ausbildung, oder aber eine Ergänzung und Erweiterung der im ersten
Jahre erworbenen Bildung im Sinne der Wohlfahrtspflege. Im letzteren Falle
würde die Hauswirtschaft in die Volkswirtschaft einmünden, die Säuglingspflege
in die Säuglingsfürsorqe, die Kiemkinderpflege und -erziehung in die Kinder-
fürsorge. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die letztgencmmen Gesichts¬
punkte ein ernstes Streben nach Entgegenkommen bekunden, sowohl gegenüber
den naturgemäß verschiedenartig'en Bedürfnissen der künftigen Schülerinnen wie
auch gegenüber der Leistungsfähigkeit und den sozialen Verhältnissen der Ge¬
meinden. sinngemäß wird im übrigen denjenigen Anstalten, welche die praktisch
bedeutsamsten Fächer der Haushaltunqskunde. Gesundheits- und Erziehungslehre
nicht zu ihrem Rechte kommen lassen die Bezeichnung als "Frauenschulen" nicht
mehr gestattet! solche führen künftig 'vielmehr den Namen ..Fortbildungsklassen".

Als Normalmaß der wissenschaftlichen Vorbildung gilt das Schlußzeugnis
des Lyceums; doch sind anerkennenswerterweise, unter Voraussetzung der Zu¬
stimmung des Anstaltsleiters, auch solche Schülerinnen teils als "Vollschülerinuen",
teils als ..Gastschülerinnen" zugelassen die eine anerkannte zehnjährige Mädchen¬
schule bezw. eine solche neunjährige oder eine Mittelschule bis zur ersten Klasse
mit befriedigenden Erfolg durchgemacht haben. - Gleichfalls als "Gastschülerwnen"
mit dem Recht, "nach Wunsch nur an einem der Fächer. Haushaltungskunde,
Gesundheitslehre und Erziehungslehre teilzunehmen, werden junge Mädchen zu¬
gelassen, die eine über das Lyzeum hinausgehende Bildung besitzen, insbesondere
Studentinnen 'und Lehrerinnen, die sich neben ihren sonstigen Arbeiten praktisch
ausbilden wollen" -- letzteres eine Bestimmung, die meines Erachtens sicher viel
Beifall in den betreffenden Kreisen finden wird.¬

Hatte man der bisherigen Frauenschule vielfach durch Lehrgänge zur Aus
bildung von Fachlehrerinnen zu einer Daseinsmöglichkeit verhelfen zu können
geglaubt, so wird nunmehr eine reinliche Scheidung beider voneinander vorge-


Die Neugestaltung der Frauenschule

zu großen Wahlfreiheit drei ziemlich fest umrissene Gruppen von Lehrfächern mit
zusammen etwa 28 Wochenstunden, deren Besuch Verbindlich ist. Bestimmungs¬
gemäß soll ferner jede Frauenschule künftig die praktische Betätigung auf dem
Gebiet der Haushaltung, der häuslichen Gesundheitspflege und der Erziehungs-
tätigkcit in den Mittelpunkt der Gesamtarbeit stellen. Im Rahmen der genannten
Gesamtzahl von 28 Wochenstunden würden etwa 6 Stunden der Beschäftigung
mit Einzelaebieten der Religion, der deutschen Literatur, sowie besonders der
Bürgerkunde und Volkswirtschaft (im Anschluß an das Fach der Geschichte) dienen.
Ganz in den Umkreis der Frauenschule werden endlich — den jeweiligen persön¬
lichen und örtlichen Verhältnissen entsprechend - einige weitere Wochenstunden
verwiesen, so für Turnen und Bewegungsspiele zu freier Betätigung und zur
Weiterbildung in einem oder dem anderen wissenschaftlichen Fache, zu Befiehl!,
gnügen unter Führung u. a. — jedoch unter der Voraussetzung, „oaß keine Über-
bürdung zu befürchten wäre". , ., .... 5,,.,.. » ....

Die materiellen Anforderungen ebenso wie die geistig-sittlichen Kräfte, die
die Neugestaltung der preußischen Frauenschule in der großen Mehrzahl aller
Fälle wir'f '
so wenige
einer — s
mit einer gewissen Selbstverständlichkeit'..
ist. deren Allgemeinbildung über das 5M der Volksschule hinausgeht. Ausdrück¬
lich wird denn auch damit gerechnet, daß selbst kleinere Städte allgemein an die
Gründung einer Frauenschule herantreten. - Unter diesen Umstanden müssen die
bisherigen übergroßen Verschiedenheiten im ganzen Aufbau und der Tangkert der
Frauenschule einer maßvollen und wohldurchdachten Beschränkung auf gewisse,
nicht zu umgehende feste Formen weichen. Als Regel wird die zweijährige Kursus¬
dauer aufgestellt- doch soll bereits der einjährige Besuch der Frauenschule eme
in sich abgeschlossene Ausbildung verbürgen. Der Plan der zweMmgen Frauen¬
schule siebt eine doppelte Möglichkeit vor: entweder eine gründlichere und viel¬
seitigere Ausbildung, oder aber eine Ergänzung und Erweiterung der im ersten
Jahre erworbenen Bildung im Sinne der Wohlfahrtspflege. Im letzteren Falle
würde die Hauswirtschaft in die Volkswirtschaft einmünden, die Säuglingspflege
in die Säuglingsfürsorqe, die Kiemkinderpflege und -erziehung in die Kinder-
fürsorge. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die letztgencmmen Gesichts¬
punkte ein ernstes Streben nach Entgegenkommen bekunden, sowohl gegenüber
den naturgemäß verschiedenartig'en Bedürfnissen der künftigen Schülerinnen wie
auch gegenüber der Leistungsfähigkeit und den sozialen Verhältnissen der Ge¬
meinden. sinngemäß wird im übrigen denjenigen Anstalten, welche die praktisch
bedeutsamsten Fächer der Haushaltunqskunde. Gesundheits- und Erziehungslehre
nicht zu ihrem Rechte kommen lassen die Bezeichnung als „Frauenschulen" nicht
mehr gestattet! solche führen künftig 'vielmehr den Namen ..Fortbildungsklassen".

Als Normalmaß der wissenschaftlichen Vorbildung gilt das Schlußzeugnis
des Lyceums; doch sind anerkennenswerterweise, unter Voraussetzung der Zu¬
stimmung des Anstaltsleiters, auch solche Schülerinnen teils als „Vollschülerinuen",
teils als ..Gastschülerinnen" zugelassen die eine anerkannte zehnjährige Mädchen¬
schule bezw. eine solche neunjährige oder eine Mittelschule bis zur ersten Klasse
mit befriedigenden Erfolg durchgemacht haben. - Gleichfalls als „Gastschülerwnen"
mit dem Recht, „nach Wunsch nur an einem der Fächer. Haushaltungskunde,
Gesundheitslehre und Erziehungslehre teilzunehmen, werden junge Mädchen zu¬
gelassen, die eine über das Lyzeum hinausgehende Bildung besitzen, insbesondere
Studentinnen 'und Lehrerinnen, die sich neben ihren sonstigen Arbeiten praktisch
ausbilden wollen" — letzteres eine Bestimmung, die meines Erachtens sicher viel
Beifall in den betreffenden Kreisen finden wird.¬

Hatte man der bisherigen Frauenschule vielfach durch Lehrgänge zur Aus
bildung von Fachlehrerinnen zu einer Daseinsmöglichkeit verhelfen zu können
geglaubt, so wird nunmehr eine reinliche Scheidung beider voneinander vorge-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0371" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/333468"/>
          <fw type="header" place="top"> Die Neugestaltung der Frauenschule</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1387" prev="#ID_1386"> zu großen Wahlfreiheit drei ziemlich fest umrissene Gruppen von Lehrfächern mit<lb/>
zusammen etwa 28 Wochenstunden, deren Besuch Verbindlich ist. Bestimmungs¬<lb/>
gemäß soll ferner jede Frauenschule künftig die praktische Betätigung auf dem<lb/>
Gebiet der Haushaltung, der häuslichen Gesundheitspflege und der Erziehungs-<lb/>
tätigkcit in den Mittelpunkt der Gesamtarbeit stellen. Im Rahmen der genannten<lb/>
Gesamtzahl von 28 Wochenstunden würden etwa 6 Stunden der Beschäftigung<lb/>
mit Einzelaebieten der Religion, der deutschen Literatur, sowie besonders der<lb/>
Bürgerkunde und Volkswirtschaft (im Anschluß an das Fach der Geschichte) dienen.<lb/>
Ganz in den Umkreis der Frauenschule werden endlich &#x2014; den jeweiligen persön¬<lb/>
lichen und örtlichen Verhältnissen entsprechend - einige weitere Wochenstunden<lb/>
verwiesen, so für Turnen und Bewegungsspiele zu freier Betätigung und zur<lb/>
Weiterbildung in einem oder dem anderen wissenschaftlichen Fache, zu Befiehl!,<lb/>
gnügen unter Führung u. a. &#x2014; jedoch unter der Voraussetzung, &#x201E;oaß keine Über-<lb/>
bürdung zu befürchten wäre". ,  .,   .... 5,,.,..  » ....</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1388"> Die materiellen Anforderungen ebenso wie die geistig-sittlichen Kräfte, die<lb/>
die Neugestaltung der preußischen Frauenschule in der großen Mehrzahl aller<lb/>
Fälle wir'f '<lb/>
so wenige<lb/>
einer &#x2014; s<lb/>
mit einer gewissen Selbstverständlichkeit'..<lb/>
ist. deren Allgemeinbildung über das 5M der Volksschule hinausgeht. Ausdrück¬<lb/>
lich wird denn auch damit gerechnet, daß selbst kleinere Städte allgemein an die<lb/>
Gründung einer Frauenschule herantreten. - Unter diesen Umstanden müssen die<lb/>
bisherigen übergroßen Verschiedenheiten im ganzen Aufbau und der Tangkert der<lb/>
Frauenschule einer maßvollen und wohldurchdachten Beschränkung auf gewisse,<lb/>
nicht zu umgehende feste Formen weichen. Als Regel wird die zweijährige Kursus¬<lb/>
dauer aufgestellt- doch soll bereits der einjährige Besuch der Frauenschule eme<lb/>
in sich abgeschlossene Ausbildung verbürgen. Der Plan der zweMmgen Frauen¬<lb/>
schule siebt eine doppelte Möglichkeit vor: entweder eine gründlichere und viel¬<lb/>
seitigere Ausbildung, oder aber eine Ergänzung und Erweiterung der im ersten<lb/>
Jahre erworbenen Bildung im Sinne der Wohlfahrtspflege. Im letzteren Falle<lb/>
würde die Hauswirtschaft in die Volkswirtschaft einmünden, die Säuglingspflege<lb/>
in die Säuglingsfürsorqe, die Kiemkinderpflege und -erziehung in die Kinder-<lb/>
fürsorge. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die letztgencmmen Gesichts¬<lb/>
punkte ein ernstes Streben nach Entgegenkommen bekunden, sowohl gegenüber<lb/>
den naturgemäß verschiedenartig'en Bedürfnissen der künftigen Schülerinnen wie<lb/>
auch gegenüber der Leistungsfähigkeit und den sozialen Verhältnissen der Ge¬<lb/>
meinden. sinngemäß wird im übrigen denjenigen Anstalten, welche die praktisch<lb/>
bedeutsamsten Fächer der Haushaltunqskunde. Gesundheits- und Erziehungslehre<lb/>
nicht zu ihrem Rechte kommen lassen die Bezeichnung als &#x201E;Frauenschulen" nicht<lb/>
mehr gestattet! solche führen künftig 'vielmehr den Namen ..Fortbildungsklassen".</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1389"> Als Normalmaß der wissenschaftlichen Vorbildung gilt das Schlußzeugnis<lb/>
des Lyceums; doch sind anerkennenswerterweise, unter Voraussetzung der Zu¬<lb/>
stimmung des Anstaltsleiters, auch solche Schülerinnen teils als &#x201E;Vollschülerinuen",<lb/>
teils als ..Gastschülerinnen" zugelassen die eine anerkannte zehnjährige Mädchen¬<lb/>
schule bezw. eine solche neunjährige oder eine Mittelschule bis zur ersten Klasse<lb/>
mit befriedigenden Erfolg durchgemacht haben. - Gleichfalls als &#x201E;Gastschülerwnen"<lb/>
mit dem Recht, &#x201E;nach Wunsch nur an einem der Fächer. Haushaltungskunde,<lb/>
Gesundheitslehre und Erziehungslehre teilzunehmen, werden junge Mädchen zu¬<lb/>
gelassen, die eine über das Lyzeum hinausgehende Bildung besitzen, insbesondere<lb/>
Studentinnen 'und Lehrerinnen, die sich neben ihren sonstigen Arbeiten praktisch<lb/>
ausbilden wollen" &#x2014; letzteres eine Bestimmung, die meines Erachtens sicher viel<lb/>
Beifall in den betreffenden Kreisen finden wird.¬</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1390" next="#ID_1391"> Hatte man der bisherigen Frauenschule vielfach durch Lehrgänge zur Aus<lb/>
bildung von Fachlehrerinnen zu einer Daseinsmöglichkeit verhelfen zu können<lb/>
geglaubt, so wird nunmehr eine reinliche Scheidung beider voneinander vorge-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0371] Die Neugestaltung der Frauenschule zu großen Wahlfreiheit drei ziemlich fest umrissene Gruppen von Lehrfächern mit zusammen etwa 28 Wochenstunden, deren Besuch Verbindlich ist. Bestimmungs¬ gemäß soll ferner jede Frauenschule künftig die praktische Betätigung auf dem Gebiet der Haushaltung, der häuslichen Gesundheitspflege und der Erziehungs- tätigkcit in den Mittelpunkt der Gesamtarbeit stellen. Im Rahmen der genannten Gesamtzahl von 28 Wochenstunden würden etwa 6 Stunden der Beschäftigung mit Einzelaebieten der Religion, der deutschen Literatur, sowie besonders der Bürgerkunde und Volkswirtschaft (im Anschluß an das Fach der Geschichte) dienen. Ganz in den Umkreis der Frauenschule werden endlich — den jeweiligen persön¬ lichen und örtlichen Verhältnissen entsprechend - einige weitere Wochenstunden verwiesen, so für Turnen und Bewegungsspiele zu freier Betätigung und zur Weiterbildung in einem oder dem anderen wissenschaftlichen Fache, zu Befiehl!, gnügen unter Führung u. a. — jedoch unter der Voraussetzung, „oaß keine Über- bürdung zu befürchten wäre". , ., .... 5,,.,.. » .... Die materiellen Anforderungen ebenso wie die geistig-sittlichen Kräfte, die die Neugestaltung der preußischen Frauenschule in der großen Mehrzahl aller Fälle wir'f ' so wenige einer — s mit einer gewissen Selbstverständlichkeit'.. ist. deren Allgemeinbildung über das 5M der Volksschule hinausgeht. Ausdrück¬ lich wird denn auch damit gerechnet, daß selbst kleinere Städte allgemein an die Gründung einer Frauenschule herantreten. - Unter diesen Umstanden müssen die bisherigen übergroßen Verschiedenheiten im ganzen Aufbau und der Tangkert der Frauenschule einer maßvollen und wohldurchdachten Beschränkung auf gewisse, nicht zu umgehende feste Formen weichen. Als Regel wird die zweijährige Kursus¬ dauer aufgestellt- doch soll bereits der einjährige Besuch der Frauenschule eme in sich abgeschlossene Ausbildung verbürgen. Der Plan der zweMmgen Frauen¬ schule siebt eine doppelte Möglichkeit vor: entweder eine gründlichere und viel¬ seitigere Ausbildung, oder aber eine Ergänzung und Erweiterung der im ersten Jahre erworbenen Bildung im Sinne der Wohlfahrtspflege. Im letzteren Falle würde die Hauswirtschaft in die Volkswirtschaft einmünden, die Säuglingspflege in die Säuglingsfürsorqe, die Kiemkinderpflege und -erziehung in die Kinder- fürsorge. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die letztgencmmen Gesichts¬ punkte ein ernstes Streben nach Entgegenkommen bekunden, sowohl gegenüber den naturgemäß verschiedenartig'en Bedürfnissen der künftigen Schülerinnen wie auch gegenüber der Leistungsfähigkeit und den sozialen Verhältnissen der Ge¬ meinden. sinngemäß wird im übrigen denjenigen Anstalten, welche die praktisch bedeutsamsten Fächer der Haushaltunqskunde. Gesundheits- und Erziehungslehre nicht zu ihrem Rechte kommen lassen die Bezeichnung als „Frauenschulen" nicht mehr gestattet! solche führen künftig 'vielmehr den Namen ..Fortbildungsklassen". Als Normalmaß der wissenschaftlichen Vorbildung gilt das Schlußzeugnis des Lyceums; doch sind anerkennenswerterweise, unter Voraussetzung der Zu¬ stimmung des Anstaltsleiters, auch solche Schülerinnen teils als „Vollschülerinuen", teils als ..Gastschülerinnen" zugelassen die eine anerkannte zehnjährige Mädchen¬ schule bezw. eine solche neunjährige oder eine Mittelschule bis zur ersten Klasse mit befriedigenden Erfolg durchgemacht haben. - Gleichfalls als „Gastschülerwnen" mit dem Recht, „nach Wunsch nur an einem der Fächer. Haushaltungskunde, Gesundheitslehre und Erziehungslehre teilzunehmen, werden junge Mädchen zu¬ gelassen, die eine über das Lyzeum hinausgehende Bildung besitzen, insbesondere Studentinnen 'und Lehrerinnen, die sich neben ihren sonstigen Arbeiten praktisch ausbilden wollen" — letzteres eine Bestimmung, die meines Erachtens sicher viel Beifall in den betreffenden Kreisen finden wird.¬ Hatte man der bisherigen Frauenschule vielfach durch Lehrgänge zur Aus bildung von Fachlehrerinnen zu einer Daseinsmöglichkeit verhelfen zu können geglaubt, so wird nunmehr eine reinliche Scheidung beider voneinander vorge-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333095
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333095/371
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333095/371>, abgerufen am 22.07.2024.