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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr.

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Nach allen Seiten stieß die deutsche Außenpolitik kraftvoll aus der Panzerfeste
Mitteleuropa vor und hielt jede engere Einschließung fern.
"

Inmitten dieses "diplomatischen Bewegungskrieges hat der Gründer des
Reiches die Leitung niedergelegt. Den jüngeren Kräften, die ihm folgten, ist es
nur gelungen die Einkreisung, die sich dem rückschauenden Auge zum mindesten
seit 1886 deutlich abzeichnet, ein gutes weiteres Jahrzehnt aufzuhalten. Die Auto¬
rität und das weltgebietende Ansehen, die dem Staatsmanne, der jetzt aus
Friedrichsruh seine Warnungsrufe und Mahnungen ertönen ließ, zu Gebote ge¬
standen hatten, mußte der neue Kurs durch stärkste Ausprägung der Richtlinien
der bisherigen Reichspolitik zu ersetzen suchen. Aus diesem Grunde war es, wie
^ermann Oncken hervorhebt, durchaus richtig, ihre problematischen Bestandteile
zunächst wieder auszuschalten und den Rückverstcherungsvertrag acht zu erneuern.
Die Annäherung an England, die die Ära Cuprivl kennzeichnet, gab dasür die
Möglichkeit, Italien fester zu> binden und den Dreibund in sich W stützen Vor
allem fiel die Notwendigkeit, Rußland in der Bestimmung der Balkanschicksale
allzu freie Hand zu lassen. Als der Balle Julius Eckardt 1892 auf die
Wichtigkeit Bulgariens als Schutzwall Konstantinopels gegen Rußland hinwies,
begann auch die deutsche Reichspolitik, nach einen: kaiserlichen Wort von 1909.
die Straße nach Kleinasien als den "letzten und einzigen Landweg Deutschlands
in die Well" zu werten. "Die Frage, ob der slawisch, russische Eisenring von
einer oder von zwei Seiten (von Osten und von Süden) um den germanischen
Leib gelegt, und ob der direkte Weg in den Orient für das nnttlere Europa
gesperrt werden solle, diese Frage wurde eine eminent deutsche Frage."
(I. v. Eckardt 1892.)

Mit solchen Vorzeichen begann die Werbung für das neue Mitteleuropa, in
der wir heute noch stehen. Die Propheten und Vorkämpfer des alten Mittel-
europa hatten sich mit der Forderung engsten gegenseitigen Anschlusses Deutsch,
lcinds und Österreich-Ungarns begnügen können. Im Wechselst
Machtpolitik standen beide vereint als Erben deo römischen Reiches deutscher
Nation wohl gerüstet bereit, den Kampf gegen die sämtlichen kontmmta en Gegner
aufzunehmen. Das junge Geschlecht, das im Angesicht neuer, weltumspannender
Konstellationen aufwuchs, in dessen Leben die Wirtschaftvfragen alle nationalen
und kulturellen Interessen zu überwuchern drohten, durfte und mußte seine Ziele
weiter stecken. Als sich König Eduard des Siebenten Einkreisungspolitik die
Drohungen des russisch-französischen Zweibundes dienstbar zu machen wußte, er-
strebte das Reich in einer konsequenten Orientpolitik Halt und Starke un nahen
Osten Weltpolitische Wanderer und Kaufleute, die Pfadfinder der modernen Real-
Politik wiesen immer deutlicher den Weg nach Konstantinopel und darüber hinaus
nach Bagdad. Aber mit Recht folgten ihnen me leitenden Staatsmänner und die
Gunst des deutschen Volkes nur vorsichtig und zögernd Beide hielten auch hier
den Grundgedanken der Bismarckschen Politik aufrecht, steh acht einem einzigen
Staate ausschließlich zu verpflichten. Bis in die letzten Sommertage des Jahres
1914 wurden alle Möglichkeiten erwogen, den Frieden zu wahren und in ihm
die bisherige Weltwirtschafts, und Handelspolitik Deutschlands weiter zu führen.
Ob diese Versuche aus militärischen Rücksichten nicht etwa doch bereits früher ab-
gebrochen werden mußten, ist eine Frage, die nur die Politik des Deutschen
Reiches allein berührt. Im Sinne der mitteleuropa^chen Gemeinschaft, die sichin all diesen weltpolitischen Problemen der letzten Jahre starker und stärker her-
ausarbeitet, war es jedenfalls nicht, von Deutschland aus den/unvermeidlich wer-
denden Weltkrieg zu entfesseln. Nur so übertvanden wir die Balkankrisen, und
nur so wurde Bulgarien an die schimmernde Welthandels- und Heerstraße ange-
schlossen die heute in der Tat nicht nur von Berlin sondern von Riga und Reval
bis Damaskus Europa und Asien durchzieht. Nur so konnte das stolze Gebäude der
Bismarckschen Bündnisgruppe, das alte Mitteleuropa, den Wegfall ver "Hilfskonstruk.
livrer". Italien und Rumänien, ohne Schädigung seiner Standfestigkeit überwinden.


Nach allen Seiten stieß die deutsche Außenpolitik kraftvoll aus der Panzerfeste
Mitteleuropa vor und hielt jede engere Einschließung fern.
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Inmitten dieses „diplomatischen Bewegungskrieges hat der Gründer des
Reiches die Leitung niedergelegt. Den jüngeren Kräften, die ihm folgten, ist es
nur gelungen die Einkreisung, die sich dem rückschauenden Auge zum mindesten
seit 1886 deutlich abzeichnet, ein gutes weiteres Jahrzehnt aufzuhalten. Die Auto¬
rität und das weltgebietende Ansehen, die dem Staatsmanne, der jetzt aus
Friedrichsruh seine Warnungsrufe und Mahnungen ertönen ließ, zu Gebote ge¬
standen hatten, mußte der neue Kurs durch stärkste Ausprägung der Richtlinien
der bisherigen Reichspolitik zu ersetzen suchen. Aus diesem Grunde war es, wie
^ermann Oncken hervorhebt, durchaus richtig, ihre problematischen Bestandteile
zunächst wieder auszuschalten und den Rückverstcherungsvertrag acht zu erneuern.
Die Annäherung an England, die die Ära Cuprivl kennzeichnet, gab dasür die
Möglichkeit, Italien fester zu> binden und den Dreibund in sich W stützen Vor
allem fiel die Notwendigkeit, Rußland in der Bestimmung der Balkanschicksale
allzu freie Hand zu lassen. Als der Balle Julius Eckardt 1892 auf die
Wichtigkeit Bulgariens als Schutzwall Konstantinopels gegen Rußland hinwies,
begann auch die deutsche Reichspolitik, nach einen: kaiserlichen Wort von 1909.
die Straße nach Kleinasien als den „letzten und einzigen Landweg Deutschlands
in die Well" zu werten. „Die Frage, ob der slawisch, russische Eisenring von
einer oder von zwei Seiten (von Osten und von Süden) um den germanischen
Leib gelegt, und ob der direkte Weg in den Orient für das nnttlere Europa
gesperrt werden solle, diese Frage wurde eine eminent deutsche Frage."
(I. v. Eckardt 1892.)

Mit solchen Vorzeichen begann die Werbung für das neue Mitteleuropa, in
der wir heute noch stehen. Die Propheten und Vorkämpfer des alten Mittel-
europa hatten sich mit der Forderung engsten gegenseitigen Anschlusses Deutsch,
lcinds und Österreich-Ungarns begnügen können. Im Wechselst
Machtpolitik standen beide vereint als Erben deo römischen Reiches deutscher
Nation wohl gerüstet bereit, den Kampf gegen die sämtlichen kontmmta en Gegner
aufzunehmen. Das junge Geschlecht, das im Angesicht neuer, weltumspannender
Konstellationen aufwuchs, in dessen Leben die Wirtschaftvfragen alle nationalen
und kulturellen Interessen zu überwuchern drohten, durfte und mußte seine Ziele
weiter stecken. Als sich König Eduard des Siebenten Einkreisungspolitik die
Drohungen des russisch-französischen Zweibundes dienstbar zu machen wußte, er-
strebte das Reich in einer konsequenten Orientpolitik Halt und Starke un nahen
Osten Weltpolitische Wanderer und Kaufleute, die Pfadfinder der modernen Real-
Politik wiesen immer deutlicher den Weg nach Konstantinopel und darüber hinaus
nach Bagdad. Aber mit Recht folgten ihnen me leitenden Staatsmänner und die
Gunst des deutschen Volkes nur vorsichtig und zögernd Beide hielten auch hier
den Grundgedanken der Bismarckschen Politik aufrecht, steh acht einem einzigen
Staate ausschließlich zu verpflichten. Bis in die letzten Sommertage des Jahres
1914 wurden alle Möglichkeiten erwogen, den Frieden zu wahren und in ihm
die bisherige Weltwirtschafts, und Handelspolitik Deutschlands weiter zu führen.
Ob diese Versuche aus militärischen Rücksichten nicht etwa doch bereits früher ab-
gebrochen werden mußten, ist eine Frage, die nur die Politik des Deutschen
Reiches allein berührt. Im Sinne der mitteleuropa^chen Gemeinschaft, die sichin all diesen weltpolitischen Problemen der letzten Jahre starker und stärker her-
ausarbeitet, war es jedenfalls nicht, von Deutschland aus den/unvermeidlich wer-
denden Weltkrieg zu entfesseln. Nur so übertvanden wir die Balkankrisen, und
nur so wurde Bulgarien an die schimmernde Welthandels- und Heerstraße ange-
schlossen die heute in der Tat nicht nur von Berlin sondern von Riga und Reval
bis Damaskus Europa und Asien durchzieht. Nur so konnte das stolze Gebäude der
Bismarckschen Bündnisgruppe, das alte Mitteleuropa, den Wegfall ver „Hilfskonstruk.
livrer". Italien und Rumänien, ohne Schädigung seiner Standfestigkeit überwinden.


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[0367] Nach allen Seiten stieß die deutsche Außenpolitik kraftvoll aus der Panzerfeste Mitteleuropa vor und hielt jede engere Einschließung fern. " Inmitten dieses „diplomatischen Bewegungskrieges hat der Gründer des Reiches die Leitung niedergelegt. Den jüngeren Kräften, die ihm folgten, ist es nur gelungen die Einkreisung, die sich dem rückschauenden Auge zum mindesten seit 1886 deutlich abzeichnet, ein gutes weiteres Jahrzehnt aufzuhalten. Die Auto¬ rität und das weltgebietende Ansehen, die dem Staatsmanne, der jetzt aus Friedrichsruh seine Warnungsrufe und Mahnungen ertönen ließ, zu Gebote ge¬ standen hatten, mußte der neue Kurs durch stärkste Ausprägung der Richtlinien der bisherigen Reichspolitik zu ersetzen suchen. Aus diesem Grunde war es, wie ^ermann Oncken hervorhebt, durchaus richtig, ihre problematischen Bestandteile zunächst wieder auszuschalten und den Rückverstcherungsvertrag acht zu erneuern. Die Annäherung an England, die die Ära Cuprivl kennzeichnet, gab dasür die Möglichkeit, Italien fester zu> binden und den Dreibund in sich W stützen Vor allem fiel die Notwendigkeit, Rußland in der Bestimmung der Balkanschicksale allzu freie Hand zu lassen. Als der Balle Julius Eckardt 1892 auf die Wichtigkeit Bulgariens als Schutzwall Konstantinopels gegen Rußland hinwies, begann auch die deutsche Reichspolitik, nach einen: kaiserlichen Wort von 1909. die Straße nach Kleinasien als den „letzten und einzigen Landweg Deutschlands in die Well" zu werten. „Die Frage, ob der slawisch, russische Eisenring von einer oder von zwei Seiten (von Osten und von Süden) um den germanischen Leib gelegt, und ob der direkte Weg in den Orient für das nnttlere Europa gesperrt werden solle, diese Frage wurde eine eminent deutsche Frage." (I. v. Eckardt 1892.) Mit solchen Vorzeichen begann die Werbung für das neue Mitteleuropa, in der wir heute noch stehen. Die Propheten und Vorkämpfer des alten Mittel- europa hatten sich mit der Forderung engsten gegenseitigen Anschlusses Deutsch, lcinds und Österreich-Ungarns begnügen können. Im Wechselst Machtpolitik standen beide vereint als Erben deo römischen Reiches deutscher Nation wohl gerüstet bereit, den Kampf gegen die sämtlichen kontmmta en Gegner aufzunehmen. Das junge Geschlecht, das im Angesicht neuer, weltumspannender Konstellationen aufwuchs, in dessen Leben die Wirtschaftvfragen alle nationalen und kulturellen Interessen zu überwuchern drohten, durfte und mußte seine Ziele weiter stecken. Als sich König Eduard des Siebenten Einkreisungspolitik die Drohungen des russisch-französischen Zweibundes dienstbar zu machen wußte, er- strebte das Reich in einer konsequenten Orientpolitik Halt und Starke un nahen Osten Weltpolitische Wanderer und Kaufleute, die Pfadfinder der modernen Real- Politik wiesen immer deutlicher den Weg nach Konstantinopel und darüber hinaus nach Bagdad. Aber mit Recht folgten ihnen me leitenden Staatsmänner und die Gunst des deutschen Volkes nur vorsichtig und zögernd Beide hielten auch hier den Grundgedanken der Bismarckschen Politik aufrecht, steh acht einem einzigen Staate ausschließlich zu verpflichten. Bis in die letzten Sommertage des Jahres 1914 wurden alle Möglichkeiten erwogen, den Frieden zu wahren und in ihm die bisherige Weltwirtschafts, und Handelspolitik Deutschlands weiter zu führen. Ob diese Versuche aus militärischen Rücksichten nicht etwa doch bereits früher ab- gebrochen werden mußten, ist eine Frage, die nur die Politik des Deutschen Reiches allein berührt. Im Sinne der mitteleuropa^chen Gemeinschaft, die sichin all diesen weltpolitischen Problemen der letzten Jahre starker und stärker her- ausarbeitet, war es jedenfalls nicht, von Deutschland aus den/unvermeidlich wer- denden Weltkrieg zu entfesseln. Nur so übertvanden wir die Balkankrisen, und nur so wurde Bulgarien an die schimmernde Welthandels- und Heerstraße ange- schlossen die heute in der Tat nicht nur von Berlin sondern von Riga und Reval bis Damaskus Europa und Asien durchzieht. Nur so konnte das stolze Gebäude der Bismarckschen Bündnisgruppe, das alte Mitteleuropa, den Wegfall ver „Hilfskonstruk. livrer". Italien und Rumänien, ohne Schädigung seiner Standfestigkeit überwinden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333095/367>, abgerufen am 22.07.2024.