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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr.

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Deutsche Selbstbesinnung

Ein Problem ist freilich in allen diesen Schriften nicht bis zur Lösung
aebrackt- die Nraae. wie weit sich die allgemeinen Aussagen über den deutschen
National"^ den einzelnen erstrecken. Der Deutsche ist ein Idealist -
aber ^ ist kein Idealist' der Deutsche ist zu politischem Realismus
er?vom - N Pazifist um jeden Preis, der keinem Menschen welztun will
und uns unter der Last der Kriegssolgen niederbrechen läszt. ist gewiß kein Realist.
Ich cilaube es ist eine breite Schicht von Deutschen, die weder Idealisten in
in-llktttcker Ausübung noch Realisten auf Grund klarer Erkennens von Lage und
N s .?d^ ""loren Wollungen hin und her schwanken.. Die Wrkung
K^r ol le l i Gerüchte in dieser Kriegszeit äußert steh am staMen in dieser Schicht
d r Lauer, die sich nicht bewußt sind, was es heißt em Deutscher zu sem, -
nämlick mehr als von deutschen Eltern gehöre" zu se'in und die deutsche Sprache
? r^ ruhender Zustand unseres Volkes den die
Philosophen mit ihren Bezeichnungen ..deutsche Innerlichkeit, de.itscher Idealismus
und idea istischer Realismus" meinen; l", es ist. empirisch angesehen^ eme Selbst-
täuschung. von einem Charakterzug eines Volkes zu reden, da stets Gegenbeispiele
genug gefunden werden können. Vielmehr ist es eine
Der Deu.sche ist ein Idealist bedeutet: der Deutsche ist seiner geistigen und seelischen
Struktur nach deS Idealismus fähig, er ist Realistisch veranlagt zum Ideales
erziehbar ode wird wenigstens in idealistischer A mosphare em Idealist d^
Prägung werden. Und wenn wir für das deutsche Volk kämpfen das deu sche
Volk lieben, dann meinen wir nicht die Summe von empirisch vorha.ideuen. te. s
achtu'igswerten teils minderwertigen Volksgenossen sofern den Deutschen wie
er sein und werden sollte, den Jdealdeutschen. dessen Entstehungs- und Leliens-
möglichkeiten nur im deutschen Volke liegen, verankert durch Rasse. Kinn. Boden
und "ichMchEl

^ schaffen, innerhalb deren de^ DeM^
Wesens Blüte entfalten kann Dieses Z>el gehört nicht erst zu den Erkenntnissen
des Krieges. Ich erinnere an Rudolf Euckens Buch Zur Sammlung der
Geister" (1913) und an die daran sich anschließenden Versuche. Aber e.n neuer
Schwung ist in dieses Streben doch durch den Krieg gekommen Natürlich gehen
die Wege auseinander; wie wäre es bei Deutschen auch anders möglich? Je
nach der Gesinnung der Wegzeiger erscheint das Ziel^ bald in sozial-humanitärem,
bald in nationalistischen Lichte.' Es zeigt sich auch hier, daß diese beiden Ideen,
die nationale und die soziale, nach einem Ausgleich suchen'), ober bisher noch
weit davon entfernt sind, obgleich ihre besten Vertreter guten Willens sind.

Zur vmwiegend sozialen Richtung gehört die Schrift von Diednch Bischoff**),
die zeigt, wie der Geist von 19l4 sowohl den Gemeinschaftsidealismus in der
Einsetzung aller für das Ganze als auch den Persönlichkeitsidealisinus in sich
trägt, der seiner Existenz höchste in Freiheit zu erfüllende Forderungen stellt. Der
Versasser verlangt von deu geistigen Führern eine starke Einwirkung auf die
Breiten des Volkes zur Erhaltung feiner Güter, jedoch nicht nur durch die Ver-
breitung von Wissen, sondern auch durch die Pflege des Gemütslebens. Vor
allein kommt es Bischofs auf die Schulung des sozialen Denkens und die Steigerung
der sozialen Urteilsfähigkeit an, von denen "der weitere Aufstieg deutschen Wesens
abhängt". Dies einerseits. Andererseits freilich soll nicht nur der übermäßigen
Schätzung sozialistischer Lebensordnungen entgegengetreten, sondern auch die
schöpferische individuelle Freiheit gefördert, ja sogar "ein selbsttätiges kulturbildendes
Künstlertum aller Volksgenossen" erstrebt werden. Der Verfasser sucht also für
zwei diametral entgegengesetzte Strebungen eine Einigung.

Sollte man nicht diese doch nur im Individuum organisch, aber nicht ratio¬
nalistisch lösbare Aufgabe zunächst beiseite lassen? Hier ist eine, allgemeingültige




*) Das ausgezeichnete Buch "DaS wirkliche Deutschland" von Oskar A. H, Schwitz
(München 1916, Müller), auf das ich in anderem Zusammenhang zurückzukommen hoffe,
stellt diesen Gedanken ins Geleitwort,
**
) Deutsche Gesinnung (Tat-Mugschrist-n 2), Jena 1914, Diederichs.
25*
Deutsche Selbstbesinnung

Ein Problem ist freilich in allen diesen Schriften nicht bis zur Lösung
aebrackt- die Nraae. wie weit sich die allgemeinen Aussagen über den deutschen
National«^ den einzelnen erstrecken. Der Deutsche ist ein Idealist -
aber ^ ist kein Idealist' der Deutsche ist zu politischem Realismus
er?vom - N Pazifist um jeden Preis, der keinem Menschen welztun will
und uns unter der Last der Kriegssolgen niederbrechen läszt. ist gewiß kein Realist.
Ich cilaube es ist eine breite Schicht von Deutschen, die weder Idealisten in
in-llktttcker Ausübung noch Realisten auf Grund klarer Erkennens von Lage und
N s .?d^ ""loren Wollungen hin und her schwanken.. Die Wrkung
K^r ol le l i Gerüchte in dieser Kriegszeit äußert steh am staMen in dieser Schicht
d r Lauer, die sich nicht bewußt sind, was es heißt em Deutscher zu sem, -
nämlick mehr als von deutschen Eltern gehöre» zu se'in und die deutsche Sprache
? r^ ruhender Zustand unseres Volkes den die
Philosophen mit ihren Bezeichnungen ..deutsche Innerlichkeit, de.itscher Idealismus
und idea istischer Realismus" meinen; l«, es ist. empirisch angesehen^ eme Selbst-
täuschung. von einem Charakterzug eines Volkes zu reden, da stets Gegenbeispiele
genug gefunden werden können. Vielmehr ist es eine
Der Deu.sche ist ein Idealist bedeutet: der Deutsche ist seiner geistigen und seelischen
Struktur nach deS Idealismus fähig, er ist Realistisch veranlagt zum Ideales
erziehbar ode wird wenigstens in idealistischer A mosphare em Idealist d^
Prägung werden. Und wenn wir für das deutsche Volk kämpfen das deu sche
Volk lieben, dann meinen wir nicht die Summe von empirisch vorha.ideuen. te. s
achtu'igswerten teils minderwertigen Volksgenossen sofern den Deutschen wie
er sein und werden sollte, den Jdealdeutschen. dessen Entstehungs- und Leliens-
möglichkeiten nur im deutschen Volke liegen, verankert durch Rasse. Kinn. Boden
und «ichMchEl

^ schaffen, innerhalb deren de^ DeM^
Wesens Blüte entfalten kann Dieses Z>el gehört nicht erst zu den Erkenntnissen
des Krieges. Ich erinnere an Rudolf Euckens Buch Zur Sammlung der
Geister" (1913) und an die daran sich anschließenden Versuche. Aber e.n neuer
Schwung ist in dieses Streben doch durch den Krieg gekommen Natürlich gehen
die Wege auseinander; wie wäre es bei Deutschen auch anders möglich? Je
nach der Gesinnung der Wegzeiger erscheint das Ziel^ bald in sozial-humanitärem,
bald in nationalistischen Lichte.' Es zeigt sich auch hier, daß diese beiden Ideen,
die nationale und die soziale, nach einem Ausgleich suchen'), ober bisher noch
weit davon entfernt sind, obgleich ihre besten Vertreter guten Willens sind.

Zur vmwiegend sozialen Richtung gehört die Schrift von Diednch Bischoff**),
die zeigt, wie der Geist von 19l4 sowohl den Gemeinschaftsidealismus in der
Einsetzung aller für das Ganze als auch den Persönlichkeitsidealisinus in sich
trägt, der seiner Existenz höchste in Freiheit zu erfüllende Forderungen stellt. Der
Versasser verlangt von deu geistigen Führern eine starke Einwirkung auf die
Breiten des Volkes zur Erhaltung feiner Güter, jedoch nicht nur durch die Ver-
breitung von Wissen, sondern auch durch die Pflege des Gemütslebens. Vor
allein kommt es Bischofs auf die Schulung des sozialen Denkens und die Steigerung
der sozialen Urteilsfähigkeit an, von denen „der weitere Aufstieg deutschen Wesens
abhängt". Dies einerseits. Andererseits freilich soll nicht nur der übermäßigen
Schätzung sozialistischer Lebensordnungen entgegengetreten, sondern auch die
schöpferische individuelle Freiheit gefördert, ja sogar „ein selbsttätiges kulturbildendes
Künstlertum aller Volksgenossen" erstrebt werden. Der Verfasser sucht also für
zwei diametral entgegengesetzte Strebungen eine Einigung.

Sollte man nicht diese doch nur im Individuum organisch, aber nicht ratio¬
nalistisch lösbare Aufgabe zunächst beiseite lassen? Hier ist eine, allgemeingültige




*) Das ausgezeichnete Buch „DaS wirkliche Deutschland" von Oskar A. H, Schwitz
(München 1916, Müller), auf das ich in anderem Zusammenhang zurückzukommen hoffe,
stellt diesen Gedanken ins Geleitwort,
**
) Deutsche Gesinnung (Tat-Mugschrist-n 2), Jena 1914, Diederichs.
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[0359] Deutsche Selbstbesinnung Ein Problem ist freilich in allen diesen Schriften nicht bis zur Lösung aebrackt- die Nraae. wie weit sich die allgemeinen Aussagen über den deutschen National«^ den einzelnen erstrecken. Der Deutsche ist ein Idealist - aber ^ ist kein Idealist' der Deutsche ist zu politischem Realismus er?vom - N Pazifist um jeden Preis, der keinem Menschen welztun will und uns unter der Last der Kriegssolgen niederbrechen läszt. ist gewiß kein Realist. Ich cilaube es ist eine breite Schicht von Deutschen, die weder Idealisten in in-llktttcker Ausübung noch Realisten auf Grund klarer Erkennens von Lage und N s .?d^ ""loren Wollungen hin und her schwanken.. Die Wrkung K^r ol le l i Gerüchte in dieser Kriegszeit äußert steh am staMen in dieser Schicht d r Lauer, die sich nicht bewußt sind, was es heißt em Deutscher zu sem, - nämlick mehr als von deutschen Eltern gehöre» zu se'in und die deutsche Sprache ? r^ ruhender Zustand unseres Volkes den die Philosophen mit ihren Bezeichnungen ..deutsche Innerlichkeit, de.itscher Idealismus und idea istischer Realismus" meinen; l«, es ist. empirisch angesehen^ eme Selbst- täuschung. von einem Charakterzug eines Volkes zu reden, da stets Gegenbeispiele genug gefunden werden können. Vielmehr ist es eine Der Deu.sche ist ein Idealist bedeutet: der Deutsche ist seiner geistigen und seelischen Struktur nach deS Idealismus fähig, er ist Realistisch veranlagt zum Ideales erziehbar ode wird wenigstens in idealistischer A mosphare em Idealist d^ Prägung werden. Und wenn wir für das deutsche Volk kämpfen das deu sche Volk lieben, dann meinen wir nicht die Summe von empirisch vorha.ideuen. te. s achtu'igswerten teils minderwertigen Volksgenossen sofern den Deutschen wie er sein und werden sollte, den Jdealdeutschen. dessen Entstehungs- und Leliens- möglichkeiten nur im deutschen Volke liegen, verankert durch Rasse. Kinn. Boden und «ichMchEl ^ schaffen, innerhalb deren de^ DeM^ Wesens Blüte entfalten kann Dieses Z>el gehört nicht erst zu den Erkenntnissen des Krieges. Ich erinnere an Rudolf Euckens Buch Zur Sammlung der Geister" (1913) und an die daran sich anschließenden Versuche. Aber e.n neuer Schwung ist in dieses Streben doch durch den Krieg gekommen Natürlich gehen die Wege auseinander; wie wäre es bei Deutschen auch anders möglich? Je nach der Gesinnung der Wegzeiger erscheint das Ziel^ bald in sozial-humanitärem, bald in nationalistischen Lichte.' Es zeigt sich auch hier, daß diese beiden Ideen, die nationale und die soziale, nach einem Ausgleich suchen'), ober bisher noch weit davon entfernt sind, obgleich ihre besten Vertreter guten Willens sind. Zur vmwiegend sozialen Richtung gehört die Schrift von Diednch Bischoff**), die zeigt, wie der Geist von 19l4 sowohl den Gemeinschaftsidealismus in der Einsetzung aller für das Ganze als auch den Persönlichkeitsidealisinus in sich trägt, der seiner Existenz höchste in Freiheit zu erfüllende Forderungen stellt. Der Versasser verlangt von deu geistigen Führern eine starke Einwirkung auf die Breiten des Volkes zur Erhaltung feiner Güter, jedoch nicht nur durch die Ver- breitung von Wissen, sondern auch durch die Pflege des Gemütslebens. Vor allein kommt es Bischofs auf die Schulung des sozialen Denkens und die Steigerung der sozialen Urteilsfähigkeit an, von denen „der weitere Aufstieg deutschen Wesens abhängt". Dies einerseits. Andererseits freilich soll nicht nur der übermäßigen Schätzung sozialistischer Lebensordnungen entgegengetreten, sondern auch die schöpferische individuelle Freiheit gefördert, ja sogar „ein selbsttätiges kulturbildendes Künstlertum aller Volksgenossen" erstrebt werden. Der Verfasser sucht also für zwei diametral entgegengesetzte Strebungen eine Einigung. Sollte man nicht diese doch nur im Individuum organisch, aber nicht ratio¬ nalistisch lösbare Aufgabe zunächst beiseite lassen? Hier ist eine, allgemeingültige *) Das ausgezeichnete Buch „DaS wirkliche Deutschland" von Oskar A. H, Schwitz (München 1916, Müller), auf das ich in anderem Zusammenhang zurückzukommen hoffe, stellt diesen Gedanken ins Geleitwort, ** ) Deutsche Gesinnung (Tat-Mugschrist-n 2), Jena 1914, Diederichs. 25*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333095/359>, abgerufen am 22.07.2024.