Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] poccstul' extra et mers muros. Auf "Was außen geschehen ist, überwindet die Die Äußerung vom schießenden Kanzler Wir verspüren keinerlei Neigung, den für zu sprechen. Denn wir glauben nicht, Gerade diese Seile kleidet höhnische Ent¬ "Es sind unsere Feinde . . . Wir müssen Nur eine Empörung ist am Platze, die [Ende Spaltensatz] Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls ilei Ablehnung eine Rücksendung Nachdruck sämtlicher Anfsntzc nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Barläus "cstatrct. "erantw örtlich: der Herausgeber Georg Cleinow in Berlin-Lichterselds West. -- MaimskriptsendunaM u"d ' Briefe werde" erbeten unter der Adresse: An die Schriftlcitunn der Grenzboten in Berlin SV 11, Tempelhofer Ufer 35". ffernsprechcr des Herausgebers: Amt Lichterfelde <Is8, des Verlags und der Schrislleirnng: Amt Liitjom Will, Verlag: Verlag der Grenzboten G. in. b. H. in, Berlin SV IZ, Tempelhofer Ufer 35". Druck: "Der Reichsbote" G. in. b. H. in Veriln LV le. Dessauer Strafe Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] poccstul' extra et mers muros. Auf „Was außen geschehen ist, überwindet die Die Äußerung vom schießenden Kanzler Wir verspüren keinerlei Neigung, den für zu sprechen. Denn wir glauben nicht, Gerade diese Seile kleidet höhnische Ent¬ „Es sind unsere Feinde . . . Wir müssen Nur eine Empörung ist am Platze, die [Ende Spaltensatz] Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls ilei Ablehnung eine Rücksendung Nachdruck sämtlicher Anfsntzc nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Barläus „cstatrct. «erantw örtlich: der Herausgeber Georg Cleinow in Berlin-Lichterselds West. — MaimskriptsendunaM u«d ' Briefe werde» erbeten unter der Adresse: An die Schriftlcitunn der Grenzboten in Berlin SV 11, Tempelhofer Ufer 35». ffernsprechcr des Herausgebers: Amt Lichterfelde <Is8, des Verlags und der Schrislleirnng: Amt Liitjom Will, Verlag: Verlag der Grenzboten G. in. b. H. in, Berlin SV IZ, Tempelhofer Ufer 35». Druck: „Der Reichsbote" G. in. b. H. in Veriln LV le. Dessauer Strafe <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0300" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/333397"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <cb type="start"/> </div> <div n="2"> <head> poccstul' extra et mers muros.</head> <p xml:id="ID_1097"> Auf<lb/> der Jubiläumstagung des Bundes der Land-<lb/> Wirte sagte Herr von Oldenburg Januschau:</p> <p xml:id="ID_1098"> „Was außen geschehen ist, überwindet die<lb/> Tapferkeit unserer Armee, aber im Innern,<lb/> wie wir da wieder herauskommen sollen, das<lb/> ist nur Gott bewußt. Der Kanzler, der das<lb/> wieder in Ordnung bringt, auf den wird ge¬<lb/> schossen werden, und wenn auf ihn nicht ge¬<lb/> schossen wird, so taugt er nichts. Es kommt<lb/> bloß darauf an, ob er auch schießt."</p> <p xml:id="ID_1099"> Die Äußerung vom schießenden Kanzler<lb/> wurde im Handumdrehen zum geflügelten<lb/> Wort; prompt arbeitete die Legendenbildung<lb/> durch Zusatz des „Volkes" als Objekt und<lb/> des Maschinengewehres als Mittel, und die<lb/> Parteitaktik war um eine Waffe reicher. Im<lb/> Reichstag ritt man schon in drei Sitzungen<lb/> den oldenburgischen Schimmel zu Tode, wie<lb/> Abg. Stresemcmn launig und treffend zugleich<lb/> bemerkte.</p> <p xml:id="ID_1100" next="#ID_1101"> Wir verspüren keinerlei Neigung, den<lb/> konservativen Heißsporn — der übrigens nicht<lb/> Fraktionsmitglied ist — in Schutz zu nehmen.<lb/> Er hat sich wie gewöhnlich im Tone gröblich<lb/> vergriffen, obwohl diesmal zweifelhaft bleiben<lb/> wird, ob seine Äußerung nicht bildlich ge¬<lb/> meint war. Entscheiden könnte das nur, wer<lb/> sie gehört hat, und das Verholten der Ver¬<lb/> sammlung — die Berichte verzeichnen „Heiter-<lb/> keit" und „stürmischen Beifall" — scheint da-e</p> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_1101" prev="#ID_1100"> für zu sprechen. Denn wir glauben nicht,<lb/> daß es Deutsche gibt, die „vor Freude heulen"<lb/> bei dem Gedanken, daß auf Angehörige ihres<lb/> Volkes geschossen wird, wie daS der „Vorwärts"<lb/> (19. Februar) unterstellt. '</p><lb/> <p xml:id="ID_1102"> Gerade diese Seile kleidet höhnische Ent¬<lb/> rüstung schlecht, denn sie treibt es genau so<lb/> arg wie Herr von Oldenburg! Findet man<lb/> doch in dem führenden Blatte der Berliner<lb/> Sozialdemokratie folgenden „Aufruf":</p> <p xml:id="ID_1103"> „Es sind unsere Feinde . . . Wir müssen<lb/> sie schlagen... Und wir werden sie schlagen,"<lb/> so steht es in fetten Lettern, dickunterstrichen<lb/> mitten im Text, und der Leser freut sich dieses<lb/> Bekenntnisses zur Parole vom 4. August. Der<lb/> Ahnungslose! Nicht das Baralongvolk oder<lb/> die Revanchefanatiker sind mit den „Feinden,,<lb/> genieint, sondern, wie „zwischen den Zeilen"<lb/> bei genauerem Hinsehen deutlich wird, die<lb/> eigenen Landsleute, „die unter dem irre¬<lb/> führender Namen .Vnterlanbspartei' den<lb/> .Krieg ins Endlose fortsetzen wollen!" Auf<lb/> „Feinde" wird jn Wohl auch „geschossen"!?<lb/> Wo ist da noch ein Unterschied von den Über¬<lb/> treibungen des Januschauer .Kammerherrn?</p> <p xml:id="ID_1104"> Nur eine Empörung ist am Platze, die<lb/> nämlich, daß die geile Pflanze der deutschen<lb/> Zwietracht wieder üppig ins Kraut geichossen<lb/> ist. 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Maßgebliches und Unmaßgebliches
poccstul' extra et mers muros. Auf
der Jubiläumstagung des Bundes der Land-
Wirte sagte Herr von Oldenburg Januschau:
„Was außen geschehen ist, überwindet die
Tapferkeit unserer Armee, aber im Innern,
wie wir da wieder herauskommen sollen, das
ist nur Gott bewußt. Der Kanzler, der das
wieder in Ordnung bringt, auf den wird ge¬
schossen werden, und wenn auf ihn nicht ge¬
schossen wird, so taugt er nichts. Es kommt
bloß darauf an, ob er auch schießt."
Die Äußerung vom schießenden Kanzler
wurde im Handumdrehen zum geflügelten
Wort; prompt arbeitete die Legendenbildung
durch Zusatz des „Volkes" als Objekt und
des Maschinengewehres als Mittel, und die
Parteitaktik war um eine Waffe reicher. Im
Reichstag ritt man schon in drei Sitzungen
den oldenburgischen Schimmel zu Tode, wie
Abg. Stresemcmn launig und treffend zugleich
bemerkte.
Wir verspüren keinerlei Neigung, den
konservativen Heißsporn — der übrigens nicht
Fraktionsmitglied ist — in Schutz zu nehmen.
Er hat sich wie gewöhnlich im Tone gröblich
vergriffen, obwohl diesmal zweifelhaft bleiben
wird, ob seine Äußerung nicht bildlich ge¬
meint war. Entscheiden könnte das nur, wer
sie gehört hat, und das Verholten der Ver¬
sammlung — die Berichte verzeichnen „Heiter-
keit" und „stürmischen Beifall" — scheint da-e
für zu sprechen. Denn wir glauben nicht,
daß es Deutsche gibt, die „vor Freude heulen"
bei dem Gedanken, daß auf Angehörige ihres
Volkes geschossen wird, wie daS der „Vorwärts"
(19. Februar) unterstellt. '
Gerade diese Seile kleidet höhnische Ent¬
rüstung schlecht, denn sie treibt es genau so
arg wie Herr von Oldenburg! Findet man
doch in dem führenden Blatte der Berliner
Sozialdemokratie folgenden „Aufruf":
„Es sind unsere Feinde . . . Wir müssen
sie schlagen... Und wir werden sie schlagen,"
so steht es in fetten Lettern, dickunterstrichen
mitten im Text, und der Leser freut sich dieses
Bekenntnisses zur Parole vom 4. August. Der
Ahnungslose! Nicht das Baralongvolk oder
die Revanchefanatiker sind mit den „Feinden,,
genieint, sondern, wie „zwischen den Zeilen"
bei genauerem Hinsehen deutlich wird, die
eigenen Landsleute, „die unter dem irre¬
führender Namen .Vnterlanbspartei' den
.Krieg ins Endlose fortsetzen wollen!" Auf
„Feinde" wird jn Wohl auch „geschossen"!?
Wo ist da noch ein Unterschied von den Über¬
treibungen des Januschauer .Kammerherrn?
Nur eine Empörung ist am Platze, die
nämlich, daß die geile Pflanze der deutschen
Zwietracht wieder üppig ins Kraut geichossen
ist. Und nur einer darf mit Recht höhnisch-
zufrieden dreinschauen, der wahre „Feind"
M jenseits der deutschen Schützengräben.
Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls ilei Ablehnung eine Rücksendung
nicht »erbürgt werden kann.
Nachdruck sämtlicher Anfsntzc nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Barläus „cstatrct.
«erantw örtlich: der Herausgeber Georg Cleinow in Berlin-Lichterselds West. — MaimskriptsendunaM u«d
' Briefe werde» erbeten unter der Adresse:
An die Schriftlcitunn der Grenzboten in Berlin SV 11, Tempelhofer Ufer 35».
ffernsprechcr des Herausgebers: Amt Lichterfelde <Is8, des Verlags und der Schrislleirnng: Amt Liitjom Will,
Verlag: Verlag der Grenzboten G. in. b. H. in, Berlin SV IZ, Tempelhofer Ufer 35».
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