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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr.

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Zur litauischen Frage

Eroberer als Kulturbringer, was sie bei diesen kleinen Völkern noch längere Zeit
bleiben müßten. Seine Kriegsberichte verdienten, in Buchform weiteren Kreisen
zugänglich gemacht zu werden, um so nachhaltiger zu wirken.

Ein liebenswürdiger, den Leser schnell fesselnder Autor ist der humane und
tolerante Tilsiter Propst Wronka, der sein deutsches Herz auf dem rechten
Fleck hat. Sein "Kurland und Litauen" (Freiburg i. Br. 1917; Herdersche Ver-
lagsbuchhandlung) wird den Weg in viele deutsche Häuser finden und bedarf
kaum einer besonderen Empfehlung. Wronka. des Litauischen kundig und ver¬
mutlich mit den Tilsiter Führern der litauischen Bewegung seit langem in Verbindung
kennt Litauen aus eigener Anschaumig und die Litauer aus vielfachem persön¬
lichen Verkehr; er darf als einer von wenigen Deutschen von sich behaupten, daß
er "die litauische Volksseele durch reichliche Erfahrung kennen gelernt hat". In
seiner Darstellung, die uns mit der Geographie und Geschichte, mit den politischen,
nationalen, kulturellen und wirtschaftlichen Verhältnissen Litauens vertraut macht,
nehmen die kirchlichen Zustände, für die er ja ein besonderes Interesse und Ver¬
ständnis hat, einen ziemlich breiten Raum ein; er ist hier in der Lage, manches
zu berichten, was andersgläubigen Schriftstellern verborgen bleibt. Indem er
außer der amtlichen russischen Statistik zuverlässige kirchliche Ausstellungen benutzt,
errechnet er für 1915 auf dem zusammenhängenden litauischen Sprachgebiet von
1800 Quadratmeilen, bei einer Gesamtbevölkerung von N/2 Millionen, rund
1.8 Millionen Litauer, bis auf 51000 sämtlich Katholiken, in ganz Rußland aber
1.9 Millionen und in der ganzen Welt 2-/" Millionen (davon in Amerika 690000).
also weniger, als sonst wohl angegeben werden.

Die Verwaltung des von deutschen Truppen besetzten Ostens hat zweimal,
im Herbst 1916 und 1917, den Deutschen in der Heimat Gelegenheit geboten,
das Okkupationsgebiet, das erstemal das Gouvernement Kowno, das zweitemal
das ganze Verwaltungsgebiet Ober-Ost, im Bilde und aus belehrenden Dar¬
stellungen kennen zu lernen. Das erstemal hat Dr. Schlichnng im Austrage des
Fürsten von Jsenburg, des Chefs der Deutschen Verwaltung Litauen, "zur
bleibenden Erinnerung für die Herren der Verwaltung", eine große Anzahl gut
ausgeführter "Bilder aus Litauen" zusammengestellt und zu diesen Bildern, "die,
mit Liebe gesammelt, mehr sagen als alle Schilderungen und getreulich die Städte
und Dörfer, wie sie sind, die Menschen in ihrem Alltag, in ihren Freuden und
Leiden zeigen", eine knappe Einleitung verfaßt. (Druck und Verlag der "Kownoer
Zeitung" ) Eine vor kurzem erschienene zweite Auflage weist an Bildern eine
erheblich vermehrte Zahl, aber auch eine ganze Reihe sachkundiger Artikel auf, von
denen der "Geschichtliche Rückblick" Zechlins und Dr. Schlichtinas Aufsatz über
"Das Gebiet und die Organisation der Verwaltung Litauens" wenigstens genannt
seien. Das zweite Werk "Das Land Ober-Ost" (Stuttgart 1917; Deutsche Ver-
lags-Anstalt), daL übrigens mit 28 Lichtbildern. 13 Federzeichnungen und 8 Karten
ausgestattet ist. sucht vornehmlich durch die belehrende Darstellung zu wirken.
Der stattliche Band, (472 Seiten) enthält 58 Aufsätze, die von Fachmännern, in
der Verwaltung des Gebiets oder im Heeresdienste tätigen Herren, herrühren,
gründliche Sachkenntnis verraten und stilistisch auch einen verwöhnten Geschmack
befriedigen. Genannt seien von Mitarbeitern der Dichter Herbert Eulenberg, der
Universitäis-Professor Clemen, der Urwaldmajor Escherich (Bialowies). der Forst¬
mann Borggreve, Herr von Rümker, der seinen tiefgründigen Veitrag bescheiden
"Landeskulturskizzen" nennt, und der Privatdozent Dr. Häpke, der von der Land¬
wirtschaft und ihrem Betriebe zum Zweck der Volksernährung durch die Ver¬
waltung Ober-Ost handelt. Das Sammelwerk, das auf amtlichen, durchaus zu¬
verlässigen Angaben beruht, erhebt nicht den Anspruch, eine wissenschaftliche
Leistung, wie etwa "Das Handbuch von Polen", das die "Studienergebnisse
der Mitglieder der Landeskundlichen Kommission beim Generalgouvernement
Warschau" zusammenfaßt (Berlin 1917; Dietrich Reimer), sondern eine gemein¬
verständliche Darstellung für gebildete Deutsche zu sein; es bietet zu diesem Zweck
"aus allen Gebieten der Verwaltungstätigkeit Ausschnitte und in der Gesamtheit


Zur litauischen Frage

Eroberer als Kulturbringer, was sie bei diesen kleinen Völkern noch längere Zeit
bleiben müßten. Seine Kriegsberichte verdienten, in Buchform weiteren Kreisen
zugänglich gemacht zu werden, um so nachhaltiger zu wirken.

Ein liebenswürdiger, den Leser schnell fesselnder Autor ist der humane und
tolerante Tilsiter Propst Wronka, der sein deutsches Herz auf dem rechten
Fleck hat. Sein „Kurland und Litauen" (Freiburg i. Br. 1917; Herdersche Ver-
lagsbuchhandlung) wird den Weg in viele deutsche Häuser finden und bedarf
kaum einer besonderen Empfehlung. Wronka. des Litauischen kundig und ver¬
mutlich mit den Tilsiter Führern der litauischen Bewegung seit langem in Verbindung
kennt Litauen aus eigener Anschaumig und die Litauer aus vielfachem persön¬
lichen Verkehr; er darf als einer von wenigen Deutschen von sich behaupten, daß
er „die litauische Volksseele durch reichliche Erfahrung kennen gelernt hat". In
seiner Darstellung, die uns mit der Geographie und Geschichte, mit den politischen,
nationalen, kulturellen und wirtschaftlichen Verhältnissen Litauens vertraut macht,
nehmen die kirchlichen Zustände, für die er ja ein besonderes Interesse und Ver¬
ständnis hat, einen ziemlich breiten Raum ein; er ist hier in der Lage, manches
zu berichten, was andersgläubigen Schriftstellern verborgen bleibt. Indem er
außer der amtlichen russischen Statistik zuverlässige kirchliche Ausstellungen benutzt,
errechnet er für 1915 auf dem zusammenhängenden litauischen Sprachgebiet von
1800 Quadratmeilen, bei einer Gesamtbevölkerung von N/2 Millionen, rund
1.8 Millionen Litauer, bis auf 51000 sämtlich Katholiken, in ganz Rußland aber
1.9 Millionen und in der ganzen Welt 2-/« Millionen (davon in Amerika 690000).
also weniger, als sonst wohl angegeben werden.

Die Verwaltung des von deutschen Truppen besetzten Ostens hat zweimal,
im Herbst 1916 und 1917, den Deutschen in der Heimat Gelegenheit geboten,
das Okkupationsgebiet, das erstemal das Gouvernement Kowno, das zweitemal
das ganze Verwaltungsgebiet Ober-Ost, im Bilde und aus belehrenden Dar¬
stellungen kennen zu lernen. Das erstemal hat Dr. Schlichnng im Austrage des
Fürsten von Jsenburg, des Chefs der Deutschen Verwaltung Litauen, „zur
bleibenden Erinnerung für die Herren der Verwaltung", eine große Anzahl gut
ausgeführter „Bilder aus Litauen" zusammengestellt und zu diesen Bildern, „die,
mit Liebe gesammelt, mehr sagen als alle Schilderungen und getreulich die Städte
und Dörfer, wie sie sind, die Menschen in ihrem Alltag, in ihren Freuden und
Leiden zeigen", eine knappe Einleitung verfaßt. (Druck und Verlag der „Kownoer
Zeitung" ) Eine vor kurzem erschienene zweite Auflage weist an Bildern eine
erheblich vermehrte Zahl, aber auch eine ganze Reihe sachkundiger Artikel auf, von
denen der „Geschichtliche Rückblick" Zechlins und Dr. Schlichtinas Aufsatz über
„Das Gebiet und die Organisation der Verwaltung Litauens" wenigstens genannt
seien. Das zweite Werk „Das Land Ober-Ost" (Stuttgart 1917; Deutsche Ver-
lags-Anstalt), daL übrigens mit 28 Lichtbildern. 13 Federzeichnungen und 8 Karten
ausgestattet ist. sucht vornehmlich durch die belehrende Darstellung zu wirken.
Der stattliche Band, (472 Seiten) enthält 58 Aufsätze, die von Fachmännern, in
der Verwaltung des Gebiets oder im Heeresdienste tätigen Herren, herrühren,
gründliche Sachkenntnis verraten und stilistisch auch einen verwöhnten Geschmack
befriedigen. Genannt seien von Mitarbeitern der Dichter Herbert Eulenberg, der
Universitäis-Professor Clemen, der Urwaldmajor Escherich (Bialowies). der Forst¬
mann Borggreve, Herr von Rümker, der seinen tiefgründigen Veitrag bescheiden
„Landeskulturskizzen" nennt, und der Privatdozent Dr. Häpke, der von der Land¬
wirtschaft und ihrem Betriebe zum Zweck der Volksernährung durch die Ver¬
waltung Ober-Ost handelt. Das Sammelwerk, das auf amtlichen, durchaus zu¬
verlässigen Angaben beruht, erhebt nicht den Anspruch, eine wissenschaftliche
Leistung, wie etwa „Das Handbuch von Polen", das die „Studienergebnisse
der Mitglieder der Landeskundlichen Kommission beim Generalgouvernement
Warschau" zusammenfaßt (Berlin 1917; Dietrich Reimer), sondern eine gemein¬
verständliche Darstellung für gebildete Deutsche zu sein; es bietet zu diesem Zweck
„aus allen Gebieten der Verwaltungstätigkeit Ausschnitte und in der Gesamtheit


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[0288] Zur litauischen Frage Eroberer als Kulturbringer, was sie bei diesen kleinen Völkern noch längere Zeit bleiben müßten. Seine Kriegsberichte verdienten, in Buchform weiteren Kreisen zugänglich gemacht zu werden, um so nachhaltiger zu wirken. Ein liebenswürdiger, den Leser schnell fesselnder Autor ist der humane und tolerante Tilsiter Propst Wronka, der sein deutsches Herz auf dem rechten Fleck hat. Sein „Kurland und Litauen" (Freiburg i. Br. 1917; Herdersche Ver- lagsbuchhandlung) wird den Weg in viele deutsche Häuser finden und bedarf kaum einer besonderen Empfehlung. Wronka. des Litauischen kundig und ver¬ mutlich mit den Tilsiter Führern der litauischen Bewegung seit langem in Verbindung kennt Litauen aus eigener Anschaumig und die Litauer aus vielfachem persön¬ lichen Verkehr; er darf als einer von wenigen Deutschen von sich behaupten, daß er „die litauische Volksseele durch reichliche Erfahrung kennen gelernt hat". In seiner Darstellung, die uns mit der Geographie und Geschichte, mit den politischen, nationalen, kulturellen und wirtschaftlichen Verhältnissen Litauens vertraut macht, nehmen die kirchlichen Zustände, für die er ja ein besonderes Interesse und Ver¬ ständnis hat, einen ziemlich breiten Raum ein; er ist hier in der Lage, manches zu berichten, was andersgläubigen Schriftstellern verborgen bleibt. Indem er außer der amtlichen russischen Statistik zuverlässige kirchliche Ausstellungen benutzt, errechnet er für 1915 auf dem zusammenhängenden litauischen Sprachgebiet von 1800 Quadratmeilen, bei einer Gesamtbevölkerung von N/2 Millionen, rund 1.8 Millionen Litauer, bis auf 51000 sämtlich Katholiken, in ganz Rußland aber 1.9 Millionen und in der ganzen Welt 2-/« Millionen (davon in Amerika 690000). also weniger, als sonst wohl angegeben werden. Die Verwaltung des von deutschen Truppen besetzten Ostens hat zweimal, im Herbst 1916 und 1917, den Deutschen in der Heimat Gelegenheit geboten, das Okkupationsgebiet, das erstemal das Gouvernement Kowno, das zweitemal das ganze Verwaltungsgebiet Ober-Ost, im Bilde und aus belehrenden Dar¬ stellungen kennen zu lernen. Das erstemal hat Dr. Schlichnng im Austrage des Fürsten von Jsenburg, des Chefs der Deutschen Verwaltung Litauen, „zur bleibenden Erinnerung für die Herren der Verwaltung", eine große Anzahl gut ausgeführter „Bilder aus Litauen" zusammengestellt und zu diesen Bildern, „die, mit Liebe gesammelt, mehr sagen als alle Schilderungen und getreulich die Städte und Dörfer, wie sie sind, die Menschen in ihrem Alltag, in ihren Freuden und Leiden zeigen", eine knappe Einleitung verfaßt. (Druck und Verlag der „Kownoer Zeitung" ) Eine vor kurzem erschienene zweite Auflage weist an Bildern eine erheblich vermehrte Zahl, aber auch eine ganze Reihe sachkundiger Artikel auf, von denen der „Geschichtliche Rückblick" Zechlins und Dr. Schlichtinas Aufsatz über „Das Gebiet und die Organisation der Verwaltung Litauens" wenigstens genannt seien. Das zweite Werk „Das Land Ober-Ost" (Stuttgart 1917; Deutsche Ver- lags-Anstalt), daL übrigens mit 28 Lichtbildern. 13 Federzeichnungen und 8 Karten ausgestattet ist. sucht vornehmlich durch die belehrende Darstellung zu wirken. Der stattliche Band, (472 Seiten) enthält 58 Aufsätze, die von Fachmännern, in der Verwaltung des Gebiets oder im Heeresdienste tätigen Herren, herrühren, gründliche Sachkenntnis verraten und stilistisch auch einen verwöhnten Geschmack befriedigen. Genannt seien von Mitarbeitern der Dichter Herbert Eulenberg, der Universitäis-Professor Clemen, der Urwaldmajor Escherich (Bialowies). der Forst¬ mann Borggreve, Herr von Rümker, der seinen tiefgründigen Veitrag bescheiden „Landeskulturskizzen" nennt, und der Privatdozent Dr. Häpke, der von der Land¬ wirtschaft und ihrem Betriebe zum Zweck der Volksernährung durch die Ver¬ waltung Ober-Ost handelt. Das Sammelwerk, das auf amtlichen, durchaus zu¬ verlässigen Angaben beruht, erhebt nicht den Anspruch, eine wissenschaftliche Leistung, wie etwa „Das Handbuch von Polen", das die „Studienergebnisse der Mitglieder der Landeskundlichen Kommission beim Generalgouvernement Warschau" zusammenfaßt (Berlin 1917; Dietrich Reimer), sondern eine gemein¬ verständliche Darstellung für gebildete Deutsche zu sein; es bietet zu diesem Zweck „aus allen Gebieten der Verwaltungstätigkeit Ausschnitte und in der Gesamtheit

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333095/288>, abgerufen am 22.07.2024.