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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr.

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Anlage und Stoffauswahl der Schrift bedingt, und der aufmerksame Leser erkennt
auf jeder Seite, daß pädagogische Erfahrung die Hand des Verfassers sicher ge¬
führt hat. In knapper, klarer und übersichtlicher Darstellung werden die grund¬
legenden Begriffe der Volkswirtschaftslehre in kurzen Abschnitten erörtert. Güter.
Arbeits- und Bodenverbrauch. Nahrungs- und Kulturmittel, Produktivität und
Rentabilität. Kapital. Produktion und Fabrikation, Fortschritt im volkswirtschaft¬
lichen Sinne, Einkommen, Sparsamkeit u. a. werden erläutert und durch sinn¬
fällige Beispiele klar gemacht. Die Bevölkerungslehre nimmt einen breiteren Raum
ein und das Bevölkerungsgesetz wird zusammengefaßt: Übervölkerung kann Nahrungs-
Mittelmangel, aber keinen .Kulturmittelmangel und keinen übermäßigen Arbeitstag
hervorrufen. Die weit vorbreitete Meinung, daß wir an Übervölkerung leiden, ist
also falsch. Die gegenwärtigen Verhältnisse werden besonsers in den Abschnitten über
die volkswirtschaftliche Bedeutung des Alkohols, über die Kosten des Heeres in
Friedenszeiten und über die Kosten des Weltkrieges berücksichtigt. Die Berechnung der
Heereskosten in Arbeit und Boden liefert ein viel treffenderes und klareres Bild, als
die durch Geld ausgedrückte Rechnung. Wenn man erfährt, daß das Heer den
zwanzigsten Teil der VolkSarbeit und den achtzigsten Teil des Volksbodens er-
fordert, so erfährt man mehr, als wenn man hört, daß die Kosten des Heeres
jährlich 1200 Millionen Mark betragen. 'Denn man will nicht wissen, wieviel
Geld durch das Heer seinen Besitzer wechselt, sondern um wieviel der Lebensunter¬
halt der Bewohner des Deutschen Reiches sich durch das Heer verschlechtert oder
verbessert. Dagegen lassen die Arbeits- und Bodenkosten des Heeres das Opfer
erkennen, welches das deutsche Volk für sein Heer bringen muß. Dieses Opfer
besteht darin, daß durch das Heer der zwanzigste Teil der Volksarbeit und der
achtzigste Teil des Volksbodens der nationalen Produktion entzogen werden. Das
ist aber keine unerschwingliche Belastung des deutschen Volkes. Eine Verminde¬
rung des Alkoholverbrauches um die Hälfte würde die gesamten Arbeitskosten
und mehr als die gesamten Bodenkosten des Heeres decken. Dabei ist noch nicht
einmal berücksichtigt, daß das Heer die Menschen zur Arbeit erzieht, also produk-
twnsfähiger macht, während der Alkohol das Gegenteil bewirkt. Die volks¬
wirtschaftliche Kostenberechnung des Weltkrieges führt zu dem Ergebnis, daß das
Wort: "Zum Kriegführen gehören drei Dinge, nämlich Geld, Geld und nochmals
Geld." zwar früher genau so oberflächlich war, wie es heute ist. aber in dem
Sinne, wie es früher richtig war, auch heute noch richtig ist. Das Geld stellt
eben nur die scheinbaren Kriegskosten dar. die wirklichen bestehen in Nahrungs¬
und Kulturmitteln oder in Bvoen und Arbeit. Sie werden den Wohlstand des
Deutschen Reiches nicht schädigen.

Das Opfer an Arbeitsanfall für die nationale Produktion durch den Krieg
Swingt uns nun, das in der zweiten Schrift behandelte Problem des Aufstieges
der Begabten zum Range der Teilaufgabe eines viel umfassenderen Problems zu
erheben. Dieser Aufstieg ist nämlich nicht etwa nur eine Forderung der sozialen
Gerechtigkeit zugunsten einzelner Menschen, sondern ein volkswirtschaftliches Problem
von größter Wichtigkeit. Aus Gründen der Wohlfahrt des ganzen Volkes muß
den Begabten der Aufstieg ermöglicht werden. Durch ihn soll im letzten Grunde
der Wohlstand des ganzen Volkes, sein Reichtum und seine Kultur mächtig ge¬
fordert werden. Und deshalb handelt es sich nicht nur um ein pädagogisches oder
um ein soziales, sondern um ein praktisch-volkswirtschaftliches Problem. Das gibt
der Schule aber auch eine wesentlich neue Aufgabe, nämlich die Steigerung des
nationalen Einkommens, des Nationalvermögens und der nationalen Kultur. Wie
die Psychologie längst eine Hilfswissenschaft der Erziehungslehre geworden ist, so
Auß das auch die Volkswirtschaftslehre werden. Jeder Lehrer muß mit ihren
Elementen ebenso vertraut sein, wie mit den Elementen der Psychologie. Wenn
der Lehrer die Auslese der Begabten treffen soll, so muß er bekannt sein mit den
^rschiedenen Arten und Graden der Begabung, sowie mit der Verteilung der
Aegabung auf die einzelnen Bevölkerungsklassen. Soll er auch mitwirken bei der
Verteilung der Ausgelesenen auf die verschiedenen Berufe, damit jeder Begabte


Anlage und Stoffauswahl der Schrift bedingt, und der aufmerksame Leser erkennt
auf jeder Seite, daß pädagogische Erfahrung die Hand des Verfassers sicher ge¬
führt hat. In knapper, klarer und übersichtlicher Darstellung werden die grund¬
legenden Begriffe der Volkswirtschaftslehre in kurzen Abschnitten erörtert. Güter.
Arbeits- und Bodenverbrauch. Nahrungs- und Kulturmittel, Produktivität und
Rentabilität. Kapital. Produktion und Fabrikation, Fortschritt im volkswirtschaft¬
lichen Sinne, Einkommen, Sparsamkeit u. a. werden erläutert und durch sinn¬
fällige Beispiele klar gemacht. Die Bevölkerungslehre nimmt einen breiteren Raum
ein und das Bevölkerungsgesetz wird zusammengefaßt: Übervölkerung kann Nahrungs-
Mittelmangel, aber keinen .Kulturmittelmangel und keinen übermäßigen Arbeitstag
hervorrufen. Die weit vorbreitete Meinung, daß wir an Übervölkerung leiden, ist
also falsch. Die gegenwärtigen Verhältnisse werden besonsers in den Abschnitten über
die volkswirtschaftliche Bedeutung des Alkohols, über die Kosten des Heeres in
Friedenszeiten und über die Kosten des Weltkrieges berücksichtigt. Die Berechnung der
Heereskosten in Arbeit und Boden liefert ein viel treffenderes und klareres Bild, als
die durch Geld ausgedrückte Rechnung. Wenn man erfährt, daß das Heer den
zwanzigsten Teil der VolkSarbeit und den achtzigsten Teil des Volksbodens er-
fordert, so erfährt man mehr, als wenn man hört, daß die Kosten des Heeres
jährlich 1200 Millionen Mark betragen. 'Denn man will nicht wissen, wieviel
Geld durch das Heer seinen Besitzer wechselt, sondern um wieviel der Lebensunter¬
halt der Bewohner des Deutschen Reiches sich durch das Heer verschlechtert oder
verbessert. Dagegen lassen die Arbeits- und Bodenkosten des Heeres das Opfer
erkennen, welches das deutsche Volk für sein Heer bringen muß. Dieses Opfer
besteht darin, daß durch das Heer der zwanzigste Teil der Volksarbeit und der
achtzigste Teil des Volksbodens der nationalen Produktion entzogen werden. Das
ist aber keine unerschwingliche Belastung des deutschen Volkes. Eine Verminde¬
rung des Alkoholverbrauches um die Hälfte würde die gesamten Arbeitskosten
und mehr als die gesamten Bodenkosten des Heeres decken. Dabei ist noch nicht
einmal berücksichtigt, daß das Heer die Menschen zur Arbeit erzieht, also produk-
twnsfähiger macht, während der Alkohol das Gegenteil bewirkt. Die volks¬
wirtschaftliche Kostenberechnung des Weltkrieges führt zu dem Ergebnis, daß das
Wort: „Zum Kriegführen gehören drei Dinge, nämlich Geld, Geld und nochmals
Geld." zwar früher genau so oberflächlich war, wie es heute ist. aber in dem
Sinne, wie es früher richtig war, auch heute noch richtig ist. Das Geld stellt
eben nur die scheinbaren Kriegskosten dar. die wirklichen bestehen in Nahrungs¬
und Kulturmitteln oder in Bvoen und Arbeit. Sie werden den Wohlstand des
Deutschen Reiches nicht schädigen.

Das Opfer an Arbeitsanfall für die nationale Produktion durch den Krieg
Swingt uns nun, das in der zweiten Schrift behandelte Problem des Aufstieges
der Begabten zum Range der Teilaufgabe eines viel umfassenderen Problems zu
erheben. Dieser Aufstieg ist nämlich nicht etwa nur eine Forderung der sozialen
Gerechtigkeit zugunsten einzelner Menschen, sondern ein volkswirtschaftliches Problem
von größter Wichtigkeit. Aus Gründen der Wohlfahrt des ganzen Volkes muß
den Begabten der Aufstieg ermöglicht werden. Durch ihn soll im letzten Grunde
der Wohlstand des ganzen Volkes, sein Reichtum und seine Kultur mächtig ge¬
fordert werden. Und deshalb handelt es sich nicht nur um ein pädagogisches oder
um ein soziales, sondern um ein praktisch-volkswirtschaftliches Problem. Das gibt
der Schule aber auch eine wesentlich neue Aufgabe, nämlich die Steigerung des
nationalen Einkommens, des Nationalvermögens und der nationalen Kultur. Wie
die Psychologie längst eine Hilfswissenschaft der Erziehungslehre geworden ist, so
Auß das auch die Volkswirtschaftslehre werden. Jeder Lehrer muß mit ihren
Elementen ebenso vertraut sein, wie mit den Elementen der Psychologie. Wenn
der Lehrer die Auslese der Begabten treffen soll, so muß er bekannt sein mit den
^rschiedenen Arten und Graden der Begabung, sowie mit der Verteilung der
Aegabung auf die einzelnen Bevölkerungsklassen. Soll er auch mitwirken bei der
Verteilung der Ausgelesenen auf die verschiedenen Berufe, damit jeder Begabte


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[0275] Anlage und Stoffauswahl der Schrift bedingt, und der aufmerksame Leser erkennt auf jeder Seite, daß pädagogische Erfahrung die Hand des Verfassers sicher ge¬ führt hat. In knapper, klarer und übersichtlicher Darstellung werden die grund¬ legenden Begriffe der Volkswirtschaftslehre in kurzen Abschnitten erörtert. Güter. Arbeits- und Bodenverbrauch. Nahrungs- und Kulturmittel, Produktivität und Rentabilität. Kapital. Produktion und Fabrikation, Fortschritt im volkswirtschaft¬ lichen Sinne, Einkommen, Sparsamkeit u. a. werden erläutert und durch sinn¬ fällige Beispiele klar gemacht. Die Bevölkerungslehre nimmt einen breiteren Raum ein und das Bevölkerungsgesetz wird zusammengefaßt: Übervölkerung kann Nahrungs- Mittelmangel, aber keinen .Kulturmittelmangel und keinen übermäßigen Arbeitstag hervorrufen. Die weit vorbreitete Meinung, daß wir an Übervölkerung leiden, ist also falsch. Die gegenwärtigen Verhältnisse werden besonsers in den Abschnitten über die volkswirtschaftliche Bedeutung des Alkohols, über die Kosten des Heeres in Friedenszeiten und über die Kosten des Weltkrieges berücksichtigt. Die Berechnung der Heereskosten in Arbeit und Boden liefert ein viel treffenderes und klareres Bild, als die durch Geld ausgedrückte Rechnung. Wenn man erfährt, daß das Heer den zwanzigsten Teil der VolkSarbeit und den achtzigsten Teil des Volksbodens er- fordert, so erfährt man mehr, als wenn man hört, daß die Kosten des Heeres jährlich 1200 Millionen Mark betragen. 'Denn man will nicht wissen, wieviel Geld durch das Heer seinen Besitzer wechselt, sondern um wieviel der Lebensunter¬ halt der Bewohner des Deutschen Reiches sich durch das Heer verschlechtert oder verbessert. Dagegen lassen die Arbeits- und Bodenkosten des Heeres das Opfer erkennen, welches das deutsche Volk für sein Heer bringen muß. Dieses Opfer besteht darin, daß durch das Heer der zwanzigste Teil der Volksarbeit und der achtzigste Teil des Volksbodens der nationalen Produktion entzogen werden. Das ist aber keine unerschwingliche Belastung des deutschen Volkes. Eine Verminde¬ rung des Alkoholverbrauches um die Hälfte würde die gesamten Arbeitskosten und mehr als die gesamten Bodenkosten des Heeres decken. Dabei ist noch nicht einmal berücksichtigt, daß das Heer die Menschen zur Arbeit erzieht, also produk- twnsfähiger macht, während der Alkohol das Gegenteil bewirkt. Die volks¬ wirtschaftliche Kostenberechnung des Weltkrieges führt zu dem Ergebnis, daß das Wort: „Zum Kriegführen gehören drei Dinge, nämlich Geld, Geld und nochmals Geld." zwar früher genau so oberflächlich war, wie es heute ist. aber in dem Sinne, wie es früher richtig war, auch heute noch richtig ist. Das Geld stellt eben nur die scheinbaren Kriegskosten dar. die wirklichen bestehen in Nahrungs¬ und Kulturmitteln oder in Bvoen und Arbeit. Sie werden den Wohlstand des Deutschen Reiches nicht schädigen. Das Opfer an Arbeitsanfall für die nationale Produktion durch den Krieg Swingt uns nun, das in der zweiten Schrift behandelte Problem des Aufstieges der Begabten zum Range der Teilaufgabe eines viel umfassenderen Problems zu erheben. Dieser Aufstieg ist nämlich nicht etwa nur eine Forderung der sozialen Gerechtigkeit zugunsten einzelner Menschen, sondern ein volkswirtschaftliches Problem von größter Wichtigkeit. Aus Gründen der Wohlfahrt des ganzen Volkes muß den Begabten der Aufstieg ermöglicht werden. Durch ihn soll im letzten Grunde der Wohlstand des ganzen Volkes, sein Reichtum und seine Kultur mächtig ge¬ fordert werden. Und deshalb handelt es sich nicht nur um ein pädagogisches oder um ein soziales, sondern um ein praktisch-volkswirtschaftliches Problem. Das gibt der Schule aber auch eine wesentlich neue Aufgabe, nämlich die Steigerung des nationalen Einkommens, des Nationalvermögens und der nationalen Kultur. Wie die Psychologie längst eine Hilfswissenschaft der Erziehungslehre geworden ist, so Auß das auch die Volkswirtschaftslehre werden. Jeder Lehrer muß mit ihren Elementen ebenso vertraut sein, wie mit den Elementen der Psychologie. Wenn der Lehrer die Auslese der Begabten treffen soll, so muß er bekannt sein mit den ^rschiedenen Arten und Graden der Begabung, sowie mit der Verteilung der Aegabung auf die einzelnen Bevölkerungsklassen. Soll er auch mitwirken bei der Verteilung der Ausgelesenen auf die verschiedenen Berufe, damit jeder Begabte

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333095/275>, abgerufen am 22.07.2024.