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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Viertes Vierteljahr.

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vor hundert Zähnen

vor allem aus einzelnen Leitsätzen hervor, die gleichzeitig mit den Beschlüssen
des Wartburgfestes erschienen. Schon in ihnen ist die tiefe geschichtliche Wahr¬
heit lebendig, daß auf Potsdam und Weimar das Wesen des deutschen Staates
beruht. Als erster Trinkspruch bei den Gedenktagen der Freiheitskriege sollten,
so forderten Riemann und seine Freunde, die Worte "Blücher und Weimar!"
gelten: Sie mahnen "an Deutschlands Unabhängigkeit nach außen und an
Deutschlands Freiheit im Innern. In Blücher wollen wir alle ehren, die
heldenmütig für Deutschlands Rettung gekämpft haben. Wir nennen ihn, weil
seine Entschiedenheit die Zaudernden vorwärts gerissen hat über Elbe und
Rhein zu der großen Entscheidung. In Weimar wollen wir alles ehren, was
für gesetzmäßige Freiheit und Einheit in Deutschlands Staaten geschieht. --
Gott segne Blüchers starken und Weimars guten Geist."

Die Kraft Preußens, sein Heer und Staat, der Geist Weimars, der
wunderbare Nachhall der Zeit Goethes und Schillers unter Karl Augusts
Regiment und das von ihm gepflegte Sehnen nach einer verfassungsmäßigen
Ordnung des neuen Deutschland: das sind in der Tat die beiden Elemente
geworden, die die Freiheit und Einheit des Reiches, Preußen-Deutschlands,
geschaffen haben und stützen. Über ein Jahrhundert hinweg empfinden wir
diese Wahrheit heute, mitten im gewaltigsten Kampfe, den das Geschick dem
deutschen Volke je auferlegt hat. ganz besonders stark. Weit über das Maß
rein studentischer und selbst größerer geschichtlicher Gedenktage hinaus erhält
damit das Wartburgfest vom 18. Oktober 1817 gerade heute Wert und Be¬
deutung. Nie dürfen wir vergessen, daß sich vor hundert Jahren in Eisenach
zum ersten Male die Kräfte ganz Deutschlands zu fruchtreichen politischen
und sittlichen Wirken verbanden. Die Losungsworte der deutschen Zukunft:
Einheit und Freiheit, und ihr Feldgeschrei: Blücher und Weimar wurden
damals bedeutungsvoll ausgegeben. Sie werden uns auch weiter in Krieg
und Frieden führen und vorleuchten!




vor hundert Zähnen

vor allem aus einzelnen Leitsätzen hervor, die gleichzeitig mit den Beschlüssen
des Wartburgfestes erschienen. Schon in ihnen ist die tiefe geschichtliche Wahr¬
heit lebendig, daß auf Potsdam und Weimar das Wesen des deutschen Staates
beruht. Als erster Trinkspruch bei den Gedenktagen der Freiheitskriege sollten,
so forderten Riemann und seine Freunde, die Worte „Blücher und Weimar!"
gelten: Sie mahnen „an Deutschlands Unabhängigkeit nach außen und an
Deutschlands Freiheit im Innern. In Blücher wollen wir alle ehren, die
heldenmütig für Deutschlands Rettung gekämpft haben. Wir nennen ihn, weil
seine Entschiedenheit die Zaudernden vorwärts gerissen hat über Elbe und
Rhein zu der großen Entscheidung. In Weimar wollen wir alles ehren, was
für gesetzmäßige Freiheit und Einheit in Deutschlands Staaten geschieht. —
Gott segne Blüchers starken und Weimars guten Geist."

Die Kraft Preußens, sein Heer und Staat, der Geist Weimars, der
wunderbare Nachhall der Zeit Goethes und Schillers unter Karl Augusts
Regiment und das von ihm gepflegte Sehnen nach einer verfassungsmäßigen
Ordnung des neuen Deutschland: das sind in der Tat die beiden Elemente
geworden, die die Freiheit und Einheit des Reiches, Preußen-Deutschlands,
geschaffen haben und stützen. Über ein Jahrhundert hinweg empfinden wir
diese Wahrheit heute, mitten im gewaltigsten Kampfe, den das Geschick dem
deutschen Volke je auferlegt hat. ganz besonders stark. Weit über das Maß
rein studentischer und selbst größerer geschichtlicher Gedenktage hinaus erhält
damit das Wartburgfest vom 18. Oktober 1817 gerade heute Wert und Be¬
deutung. Nie dürfen wir vergessen, daß sich vor hundert Jahren in Eisenach
zum ersten Male die Kräfte ganz Deutschlands zu fruchtreichen politischen
und sittlichen Wirken verbanden. Die Losungsworte der deutschen Zukunft:
Einheit und Freiheit, und ihr Feldgeschrei: Blücher und Weimar wurden
damals bedeutungsvoll ausgegeben. Sie werden uns auch weiter in Krieg
und Frieden führen und vorleuchten!




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[0091] vor hundert Zähnen vor allem aus einzelnen Leitsätzen hervor, die gleichzeitig mit den Beschlüssen des Wartburgfestes erschienen. Schon in ihnen ist die tiefe geschichtliche Wahr¬ heit lebendig, daß auf Potsdam und Weimar das Wesen des deutschen Staates beruht. Als erster Trinkspruch bei den Gedenktagen der Freiheitskriege sollten, so forderten Riemann und seine Freunde, die Worte „Blücher und Weimar!" gelten: Sie mahnen „an Deutschlands Unabhängigkeit nach außen und an Deutschlands Freiheit im Innern. In Blücher wollen wir alle ehren, die heldenmütig für Deutschlands Rettung gekämpft haben. Wir nennen ihn, weil seine Entschiedenheit die Zaudernden vorwärts gerissen hat über Elbe und Rhein zu der großen Entscheidung. In Weimar wollen wir alles ehren, was für gesetzmäßige Freiheit und Einheit in Deutschlands Staaten geschieht. — Gott segne Blüchers starken und Weimars guten Geist." Die Kraft Preußens, sein Heer und Staat, der Geist Weimars, der wunderbare Nachhall der Zeit Goethes und Schillers unter Karl Augusts Regiment und das von ihm gepflegte Sehnen nach einer verfassungsmäßigen Ordnung des neuen Deutschland: das sind in der Tat die beiden Elemente geworden, die die Freiheit und Einheit des Reiches, Preußen-Deutschlands, geschaffen haben und stützen. Über ein Jahrhundert hinweg empfinden wir diese Wahrheit heute, mitten im gewaltigsten Kampfe, den das Geschick dem deutschen Volke je auferlegt hat. ganz besonders stark. Weit über das Maß rein studentischer und selbst größerer geschichtlicher Gedenktage hinaus erhält damit das Wartburgfest vom 18. Oktober 1817 gerade heute Wert und Be¬ deutung. Nie dürfen wir vergessen, daß sich vor hundert Jahren in Eisenach zum ersten Male die Kräfte ganz Deutschlands zu fruchtreichen politischen und sittlichen Wirken verbanden. Die Losungsworte der deutschen Zukunft: Einheit und Freiheit, und ihr Feldgeschrei: Blücher und Weimar wurden damals bedeutungsvoll ausgegeben. Sie werden uns auch weiter in Krieg und Frieden führen und vorleuchten!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332712/91>, abgerufen am 05.02.2025.