Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Viertes Vierteljahr.Arthur Westphal f -- Neue Bücher Arthur Westphal f In der Nacht vom 2. zum 3. Dezember ist Arthur Westphal, der Berliner Mir war es immer ein besonderer Genuß, mit dem klardenkenden, von In der Nacht vom 2. zum 3. Dezember, es war stockfinster und ein böser So fand er den Tod als ein treuer Wächter, und die Treue, die ihn in Neue Bücher Der Krieg gegen Deutschland und seine Verbündeten wird angeblich im Arthur Westphal f — Neue Bücher Arthur Westphal f In der Nacht vom 2. zum 3. Dezember ist Arthur Westphal, der Berliner Mir war es immer ein besonderer Genuß, mit dem klardenkenden, von In der Nacht vom 2. zum 3. Dezember, es war stockfinster und ein böser So fand er den Tod als ein treuer Wächter, und die Treue, die ihn in Neue Bücher Der Krieg gegen Deutschland und seine Verbündeten wird angeblich im <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0347" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/333062"/> <fw type="header" place="top"> Arthur Westphal f — Neue Bücher</fw><lb/> </div> <div n="1"> <head> Arthur Westphal f</head><lb/> <p xml:id="ID_1123"> In der Nacht vom 2. zum 3. Dezember ist Arthur Westphal, der Berliner<lb/> Theaterkritiker, als Leutnant und Kompagnieführer in den Kämpfen bei Cambrai<lb/> gefallen. Arthur Westphal hat den Grenzboten bis zum Ausbruch des Krieges<lb/> höchst interessante und beachtete Beiträge zur jüngsten Theatergeschichte Berlins<lb/> gegeben. Unter den Berliner Kritikern genoß er den Ruf eines rechtlich denkenden,<lb/> wohlwollenden und besonders scharfsinnigen Beurteilers des Theaterlebens.</p><lb/> <p xml:id="ID_1124"> Mir war es immer ein besonderer Genuß, mit dem klardenkenden, von<lb/> hohen Idealen geleiteten Mann verkehren zu dürfen. Der Krieg hat uns abseits<lb/> von unserem bürgerlichen Beruf einander noch um ein erhebliches Stück näher<lb/> gebracht. Im Herbst 1916 trafen wir uns in den tiefen Schützengräben an der<lb/> Somme. Der Winter 1916/17, bis zum großen Rückzug auf die Siegfriedlinie,<lb/> wo wir zusammen die Nachhut hatten, stellte uns häufig zusammen vor dieselbe<lb/> Aufgabe. Im Sommer 1917 begegneten wir uns dann bei Arras, in Flandern,<lb/> in der Champagne. Aber recht zusammengeschweißt hat uns Männer erst das<lb/> Erleben der Tage vom 30. November bis 2. Dezember. Da war meine Batterie<lb/> Sturmbatterie beim Bataillon Westphals und fast drei Tage lang lagen wir zu-<lb/> sammen in nächster Berührung mit einem zähen Gegner. Jeder von uns unter¬<lb/> nommene Schritt mußte dem andern bekannt sein und wurde mit dem andern<lb/> besprochen-, jede Beobachtung am Feinde tauschten wir aus. In den Gefechts-<lb/> Pausen, d. h. wenn unsere Leute feierten, aber hunderttausend Maschinengewehr¬<lb/> kugeln über uns hinpfiffen, saßen wir zusammen und sprachen von dem, zu dem<lb/> wir uns hinsehnten. Unser letztes Gespräch galt der literarischen Beilage der<lb/> „Täglichen Rundschau" und Erich Schlaikjers Geburtstag, der kürzlich gewesen<lb/> war. Arthur Westphal, der hauptsächlich in der „Welt am Montag" Theater¬<lb/> kritiken veröffentlichte, entwickelte mir die große Bedeutung, die der literarische<lb/> Teil der „Täglichen Rundschau" gerade für eine Gesundung der Berliner Verhältnisse<lb/> haben müßte, wenn es immer gelänge, freimütige, von Engherzigkeit freie Männer<lb/> für den literarischen Dienst zu gewinnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1125"> In der Nacht vom 2. zum 3. Dezember, es war stockfinster und ein böser<lb/> Sturm heulte über die Höhe 100 südlich Burton, überrumpelte uns der Engländer.<lb/> Westphal muß einer der ersten gewesen sein, der kampfunfähig gemacht ward.<lb/> Mit klaffender Kopfwunde, aber lebend und bei Bewußtsein, wurde er nach dem<lb/> Gefecht in seinem Beobachtungsstand dicht am Feinde gefunden.'</p><lb/> <p xml:id="ID_1126"> So fand er den Tod als ein treuer Wächter, und die Treue, die ihn in<lb/> seinem bürgerlichen Beruf ausgezeichnet hat, fand hier in seinem Ende heroischen<lb/><note type="byline"> G. Llcinow</note> Ausdruck. Friede seiner Asche. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Neue Bücher</head><lb/> <p xml:id="ID_1127" next="#ID_1128"> Der Krieg gegen Deutschland und seine Verbündeten wird angeblich im<lb/> Namen der Gerechtigkeit und Freiheit geführt. Daß hinter diesen Worten voll<lb/> tönenden Idealismus sich bestimmte selbstsüchtige und durchaus realistische Pläne<lb/> verbergen, weiß heutzutage auch jeder unbefangene Neutrale. Die geheimen Ziele</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0347]
Arthur Westphal f — Neue Bücher
Arthur Westphal f
In der Nacht vom 2. zum 3. Dezember ist Arthur Westphal, der Berliner
Theaterkritiker, als Leutnant und Kompagnieführer in den Kämpfen bei Cambrai
gefallen. Arthur Westphal hat den Grenzboten bis zum Ausbruch des Krieges
höchst interessante und beachtete Beiträge zur jüngsten Theatergeschichte Berlins
gegeben. Unter den Berliner Kritikern genoß er den Ruf eines rechtlich denkenden,
wohlwollenden und besonders scharfsinnigen Beurteilers des Theaterlebens.
Mir war es immer ein besonderer Genuß, mit dem klardenkenden, von
hohen Idealen geleiteten Mann verkehren zu dürfen. Der Krieg hat uns abseits
von unserem bürgerlichen Beruf einander noch um ein erhebliches Stück näher
gebracht. Im Herbst 1916 trafen wir uns in den tiefen Schützengräben an der
Somme. Der Winter 1916/17, bis zum großen Rückzug auf die Siegfriedlinie,
wo wir zusammen die Nachhut hatten, stellte uns häufig zusammen vor dieselbe
Aufgabe. Im Sommer 1917 begegneten wir uns dann bei Arras, in Flandern,
in der Champagne. Aber recht zusammengeschweißt hat uns Männer erst das
Erleben der Tage vom 30. November bis 2. Dezember. Da war meine Batterie
Sturmbatterie beim Bataillon Westphals und fast drei Tage lang lagen wir zu-
sammen in nächster Berührung mit einem zähen Gegner. Jeder von uns unter¬
nommene Schritt mußte dem andern bekannt sein und wurde mit dem andern
besprochen-, jede Beobachtung am Feinde tauschten wir aus. In den Gefechts-
Pausen, d. h. wenn unsere Leute feierten, aber hunderttausend Maschinengewehr¬
kugeln über uns hinpfiffen, saßen wir zusammen und sprachen von dem, zu dem
wir uns hinsehnten. Unser letztes Gespräch galt der literarischen Beilage der
„Täglichen Rundschau" und Erich Schlaikjers Geburtstag, der kürzlich gewesen
war. Arthur Westphal, der hauptsächlich in der „Welt am Montag" Theater¬
kritiken veröffentlichte, entwickelte mir die große Bedeutung, die der literarische
Teil der „Täglichen Rundschau" gerade für eine Gesundung der Berliner Verhältnisse
haben müßte, wenn es immer gelänge, freimütige, von Engherzigkeit freie Männer
für den literarischen Dienst zu gewinnen.
In der Nacht vom 2. zum 3. Dezember, es war stockfinster und ein böser
Sturm heulte über die Höhe 100 südlich Burton, überrumpelte uns der Engländer.
Westphal muß einer der ersten gewesen sein, der kampfunfähig gemacht ward.
Mit klaffender Kopfwunde, aber lebend und bei Bewußtsein, wurde er nach dem
Gefecht in seinem Beobachtungsstand dicht am Feinde gefunden.'
So fand er den Tod als ein treuer Wächter, und die Treue, die ihn in
seinem bürgerlichen Beruf ausgezeichnet hat, fand hier in seinem Ende heroischen
G. Llcinow Ausdruck. Friede seiner Asche.
Neue Bücher
Der Krieg gegen Deutschland und seine Verbündeten wird angeblich im
Namen der Gerechtigkeit und Freiheit geführt. Daß hinter diesen Worten voll
tönenden Idealismus sich bestimmte selbstsüchtige und durchaus realistische Pläne
verbergen, weiß heutzutage auch jeder unbefangene Neutrale. Die geheimen Ziele
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