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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Viertes Vierteljahr.

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polnische Irrungen

heute an schon alles vorbereiten, um sich einen günstigen Ausgang desselben zu
sichern."

Das sind bemerkenswerte Worte, das ist eine bemerkenswerte Warnung. Es
ist uns vergönnt worden, ihre Erfüllungen zu erleben trotz der preußischen Nieder¬
lagen bei Jena, Auerstädt, Friedland, trotz der vielen schweren Heimsuchungen in
den späteren Zeiten.

Preußen wurde ständig größer, wie es der Fürst Czartoryski vorausgesehen
hat, bis es eine furchtbare Macht für Rußland selbst geworden ist dank dessen
freundschaftlicher Gesinnung und moralischer Unterstützung. --

Nun könnte entgegengehalten werden, daß die Meinung des Herrn
Ossuchowski nicht maßgebend zu sein brauche für die heutigen politischen Führer
der Polen, auch brauche Herr Ossuchowski heute nicht mehr dieselbe Meinung
zu vertreten, die er vor neun Jahren mit besonderer Wärme vertrat. Dem¬
gegenüber möchte ich daraus verweisen, daß sich Herr Ossuchowski bereits vor an¬
nähernd 25--30 Jahren als Vorkämpfer gegen das Deutschtum in Westpreußen
betätigt hat und in den Jahren steht, in denen man Grundanschauungen
nicht mehr ändert. Und die Stellungnahme des Polen zum Deutschtum oder
Russentum ist das Bekenntnis zu einer Grundanschauung, die bestimmend ist
für die ganze politische und bürgerliche Existenz des betreffenden Polen.

Wie Herr Ossuchowski zu den geistigen Führern der Polen einerseits und
zur ^iacisr? 8?KüIna anderseits steht, darüber gibt uns die polnische Zeitschrift
"Polen" Ur. 132 auf ihrer Seite 54 und 55 Aufschluß.

In einer Notiz "Spenden des Rechtsanwalts Ossuchowski" heißt es: "Der
diesjährige Laureat der Krakauer Akadmie der Wissenschaften, Rechtsanwalt
Antoni Ossuchowski hat den ihm.....zuerkannten Preis von 44230 Kronen
folgenden Zwecken gewidmet: 4230 Kronen für Krakauer Schulen. 5000 Kronen
für polnische Schulen im Herzogtum Teschen zur Verfügung der nacia-rx
82külna; 5000 Kronen für Volksschulverein Ostgalizien; 7500 Kronen Prälat
Michatliewicz in Wilna für polnische Schulen in Litauen: 5000 Kronen
Naciel-2 8xKöIna im Königreich Polen für Schulen in Sjedlcc und Chelm;
5000 Kronen Volksschullehrerseminar in Ursynüw durch den Warschauer
Bürgermeister Drzewiecki; 5000 Kronen der öffentlichen Bibliothek in Warschau;
4500 Kronen Seminar für Volksschullehrerinnen in Zawiercie durch Stanislaus
Sznmanski; 3000 Kronen Verein der Volkslesehallen in Posen "zur Errichtung
und Erhaltung von Volkslesehallen in Schlesien, bei den Kassuben und Masuren".
"

Der "Glos Narodu. Krakau. schreibt zu dieser Verteilung:

". . . . durch Ossuchowskis Hände sind im Laufe einer langen Reihe von
Jahren ansehnliche Summen für öffentliche Zwecke gegangen, mit dem Ge¬
danken an die dringendsten nationalen Notwendigkeiten, an die Posten, die die
schleunigste Verteidigung heisesten. Derselbe kluge und vorausschauende Rettungs¬
gedanke, der schon fo oft sich bemerkbar machte, belebte auch Ossuchowskis letzte
Tat. Der polnische Groß-Almosenier eilt der polnischen Jugend zu Hilfe, die


polnische Irrungen

heute an schon alles vorbereiten, um sich einen günstigen Ausgang desselben zu
sichern."

Das sind bemerkenswerte Worte, das ist eine bemerkenswerte Warnung. Es
ist uns vergönnt worden, ihre Erfüllungen zu erleben trotz der preußischen Nieder¬
lagen bei Jena, Auerstädt, Friedland, trotz der vielen schweren Heimsuchungen in
den späteren Zeiten.

Preußen wurde ständig größer, wie es der Fürst Czartoryski vorausgesehen
hat, bis es eine furchtbare Macht für Rußland selbst geworden ist dank dessen
freundschaftlicher Gesinnung und moralischer Unterstützung. —

Nun könnte entgegengehalten werden, daß die Meinung des Herrn
Ossuchowski nicht maßgebend zu sein brauche für die heutigen politischen Führer
der Polen, auch brauche Herr Ossuchowski heute nicht mehr dieselbe Meinung
zu vertreten, die er vor neun Jahren mit besonderer Wärme vertrat. Dem¬
gegenüber möchte ich daraus verweisen, daß sich Herr Ossuchowski bereits vor an¬
nähernd 25—30 Jahren als Vorkämpfer gegen das Deutschtum in Westpreußen
betätigt hat und in den Jahren steht, in denen man Grundanschauungen
nicht mehr ändert. Und die Stellungnahme des Polen zum Deutschtum oder
Russentum ist das Bekenntnis zu einer Grundanschauung, die bestimmend ist
für die ganze politische und bürgerliche Existenz des betreffenden Polen.

Wie Herr Ossuchowski zu den geistigen Führern der Polen einerseits und
zur ^iacisr? 8?KüIna anderseits steht, darüber gibt uns die polnische Zeitschrift
„Polen" Ur. 132 auf ihrer Seite 54 und 55 Aufschluß.

In einer Notiz „Spenden des Rechtsanwalts Ossuchowski" heißt es: „Der
diesjährige Laureat der Krakauer Akadmie der Wissenschaften, Rechtsanwalt
Antoni Ossuchowski hat den ihm.....zuerkannten Preis von 44230 Kronen
folgenden Zwecken gewidmet: 4230 Kronen für Krakauer Schulen. 5000 Kronen
für polnische Schulen im Herzogtum Teschen zur Verfügung der nacia-rx
82külna; 5000 Kronen für Volksschulverein Ostgalizien; 7500 Kronen Prälat
Michatliewicz in Wilna für polnische Schulen in Litauen: 5000 Kronen
Naciel-2 8xKöIna im Königreich Polen für Schulen in Sjedlcc und Chelm;
5000 Kronen Volksschullehrerseminar in Ursynüw durch den Warschauer
Bürgermeister Drzewiecki; 5000 Kronen der öffentlichen Bibliothek in Warschau;
4500 Kronen Seminar für Volksschullehrerinnen in Zawiercie durch Stanislaus
Sznmanski; 3000 Kronen Verein der Volkslesehallen in Posen „zur Errichtung
und Erhaltung von Volkslesehallen in Schlesien, bei den Kassuben und Masuren".
"

Der „Glos Narodu. Krakau. schreibt zu dieser Verteilung:

„. . . . durch Ossuchowskis Hände sind im Laufe einer langen Reihe von
Jahren ansehnliche Summen für öffentliche Zwecke gegangen, mit dem Ge¬
danken an die dringendsten nationalen Notwendigkeiten, an die Posten, die die
schleunigste Verteidigung heisesten. Derselbe kluge und vorausschauende Rettungs¬
gedanke, der schon fo oft sich bemerkbar machte, belebte auch Ossuchowskis letzte
Tat. Der polnische Groß-Almosenier eilt der polnischen Jugend zu Hilfe, die


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[0022] polnische Irrungen heute an schon alles vorbereiten, um sich einen günstigen Ausgang desselben zu sichern." Das sind bemerkenswerte Worte, das ist eine bemerkenswerte Warnung. Es ist uns vergönnt worden, ihre Erfüllungen zu erleben trotz der preußischen Nieder¬ lagen bei Jena, Auerstädt, Friedland, trotz der vielen schweren Heimsuchungen in den späteren Zeiten. Preußen wurde ständig größer, wie es der Fürst Czartoryski vorausgesehen hat, bis es eine furchtbare Macht für Rußland selbst geworden ist dank dessen freundschaftlicher Gesinnung und moralischer Unterstützung. — Nun könnte entgegengehalten werden, daß die Meinung des Herrn Ossuchowski nicht maßgebend zu sein brauche für die heutigen politischen Führer der Polen, auch brauche Herr Ossuchowski heute nicht mehr dieselbe Meinung zu vertreten, die er vor neun Jahren mit besonderer Wärme vertrat. Dem¬ gegenüber möchte ich daraus verweisen, daß sich Herr Ossuchowski bereits vor an¬ nähernd 25—30 Jahren als Vorkämpfer gegen das Deutschtum in Westpreußen betätigt hat und in den Jahren steht, in denen man Grundanschauungen nicht mehr ändert. Und die Stellungnahme des Polen zum Deutschtum oder Russentum ist das Bekenntnis zu einer Grundanschauung, die bestimmend ist für die ganze politische und bürgerliche Existenz des betreffenden Polen. Wie Herr Ossuchowski zu den geistigen Führern der Polen einerseits und zur ^iacisr? 8?KüIna anderseits steht, darüber gibt uns die polnische Zeitschrift „Polen" Ur. 132 auf ihrer Seite 54 und 55 Aufschluß. In einer Notiz „Spenden des Rechtsanwalts Ossuchowski" heißt es: „Der diesjährige Laureat der Krakauer Akadmie der Wissenschaften, Rechtsanwalt Antoni Ossuchowski hat den ihm.....zuerkannten Preis von 44230 Kronen folgenden Zwecken gewidmet: 4230 Kronen für Krakauer Schulen. 5000 Kronen für polnische Schulen im Herzogtum Teschen zur Verfügung der nacia-rx 82külna; 5000 Kronen für Volksschulverein Ostgalizien; 7500 Kronen Prälat Michatliewicz in Wilna für polnische Schulen in Litauen: 5000 Kronen Naciel-2 8xKöIna im Königreich Polen für Schulen in Sjedlcc und Chelm; 5000 Kronen Volksschullehrerseminar in Ursynüw durch den Warschauer Bürgermeister Drzewiecki; 5000 Kronen der öffentlichen Bibliothek in Warschau; 4500 Kronen Seminar für Volksschullehrerinnen in Zawiercie durch Stanislaus Sznmanski; 3000 Kronen Verein der Volkslesehallen in Posen „zur Errichtung und Erhaltung von Volkslesehallen in Schlesien, bei den Kassuben und Masuren". " Der „Glos Narodu. Krakau. schreibt zu dieser Verteilung: „. . . . durch Ossuchowskis Hände sind im Laufe einer langen Reihe von Jahren ansehnliche Summen für öffentliche Zwecke gegangen, mit dem Ge¬ danken an die dringendsten nationalen Notwendigkeiten, an die Posten, die die schleunigste Verteidigung heisesten. Derselbe kluge und vorausschauende Rettungs¬ gedanke, der schon fo oft sich bemerkbar machte, belebte auch Ossuchowskis letzte Tat. Der polnische Groß-Almosenier eilt der polnischen Jugend zu Hilfe, die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332712/22>, abgerufen am 01.09.2024.