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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Viertes Vierteljahr.

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meer und an den umgrenzenden Festlandsküsten dagegen stoßen beide Mächte zu¬
sammen, weil dort eine dritte Macht fehlt, die, wie Japan im Großen Ozean, zu
einer gemeinschaftlichen oder doch mindestens zu einer sich gegenseitig freundlich
beurteilenden Stellungnahme in politischen Fragen zwingen könnte. Dazu kommt,
daß das Antillenmeer vermöge seiner Lage weit mehr die Machtbegehrlichkeit und
Eifersucht der älteren angelsächsischen Schwestermacht auf die jüngere erregen
mußte, als der weit vom britischen Mutterlande abgelegene und dem Weltverkehr
noch wenig erschlossene Große Ozean.

Von englischer Seite aus betrachtet, verlangt also daS Amerikaproblem uso
fern eine sehr vorsichtige Beurteilung und eine einsichtsvolle Behandlung, als
einerseits die nicht nur auf Japans wirtschaftlicher Ausdehnung, sondern auch
auf dem natürlichen Rassengegensatz der weißen zur gelben Rasse fußende Gegner¬
schaft England im Großen Ozean zu einem engeren Zusammengehen mit der
Union zwingt andererseits aber im Atlantischen Ozean die hauptsächlich nach
Osten, nach Europa und Süden, nach Südamerika ausstrahlenden wirtschaftlichen
Kraftlinien der Union als Vorläufer politischer Kraftlinien die englischen Absichten
und Ziele wirtschaftlicher und politischer Art durchkreuzen und zu englischer Gegner-
schaft herausfordern müssen. .. < -

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Zu diesen beiden, wenn ich mich so ausdrucken dar. ozea^^flachen, die das politische Machtproblem auf den Ozean, seine Inselwelt und seine
wirtschaftlich bedeutsamsten Randländer verlegen wlk an der la^Erdteilbreit durchmessendm Grenze des britischen Tochterlandes Kanada zur
Union eine dritte festländische, die das Machtproblem auch auf das Festland hm-
überspielt vo °L^ed-ü": die weltpolitischen
beide Staaten beteiligt sind, beruhen im Großen und Atlantischen ^
dem VerMM^ britischen und amerikanischen überseeischen Hande^beziehungen und ihres dadurch bedingten Seeschutzes, auf dem Festland aber
wehr °u 7^ nachbarlichen, jeder natürlichen Schranke ent-
behrenden Mr^ Der Unterschied ist nur der. daß die ozeamschen
Reibung^ zwischen den beiden Mächten bestehen wahrend w
festländ se e erst dach M dium einer bereits recht selbstherrlich such gebärden¬
den Kolon e mit England in Berührung steht. Ein unmMelbares Eingreifen
Englands zum Ausgleich Polnischer und wirtschaftlicher Reibungen ist an Weser
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DleSchwwieitdes kanadischen Problems für England liegt also darin.
d°ß das Verhältnis des Tochterlandes zum Mutterland und ung-les^urchaus nicht unwesentliche Rolle spielt. Je enger die ""t chaftlch^k"t der beiden nachbarlichen Staatswesen wird und ,e großer d° NuM M
^stattet, den das noch unentwickeltere Kanada aus diesem u°ehb°r^°n Ver-
s°"mis zieht, um so mehr muß sich natürlicherweise Kanada für berechtigt
°me Interessen selbst-ob g zu wahren und sich ^er Bevormnndu^le versuchte oder auch nur den Anschein erweckte, in die ureigensten Mgelege^Wen des Landes einzugreifen. Das Mutterland how.-terna^seine Pläne eines weltumspannenden Qreater Kulan °ufr-es^°in°r Form das unbedingte Recht des Mitredens in die p°los^Wen Kanadas wahren. Daraus entspringt naturgemäß ein unvermeidbarer.


meer und an den umgrenzenden Festlandsküsten dagegen stoßen beide Mächte zu¬
sammen, weil dort eine dritte Macht fehlt, die, wie Japan im Großen Ozean, zu
einer gemeinschaftlichen oder doch mindestens zu einer sich gegenseitig freundlich
beurteilenden Stellungnahme in politischen Fragen zwingen könnte. Dazu kommt,
daß das Antillenmeer vermöge seiner Lage weit mehr die Machtbegehrlichkeit und
Eifersucht der älteren angelsächsischen Schwestermacht auf die jüngere erregen
mußte, als der weit vom britischen Mutterlande abgelegene und dem Weltverkehr
noch wenig erschlossene Große Ozean.

Von englischer Seite aus betrachtet, verlangt also daS Amerikaproblem uso
fern eine sehr vorsichtige Beurteilung und eine einsichtsvolle Behandlung, als
einerseits die nicht nur auf Japans wirtschaftlicher Ausdehnung, sondern auch
auf dem natürlichen Rassengegensatz der weißen zur gelben Rasse fußende Gegner¬
schaft England im Großen Ozean zu einem engeren Zusammengehen mit der
Union zwingt andererseits aber im Atlantischen Ozean die hauptsächlich nach
Osten, nach Europa und Süden, nach Südamerika ausstrahlenden wirtschaftlichen
Kraftlinien der Union als Vorläufer politischer Kraftlinien die englischen Absichten
und Ziele wirtschaftlicher und politischer Art durchkreuzen und zu englischer Gegner-
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Reibung^ zwischen den beiden Mächten bestehen wahrend w
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Englands zum Ausgleich Polnischer und wirtschaftlicher Reibungen ist an Weser
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DleSchwwieitdes kanadischen Problems für England liegt also darin.
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[0161] meer und an den umgrenzenden Festlandsküsten dagegen stoßen beide Mächte zu¬ sammen, weil dort eine dritte Macht fehlt, die, wie Japan im Großen Ozean, zu einer gemeinschaftlichen oder doch mindestens zu einer sich gegenseitig freundlich beurteilenden Stellungnahme in politischen Fragen zwingen könnte. Dazu kommt, daß das Antillenmeer vermöge seiner Lage weit mehr die Machtbegehrlichkeit und Eifersucht der älteren angelsächsischen Schwestermacht auf die jüngere erregen mußte, als der weit vom britischen Mutterlande abgelegene und dem Weltverkehr noch wenig erschlossene Große Ozean. Von englischer Seite aus betrachtet, verlangt also daS Amerikaproblem uso fern eine sehr vorsichtige Beurteilung und eine einsichtsvolle Behandlung, als einerseits die nicht nur auf Japans wirtschaftlicher Ausdehnung, sondern auch auf dem natürlichen Rassengegensatz der weißen zur gelben Rasse fußende Gegner¬ schaft England im Großen Ozean zu einem engeren Zusammengehen mit der Union zwingt andererseits aber im Atlantischen Ozean die hauptsächlich nach Osten, nach Europa und Süden, nach Südamerika ausstrahlenden wirtschaftlichen Kraftlinien der Union als Vorläufer politischer Kraftlinien die englischen Absichten und Ziele wirtschaftlicher und politischer Art durchkreuzen und zu englischer Gegner- schaft herausfordern müssen. .. < - -c^^ Zu diesen beiden, wenn ich mich so ausdrucken dar. ozea^^flachen, die das politische Machtproblem auf den Ozean, seine Inselwelt und seine wirtschaftlich bedeutsamsten Randländer verlegen wlk an der la^Erdteilbreit durchmessendm Grenze des britischen Tochterlandes Kanada zur Union eine dritte festländische, die das Machtproblem auch auf das Festland hm- überspielt vo °L^ed-ü«: die weltpolitischen beide Staaten beteiligt sind, beruhen im Großen und Atlantischen ^ dem VerMM^ britischen und amerikanischen überseeischen Hande^beziehungen und ihres dadurch bedingten Seeschutzes, auf dem Festland aber wehr °u 7^ nachbarlichen, jeder natürlichen Schranke ent- behrenden Mr^ Der Unterschied ist nur der. daß die ozeamschen Reibung^ zwischen den beiden Mächten bestehen wahrend w festländ se e erst dach M dium einer bereits recht selbstherrlich such gebärden¬ den Kolon e mit England in Berührung steht. Ein unmMelbares Eingreifen Englands zum Ausgleich Polnischer und wirtschaftlicher Reibungen ist an Weser "°' DleSchwwieitdes kanadischen Problems für England liegt also darin. d°ß das Verhältnis des Tochterlandes zum Mutterland und ung-les^urchaus nicht unwesentliche Rolle spielt. Je enger die ""t chaftlch^k»t der beiden nachbarlichen Staatswesen wird und ,e großer d° NuM M ^stattet, den das noch unentwickeltere Kanada aus diesem u°ehb°r^°n Ver- s°"mis zieht, um so mehr muß sich natürlicherweise Kanada für berechtigt °me Interessen selbst-ob g zu wahren und sich ^er Bevormnndu^le versuchte oder auch nur den Anschein erweckte, in die ureigensten Mgelege^Wen des Landes einzugreifen. Das Mutterland how.-terna^seine Pläne eines weltumspannenden Qreater Kulan °ufr-es^°in°r Form das unbedingte Recht des Mitredens in die p°los^Wen Kanadas wahren. Daraus entspringt naturgemäß ein unvermeidbarer.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332712/161>, abgerufen am 01.09.2024.