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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Viertes Vierteljahr.

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Meines Kindes liebe

erfaßten Glück, der den Tod des Nächsten nicht achtet, wenn es, gilt das Schicksal
zu meistern, verschmäht jedes Besinnen. Daher fesselt Sudermarm durch seine zu¬
packende Realistik im Tatsächlichen. Auch der Politiker, der dem litauischen Prob¬
lem nahe tritt, sollte zu diesem Bande greifen. Aus dem dichterischen Nacherleben
erwächst manche Erkenntnis und Sudermann ist uns ein guter Führer in der Wirrnis
M.". dieser ihm wohlvertrauten Welt.




Meines Amtes Liebe
Ihr, die ihr bangt um eures Leibes Nahrung.
Um eines Brotes schale, trockne Rinde. ..
Ihr, die ihr Durst erleidet, deren Glieder
Erzittern in des Nordens eis'gen Winde. . .
Ihr wäret reich, so unermeßlich reich,
Wenn euch in euren Qualen eins verbliebe,
Ein Sternenglühn in finsterer Winternacht:
Das süße Glück von eures Kindes Liebe! Und ihr, die ihr in den Vernichtungsgluten
Des Krieges steht, von Rauch und Blut umbrandet . . .
Die ihr auf schwankem Schiff, vom Tod bedroht,
An Feindes Küste sturmverweht gestrandet. . .
Wie reich seid ihr, wie unermeßlich reich,
Denn irgendwo blüh'n euch urheilige Triebe...
Die Gattin, Braut, die Mutter wartet euer
Und vieler eines Kindes süße Liebe! Ich möchte hungern, Frost und Durst erleiden.
Erblinden möcht ich, nie die Sonne seh'n,
Ich will der Wunden blutigste ertragen,
Auf Wunden voller Dornen klaglos geh'n. . .
Geliebter Heimat Fluren will ich meiden,
Will ruhlos irren durch der Welt Getriebe
Und wäre reich, wenn mir nur eins verblieb:
Das heilige Glück von meines Kindes Liebe! valeska Lusig



Allen Manuskripten ist Porto hinzuzusügeNs im andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendimg
nicht verbürgt werde" tann.




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Meines Kindes liebe

erfaßten Glück, der den Tod des Nächsten nicht achtet, wenn es, gilt das Schicksal
zu meistern, verschmäht jedes Besinnen. Daher fesselt Sudermarm durch seine zu¬
packende Realistik im Tatsächlichen. Auch der Politiker, der dem litauischen Prob¬
lem nahe tritt, sollte zu diesem Bande greifen. Aus dem dichterischen Nacherleben
erwächst manche Erkenntnis und Sudermann ist uns ein guter Führer in der Wirrnis
M.«. dieser ihm wohlvertrauten Welt.




Meines Amtes Liebe
Ihr, die ihr bangt um eures Leibes Nahrung.
Um eines Brotes schale, trockne Rinde. ..
Ihr, die ihr Durst erleidet, deren Glieder
Erzittern in des Nordens eis'gen Winde. . .
Ihr wäret reich, so unermeßlich reich,
Wenn euch in euren Qualen eins verbliebe,
Ein Sternenglühn in finsterer Winternacht:
Das süße Glück von eures Kindes Liebe! Und ihr, die ihr in den Vernichtungsgluten
Des Krieges steht, von Rauch und Blut umbrandet . . .
Die ihr auf schwankem Schiff, vom Tod bedroht,
An Feindes Küste sturmverweht gestrandet. . .
Wie reich seid ihr, wie unermeßlich reich,
Denn irgendwo blüh'n euch urheilige Triebe...
Die Gattin, Braut, die Mutter wartet euer
Und vieler eines Kindes süße Liebe! Ich möchte hungern, Frost und Durst erleiden.
Erblinden möcht ich, nie die Sonne seh'n,
Ich will der Wunden blutigste ertragen,
Auf Wunden voller Dornen klaglos geh'n. . .
Geliebter Heimat Fluren will ich meiden,
Will ruhlos irren durch der Welt Getriebe
Und wäre reich, wenn mir nur eins verblieb:
Das heilige Glück von meines Kindes Liebe! valeska Lusig



Allen Manuskripten ist Porto hinzuzusügeNs im andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendimg
nicht verbürgt werde» tann.




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[0140] Meines Kindes liebe erfaßten Glück, der den Tod des Nächsten nicht achtet, wenn es, gilt das Schicksal zu meistern, verschmäht jedes Besinnen. Daher fesselt Sudermarm durch seine zu¬ packende Realistik im Tatsächlichen. Auch der Politiker, der dem litauischen Prob¬ lem nahe tritt, sollte zu diesem Bande greifen. Aus dem dichterischen Nacherleben erwächst manche Erkenntnis und Sudermann ist uns ein guter Führer in der Wirrnis M.«. dieser ihm wohlvertrauten Welt. Meines Amtes Liebe Ihr, die ihr bangt um eures Leibes Nahrung. Um eines Brotes schale, trockne Rinde. .. Ihr, die ihr Durst erleidet, deren Glieder Erzittern in des Nordens eis'gen Winde. . . Ihr wäret reich, so unermeßlich reich, Wenn euch in euren Qualen eins verbliebe, Ein Sternenglühn in finsterer Winternacht: Das süße Glück von eures Kindes Liebe! Und ihr, die ihr in den Vernichtungsgluten Des Krieges steht, von Rauch und Blut umbrandet . . . Die ihr auf schwankem Schiff, vom Tod bedroht, An Feindes Küste sturmverweht gestrandet. . . Wie reich seid ihr, wie unermeßlich reich, Denn irgendwo blüh'n euch urheilige Triebe... Die Gattin, Braut, die Mutter wartet euer Und vieler eines Kindes süße Liebe! Ich möchte hungern, Frost und Durst erleiden. Erblinden möcht ich, nie die Sonne seh'n, Ich will der Wunden blutigste ertragen, Auf Wunden voller Dornen klaglos geh'n. . . Geliebter Heimat Fluren will ich meiden, Will ruhlos irren durch der Welt Getriebe Und wäre reich, wenn mir nur eins verblieb: Das heilige Glück von meines Kindes Liebe! valeska Lusig Allen Manuskripten ist Porto hinzuzusügeNs im andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendimg nicht verbürgt werde» tann. NuHdrsck siimtlich«, üwfittze »»? «i, »«»driiMcher Kri««<-«i» BMnik» «eitiM»». i»s»mio«rUi«h! d«r H«ran»g»b« G»,rg El eins« tu Berlin - Lichterjeld« West, — Manusirt^tsentuns«« BrieK werd«» erbeten unter der Adresse- «» »ex Her«uÄ««I°-» »n Grrn»v°te» i« Berlin-Lichterfeldr West, «ternftr«»- ««. Ku-hymns« »,i Herautigi-b-r«: Su! Lichterfeld- se« Verlag» und der Echriftleitiin«- Amt »it»»« >»!»»: «erlaz »e» Gi-Njd°»n W,«, b, H. w Berlin SV N. Tem^«is«s«z Ufer SS» »M«: .W», R»ich«l>»d>> H. w «S»»Il« SW II. K«S»u«r Me,«ü»

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332712/140>, abgerufen am 05.02.2025.