Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.Frcimamer-Jubilcium wahren, statt sie den Weg zu führen, ihre Aufgabe als sittliche Verpflichtung Mit Vorliebe und Absicht haben die Gegner den Freimaurerbund immer als In ihrer äußeren Form teilt die deutsche Freimaurerei das Schicksal Dem Charakter der preußischen Freimaurerei steht die schwedische, dänische Frcimamer-Jubilcium wahren, statt sie den Weg zu führen, ihre Aufgabe als sittliche Verpflichtung Mit Vorliebe und Absicht haben die Gegner den Freimaurerbund immer als In ihrer äußeren Form teilt die deutsche Freimaurerei das Schicksal Dem Charakter der preußischen Freimaurerei steht die schwedische, dänische <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0096" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/332375"/> <fw type="header" place="top"> Frcimamer-Jubilcium</fw><lb/> <p xml:id="ID_316" prev="#ID_315"> wahren, statt sie den Weg zu führen, ihre Aufgabe als sittliche Verpflichtung<lb/> zu erkennen.</p><lb/> <p xml:id="ID_317"> Mit Vorliebe und Absicht haben die Gegner den Freimaurerbund immer als<lb/> eine weltumspannende Geheimverbindung mit internationaler Organisation hin¬<lb/> gestellt. Aber internationale Beziehungen? welche über landläufige Höflichkeiten<lb/> oder Bestimmungen über gegenseitigen Logenbesuch hinausgingen, bestehen<lb/> nicht und haben nie bestanden. Der Weltkrieg hat die Gegner auch darüber<lb/> belehrt. Nun aber stellen sie die durch ihn geschaffene Lage als Zusammen¬<lb/> bruch der Bundesideale überhaupt dar. Soweit die deutsche Freimaurerei<lb/> dabei in Betracht kommt, bedarf es nach unseren Betrachtungen keiner Wider¬<lb/> legung solcher Annahmen. Aber auch die deutsche Freimaurerei ist dem alten<lb/> Charakter des Bruderbundes treu geblieben. Das ist aber nicht in dem Sinne<lb/> gemeint, als ob in diesen Bruderbund jeder Mensch hineingehörte. Auch unter<lb/> deutschen Freimaurern haben wohl vereinzelte Schwärmer ihre Phantasie mit dem<lb/> Gedanken einer verschwommenen Weltmaurerei angeregt. Der deutsche Freimaurer<lb/> hat aber praktische Kulturarbeit zu leisten. Solche Arbeit kann er nicht mit<lb/> fremden Völkern, die deutsche Arbeit nicht einmal verstehen, gemeinsam unter¬<lb/> nehmen. Der deutsche Freimaurer beginnt deshalb seine Erziehung und Besse¬<lb/> rung an sich selbst und dehnt sie auf seine Umgebung und auf die ihn unmittel.<lb/> bar berührenden Verhältnisse aus; denn er weiß, daß nur der der Menschheit<lb/> dienen kann, der in möglichen Grenzen seine Aufgaben erfüllt. Darum ist die<lb/> deutsche Freimaurerei stets vaterländisch tätig gewesen, ohne, wie die franzö¬<lb/> sische, chauvinistisch zu sein. Der deutschen Sprache fehlt ja dafür sogar das Wort.</p><lb/> <p xml:id="ID_318"> In ihrer äußeren Form teilt die deutsche Freimaurerei das Schicksal<lb/> unseres Volkes. Die geschichtliche Entwicklung unseres Vaterlandes hat es<lb/> nicht, wie in anderen Ländern, zur Schaffung einer Deutschen Großloge kommen<lb/> lassen, und alle seit 1870 dahin zielenden Versuche sind restlos gescheitert. Es<lb/> bestehen in Deutschland acht Großlogen, von denen jede ihre Angelegenheiten<lb/> selbständig regelt. Diese acht Großlogen spiegeln das deutsche Wesen und die<lb/> deutschen Ideale in verschiedener Weise wieder und ergänzen sich wie die<lb/> deutschen Stämme, die gemeinsam das Deutsche Reich bilden. Ihre Hauptunter¬<lb/> schiede sind, daß die preußischen Großlogen, entsprechend dem preußischen Staate,<lb/> fester gefügt sind und unter strafferer von einem Punkte ausgehenden Leitung<lb/> stehen. In den anderen Systemen ist das Verhältnis der Großloge zu den<lb/> Johannislogen verschieden und löst sich bis zur völligen Freiheit der letzteren<lb/> auf. Die Großlogen sind im Deutschen Großlogenbunde aber so verbunden,<lb/> daß jede wünschenswerte oder notwendige Einheit der deutschen Freimaurerei<lb/> durch ihn hinreichend gewährleistet ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_319"> Dem Charakter der preußischen Freimaurerei steht die schwedische, dänische<lb/> und norwegische, dem der anderen die holländische, schweizerische und ungarische näher».</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0096]
Frcimamer-Jubilcium
wahren, statt sie den Weg zu führen, ihre Aufgabe als sittliche Verpflichtung
zu erkennen.
Mit Vorliebe und Absicht haben die Gegner den Freimaurerbund immer als
eine weltumspannende Geheimverbindung mit internationaler Organisation hin¬
gestellt. Aber internationale Beziehungen? welche über landläufige Höflichkeiten
oder Bestimmungen über gegenseitigen Logenbesuch hinausgingen, bestehen
nicht und haben nie bestanden. Der Weltkrieg hat die Gegner auch darüber
belehrt. Nun aber stellen sie die durch ihn geschaffene Lage als Zusammen¬
bruch der Bundesideale überhaupt dar. Soweit die deutsche Freimaurerei
dabei in Betracht kommt, bedarf es nach unseren Betrachtungen keiner Wider¬
legung solcher Annahmen. Aber auch die deutsche Freimaurerei ist dem alten
Charakter des Bruderbundes treu geblieben. Das ist aber nicht in dem Sinne
gemeint, als ob in diesen Bruderbund jeder Mensch hineingehörte. Auch unter
deutschen Freimaurern haben wohl vereinzelte Schwärmer ihre Phantasie mit dem
Gedanken einer verschwommenen Weltmaurerei angeregt. Der deutsche Freimaurer
hat aber praktische Kulturarbeit zu leisten. Solche Arbeit kann er nicht mit
fremden Völkern, die deutsche Arbeit nicht einmal verstehen, gemeinsam unter¬
nehmen. Der deutsche Freimaurer beginnt deshalb seine Erziehung und Besse¬
rung an sich selbst und dehnt sie auf seine Umgebung und auf die ihn unmittel.
bar berührenden Verhältnisse aus; denn er weiß, daß nur der der Menschheit
dienen kann, der in möglichen Grenzen seine Aufgaben erfüllt. Darum ist die
deutsche Freimaurerei stets vaterländisch tätig gewesen, ohne, wie die franzö¬
sische, chauvinistisch zu sein. Der deutschen Sprache fehlt ja dafür sogar das Wort.
In ihrer äußeren Form teilt die deutsche Freimaurerei das Schicksal
unseres Volkes. Die geschichtliche Entwicklung unseres Vaterlandes hat es
nicht, wie in anderen Ländern, zur Schaffung einer Deutschen Großloge kommen
lassen, und alle seit 1870 dahin zielenden Versuche sind restlos gescheitert. Es
bestehen in Deutschland acht Großlogen, von denen jede ihre Angelegenheiten
selbständig regelt. Diese acht Großlogen spiegeln das deutsche Wesen und die
deutschen Ideale in verschiedener Weise wieder und ergänzen sich wie die
deutschen Stämme, die gemeinsam das Deutsche Reich bilden. Ihre Hauptunter¬
schiede sind, daß die preußischen Großlogen, entsprechend dem preußischen Staate,
fester gefügt sind und unter strafferer von einem Punkte ausgehenden Leitung
stehen. In den anderen Systemen ist das Verhältnis der Großloge zu den
Johannislogen verschieden und löst sich bis zur völligen Freiheit der letzteren
auf. Die Großlogen sind im Deutschen Großlogenbunde aber so verbunden,
daß jede wünschenswerte oder notwendige Einheit der deutschen Freimaurerei
durch ihn hinreichend gewährleistet ist.
Dem Charakter der preußischen Freimaurerei steht die schwedische, dänische
und norwegische, dem der anderen die holländische, schweizerische und ungarische näher».
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