Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.Englands Rriegserfolge aus Mesopotamien vom Süden vordringenden englischen mit den aus Persien Die englische Landbrücke von Ägypten nach Indien ist nämlich der Haupt¬ Und nun bietet auch die Anfügung des letzten Schlußgliedes keine Schwierig¬ Damit eröffnet sich das großartigste Bild englischer Weltherrschaft, das sich Nur ein Schuldposten steht diesem gewaltigen Gewinne bisher gegenüber. Englands Rriegserfolge aus Mesopotamien vom Süden vordringenden englischen mit den aus Persien Die englische Landbrücke von Ägypten nach Indien ist nämlich der Haupt¬ Und nun bietet auch die Anfügung des letzten Schlußgliedes keine Schwierig¬ Damit eröffnet sich das großartigste Bild englischer Weltherrschaft, das sich Nur ein Schuldposten steht diesem gewaltigen Gewinne bisher gegenüber. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0082" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/332361"/> <fw type="header" place="top"> Englands Rriegserfolge</fw><lb/> <p xml:id="ID_271" prev="#ID_270"> aus Mesopotamien vom Süden vordringenden englischen mit den aus Persien<lb/> vom Norden vordringenden russischen Truppen die russische Angriffskraft durch<lb/> die Revolution gelähmt ist. Das ist aber auch gar nicht nötig. Denn sein<lb/> wesentlichstes Kriegsziel hat England schon jetzt auch ohne Besiegung der<lb/> Türkei erreicht.</p><lb/> <p xml:id="ID_272"> Die englische Landbrücke von Ägypten nach Indien ist nämlich der Haupt¬<lb/> sache nach fertig, und damit der deutsche Landweg nach dem Indischen Ozean<lb/> abgeschnitten. Von Belutschistan aus erstreckt sich die englische Herrschaft über<lb/> Süd-Persien und Mesopotamien mit der Hauptstadt Bagdad und von da über<lb/> Arabien nach der Sinai-Halbinsel und nach Ägypten. Nur das letzte Stück ist<lb/> vielleicht noch etwas schwach ausgebaut. Aber die allmähliche Verstärkung durch<lb/> Unterwerfung der vom Körper des türkischen Reiches abgesprengten arabischen<lb/> Halbinsel bietet nun keine wesentlichen Schwierigkeiten mehr. Der Bau der<lb/> großen Überlandbahn von Kairo über Bagdad nach Indien kann bald be¬<lb/> ginnen. Das wäre dann die englische Bagdadbahn.</p><lb/> <p xml:id="ID_273"> Und nun bietet auch die Anfügung des letzten Schlußgliedes keine Schwierig¬<lb/> keiten mehr, um den deutschen Kaiser als Freund und Beschützer des Islam<lb/> auszuschalten und die geistige Herrschaft über die muhammedanische Welt für<lb/> England zu gewinnen, die Begründung eines arabischen Kalifats zu Kairo oder<lb/> Bagdad. Dreihundert Jahre sind gerade verflossen, seit 1517 der türkische<lb/> Sultan Selim der Erste nach der Eroberung Ägyptens den letzten arabischen<lb/> Kalifen aus dem Hause der Abbassiden zu Kairo, Mutawakkil den Dritten, das<lb/> Geschöpf der ägyptischen Mamelukensultane, gefangen nach Konstantinopel führte<lb/> und das Kalifat mit der Herrschaft der türkischen Großherren verband. An<lb/> diese in der arabischen Welt nie erloschenen Überlieferungen gilt es nur anzu¬<lb/> knüpfen durch Einsetzung eines neuen arabischen Kalifen unter englischer Bot¬<lb/> mäßigkeit. Eine solche Puppe wird dann der weltlichen Herrschaft Englands<lb/> noch bessere Dienste in der Welt des Islams leisten wie die letzten Abbassiden<lb/> den Mameluken.</p><lb/> <p xml:id="ID_274"> Damit eröffnet sich das großartigste Bild englischer Weltherrschaft, das sich<lb/> denken läßt. Das englische Reich erstreckt sich dann über die ganze Osthälfte<lb/> Afrikas vom Kap bis Alexandrien und in einem anderen Querriegel von Ägypten<lb/> über Arabien, Mesopotamien und Süd-Persien nach Indien, den Indischen<lb/> Ozean zum englischen Binnengewässer machend. Es ist nicht mehr bloße See¬<lb/> herrschaft, sondern Landherrschaft über den Bereich ganzer Weltteile hinweg.<lb/> Das Wort von Sir Charles Dilke: „'Nie porta 18 rapicZIy KeLominZ Lu^usu"<lb/> wird damit zur Wahrheit.</p><lb/> <p xml:id="ID_275"> Nur ein Schuldposten steht diesem gewaltigen Gewinne bisher gegenüber.<lb/> England mußte sich vorläufig aus dem Stillen Ozean zurückziehen und seine<lb/> Beherrschung Japan überlassen. Aber wenn man auf allen anderen Gebieten<lb/> die englische Weltherrschaft gesichert hat. dann gedenkt man im Bunde mit den<lb/> Vereinigten Staaten auch noch mit Japan fertig zu werden.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0082]
Englands Rriegserfolge
aus Mesopotamien vom Süden vordringenden englischen mit den aus Persien
vom Norden vordringenden russischen Truppen die russische Angriffskraft durch
die Revolution gelähmt ist. Das ist aber auch gar nicht nötig. Denn sein
wesentlichstes Kriegsziel hat England schon jetzt auch ohne Besiegung der
Türkei erreicht.
Die englische Landbrücke von Ägypten nach Indien ist nämlich der Haupt¬
sache nach fertig, und damit der deutsche Landweg nach dem Indischen Ozean
abgeschnitten. Von Belutschistan aus erstreckt sich die englische Herrschaft über
Süd-Persien und Mesopotamien mit der Hauptstadt Bagdad und von da über
Arabien nach der Sinai-Halbinsel und nach Ägypten. Nur das letzte Stück ist
vielleicht noch etwas schwach ausgebaut. Aber die allmähliche Verstärkung durch
Unterwerfung der vom Körper des türkischen Reiches abgesprengten arabischen
Halbinsel bietet nun keine wesentlichen Schwierigkeiten mehr. Der Bau der
großen Überlandbahn von Kairo über Bagdad nach Indien kann bald be¬
ginnen. Das wäre dann die englische Bagdadbahn.
Und nun bietet auch die Anfügung des letzten Schlußgliedes keine Schwierig¬
keiten mehr, um den deutschen Kaiser als Freund und Beschützer des Islam
auszuschalten und die geistige Herrschaft über die muhammedanische Welt für
England zu gewinnen, die Begründung eines arabischen Kalifats zu Kairo oder
Bagdad. Dreihundert Jahre sind gerade verflossen, seit 1517 der türkische
Sultan Selim der Erste nach der Eroberung Ägyptens den letzten arabischen
Kalifen aus dem Hause der Abbassiden zu Kairo, Mutawakkil den Dritten, das
Geschöpf der ägyptischen Mamelukensultane, gefangen nach Konstantinopel führte
und das Kalifat mit der Herrschaft der türkischen Großherren verband. An
diese in der arabischen Welt nie erloschenen Überlieferungen gilt es nur anzu¬
knüpfen durch Einsetzung eines neuen arabischen Kalifen unter englischer Bot¬
mäßigkeit. Eine solche Puppe wird dann der weltlichen Herrschaft Englands
noch bessere Dienste in der Welt des Islams leisten wie die letzten Abbassiden
den Mameluken.
Damit eröffnet sich das großartigste Bild englischer Weltherrschaft, das sich
denken läßt. Das englische Reich erstreckt sich dann über die ganze Osthälfte
Afrikas vom Kap bis Alexandrien und in einem anderen Querriegel von Ägypten
über Arabien, Mesopotamien und Süd-Persien nach Indien, den Indischen
Ozean zum englischen Binnengewässer machend. Es ist nicht mehr bloße See¬
herrschaft, sondern Landherrschaft über den Bereich ganzer Weltteile hinweg.
Das Wort von Sir Charles Dilke: „'Nie porta 18 rapicZIy KeLominZ Lu^usu"
wird damit zur Wahrheit.
Nur ein Schuldposten steht diesem gewaltigen Gewinne bisher gegenüber.
England mußte sich vorläufig aus dem Stillen Ozean zurückziehen und seine
Beherrschung Japan überlassen. Aber wenn man auf allen anderen Gebieten
die englische Weltherrschaft gesichert hat. dann gedenkt man im Bunde mit den
Vereinigten Staaten auch noch mit Japan fertig zu werden.
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