Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.Ltistolics! Mischen Adel und dem liberalen westfälischen Bürgertum, sondern man geriet Im selben eingangs erwähnten Grenzbotenbande habe ich "Die wirtschaftliche In einem kleinen populären Buche, das auf Wissenschaftlichkeit keinen An¬ Ltistolics! Mischen Adel und dem liberalen westfälischen Bürgertum, sondern man geriet Im selben eingangs erwähnten Grenzbotenbande habe ich „Die wirtschaftliche In einem kleinen populären Buche, das auf Wissenschaftlichkeit keinen An¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0233" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/332512"/> <fw type="header" place="top"> Ltistolics!</fw><lb/> <p xml:id="ID_701" prev="#ID_700"> Mischen Adel und dem liberalen westfälischen Bürgertum, sondern man geriet<lb/> auch in eine unhaltbare Stellung der preußischen Regierung gegenüber: man<lb/> schlug den großdeutschen Kurs ein, das heißt, man nahm Partei für Österreich<lb/> gegen Preußen, was Maßregelungen zur Folge hatte, die zusammen mit der<lb/> Uneinigkeit der Leiter und der kläglichen finanziellen Lage der beiden Volkshallen<lb/> beiden ein frühes Ende bereitete. Am tollsten trieb es der Redakteur Florencourt,<lb/> der. wie Bachem mißbilligend berichtet, nicht allein alles Katholische für vernünftig<lb/> und zweckmäßig, sondern auch alles Vernünftige und Zweckmäßige für katholisch<lb/> erklärte. Aus allen diesen Nöten hat der Kulturkampf erlöst; er hat die<lb/> Katholiken gezwungen, sich zu einigen, und hat sie durch praktische Erfahrung<lb/> zu dem Begriffe der katholischen Politik erzogen, den Bachem formuliert.<lb/> Auch aus den Finanznöten hat er herausgeholfen; da eS den Katholiken<lb/> unmöglich war, noch weiter die protestantischen, jüdischen und atheistischen Blätter<lb/> An lesen, die unisono auf die „Römlinge" lospaukten, blieb ihnen nichts übrig,<lb/> als sich eigene Zeitungen zu schaffen, denen nunmehr die Abonnenten- und Jn-<lb/> seratengelder zuflössen, die bisher die Kassen der Gegner gespeist hatten. Bei<lb/> jedem Rückblick auf den Kulturkampf staunt man immer wieder aufs neue über<lb/> diesen großartigsten Musterfall eines mit Aufbietung gewaltiger Kräfte und Hilfs¬<lb/> mittel unternommenen innerpolitischen Frldzug:Z, der das, gerade Gegenteil des<lb/> erstrebten Zieles erreicht.</p><lb/> <p xml:id="ID_702"> Im selben eingangs erwähnten Grenzbotenbande habe ich „Die wirtschaftliche<lb/> und kulturelle Lage der Katholiken" von Dr. Hans Rost besprochen. Der Ver¬<lb/> sasser hat diesem Buche 1916 ein zweites ziemlich umfangreiches nachgeschickt:<lb/> ..Die Kulturkraft des Katholizismus" (Paderborn, Bonifaciusdruckerei). Es be¬<lb/> ginnt mit einer guten Definition: „Kultur ist der Ausdruck (vielmehr die Totalität)<lb/> alles physischen und psychischen Könnens und Erstrebens eines Volkes auf allen<lb/> Gebieten. Zweck allen kulturellen Strebens ist die Erreichung möglichst glücklicher<lb/> Lebensbedingungen für alle Bewohner eines Landes, Verringerung der Abhängig¬<lb/> keit von der Natur, höchstmögliche Entfaltung der körperlichen, geistigen und<lb/> seelischen Kräfte und Fähigkeiten eines Volkes, Verwirklichung der Normen und<lb/> Ideale des Christentums als der höchsten Kulturreligion. Die Kultur kann aber<lb/> selbst auf ihrer denkbar höchsten Stufe nicht Erfüllung des Lebenszwecks sein."<lb/> Dieser kann nur im Überirdischen gesucht und gefunden werden, und wird auf<lb/> den überirdischen Lebenszweck verzichtet, dann bleibt bei der Unzulänglichkeit des<lb/> Erdendaseins nur der Pessimismus übrig. Lebensverneinung, führt Rost aus,<lb/> sei denn auch das Charakteristikum „der Moderne", während der lebenbejahende<lb/> Katholizismus das Leben in allen seinen Äußerungen und Erscheinungsformen<lb/> fördere. Diese Erscheinungsformen und ihre Förderungen werden nun durch¬<lb/> gemustert. In dem Kapitel „Katholizismus und Wirtschaftsleben" wird als Folie<lb/> des Katholizismus der moderne Grundsatz des höchstmöglichen Gewinnes ver¬<lb/> wendet, der den Gegensatz zwischen England und Deutschland hervorgerufen und<lb/> die Völker in den Weltkrieg verwickelt habe.</p><lb/> <p xml:id="ID_703" next="#ID_704"> In einem kleinen populären Buche, das auf Wissenschaftlichkeit keinen An¬<lb/> spruch erhebt, behandelt der oberschlesische Erzpriester Kapitza dasselbe Thema mit<lb/> einer Erweiterung: „Die deutsche Kulturmission des Katholizismus und die<lb/> nationale Versöhnung" (Beuthen im Katholik-Verlag 1917), bei der natürlich</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0233]
Ltistolics!
Mischen Adel und dem liberalen westfälischen Bürgertum, sondern man geriet
auch in eine unhaltbare Stellung der preußischen Regierung gegenüber: man
schlug den großdeutschen Kurs ein, das heißt, man nahm Partei für Österreich
gegen Preußen, was Maßregelungen zur Folge hatte, die zusammen mit der
Uneinigkeit der Leiter und der kläglichen finanziellen Lage der beiden Volkshallen
beiden ein frühes Ende bereitete. Am tollsten trieb es der Redakteur Florencourt,
der. wie Bachem mißbilligend berichtet, nicht allein alles Katholische für vernünftig
und zweckmäßig, sondern auch alles Vernünftige und Zweckmäßige für katholisch
erklärte. Aus allen diesen Nöten hat der Kulturkampf erlöst; er hat die
Katholiken gezwungen, sich zu einigen, und hat sie durch praktische Erfahrung
zu dem Begriffe der katholischen Politik erzogen, den Bachem formuliert.
Auch aus den Finanznöten hat er herausgeholfen; da eS den Katholiken
unmöglich war, noch weiter die protestantischen, jüdischen und atheistischen Blätter
An lesen, die unisono auf die „Römlinge" lospaukten, blieb ihnen nichts übrig,
als sich eigene Zeitungen zu schaffen, denen nunmehr die Abonnenten- und Jn-
seratengelder zuflössen, die bisher die Kassen der Gegner gespeist hatten. Bei
jedem Rückblick auf den Kulturkampf staunt man immer wieder aufs neue über
diesen großartigsten Musterfall eines mit Aufbietung gewaltiger Kräfte und Hilfs¬
mittel unternommenen innerpolitischen Frldzug:Z, der das, gerade Gegenteil des
erstrebten Zieles erreicht.
Im selben eingangs erwähnten Grenzbotenbande habe ich „Die wirtschaftliche
und kulturelle Lage der Katholiken" von Dr. Hans Rost besprochen. Der Ver¬
sasser hat diesem Buche 1916 ein zweites ziemlich umfangreiches nachgeschickt:
..Die Kulturkraft des Katholizismus" (Paderborn, Bonifaciusdruckerei). Es be¬
ginnt mit einer guten Definition: „Kultur ist der Ausdruck (vielmehr die Totalität)
alles physischen und psychischen Könnens und Erstrebens eines Volkes auf allen
Gebieten. Zweck allen kulturellen Strebens ist die Erreichung möglichst glücklicher
Lebensbedingungen für alle Bewohner eines Landes, Verringerung der Abhängig¬
keit von der Natur, höchstmögliche Entfaltung der körperlichen, geistigen und
seelischen Kräfte und Fähigkeiten eines Volkes, Verwirklichung der Normen und
Ideale des Christentums als der höchsten Kulturreligion. Die Kultur kann aber
selbst auf ihrer denkbar höchsten Stufe nicht Erfüllung des Lebenszwecks sein."
Dieser kann nur im Überirdischen gesucht und gefunden werden, und wird auf
den überirdischen Lebenszweck verzichtet, dann bleibt bei der Unzulänglichkeit des
Erdendaseins nur der Pessimismus übrig. Lebensverneinung, führt Rost aus,
sei denn auch das Charakteristikum „der Moderne", während der lebenbejahende
Katholizismus das Leben in allen seinen Äußerungen und Erscheinungsformen
fördere. Diese Erscheinungsformen und ihre Förderungen werden nun durch¬
gemustert. In dem Kapitel „Katholizismus und Wirtschaftsleben" wird als Folie
des Katholizismus der moderne Grundsatz des höchstmöglichen Gewinnes ver¬
wendet, der den Gegensatz zwischen England und Deutschland hervorgerufen und
die Völker in den Weltkrieg verwickelt habe.
In einem kleinen populären Buche, das auf Wissenschaftlichkeit keinen An¬
spruch erhebt, behandelt der oberschlesische Erzpriester Kapitza dasselbe Thema mit
einer Erweiterung: „Die deutsche Kulturmission des Katholizismus und die
nationale Versöhnung" (Beuthen im Katholik-Verlag 1917), bei der natürlich
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