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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Zweites Vierteljahr.

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Umfrage über die Methode des deutschen Handels und die Ursachen seines Er¬
folges in den sogenannten Dossiers commeremux veröffentlichte.

Außer dieser öffentlichem Stelle dient der Förderung des französischen
Außenhandels die im Jahre 1915 auf Initiative der Pariser Handelskammer
geschaffene "Association Nationale et'exparision inäustrielle et commerciale",
welche alle großen wirtschaftlichen und industriellen Verbände Frankreichs zu¬
sammenschließt und der Eroberung neuer Plätze am Weltmarkt dient.

Ähnliche Bestrebungen, wie die für Frankreich geschilderten haben sich auch
in England bemerkbar gemacht. Im Jahre 1885 wurde im Anschluß an die
"Indische und Kolonialausstellung" des "Imperml Institute lor tre I^unent
Kinxäom unä Inäia" ins Leben gerufen. Dadurch, daß es die damals zur Aus¬
stellung gelangten Sammlungen von Rohmaterialien und Erzeugnissen aus den
Kolonien erwarb und ständig erweiterte, war das Institut bestrebt das Interesse
aller beteiligten Kreise auf den Außenhandel mit diesen Ländern zu lenken,
den Export nach diesen Ländern zu beleben und seine Entwicklung zu fördern.
Das Institut schien indessen der wirksamen Bekämpfung des immer stärker
in Erscheinung tretenden deutschen Wettbewerbes allein nicht gewachsen zu sein,
und so entstand am 1. Januar 1900 "l'dio Lommercial IntelliMnee LruncK
ok tre IZosrck ok 1'rsits", die aus öffentlichen Mitteln geschaffene Exportans-
kunftsstclle am englischen Handelsministerium. Im Jahre 190S erfolgte die
Vereinigung beider Zentralstellen, um gemeinsam unter einheitlicher Leitung
der Förderung des englischen Welthandels dienstbar zu fein. Vor allem aber
'se es England, das sich, wie kein anderes Handelsvolk, der Presse bedient, um
mit ihrer Hilfe seine Interessen am Weltmarkt zu fördern. Die großen eng¬
lischen Zeitungen, in erster Linie "Daily Expreß" und "Times", ebenso wie
das Nachrichtenbureau von Reuter lassen es sich angelegen sein, durch Studien¬
reisen ihrer Korrespondenten, durch regelmäßige sachgemäß gesichtete Berichte
wirtschaftlicher Natur und durch gediegene Auskünfte in Exportfragen sich in
den Dienst des nationalen Außenhandels zu stellen und durch eine überaus
geschickte Propaganda, die sich, wie wir wissen, nicht immer einwandfreier Mittel
bedient, für die Ausdehnung des englischen Welthandels wirksam zu sein. Der
Name Reuter, ebenso wie der Name des französischen Telegraphenbureaus
Hcivas. ist es. der uns stets an schwere Unterlassungen gemahnen sollte. Der
Krieg hat uns mit unerbittlicher Härte die beschämende Abhängigkeit und die
schwere Schädigungen unseres nationalen Ansehens gezeigt, die für uns infolge
des Fehlens eines unabhängigen Weltnachrichiendienstes entstehen mußten, und
es ist zu erwarten, daß durch Tatkraft und reichliche staatliche Beihilfe be¬
schleunigt nachgeholt wird, was bisher aus Mangel an Einsicht unterblieben ist.

Ebenso wie in England das Bestreben, den nationalen Außenhandel zu
fördern, durch eine große Ausstellung angeregt wurde, sehen wir in den Ver"
einigten Staaten von Amerika den Gedanken der Wellhandelsförderung im
Anschluß an die Weltausstellung in Chicago entstehen. Durch die Rührigkeit


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Umfrage über die Methode des deutschen Handels und die Ursachen seines Er¬
folges in den sogenannten Dossiers commeremux veröffentlichte.

Außer dieser öffentlichem Stelle dient der Förderung des französischen
Außenhandels die im Jahre 1915 auf Initiative der Pariser Handelskammer
geschaffene „Association Nationale et'exparision inäustrielle et commerciale",
welche alle großen wirtschaftlichen und industriellen Verbände Frankreichs zu¬
sammenschließt und der Eroberung neuer Plätze am Weltmarkt dient.

Ähnliche Bestrebungen, wie die für Frankreich geschilderten haben sich auch
in England bemerkbar gemacht. Im Jahre 1885 wurde im Anschluß an die
„Indische und Kolonialausstellung" des „Imperml Institute lor tre I^unent
Kinxäom unä Inäia" ins Leben gerufen. Dadurch, daß es die damals zur Aus¬
stellung gelangten Sammlungen von Rohmaterialien und Erzeugnissen aus den
Kolonien erwarb und ständig erweiterte, war das Institut bestrebt das Interesse
aller beteiligten Kreise auf den Außenhandel mit diesen Ländern zu lenken,
den Export nach diesen Ländern zu beleben und seine Entwicklung zu fördern.
Das Institut schien indessen der wirksamen Bekämpfung des immer stärker
in Erscheinung tretenden deutschen Wettbewerbes allein nicht gewachsen zu sein,
und so entstand am 1. Januar 1900 „l'dio Lommercial IntelliMnee LruncK
ok tre IZosrck ok 1'rsits", die aus öffentlichen Mitteln geschaffene Exportans-
kunftsstclle am englischen Handelsministerium. Im Jahre 190S erfolgte die
Vereinigung beider Zentralstellen, um gemeinsam unter einheitlicher Leitung
der Förderung des englischen Welthandels dienstbar zu fein. Vor allem aber
'se es England, das sich, wie kein anderes Handelsvolk, der Presse bedient, um
mit ihrer Hilfe seine Interessen am Weltmarkt zu fördern. Die großen eng¬
lischen Zeitungen, in erster Linie „Daily Expreß" und „Times", ebenso wie
das Nachrichtenbureau von Reuter lassen es sich angelegen sein, durch Studien¬
reisen ihrer Korrespondenten, durch regelmäßige sachgemäß gesichtete Berichte
wirtschaftlicher Natur und durch gediegene Auskünfte in Exportfragen sich in
den Dienst des nationalen Außenhandels zu stellen und durch eine überaus
geschickte Propaganda, die sich, wie wir wissen, nicht immer einwandfreier Mittel
bedient, für die Ausdehnung des englischen Welthandels wirksam zu sein. Der
Name Reuter, ebenso wie der Name des französischen Telegraphenbureaus
Hcivas. ist es. der uns stets an schwere Unterlassungen gemahnen sollte. Der
Krieg hat uns mit unerbittlicher Härte die beschämende Abhängigkeit und die
schwere Schädigungen unseres nationalen Ansehens gezeigt, die für uns infolge
des Fehlens eines unabhängigen Weltnachrichiendienstes entstehen mußten, und
es ist zu erwarten, daß durch Tatkraft und reichliche staatliche Beihilfe be¬
schleunigt nachgeholt wird, was bisher aus Mangel an Einsicht unterblieben ist.

Ebenso wie in England das Bestreben, den nationalen Außenhandel zu
fördern, durch eine große Ausstellung angeregt wurde, sehen wir in den Ver»
einigten Staaten von Amerika den Gedanken der Wellhandelsförderung im
Anschluß an die Weltausstellung in Chicago entstehen. Durch die Rührigkeit


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[0084] lvelthandelsfördenmg Umfrage über die Methode des deutschen Handels und die Ursachen seines Er¬ folges in den sogenannten Dossiers commeremux veröffentlichte. Außer dieser öffentlichem Stelle dient der Förderung des französischen Außenhandels die im Jahre 1915 auf Initiative der Pariser Handelskammer geschaffene „Association Nationale et'exparision inäustrielle et commerciale", welche alle großen wirtschaftlichen und industriellen Verbände Frankreichs zu¬ sammenschließt und der Eroberung neuer Plätze am Weltmarkt dient. Ähnliche Bestrebungen, wie die für Frankreich geschilderten haben sich auch in England bemerkbar gemacht. Im Jahre 1885 wurde im Anschluß an die „Indische und Kolonialausstellung" des „Imperml Institute lor tre I^unent Kinxäom unä Inäia" ins Leben gerufen. Dadurch, daß es die damals zur Aus¬ stellung gelangten Sammlungen von Rohmaterialien und Erzeugnissen aus den Kolonien erwarb und ständig erweiterte, war das Institut bestrebt das Interesse aller beteiligten Kreise auf den Außenhandel mit diesen Ländern zu lenken, den Export nach diesen Ländern zu beleben und seine Entwicklung zu fördern. Das Institut schien indessen der wirksamen Bekämpfung des immer stärker in Erscheinung tretenden deutschen Wettbewerbes allein nicht gewachsen zu sein, und so entstand am 1. Januar 1900 „l'dio Lommercial IntelliMnee LruncK ok tre IZosrck ok 1'rsits", die aus öffentlichen Mitteln geschaffene Exportans- kunftsstclle am englischen Handelsministerium. Im Jahre 190S erfolgte die Vereinigung beider Zentralstellen, um gemeinsam unter einheitlicher Leitung der Förderung des englischen Welthandels dienstbar zu fein. Vor allem aber 'se es England, das sich, wie kein anderes Handelsvolk, der Presse bedient, um mit ihrer Hilfe seine Interessen am Weltmarkt zu fördern. Die großen eng¬ lischen Zeitungen, in erster Linie „Daily Expreß" und „Times", ebenso wie das Nachrichtenbureau von Reuter lassen es sich angelegen sein, durch Studien¬ reisen ihrer Korrespondenten, durch regelmäßige sachgemäß gesichtete Berichte wirtschaftlicher Natur und durch gediegene Auskünfte in Exportfragen sich in den Dienst des nationalen Außenhandels zu stellen und durch eine überaus geschickte Propaganda, die sich, wie wir wissen, nicht immer einwandfreier Mittel bedient, für die Ausdehnung des englischen Welthandels wirksam zu sein. Der Name Reuter, ebenso wie der Name des französischen Telegraphenbureaus Hcivas. ist es. der uns stets an schwere Unterlassungen gemahnen sollte. Der Krieg hat uns mit unerbittlicher Härte die beschämende Abhängigkeit und die schwere Schädigungen unseres nationalen Ansehens gezeigt, die für uns infolge des Fehlens eines unabhängigen Weltnachrichiendienstes entstehen mußten, und es ist zu erwarten, daß durch Tatkraft und reichliche staatliche Beihilfe be¬ schleunigt nachgeholt wird, was bisher aus Mangel an Einsicht unterblieben ist. Ebenso wie in England das Bestreben, den nationalen Außenhandel zu fördern, durch eine große Ausstellung angeregt wurde, sehen wir in den Ver» einigten Staaten von Amerika den Gedanken der Wellhandelsförderung im Anschluß an die Weltausstellung in Chicago entstehen. Durch die Rührigkeit

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331841/84>, abgerufen am 13.01.2025.