Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
IVelthcmdelsförderung

lich diesen Unternehmungen zugute kommen. Wie innig das Allgemeinwohl
unseres Volkes mit einem blühenden und gewinnbringenden Außenhandel ver¬
bunden ist, lehrten die Jahre vor Ausbruch des Krieges, in denen sich nicht
nur Handel und Industrie zu unerwarteter Blüte entfalteten, sondern in denen
sich auch die Lebensführung nahezu aller Volksangehörigen stetig hob, die
Arbeitslosigkeit trotz ständig abnehmender Auswanderung in engen Schranken
gehalten werden konnte, und ein soziales Fürsorgesystem durchgeführt wurde,
wie es alle andern großen Handels- und Jndustrievölker nicht zu schaffen ver¬
mochten. Ohne unseren ausgedehnten Welthandel, der nicht nur Geld, sondern
auch gewinnbringende Arbeit für weite Volksschichten ins Land brachte, wäre
diese Entwicklung undenkbar gewesen.

Diese unbedingte Abhängigkeit der nationalen Wohlfahrt von dem Ge¬
deihen und der Entfaltung des Außenhandels ist von allen Handelsvölkern er¬
kannt und zum Gegenstand sorgfältigsten Studiums gemacht worden. Das
Ergebnis der Untersuchungen war die Erkenntnis, daß der Außenhandel eines
Landes nur durch eine tatkräftige, seiner Förderung dienende Organisation
aller beteiligten wirtschaftlichen und nationalen Kräfte in der Lage ist, sich
dauernd des immer stärker werdenden Wettbewerbes am Weltmarkt erwehren
und in seinen errungenen Positionen halten zu können.

An die Aufgabe dieser als notwendig erkannten Förderung kann in der
verschiedensten Weise herangetreten werden. Sie kann von privater Seite be¬
trieben werden, indem die beteiligten Interessenkreise sich zusammenschließen
und Außenhandelsförderungsstellen gründen; diese können durch staatliche Zu¬
schüsse gestützt werden, und die Förderungsstelle arbeitet als halbstaatliche Ein¬
richtung, in welcher der Staat, der Höhe seiner Unterstützung entsprechend,
stimmberechtigt vertreten ist, oder die Initiative zur Gründung einer Förderungs¬
stelle geht von amtlicher Seite aus und führt zur Errichtung einer rein staat¬
lichen Welthandelsförderungsstelle. Halten wir in den mit uns im Wettbewerbe
stehenden Handelsländern Umschau, so sehen wir, daß man sich dort dieser
drei Arten von Förderungsstellen mit stetig wachsendem Erfolge bedient, wobei
indessen nicht zu verkennen ist, daß die staatlichen und halbstaatlichen Förderuugs-
stellen sich des größten Ansehens und der stärksten Wirkung erfreuen.

So mannigfaltig nun auch die Mittel sein mögen, mit denen die Förderung
des Außenhandels erstrebt wird, so wird doch eine Reihe von Aufgaben im
Vordergrund stehen und ihre Bearbeitung in erster Linie erfordern. Zunächst
gilt es, für die heimische Industrie günstige Handels- und Wirtschaftsbeziehungen
zu jenen Staaten zu schaffen, die für den Außenhandel in Frage kommen,
wobei man sich der auswärtigen Politik als des bestgeeigneten Instruments
bedienen wird. Hierzu ist die Organisation eines sicher und schnell arbeitenden
Wirtschaftsnachrichtendienstes die unerläßlichste und zugleich wichtigste Grund¬
lage. Ihm fällt die Aufgabe zu, in den für die Ausfuhr in Frage kommenden
Ländern alle Entwicklungen, Einrichtungen und Maßnahmen ständig zu beob-


IVelthcmdelsförderung

lich diesen Unternehmungen zugute kommen. Wie innig das Allgemeinwohl
unseres Volkes mit einem blühenden und gewinnbringenden Außenhandel ver¬
bunden ist, lehrten die Jahre vor Ausbruch des Krieges, in denen sich nicht
nur Handel und Industrie zu unerwarteter Blüte entfalteten, sondern in denen
sich auch die Lebensführung nahezu aller Volksangehörigen stetig hob, die
Arbeitslosigkeit trotz ständig abnehmender Auswanderung in engen Schranken
gehalten werden konnte, und ein soziales Fürsorgesystem durchgeführt wurde,
wie es alle andern großen Handels- und Jndustrievölker nicht zu schaffen ver¬
mochten. Ohne unseren ausgedehnten Welthandel, der nicht nur Geld, sondern
auch gewinnbringende Arbeit für weite Volksschichten ins Land brachte, wäre
diese Entwicklung undenkbar gewesen.

Diese unbedingte Abhängigkeit der nationalen Wohlfahrt von dem Ge¬
deihen und der Entfaltung des Außenhandels ist von allen Handelsvölkern er¬
kannt und zum Gegenstand sorgfältigsten Studiums gemacht worden. Das
Ergebnis der Untersuchungen war die Erkenntnis, daß der Außenhandel eines
Landes nur durch eine tatkräftige, seiner Förderung dienende Organisation
aller beteiligten wirtschaftlichen und nationalen Kräfte in der Lage ist, sich
dauernd des immer stärker werdenden Wettbewerbes am Weltmarkt erwehren
und in seinen errungenen Positionen halten zu können.

An die Aufgabe dieser als notwendig erkannten Förderung kann in der
verschiedensten Weise herangetreten werden. Sie kann von privater Seite be¬
trieben werden, indem die beteiligten Interessenkreise sich zusammenschließen
und Außenhandelsförderungsstellen gründen; diese können durch staatliche Zu¬
schüsse gestützt werden, und die Förderungsstelle arbeitet als halbstaatliche Ein¬
richtung, in welcher der Staat, der Höhe seiner Unterstützung entsprechend,
stimmberechtigt vertreten ist, oder die Initiative zur Gründung einer Förderungs¬
stelle geht von amtlicher Seite aus und führt zur Errichtung einer rein staat¬
lichen Welthandelsförderungsstelle. Halten wir in den mit uns im Wettbewerbe
stehenden Handelsländern Umschau, so sehen wir, daß man sich dort dieser
drei Arten von Förderungsstellen mit stetig wachsendem Erfolge bedient, wobei
indessen nicht zu verkennen ist, daß die staatlichen und halbstaatlichen Förderuugs-
stellen sich des größten Ansehens und der stärksten Wirkung erfreuen.

So mannigfaltig nun auch die Mittel sein mögen, mit denen die Förderung
des Außenhandels erstrebt wird, so wird doch eine Reihe von Aufgaben im
Vordergrund stehen und ihre Bearbeitung in erster Linie erfordern. Zunächst
gilt es, für die heimische Industrie günstige Handels- und Wirtschaftsbeziehungen
zu jenen Staaten zu schaffen, die für den Außenhandel in Frage kommen,
wobei man sich der auswärtigen Politik als des bestgeeigneten Instruments
bedienen wird. Hierzu ist die Organisation eines sicher und schnell arbeitenden
Wirtschaftsnachrichtendienstes die unerläßlichste und zugleich wichtigste Grund¬
lage. Ihm fällt die Aufgabe zu, in den für die Ausfuhr in Frage kommenden
Ländern alle Entwicklungen, Einrichtungen und Maßnahmen ständig zu beob-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0079" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/331921"/>
          <fw type="header" place="top"> IVelthcmdelsförderung</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_186" prev="#ID_185"> lich diesen Unternehmungen zugute kommen. Wie innig das Allgemeinwohl<lb/>
unseres Volkes mit einem blühenden und gewinnbringenden Außenhandel ver¬<lb/>
bunden ist, lehrten die Jahre vor Ausbruch des Krieges, in denen sich nicht<lb/>
nur Handel und Industrie zu unerwarteter Blüte entfalteten, sondern in denen<lb/>
sich auch die Lebensführung nahezu aller Volksangehörigen stetig hob, die<lb/>
Arbeitslosigkeit trotz ständig abnehmender Auswanderung in engen Schranken<lb/>
gehalten werden konnte, und ein soziales Fürsorgesystem durchgeführt wurde,<lb/>
wie es alle andern großen Handels- und Jndustrievölker nicht zu schaffen ver¬<lb/>
mochten. Ohne unseren ausgedehnten Welthandel, der nicht nur Geld, sondern<lb/>
auch gewinnbringende Arbeit für weite Volksschichten ins Land brachte, wäre<lb/>
diese Entwicklung undenkbar gewesen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_187"> Diese unbedingte Abhängigkeit der nationalen Wohlfahrt von dem Ge¬<lb/>
deihen und der Entfaltung des Außenhandels ist von allen Handelsvölkern er¬<lb/>
kannt und zum Gegenstand sorgfältigsten Studiums gemacht worden. Das<lb/>
Ergebnis der Untersuchungen war die Erkenntnis, daß der Außenhandel eines<lb/>
Landes nur durch eine tatkräftige, seiner Förderung dienende Organisation<lb/>
aller beteiligten wirtschaftlichen und nationalen Kräfte in der Lage ist, sich<lb/>
dauernd des immer stärker werdenden Wettbewerbes am Weltmarkt erwehren<lb/>
und in seinen errungenen Positionen halten zu können.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_188"> An die Aufgabe dieser als notwendig erkannten Förderung kann in der<lb/>
verschiedensten Weise herangetreten werden. Sie kann von privater Seite be¬<lb/>
trieben werden, indem die beteiligten Interessenkreise sich zusammenschließen<lb/>
und Außenhandelsförderungsstellen gründen; diese können durch staatliche Zu¬<lb/>
schüsse gestützt werden, und die Förderungsstelle arbeitet als halbstaatliche Ein¬<lb/>
richtung, in welcher der Staat, der Höhe seiner Unterstützung entsprechend,<lb/>
stimmberechtigt vertreten ist, oder die Initiative zur Gründung einer Förderungs¬<lb/>
stelle geht von amtlicher Seite aus und führt zur Errichtung einer rein staat¬<lb/>
lichen Welthandelsförderungsstelle. Halten wir in den mit uns im Wettbewerbe<lb/>
stehenden Handelsländern Umschau, so sehen wir, daß man sich dort dieser<lb/>
drei Arten von Förderungsstellen mit stetig wachsendem Erfolge bedient, wobei<lb/>
indessen nicht zu verkennen ist, daß die staatlichen und halbstaatlichen Förderuugs-<lb/>
stellen sich des größten Ansehens und der stärksten Wirkung erfreuen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_189" next="#ID_190"> So mannigfaltig nun auch die Mittel sein mögen, mit denen die Förderung<lb/>
des Außenhandels erstrebt wird, so wird doch eine Reihe von Aufgaben im<lb/>
Vordergrund stehen und ihre Bearbeitung in erster Linie erfordern. Zunächst<lb/>
gilt es, für die heimische Industrie günstige Handels- und Wirtschaftsbeziehungen<lb/>
zu jenen Staaten zu schaffen, die für den Außenhandel in Frage kommen,<lb/>
wobei man sich der auswärtigen Politik als des bestgeeigneten Instruments<lb/>
bedienen wird. Hierzu ist die Organisation eines sicher und schnell arbeitenden<lb/>
Wirtschaftsnachrichtendienstes die unerläßlichste und zugleich wichtigste Grund¬<lb/>
lage. Ihm fällt die Aufgabe zu, in den für die Ausfuhr in Frage kommenden<lb/>
Ländern alle Entwicklungen, Einrichtungen und Maßnahmen ständig zu beob-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0079] IVelthcmdelsförderung lich diesen Unternehmungen zugute kommen. Wie innig das Allgemeinwohl unseres Volkes mit einem blühenden und gewinnbringenden Außenhandel ver¬ bunden ist, lehrten die Jahre vor Ausbruch des Krieges, in denen sich nicht nur Handel und Industrie zu unerwarteter Blüte entfalteten, sondern in denen sich auch die Lebensführung nahezu aller Volksangehörigen stetig hob, die Arbeitslosigkeit trotz ständig abnehmender Auswanderung in engen Schranken gehalten werden konnte, und ein soziales Fürsorgesystem durchgeführt wurde, wie es alle andern großen Handels- und Jndustrievölker nicht zu schaffen ver¬ mochten. Ohne unseren ausgedehnten Welthandel, der nicht nur Geld, sondern auch gewinnbringende Arbeit für weite Volksschichten ins Land brachte, wäre diese Entwicklung undenkbar gewesen. Diese unbedingte Abhängigkeit der nationalen Wohlfahrt von dem Ge¬ deihen und der Entfaltung des Außenhandels ist von allen Handelsvölkern er¬ kannt und zum Gegenstand sorgfältigsten Studiums gemacht worden. Das Ergebnis der Untersuchungen war die Erkenntnis, daß der Außenhandel eines Landes nur durch eine tatkräftige, seiner Förderung dienende Organisation aller beteiligten wirtschaftlichen und nationalen Kräfte in der Lage ist, sich dauernd des immer stärker werdenden Wettbewerbes am Weltmarkt erwehren und in seinen errungenen Positionen halten zu können. An die Aufgabe dieser als notwendig erkannten Förderung kann in der verschiedensten Weise herangetreten werden. Sie kann von privater Seite be¬ trieben werden, indem die beteiligten Interessenkreise sich zusammenschließen und Außenhandelsförderungsstellen gründen; diese können durch staatliche Zu¬ schüsse gestützt werden, und die Förderungsstelle arbeitet als halbstaatliche Ein¬ richtung, in welcher der Staat, der Höhe seiner Unterstützung entsprechend, stimmberechtigt vertreten ist, oder die Initiative zur Gründung einer Förderungs¬ stelle geht von amtlicher Seite aus und führt zur Errichtung einer rein staat¬ lichen Welthandelsförderungsstelle. Halten wir in den mit uns im Wettbewerbe stehenden Handelsländern Umschau, so sehen wir, daß man sich dort dieser drei Arten von Förderungsstellen mit stetig wachsendem Erfolge bedient, wobei indessen nicht zu verkennen ist, daß die staatlichen und halbstaatlichen Förderuugs- stellen sich des größten Ansehens und der stärksten Wirkung erfreuen. So mannigfaltig nun auch die Mittel sein mögen, mit denen die Förderung des Außenhandels erstrebt wird, so wird doch eine Reihe von Aufgaben im Vordergrund stehen und ihre Bearbeitung in erster Linie erfordern. Zunächst gilt es, für die heimische Industrie günstige Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zu jenen Staaten zu schaffen, die für den Außenhandel in Frage kommen, wobei man sich der auswärtigen Politik als des bestgeeigneten Instruments bedienen wird. Hierzu ist die Organisation eines sicher und schnell arbeitenden Wirtschaftsnachrichtendienstes die unerläßlichste und zugleich wichtigste Grund¬ lage. Ihm fällt die Aufgabe zu, in den für die Ausfuhr in Frage kommenden Ländern alle Entwicklungen, Einrichtungen und Maßnahmen ständig zu beob-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331841/79
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331841/79>, abgerufen am 15.01.2025.