le das sechzehnte und siebzehnte Jahrhundert mit religiösen Kämpfen ausgefüllt waren, im achtzehnten Jahrhundert die idealen Ideen zum Durchbruch kamen, wie das neunzehnte Jahrhundert durch die Nationalitätenfrage charakterisiert erscheint, so sagt sich das zwanzigste Jahrhundert für Europa als el" Jahrhundert des Ringens um das Dasein auf handelspolitischem Gebiet an." Mit diesen Worten des österreichischen Ministers des Äußeren. Graf v. Goluchowski. ist nicht nur der nationalen Arbeit der europäischen Staaten, sondern auch dem öffentlichen Interesse für die nächste Zukunft die Richtung gegeben, der mit Umsicht und Tatkraft nachgegangen werden muß, da andernfalls ein Verharren oder Zurücksinken in weltpolitische Bedeutungslosigkeit die unabwendbare Folge sein würde. Das gilt vor allem sür Deutschland, dem nach dem Kriege auf weltwirtschaftlichem Gebiete ungleich größere Schwierigkeiten entgegengestellt werden als irgendeinem andern der kriegführenden Ländern. Das deutsche Voll wird auch hier, wie in vielen andern Dingen, umlernen müssen, d. h. es wird in seiner ganzen Breite mit einem höheren Interesse, als dies vor dem Kriege geschah, an dem wirtschaftlichen und handelspolitischen Leben nicht nur unserer Nation, sondern aller Wwschaftsvölker der Welt teilzunehmen haben. Es wird in der Förderung des einheimischen Handys und der heimischen Industrie, vor allem in den Bestrebungen, die unseren Welthandel ausdehnen, stutzen und kräftigen sollen, die Förderung seiner eigensten Angelegenheit er¬ kennen müssen.
Es ist ein prinzipieller Fehler weiter deutscher Volkskreise gewesen, in jeder geplanten oder angeregten amtlichen Förderung des deutschen Außenhandels' nichts anderes erkennen zu wollen, als eine einseitige Unterstützung gewisser Interessen einer engumgrenzten Gruppe von Industrie und Handelsunter-- nehmrmgen, die, auf .Kosten der Allgemeinheit betneben, schließlich doch ledig-
Grenzboten II 1917 b
Welch andelsförderung Fritz Roll von
le das sechzehnte und siebzehnte Jahrhundert mit religiösen Kämpfen ausgefüllt waren, im achtzehnten Jahrhundert die idealen Ideen zum Durchbruch kamen, wie das neunzehnte Jahrhundert durch die Nationalitätenfrage charakterisiert erscheint, so sagt sich das zwanzigste Jahrhundert für Europa als el« Jahrhundert des Ringens um das Dasein auf handelspolitischem Gebiet an." Mit diesen Worten des österreichischen Ministers des Äußeren. Graf v. Goluchowski. ist nicht nur der nationalen Arbeit der europäischen Staaten, sondern auch dem öffentlichen Interesse für die nächste Zukunft die Richtung gegeben, der mit Umsicht und Tatkraft nachgegangen werden muß, da andernfalls ein Verharren oder Zurücksinken in weltpolitische Bedeutungslosigkeit die unabwendbare Folge sein würde. Das gilt vor allem sür Deutschland, dem nach dem Kriege auf weltwirtschaftlichem Gebiete ungleich größere Schwierigkeiten entgegengestellt werden als irgendeinem andern der kriegführenden Ländern. Das deutsche Voll wird auch hier, wie in vielen andern Dingen, umlernen müssen, d. h. es wird in seiner ganzen Breite mit einem höheren Interesse, als dies vor dem Kriege geschah, an dem wirtschaftlichen und handelspolitischen Leben nicht nur unserer Nation, sondern aller Wwschaftsvölker der Welt teilzunehmen haben. Es wird in der Förderung des einheimischen Handys und der heimischen Industrie, vor allem in den Bestrebungen, die unseren Welthandel ausdehnen, stutzen und kräftigen sollen, die Förderung seiner eigensten Angelegenheit er¬ kennen müssen.
Es ist ein prinzipieller Fehler weiter deutscher Volkskreise gewesen, in jeder geplanten oder angeregten amtlichen Förderung des deutschen Außenhandels' nichts anderes erkennen zu wollen, als eine einseitige Unterstützung gewisser Interessen einer engumgrenzten Gruppe von Industrie und Handelsunter-- nehmrmgen, die, auf .Kosten der Allgemeinheit betneben, schließlich doch ledig-
Grenzboten II 1917 b
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Welch andelsförderung
Fritz Roll von
le das sechzehnte und siebzehnte Jahrhundert mit religiösen
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idealen Ideen zum Durchbruch kamen, wie das neunzehnte
Jahrhundert durch die Nationalitätenfrage charakterisiert erscheint,
so sagt sich das zwanzigste Jahrhundert für Europa als el«
Jahrhundert des Ringens um das Dasein auf handelspolitischem Gebiet an." Mit
diesen Worten des österreichischen Ministers des Äußeren. Graf v. Goluchowski.
ist nicht nur der nationalen Arbeit der europäischen Staaten, sondern auch dem
öffentlichen Interesse für die nächste Zukunft die Richtung gegeben, der mit
Umsicht und Tatkraft nachgegangen werden muß, da andernfalls ein Verharren
oder Zurücksinken in weltpolitische Bedeutungslosigkeit die unabwendbare Folge
sein würde. Das gilt vor allem sür Deutschland, dem nach dem Kriege auf
weltwirtschaftlichem Gebiete ungleich größere Schwierigkeiten entgegengestellt
werden als irgendeinem andern der kriegführenden Ländern. Das deutsche
Voll wird auch hier, wie in vielen andern Dingen, umlernen müssen, d. h. es
wird in seiner ganzen Breite mit einem höheren Interesse, als dies vor dem
Kriege geschah, an dem wirtschaftlichen und handelspolitischen Leben nicht nur
unserer Nation, sondern aller Wwschaftsvölker der Welt teilzunehmen haben.
Es wird in der Förderung des einheimischen Handys und der heimischen
Industrie, vor allem in den Bestrebungen, die unseren Welthandel ausdehnen,
stutzen und kräftigen sollen, die Förderung seiner eigensten Angelegenheit er¬
kennen müssen.
Es ist ein prinzipieller Fehler weiter deutscher Volkskreise gewesen, in jeder
geplanten oder angeregten amtlichen Förderung des deutschen Außenhandels'
nichts anderes erkennen zu wollen, als eine einseitige Unterstützung gewisser
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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331841/78>, abgerufen am 22.01.2025.
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