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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Erstes Vierteljahr.

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Englischer Postrcmb

Überaus lehrreich sind in dieser Beziehung einige Vorgänge aus dem
Buren- und dem ostasiatischen Kriege. Als die Engländer während des ersteren
unsere Postdamvfer "Herzog" und "General" in Aden anhielten und den
"Bundesrat" nach Durham aufbrachten, da entstand bei uns eine Aufregung,
die leicht zu bedenklichen Folgen hätte führen können. Auf ein energisches
Auftreten des Fürsten Büloro lenkte England damals ein. Nicht anders war
es, als wenige Jahre darauf im ostasiatischen Kriege der Postdamvfer "Prinz
Heinrich" vom russischen Kreuzer "Smolensk" angehalten und sämtlicher nach
Japan bestimmter Post beraubt wurde. Allerdings gaben die Russen, nach¬
dem sie die Post durchsucht hatten, einen Teil derselben einige Tage später
einem nach Bombay fahrenden britischen Postschiffe mit, aber die Erregung
über diesen Borgang war bei uns doch eine sehr große gewesen.

In diesen Fällen hat die deutsche Regierung durch ihr festes Auftreten
Abhilfe bewirkt und ein Versprechen der englischen bzw. russischen Regierung
herbeigeführt, daß deutsche Postdamvfer während des Krieges nicht mehr be¬
lästigt werden sollten, was auch eingehalten worden ist. Herr Wilson kann
hieraus ersehen, was ein fester Wille vermag und wie sowohl England als
Rußland gegenüber auch in dieser Frage ein Erfolg erzielt werden kann, wenn
diese erkennen, daß sie mit einem ernstgemeinten Widerspruch zu rechnen haben.
Deutschland ist bei jenen Gelegenheiten mit großem Erfolg für die Bedürfnisse des
Verkehrs eingetreten, wie nicht minder auf der zweiten Haager Konferenz von 1907.

Gerade die erwähnten Vorgänge und die schwere Schädigung, die dem
stets wachsenden Handel und Verkehr aus etwaigen Eingriffen in den Post-
betrieb entstehen müssen, haben Deutschland veranlaßt, im Haag diese Frage
zur Sprache zu bringen und die Befreiung der Postsendungen vom Seebeute¬
recht zu beantragen. Von unserer Seite wurde der Antrag gestellt, die über¬
seeische Briefpost, sowohl die amtliche als auch die private, und zugleich diejenige
der Kriegführenden wie der Neutralen, für unverletzlich zu erklären. Den
Antrag begründete unser Vertreter, der Wirkt. Geh. Legationsrat Dr. Kriege,
in der Sitzung der vierten Kommission vom 24. Juli 1907 damit, daß die
postalischen Beziehungen in unserer Zeit von solcher Wichtigkeit sind, daß so
viele Handels- und andere Interessen auf dem regelmäßigen Briefverkehr
beruhen, daß es äußerst wünschenswert ist, ihn vor allen Störungen zu sichern,
die durch den Seekrieg entstehen können. Der Nutzen, der für die Krieg¬
führenden aus der Kontrolle des Postverkehrs erwachse, stehe in keinem Ver¬
hältnis zu den Schädigungen, welche die Ausübung der Kontrolle sür den
rechtmäßigen Handel mit sich bringe. Dr. Kriege führte noch aus. daß das
wirksamste Mittel des Schutzes für die Korrespondenz darin bestehe, alle Post¬
damvfer von der Kontrolle zu befreien, daß dies aber nicht wohl möglich sei.
Immerhin müsse die Korrespondenz für unverletzlich erklärt werden, möge sie
auf einem Schiffe der Kriegsparteien oder einem neutralen Schiffe befördert
werden.


Englischer Postrcmb

Überaus lehrreich sind in dieser Beziehung einige Vorgänge aus dem
Buren- und dem ostasiatischen Kriege. Als die Engländer während des ersteren
unsere Postdamvfer „Herzog" und „General" in Aden anhielten und den
„Bundesrat" nach Durham aufbrachten, da entstand bei uns eine Aufregung,
die leicht zu bedenklichen Folgen hätte führen können. Auf ein energisches
Auftreten des Fürsten Büloro lenkte England damals ein. Nicht anders war
es, als wenige Jahre darauf im ostasiatischen Kriege der Postdamvfer „Prinz
Heinrich" vom russischen Kreuzer „Smolensk" angehalten und sämtlicher nach
Japan bestimmter Post beraubt wurde. Allerdings gaben die Russen, nach¬
dem sie die Post durchsucht hatten, einen Teil derselben einige Tage später
einem nach Bombay fahrenden britischen Postschiffe mit, aber die Erregung
über diesen Borgang war bei uns doch eine sehr große gewesen.

In diesen Fällen hat die deutsche Regierung durch ihr festes Auftreten
Abhilfe bewirkt und ein Versprechen der englischen bzw. russischen Regierung
herbeigeführt, daß deutsche Postdamvfer während des Krieges nicht mehr be¬
lästigt werden sollten, was auch eingehalten worden ist. Herr Wilson kann
hieraus ersehen, was ein fester Wille vermag und wie sowohl England als
Rußland gegenüber auch in dieser Frage ein Erfolg erzielt werden kann, wenn
diese erkennen, daß sie mit einem ernstgemeinten Widerspruch zu rechnen haben.
Deutschland ist bei jenen Gelegenheiten mit großem Erfolg für die Bedürfnisse des
Verkehrs eingetreten, wie nicht minder auf der zweiten Haager Konferenz von 1907.

Gerade die erwähnten Vorgänge und die schwere Schädigung, die dem
stets wachsenden Handel und Verkehr aus etwaigen Eingriffen in den Post-
betrieb entstehen müssen, haben Deutschland veranlaßt, im Haag diese Frage
zur Sprache zu bringen und die Befreiung der Postsendungen vom Seebeute¬
recht zu beantragen. Von unserer Seite wurde der Antrag gestellt, die über¬
seeische Briefpost, sowohl die amtliche als auch die private, und zugleich diejenige
der Kriegführenden wie der Neutralen, für unverletzlich zu erklären. Den
Antrag begründete unser Vertreter, der Wirkt. Geh. Legationsrat Dr. Kriege,
in der Sitzung der vierten Kommission vom 24. Juli 1907 damit, daß die
postalischen Beziehungen in unserer Zeit von solcher Wichtigkeit sind, daß so
viele Handels- und andere Interessen auf dem regelmäßigen Briefverkehr
beruhen, daß es äußerst wünschenswert ist, ihn vor allen Störungen zu sichern,
die durch den Seekrieg entstehen können. Der Nutzen, der für die Krieg¬
führenden aus der Kontrolle des Postverkehrs erwachse, stehe in keinem Ver¬
hältnis zu den Schädigungen, welche die Ausübung der Kontrolle sür den
rechtmäßigen Handel mit sich bringe. Dr. Kriege führte noch aus. daß das
wirksamste Mittel des Schutzes für die Korrespondenz darin bestehe, alle Post¬
damvfer von der Kontrolle zu befreien, daß dies aber nicht wohl möglich sei.
Immerhin müsse die Korrespondenz für unverletzlich erklärt werden, möge sie
auf einem Schiffe der Kriegsparteien oder einem neutralen Schiffe befördert
werden.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331409/38>, abgerufen am 23.07.2024.