leben wird; er behauptet endlich, daß dies Selbstleben kein bloßer Sammelpunkt ihm Angeführter Elemente, sondern aktiver Art ist, eine umwandelnde Kraft an allem Empfangenen ausübt und das ganze Dasein auf eine höhere Stufe hebt. Nur wenn dies alles zutrifft, bringt Persönlichkeit etwas wesentlich Neues in unser Dasein und rechtfertigt damit den Effekt, mit dem sie von vielen er¬ griffen wird."
Nach diesen Worten Euckens kann sich also eine Wendung zur Persön¬ lichkeit nur auf Grund eines besonderen, selbständigen Geisteslebens, einer neuen Weltstufe und im Zusammenhang mit ihr vollziehen. Ohne dieses Geistesleben kann der Mensch sich nicht über die naturhafte Ordnung hinaus¬ sehen, die ihn zunächst umfängt und beherrscht. Erst bei der Anerkennung einer Welt innerer Unendlichkeit kann wahre Persönlichkeit sich bilden, weil es sich bei Persönlichkeit um ein neues Grundverhältnis zur Welt, um eine neue Art des Lebens und Seins handelt. Das bloße Verlangen einer kräftigeren Konzentration, einer Verstärkung des Subjekts, einer größeren Selbständigkeit gegenüber der Umgebung führt allein noch nicht zur Persönlichkeit. Diese entsteht erst dann, wenn der Mensch nicht ein bloßes Stück der vorhandenen Welt bleibt, sondern von innen her an einer neuen Welt Teil gewinnt. "Ohne eine Umkehrung des nächsten Anblicks der Wirklichkeit und ohne den Gewinn eines neuen Lebensbodens könnte die Sache leicht mehr schaden als nützen, indem sie in eine bloße Verbrämung des natürlichen Lebenstriebes, eine Über¬ spannung des Selbstgefühls, ein bloßes Genießen und Fürsichzur echtlegen aller Dinge auslaufen müßte."
Somit ist für die Bildung von Persönlichkeit die erste Voraussetzung, daß ein Ganzes des Geisteslebens im Grunde unseres Wesens wirkt. Wenn deshalb die Erziehung Persönlichkeit erstrebt, so muß sie sich die Anbahnung eines solchen Geisteslebens als Aufgabe stellen. Mit dieser Zielsetzung gewinnt die Philo¬ sophie Euckens für die Pädagogik eine besondere, grundlegende Bedeutung.
Persönlichkeit kann sich nur entwickeln, wenn der individuellen Art die Möglichkeit der Entfaltung gegeben wird. Insoweit der Individualismus das für die Persönlichkeitsentwicklung erforderliche Maß individueller Freiheit verlangt, ist er berechtigt. Auch auf dem Gebiet der Pädagogik muß die hohe Bedeutung der Persönlichkeit anerkannt und Persönlichkeitsbildung die oberste Aufgabe werden. Eine solche Bildung anstrebende Persönlichkeitspädagogik, die eine Synthese zwischen Sozialpädagogik und Jndividualpädagogik darstellte. ist die Pädagogik, der die Zukunft gehört. Gegenüber dem Ziele der recht verstandenen Persönlichkeitsbildung müssen alle Rücksichten auf Staat und Gesellschaft zurück¬ treten. Es sei aber dabei nochmals betont, daß Eucken unter Persönlichkeit etwas ganz anderes versteht als die extremen Individualisten. Er verwirft deshalb auch die aus deren Anschauungen geborene individualistische Pädagogik im Sinne einer Ellen Key u. a. Oder klingt es nicht wie eine direkte Absage an diese, wenn Eucken in seinen "Geistigen Strömungen der Gegenwart" sagt:
Gesellschaft und Einzelwesen in der Erziehung
leben wird; er behauptet endlich, daß dies Selbstleben kein bloßer Sammelpunkt ihm Angeführter Elemente, sondern aktiver Art ist, eine umwandelnde Kraft an allem Empfangenen ausübt und das ganze Dasein auf eine höhere Stufe hebt. Nur wenn dies alles zutrifft, bringt Persönlichkeit etwas wesentlich Neues in unser Dasein und rechtfertigt damit den Effekt, mit dem sie von vielen er¬ griffen wird."
Nach diesen Worten Euckens kann sich also eine Wendung zur Persön¬ lichkeit nur auf Grund eines besonderen, selbständigen Geisteslebens, einer neuen Weltstufe und im Zusammenhang mit ihr vollziehen. Ohne dieses Geistesleben kann der Mensch sich nicht über die naturhafte Ordnung hinaus¬ sehen, die ihn zunächst umfängt und beherrscht. Erst bei der Anerkennung einer Welt innerer Unendlichkeit kann wahre Persönlichkeit sich bilden, weil es sich bei Persönlichkeit um ein neues Grundverhältnis zur Welt, um eine neue Art des Lebens und Seins handelt. Das bloße Verlangen einer kräftigeren Konzentration, einer Verstärkung des Subjekts, einer größeren Selbständigkeit gegenüber der Umgebung führt allein noch nicht zur Persönlichkeit. Diese entsteht erst dann, wenn der Mensch nicht ein bloßes Stück der vorhandenen Welt bleibt, sondern von innen her an einer neuen Welt Teil gewinnt. „Ohne eine Umkehrung des nächsten Anblicks der Wirklichkeit und ohne den Gewinn eines neuen Lebensbodens könnte die Sache leicht mehr schaden als nützen, indem sie in eine bloße Verbrämung des natürlichen Lebenstriebes, eine Über¬ spannung des Selbstgefühls, ein bloßes Genießen und Fürsichzur echtlegen aller Dinge auslaufen müßte."
Somit ist für die Bildung von Persönlichkeit die erste Voraussetzung, daß ein Ganzes des Geisteslebens im Grunde unseres Wesens wirkt. Wenn deshalb die Erziehung Persönlichkeit erstrebt, so muß sie sich die Anbahnung eines solchen Geisteslebens als Aufgabe stellen. Mit dieser Zielsetzung gewinnt die Philo¬ sophie Euckens für die Pädagogik eine besondere, grundlegende Bedeutung.
Persönlichkeit kann sich nur entwickeln, wenn der individuellen Art die Möglichkeit der Entfaltung gegeben wird. Insoweit der Individualismus das für die Persönlichkeitsentwicklung erforderliche Maß individueller Freiheit verlangt, ist er berechtigt. Auch auf dem Gebiet der Pädagogik muß die hohe Bedeutung der Persönlichkeit anerkannt und Persönlichkeitsbildung die oberste Aufgabe werden. Eine solche Bildung anstrebende Persönlichkeitspädagogik, die eine Synthese zwischen Sozialpädagogik und Jndividualpädagogik darstellte. ist die Pädagogik, der die Zukunft gehört. Gegenüber dem Ziele der recht verstandenen Persönlichkeitsbildung müssen alle Rücksichten auf Staat und Gesellschaft zurück¬ treten. Es sei aber dabei nochmals betont, daß Eucken unter Persönlichkeit etwas ganz anderes versteht als die extremen Individualisten. Er verwirft deshalb auch die aus deren Anschauungen geborene individualistische Pädagogik im Sinne einer Ellen Key u. a. Oder klingt es nicht wie eine direkte Absage an diese, wenn Eucken in seinen „Geistigen Strömungen der Gegenwart" sagt:
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[0325]
Gesellschaft und Einzelwesen in der Erziehung
leben wird; er behauptet endlich, daß dies Selbstleben kein bloßer Sammelpunkt
ihm Angeführter Elemente, sondern aktiver Art ist, eine umwandelnde Kraft
an allem Empfangenen ausübt und das ganze Dasein auf eine höhere Stufe
hebt. Nur wenn dies alles zutrifft, bringt Persönlichkeit etwas wesentlich Neues
in unser Dasein und rechtfertigt damit den Effekt, mit dem sie von vielen er¬
griffen wird."
Nach diesen Worten Euckens kann sich also eine Wendung zur Persön¬
lichkeit nur auf Grund eines besonderen, selbständigen Geisteslebens, einer
neuen Weltstufe und im Zusammenhang mit ihr vollziehen. Ohne dieses
Geistesleben kann der Mensch sich nicht über die naturhafte Ordnung hinaus¬
sehen, die ihn zunächst umfängt und beherrscht. Erst bei der Anerkennung
einer Welt innerer Unendlichkeit kann wahre Persönlichkeit sich bilden, weil es
sich bei Persönlichkeit um ein neues Grundverhältnis zur Welt, um eine neue
Art des Lebens und Seins handelt. Das bloße Verlangen einer kräftigeren
Konzentration, einer Verstärkung des Subjekts, einer größeren Selbständigkeit
gegenüber der Umgebung führt allein noch nicht zur Persönlichkeit. Diese
entsteht erst dann, wenn der Mensch nicht ein bloßes Stück der vorhandenen
Welt bleibt, sondern von innen her an einer neuen Welt Teil gewinnt. „Ohne
eine Umkehrung des nächsten Anblicks der Wirklichkeit und ohne den Gewinn
eines neuen Lebensbodens könnte die Sache leicht mehr schaden als nützen,
indem sie in eine bloße Verbrämung des natürlichen Lebenstriebes, eine Über¬
spannung des Selbstgefühls, ein bloßes Genießen und Fürsichzur echtlegen aller
Dinge auslaufen müßte."
Somit ist für die Bildung von Persönlichkeit die erste Voraussetzung, daß
ein Ganzes des Geisteslebens im Grunde unseres Wesens wirkt. Wenn deshalb
die Erziehung Persönlichkeit erstrebt, so muß sie sich die Anbahnung eines solchen
Geisteslebens als Aufgabe stellen. Mit dieser Zielsetzung gewinnt die Philo¬
sophie Euckens für die Pädagogik eine besondere, grundlegende Bedeutung.
Persönlichkeit kann sich nur entwickeln, wenn der individuellen Art die
Möglichkeit der Entfaltung gegeben wird. Insoweit der Individualismus das
für die Persönlichkeitsentwicklung erforderliche Maß individueller Freiheit verlangt,
ist er berechtigt. Auch auf dem Gebiet der Pädagogik muß die hohe Bedeutung
der Persönlichkeit anerkannt und Persönlichkeitsbildung die oberste Aufgabe
werden. Eine solche Bildung anstrebende Persönlichkeitspädagogik, die eine
Synthese zwischen Sozialpädagogik und Jndividualpädagogik darstellte. ist die
Pädagogik, der die Zukunft gehört. Gegenüber dem Ziele der recht verstandenen
Persönlichkeitsbildung müssen alle Rücksichten auf Staat und Gesellschaft zurück¬
treten. Es sei aber dabei nochmals betont, daß Eucken unter Persönlichkeit
etwas ganz anderes versteht als die extremen Individualisten. Er verwirft
deshalb auch die aus deren Anschauungen geborene individualistische Pädagogik
im Sinne einer Ellen Key u. a. Oder klingt es nicht wie eine direkte Absage
an diese, wenn Eucken in seinen „Geistigen Strömungen der Gegenwart" sagt:
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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331409/325>, abgerufen am 24.01.2025.
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