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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Erstes Vierteljahr.

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Der preußisch-amerikanische Freundschaftsvertrag

Schiff für erlittenen Zeitverlust entschädigen, wenn er es nach erfolgter Unter¬
suchung weiterfahren läßt."

Es ist der Artikel, der zu den unheilvollsten Konsequenzen geführt hat. Er
hat den Amerikanern das Recht gegeben, während des Siebenziger Krieges den
Franzosen eine Million guter Gewehre zuzuführen und hat dadurch den Krieg
um einige Zeit verlängert, ungeachtet der Freundschaft, die Amerika und
Deutschland damals verbunden hat. Er ist in unseren Tagen der Grund
unserer tiefsten Enttäuschung und unseres schmerzlichsten Erlebnisses in dieser
an Schmerz und Enttäuschung wahrlich nicht armen Zeit geworden. Er hat
aber auch dazu geführt, uns von der Richtigkeit der Kappschen Worte zu
überzeugen, der schon vor vierundvierzig Jahren den Versuch gewagt, der
Schwärmerei Deutschlands für Amerika durch Darlegung nüchterner Tatsachen
und Beobachtungen ein Ende zu machen. "Es gibt", so hat er schon damals
erklärt, "überhaupt keinen größeren Irrtum als den, die Vereinigten Staaten
als die Vorkämpfer der freiheitlichen Bestrebungen in den Seerechtsfragen zu
feiern. Sie handelten und handeln lediglich nach ihren augenblicklichen Interessen
und interpretieren das Völkerrecht so strikt als möglich, sobald es ihnen als
Kriegführenden dient, während sie den zu ihren Gunsten sprechenden Bedingungen
die größtmöglichste Ausdehnung geben, wenn sie als Neutrale Vorteile daraus
ziehen können."




Der preußisch-amerikanische Freundschaftsvertrag

Schiff für erlittenen Zeitverlust entschädigen, wenn er es nach erfolgter Unter¬
suchung weiterfahren läßt."

Es ist der Artikel, der zu den unheilvollsten Konsequenzen geführt hat. Er
hat den Amerikanern das Recht gegeben, während des Siebenziger Krieges den
Franzosen eine Million guter Gewehre zuzuführen und hat dadurch den Krieg
um einige Zeit verlängert, ungeachtet der Freundschaft, die Amerika und
Deutschland damals verbunden hat. Er ist in unseren Tagen der Grund
unserer tiefsten Enttäuschung und unseres schmerzlichsten Erlebnisses in dieser
an Schmerz und Enttäuschung wahrlich nicht armen Zeit geworden. Er hat
aber auch dazu geführt, uns von der Richtigkeit der Kappschen Worte zu
überzeugen, der schon vor vierundvierzig Jahren den Versuch gewagt, der
Schwärmerei Deutschlands für Amerika durch Darlegung nüchterner Tatsachen
und Beobachtungen ein Ende zu machen. „Es gibt", so hat er schon damals
erklärt, „überhaupt keinen größeren Irrtum als den, die Vereinigten Staaten
als die Vorkämpfer der freiheitlichen Bestrebungen in den Seerechtsfragen zu
feiern. Sie handelten und handeln lediglich nach ihren augenblicklichen Interessen
und interpretieren das Völkerrecht so strikt als möglich, sobald es ihnen als
Kriegführenden dient, während sie den zu ihren Gunsten sprechenden Bedingungen
die größtmöglichste Ausdehnung geben, wenn sie als Neutrale Vorteile daraus
ziehen können."




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[0252] Der preußisch-amerikanische Freundschaftsvertrag Schiff für erlittenen Zeitverlust entschädigen, wenn er es nach erfolgter Unter¬ suchung weiterfahren läßt." Es ist der Artikel, der zu den unheilvollsten Konsequenzen geführt hat. Er hat den Amerikanern das Recht gegeben, während des Siebenziger Krieges den Franzosen eine Million guter Gewehre zuzuführen und hat dadurch den Krieg um einige Zeit verlängert, ungeachtet der Freundschaft, die Amerika und Deutschland damals verbunden hat. Er ist in unseren Tagen der Grund unserer tiefsten Enttäuschung und unseres schmerzlichsten Erlebnisses in dieser an Schmerz und Enttäuschung wahrlich nicht armen Zeit geworden. Er hat aber auch dazu geführt, uns von der Richtigkeit der Kappschen Worte zu überzeugen, der schon vor vierundvierzig Jahren den Versuch gewagt, der Schwärmerei Deutschlands für Amerika durch Darlegung nüchterner Tatsachen und Beobachtungen ein Ende zu machen. „Es gibt", so hat er schon damals erklärt, „überhaupt keinen größeren Irrtum als den, die Vereinigten Staaten als die Vorkämpfer der freiheitlichen Bestrebungen in den Seerechtsfragen zu feiern. Sie handelten und handeln lediglich nach ihren augenblicklichen Interessen und interpretieren das Völkerrecht so strikt als möglich, sobald es ihnen als Kriegführenden dient, während sie den zu ihren Gunsten sprechenden Bedingungen die größtmöglichste Ausdehnung geben, wenn sie als Neutrale Vorteile daraus ziehen können."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331409/252>, abgerufen am 23.07.2024.