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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Erstes Vierteljahr.

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Rasxutm

In den letzten Jahren lebte Rasputin teils in Petersburg, teils in seiner
alten Heimat."

Rasputins Moro wird einen Einfluß auch auf die inneren politischen Ver¬
hältnisse des russischen Reiches haben. Dies zeigen die Äußerungen der
russischen Parteiführer. Typisch ist, was der bekannte nationalistische Abge¬
ordnete Schulgin über Rasputins Tod im Kiewljanin gesagt hat:

"Die Telegramme teilen mit. daß in allen Petersburger Theatern auf
dringendes Verlangen des Publikums die Kaiserhymne gespielt wurde. ,Gott
sei des Zaren Schützt das waren die Worte, mit denen die Hauptstadt
dieses ganz Rußland erschütternde Ereignis begrüßte. Noch neulich habe ich
geschrieben ,Rußland weist jeden Gedanken an Revolution mit Ekel von
sich, es wünscht sie nicht'. Das Ereignis, das alle erregt hat, war von
ganz bestimmten Ideen diktiert. So hat es die Menge der Hauptstadt auch
verstanden, indem sie mit der Nationalhymne darauf antwortete. . . Mögen
die, die fähig sind zu denken, über das was geschehen ist, nachdenken. Ru߬
land will siegen, was es auch immer kosten mag. Alle Klassen wollen
das, alle Schichten, alle Parteien -- von der Hütte Weremtschuks bis zum
Palastdes Fürsten Jussupow. Eine Todsünde begeht die Regierung, die diese
Stimmung nicht auszunutzen versteht -- die Regierung, die sich Augen und
Ohren verstopft, die die Revolution von links her herbeiführen möchte und
die die mächtigen Klänge der Kaiserhymne nicht hört, welche die Pistolen¬
schüsse in dem Aristokratenpalais übertönt. Ich wiederhole es noch einmal,
nicht die Revolution wünscht Rußland, sondern den Sieg."

So malt sich die Wnkung des Todes Rasputins in jenen Köpfen, die
dem Blocke in der Reichsduma nahestehen und die jetzt um die Macht kämpfen
oder zu kämpfen versuchen.




Rasxutm

In den letzten Jahren lebte Rasputin teils in Petersburg, teils in seiner
alten Heimat."

Rasputins Moro wird einen Einfluß auch auf die inneren politischen Ver¬
hältnisse des russischen Reiches haben. Dies zeigen die Äußerungen der
russischen Parteiführer. Typisch ist, was der bekannte nationalistische Abge¬
ordnete Schulgin über Rasputins Tod im Kiewljanin gesagt hat:

„Die Telegramme teilen mit. daß in allen Petersburger Theatern auf
dringendes Verlangen des Publikums die Kaiserhymne gespielt wurde. ,Gott
sei des Zaren Schützt das waren die Worte, mit denen die Hauptstadt
dieses ganz Rußland erschütternde Ereignis begrüßte. Noch neulich habe ich
geschrieben ,Rußland weist jeden Gedanken an Revolution mit Ekel von
sich, es wünscht sie nicht'. Das Ereignis, das alle erregt hat, war von
ganz bestimmten Ideen diktiert. So hat es die Menge der Hauptstadt auch
verstanden, indem sie mit der Nationalhymne darauf antwortete. . . Mögen
die, die fähig sind zu denken, über das was geschehen ist, nachdenken. Ru߬
land will siegen, was es auch immer kosten mag. Alle Klassen wollen
das, alle Schichten, alle Parteien — von der Hütte Weremtschuks bis zum
Palastdes Fürsten Jussupow. Eine Todsünde begeht die Regierung, die diese
Stimmung nicht auszunutzen versteht — die Regierung, die sich Augen und
Ohren verstopft, die die Revolution von links her herbeiführen möchte und
die die mächtigen Klänge der Kaiserhymne nicht hört, welche die Pistolen¬
schüsse in dem Aristokratenpalais übertönt. Ich wiederhole es noch einmal,
nicht die Revolution wünscht Rußland, sondern den Sieg."

So malt sich die Wnkung des Todes Rasputins in jenen Köpfen, die
dem Blocke in der Reichsduma nahestehen und die jetzt um die Macht kämpfen
oder zu kämpfen versuchen.




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[0115] Rasxutm In den letzten Jahren lebte Rasputin teils in Petersburg, teils in seiner alten Heimat." Rasputins Moro wird einen Einfluß auch auf die inneren politischen Ver¬ hältnisse des russischen Reiches haben. Dies zeigen die Äußerungen der russischen Parteiführer. Typisch ist, was der bekannte nationalistische Abge¬ ordnete Schulgin über Rasputins Tod im Kiewljanin gesagt hat: „Die Telegramme teilen mit. daß in allen Petersburger Theatern auf dringendes Verlangen des Publikums die Kaiserhymne gespielt wurde. ,Gott sei des Zaren Schützt das waren die Worte, mit denen die Hauptstadt dieses ganz Rußland erschütternde Ereignis begrüßte. Noch neulich habe ich geschrieben ,Rußland weist jeden Gedanken an Revolution mit Ekel von sich, es wünscht sie nicht'. Das Ereignis, das alle erregt hat, war von ganz bestimmten Ideen diktiert. So hat es die Menge der Hauptstadt auch verstanden, indem sie mit der Nationalhymne darauf antwortete. . . Mögen die, die fähig sind zu denken, über das was geschehen ist, nachdenken. Ru߬ land will siegen, was es auch immer kosten mag. Alle Klassen wollen das, alle Schichten, alle Parteien — von der Hütte Weremtschuks bis zum Palastdes Fürsten Jussupow. Eine Todsünde begeht die Regierung, die diese Stimmung nicht auszunutzen versteht — die Regierung, die sich Augen und Ohren verstopft, die die Revolution von links her herbeiführen möchte und die die mächtigen Klänge der Kaiserhymne nicht hört, welche die Pistolen¬ schüsse in dem Aristokratenpalais übertönt. Ich wiederhole es noch einmal, nicht die Revolution wünscht Rußland, sondern den Sieg." So malt sich die Wnkung des Todes Rasputins in jenen Köpfen, die dem Blocke in der Reichsduma nahestehen und die jetzt um die Macht kämpfen oder zu kämpfen versuchen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331409/115>, abgerufen am 25.08.2024.