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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr.

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Venae? Kussie, vsnäe? vite!

Papierrubel erleichtern und Bark muß zusammen mit der Ankündigung der
neuen Anleihe die Emissionsmarge von neuem erhöhen. Aber wohin wandert
das Geld? Entweder in den Strickstrumpf -- oder zum Börsenspiel. "Man
muß mit Bedauern feststellen," heißt es im "Ekonomist", "daß das Privatkapital
zum großen Teile sich von den Kriegsanleihen zurückhält, daß es sich dem
Börsenspiel widmet und bisweilen sogar geradezu abenteuerliche Unternehmungen
den Kriegsanleihen vorzieht." Die "Nowoje Wremja" konstatiert in einem
interessanten Aufsatz vom 13. September, daß Rußland das einzige Land ist,
wo sich eine starke Gründertätigkeit während des Krieges bemerkbar macht.
"Wenn die Sache in dem bisherigen Tempo weiter geht, so wird die Gründer¬
tätigkeit im Jahre 2 Milliarden Rubel erreichen. Die bekannten russischen Börsen¬
papiere stehen glänzend. Ich nenne ein paar Unternehmungen, die auch dem
deutschen Leser bekannt sind. So stiegen:

Nobelaktien . .von1132 Rubeln i. I.1913 auf 1325i.J.1916
Baku ...."643"/?1913855?s1916
Moskau Kasanbahn"?47019135701916
Kiew Woronesh .^741""1913?,3301916
Norddonetz . ."331V1913"4501916
Asowdonbank . ."550V19136711916
Wolgakamabank .345?s19139751916
Sibirische Ban! .V55919137101916
Internationale"4461913V536?f1916
Diskontobank . ."4421913??5951916
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Maltzew . . .?s290""1913"437"1916
Donetz Jurjewka .247v'/1913,/3201916
Tula ....'/400/,V1913"782usw.

Ein Taumel hat die Petersburger Börse erfaßt. Venae? Kussie,
venas8 vite!

Manchem Russen mag ein anderer Gedankengang in diesem Zusammenhang
nahe liegen. Ich meine das Verhältnis Rußlands zu England.

Zunächst wiederum auf finanziellem Gebiete. Der britische Botschafter in
Petersburg, Herr Buchanan, hat neulich den russischen Freunden eine Liste der
Wohltaten vorgehalten, die England während des Krieges Rußland geleistet hat.
Taktvoll, wie er war, ist er auch auf das Geld zu sprechen gekommen, das England
seinem Verbündeten vorgestreckt hat. Wie Coriolan seine Wunden entblößt, so
zeigte Buchanan auf das Soll und Haben in dem englisch-russischen Hauptbuche:

"Ich will die Ziffern nicht nennen, Hunderte von Millionen Pfunden,
welche England Ihrer Regierung zur Verfügung stellte, aber ich täusche mich
wohl nicht, wenn ich annehme, daß wenn die russische Gesellschaft diese
Ziffern erfahren wird, sie die Loyalität und Freigebigkeit ihres Verbündeten
anerkennen muß."


Venae? Kussie, vsnäe? vite!

Papierrubel erleichtern und Bark muß zusammen mit der Ankündigung der
neuen Anleihe die Emissionsmarge von neuem erhöhen. Aber wohin wandert
das Geld? Entweder in den Strickstrumpf — oder zum Börsenspiel. „Man
muß mit Bedauern feststellen," heißt es im „Ekonomist", „daß das Privatkapital
zum großen Teile sich von den Kriegsanleihen zurückhält, daß es sich dem
Börsenspiel widmet und bisweilen sogar geradezu abenteuerliche Unternehmungen
den Kriegsanleihen vorzieht." Die „Nowoje Wremja" konstatiert in einem
interessanten Aufsatz vom 13. September, daß Rußland das einzige Land ist,
wo sich eine starke Gründertätigkeit während des Krieges bemerkbar macht.
„Wenn die Sache in dem bisherigen Tempo weiter geht, so wird die Gründer¬
tätigkeit im Jahre 2 Milliarden Rubel erreichen. Die bekannten russischen Börsen¬
papiere stehen glänzend. Ich nenne ein paar Unternehmungen, die auch dem
deutschen Leser bekannt sind. So stiegen:

Nobelaktien . .von1132 Rubeln i. I.1913 auf 1325i.J.1916
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Ein Taumel hat die Petersburger Börse erfaßt. Venae? Kussie,
venas8 vite!

Manchem Russen mag ein anderer Gedankengang in diesem Zusammenhang
nahe liegen. Ich meine das Verhältnis Rußlands zu England.

Zunächst wiederum auf finanziellem Gebiete. Der britische Botschafter in
Petersburg, Herr Buchanan, hat neulich den russischen Freunden eine Liste der
Wohltaten vorgehalten, die England während des Krieges Rußland geleistet hat.
Taktvoll, wie er war, ist er auch auf das Geld zu sprechen gekommen, das England
seinem Verbündeten vorgestreckt hat. Wie Coriolan seine Wunden entblößt, so
zeigte Buchanan auf das Soll und Haben in dem englisch-russischen Hauptbuche:

„Ich will die Ziffern nicht nennen, Hunderte von Millionen Pfunden,
welche England Ihrer Regierung zur Verfügung stellte, aber ich täusche mich
wohl nicht, wenn ich annehme, daß wenn die russische Gesellschaft diese
Ziffern erfahren wird, sie die Loyalität und Freigebigkeit ihres Verbündeten
anerkennen muß."


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[0049] Venae? Kussie, vsnäe? vite! Papierrubel erleichtern und Bark muß zusammen mit der Ankündigung der neuen Anleihe die Emissionsmarge von neuem erhöhen. Aber wohin wandert das Geld? Entweder in den Strickstrumpf — oder zum Börsenspiel. „Man muß mit Bedauern feststellen," heißt es im „Ekonomist", „daß das Privatkapital zum großen Teile sich von den Kriegsanleihen zurückhält, daß es sich dem Börsenspiel widmet und bisweilen sogar geradezu abenteuerliche Unternehmungen den Kriegsanleihen vorzieht." Die „Nowoje Wremja" konstatiert in einem interessanten Aufsatz vom 13. September, daß Rußland das einzige Land ist, wo sich eine starke Gründertätigkeit während des Krieges bemerkbar macht. „Wenn die Sache in dem bisherigen Tempo weiter geht, so wird die Gründer¬ tätigkeit im Jahre 2 Milliarden Rubel erreichen. Die bekannten russischen Börsen¬ papiere stehen glänzend. Ich nenne ein paar Unternehmungen, die auch dem deutschen Leser bekannt sind. So stiegen: Nobelaktien . .von1132 Rubeln i. I.1913 auf 1325i.J.1916 Baku ....»643„/?1913855?s1916 Moskau Kasanbahn»?47019135701916 Kiew Woronesh .^741»»1913?,3301916 Norddonetz . .»331V1913»4501916 Asowdonbank . .»550V19136711916 Wolgakamabank .345?s19139751916 Sibirische Ban! .V55919137101916 Internationale„4461913V536?f1916 Diskontobank . .»4421913??5951916 Brjansk....»155//1913»2741916 Maltzew . . .?s290»»1913»437«1916 Donetz Jurjewka .247v'/1913,/3201916 Tula ....'/400/,V1913«782usw. Ein Taumel hat die Petersburger Börse erfaßt. Venae? Kussie, venas8 vite! Manchem Russen mag ein anderer Gedankengang in diesem Zusammenhang nahe liegen. Ich meine das Verhältnis Rußlands zu England. Zunächst wiederum auf finanziellem Gebiete. Der britische Botschafter in Petersburg, Herr Buchanan, hat neulich den russischen Freunden eine Liste der Wohltaten vorgehalten, die England während des Krieges Rußland geleistet hat. Taktvoll, wie er war, ist er auch auf das Geld zu sprechen gekommen, das England seinem Verbündeten vorgestreckt hat. Wie Coriolan seine Wunden entblößt, so zeigte Buchanan auf das Soll und Haben in dem englisch-russischen Hauptbuche: „Ich will die Ziffern nicht nennen, Hunderte von Millionen Pfunden, welche England Ihrer Regierung zur Verfügung stellte, aber ich täusche mich wohl nicht, wenn ich annehme, daß wenn die russische Gesellschaft diese Ziffern erfahren wird, sie die Loyalität und Freigebigkeit ihres Verbündeten anerkennen muß."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330971/49>, abgerufen am 23.07.2024.