Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr.Zum Burgfrieden unter den Weltanschauungen von Dr. Karl Buchheim erade weil wir uns schon heute darüber klar sind, daß nicht alle Ein Gebiet, von dem wir wirklich hoffen dürfen, daß gewisse Grenzlinien Heute möchte ich mit diesen Zeilen auf zwei Bücher des katholischen Zum Burgfrieden unter den Weltanschauungen von Dr. Karl Buchheim erade weil wir uns schon heute darüber klar sind, daß nicht alle Ein Gebiet, von dem wir wirklich hoffen dürfen, daß gewisse Grenzlinien Heute möchte ich mit diesen Zeilen auf zwei Bücher des katholischen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0425" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/331397"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341903_330971/figures/grenzboten_341903_330971_331397_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Zum Burgfrieden unter den Weltanschauungen<lb/><note type="byline"> von Dr. Karl Buchheim</note></head><lb/> <p xml:id="ID_1695"> erade weil wir uns schon heute darüber klar sind, daß nicht alle<lb/> Blütenträume des Burgfriedens reifen werden, ist es um fo not¬<lb/> wendiger, auf alle Gebiete hinzuweisen, wo wir trotzdem auf das<lb/> Wachstum einiger Früchte am Baum der inneren deutschen Einheit<lb/> hoffen dürfen. Auch diesmal geht es wie so häufig, daß wir<lb/> von dem grundsätzlichen Ideal zwar weit entfernt bleiben, daß es aber auch<lb/> falsch wäre, alle Hoffnung fahren zu lassen und an gar keinen Erfolg der<lb/> inneren seelischen Kriegserlebnisse zu glauben. Kein Ideal kommt umsonst in<lb/> die Welt; es bleibt wenigstens ein Stern unter anderen Sternen, der dann<lb/> doch diesem oder jenem Schiffer richtunggebend dient.</p><lb/> <p xml:id="ID_1696"> Ein Gebiet, von dem wir wirklich hoffen dürfen, daß gewisse Grenzlinien<lb/> weniger stark markiert werden als bisher, ist das, wo der Bereich unseres mo¬<lb/> dernen politischen und geistigen Lebens mit dem der katholischen Religion und<lb/> Kirche zusammenstößt. Wir dürfen das hoffen, weil schon längst vor dem Kriege<lb/> der politische Katholizismus auch im Sinne des bestehenden Reiches zu einer<lb/> nationalen Partei geworden war — im großdeutschen Sinne ist er es immer<lb/> gewesen! —, und weil in den weitesten Kreisen beider Konfessionen die Über¬<lb/> zeugung mächtig geworden ist, daß sie sich wenigstens faktisch gegenseitig gelten<lb/> lassen müssen. Hier hat die große nationale Not nur das Wachstum von<lb/> Einsichten beschleunigt, die schon vorher die politischen Tatsachen nach Über¬<lb/> windung des Kulturkampfes begründet hatten. Blättern wir z. B. in dem<lb/> Buche von Friedrich Thinae „Vom inneren Frieden des deutschen Volkes",<lb/> das in den „Grenzboten" ausführlich besprochen worden ist (Heft 29 d. Is.),<lb/> so finden wir gewichtige Stimmen zahlreicher führender Katholiken und Pro¬<lb/> testanten, die alle in dem Bekenntnis zum guten Willen, für immer in einem<lb/> Staat und Volkstum zusammenzuhalten, übereinstimmen, ja die sich bemühen,<lb/> darüber hinaus die gemeinsamen Züge des nationalen Geistes zum Bewußtsein<lb/> zu bringen, die zum innersten Besitztum beider deutscher Konfessionen gehören.<lb/> Am schönsten weiß dies am erwähnten Orte der Jesuit Peter Lippert aus¬<lb/> zudrücken, der von Wesensoerwandschaften zwischen der deutschen Kultur und<lb/> demi Katholizismus spricht, die sich herzerfreuend hören lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1697" next="#ID_1698"> Heute möchte ich mit diesen Zeilen auf zwei Bücher des katholischen<lb/> Ordinarius an der Universität Würzburg, F. X. Kiefl, aufmerksam machen, die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0425]
[Abbildung]
Zum Burgfrieden unter den Weltanschauungen
von Dr. Karl Buchheim
erade weil wir uns schon heute darüber klar sind, daß nicht alle
Blütenträume des Burgfriedens reifen werden, ist es um fo not¬
wendiger, auf alle Gebiete hinzuweisen, wo wir trotzdem auf das
Wachstum einiger Früchte am Baum der inneren deutschen Einheit
hoffen dürfen. Auch diesmal geht es wie so häufig, daß wir
von dem grundsätzlichen Ideal zwar weit entfernt bleiben, daß es aber auch
falsch wäre, alle Hoffnung fahren zu lassen und an gar keinen Erfolg der
inneren seelischen Kriegserlebnisse zu glauben. Kein Ideal kommt umsonst in
die Welt; es bleibt wenigstens ein Stern unter anderen Sternen, der dann
doch diesem oder jenem Schiffer richtunggebend dient.
Ein Gebiet, von dem wir wirklich hoffen dürfen, daß gewisse Grenzlinien
weniger stark markiert werden als bisher, ist das, wo der Bereich unseres mo¬
dernen politischen und geistigen Lebens mit dem der katholischen Religion und
Kirche zusammenstößt. Wir dürfen das hoffen, weil schon längst vor dem Kriege
der politische Katholizismus auch im Sinne des bestehenden Reiches zu einer
nationalen Partei geworden war — im großdeutschen Sinne ist er es immer
gewesen! —, und weil in den weitesten Kreisen beider Konfessionen die Über¬
zeugung mächtig geworden ist, daß sie sich wenigstens faktisch gegenseitig gelten
lassen müssen. Hier hat die große nationale Not nur das Wachstum von
Einsichten beschleunigt, die schon vorher die politischen Tatsachen nach Über¬
windung des Kulturkampfes begründet hatten. Blättern wir z. B. in dem
Buche von Friedrich Thinae „Vom inneren Frieden des deutschen Volkes",
das in den „Grenzboten" ausführlich besprochen worden ist (Heft 29 d. Is.),
so finden wir gewichtige Stimmen zahlreicher führender Katholiken und Pro¬
testanten, die alle in dem Bekenntnis zum guten Willen, für immer in einem
Staat und Volkstum zusammenzuhalten, übereinstimmen, ja die sich bemühen,
darüber hinaus die gemeinsamen Züge des nationalen Geistes zum Bewußtsein
zu bringen, die zum innersten Besitztum beider deutscher Konfessionen gehören.
Am schönsten weiß dies am erwähnten Orte der Jesuit Peter Lippert aus¬
zudrücken, der von Wesensoerwandschaften zwischen der deutschen Kultur und
demi Katholizismus spricht, die sich herzerfreuend hören lassen.
Heute möchte ich mit diesen Zeilen auf zwei Bücher des katholischen
Ordinarius an der Universität Würzburg, F. X. Kiefl, aufmerksam machen, die
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