Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr.Wie spricht Tommy Aelius? treffend "l'ne ^karn LloeK" (Wecker) und "I^iZntninZ" (Blitz), jedenfalls Die Stacheldrahtverhaue vor den Schützengräben werden nach ihrem Aus¬ Nähert sich eine deutsche "Taube" den britischen Linien, so wird gesagt Die französischen Streichhölzer haben den Namen "^squittis" erhalten, Die Royal Münster Füsiliers tragen den schönen Beinamen "l'ne Oirtv Der Engländer ist stolz aus seinen "8portinZ 8pirit", und wer das Leben So ist denn auch die Sprache des britischen Soldaten mit vielen dem Wie spricht Tommy Aelius? treffend „l'ne ^karn LloeK" (Wecker) und „I^iZntninZ" (Blitz), jedenfalls Die Stacheldrahtverhaue vor den Schützengräben werden nach ihrem Aus¬ Nähert sich eine deutsche „Taube" den britischen Linien, so wird gesagt Die französischen Streichhölzer haben den Namen „^squittis" erhalten, Die Royal Münster Füsiliers tragen den schönen Beinamen „l'ne Oirtv Der Engländer ist stolz aus seinen „8portinZ 8pirit", und wer das Leben So ist denn auch die Sprache des britischen Soldaten mit vielen dem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0200" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/331172"/> <fw type="header" place="top"> Wie spricht Tommy Aelius?</fw><lb/> <p xml:id="ID_686" prev="#ID_685"> treffend „l'ne ^karn LloeK" (Wecker) und „I^iZntninZ" (Blitz), jedenfalls<lb/> wegen der blitzartigen Schnelligkeit der aufeinanderfolgenden Schüsse. Der<lb/> Engländer spricht lautmalend von dem pop-pop-pop der „Naxim8".</p><lb/> <p xml:id="ID_687"> Die Stacheldrahtverhaue vor den Schützengräben werden nach ihrem Aus¬<lb/> sehen „spiäers pey3" (Spinngewebe), nach ihrer Wirkung „tlo drap8" (Fliegen¬<lb/> fänger) und auch „muZ rack8" (Gesichtsfoltern) genannt, weil man sich<lb/> hauptsächlich das Gesicht an ihnen verletzt. Von den Schützengräben selbst<lb/> wird die äußerste Linie „ärawinZ-room" (Empfangsraum) genannt, weil die<lb/> dort befindlichen Truppen das feindliche Feuer auf sich ziehen (äraw). Die<lb/> innere Linie wird mit „reception-room" (Empfangsraum) bezeichnet, weil<lb/> hier die feindlichen Sturmwellen empfangen werden. Die Begräbnisstätte der<lb/> Gefallenen hinter den Gräben heißt „clormitorv" (Schlafsaal). '</p><lb/> <p xml:id="ID_688"> Nähert sich eine deutsche „Taube" den britischen Linien, so wird gesagt<lb/> „lehre Loach a stormv petrol", ein Wortwitz, denn das Wort petrol----Petroleum<lb/> erinnert an petrel Sturmvogel. Unter petrol ist Benzin zu verstehen. „^ne<lb/> war is a petrol war", schreibt ein „private". Ebenfalls ein Wortwitz ist die<lb/> Bezeichnung „'l'Ke imaZinarv ration" (die eingebildete Ration) für „l'ne<lb/> emerZencv ration" (bei uns die eiserne Ration), wie auch die Bezeichnung<lb/> des Generals von Kluck „Olä One o'clock" oder auch „016 Von o'LIocK".</p><lb/> <p xml:id="ID_689"> Die französischen Streichhölzer haben den Namen „^squittis" erhalten,<lb/> die Alliierten selbst „?arlev-ovo8", für England findet sich der mysteriöse,<lb/> vielleicht dem Hindustanischen entlehnte Name „Llitev", der kommandierende<lb/> Offizier heißt „Lope" (Kerl), der Trommler „Knocker" (Türklöppel), wie sie<lb/> an den Haustüren in England noch heute üblich sind. Von einem Erkrankten<lb/> oder Verwundeten sagt man „worKinZ in's ticlcet" (er löst sich eine Fahr¬<lb/> karte), weil er ins Lazarett transportiert wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_690"> Die Royal Münster Füsiliers tragen den schönen Beinamen „l'ne Oirtv<lb/> Llnrt8" (die Schnsutzhemden) und die Lincolns „Oacläv'8 Olä Lorps"<lb/> (Papachens altes Korps).</p><lb/> <p xml:id="ID_691"> Der Engländer ist stolz aus seinen „8portinZ 8pirit", und wer das Leben<lb/> in England kennt, wird es gar nicht weiter verwunderlich finden, daß der<lb/> englische „fötaler" den Krieg als eine wenn auch blutige Fußballpartie auf<lb/> dem Kontinent ansieht. Britische Soldaten sind bei Mons mit Fußballen am<lb/> Tornister ins Gefecht gegangen, und in englischen Zeitschriften werden zahlreiche<lb/> Bilder veröffentlicht, die einbeinige, einarmige und noch andersartig verkrüppelte<lb/> kriegsverwundete Tommys zeigen, die trotz Krücken und Verbänden — iootball<lb/> spielen!</p><lb/> <p xml:id="ID_692" next="#ID_693"> So ist denn auch die Sprache des britischen Soldaten mit vielen dem<lb/> Sportleben entlehnten tsrmmi3 teennicis gespickt, die nunmehr auf die kriege¬<lb/> rischen Aktionen sinngemäß übertragen werden, und es gibt nur sehr wenige<lb/> englische Feld- und Schiffspostbriefe, in denen nicht ein derartiger sportlicher<lb/> Fachausdruck vorkommt. Dies verleiht der englischen Soldatensprache zwar</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0200]
Wie spricht Tommy Aelius?
treffend „l'ne ^karn LloeK" (Wecker) und „I^iZntninZ" (Blitz), jedenfalls
wegen der blitzartigen Schnelligkeit der aufeinanderfolgenden Schüsse. Der
Engländer spricht lautmalend von dem pop-pop-pop der „Naxim8".
Die Stacheldrahtverhaue vor den Schützengräben werden nach ihrem Aus¬
sehen „spiäers pey3" (Spinngewebe), nach ihrer Wirkung „tlo drap8" (Fliegen¬
fänger) und auch „muZ rack8" (Gesichtsfoltern) genannt, weil man sich
hauptsächlich das Gesicht an ihnen verletzt. Von den Schützengräben selbst
wird die äußerste Linie „ärawinZ-room" (Empfangsraum) genannt, weil die
dort befindlichen Truppen das feindliche Feuer auf sich ziehen (äraw). Die
innere Linie wird mit „reception-room" (Empfangsraum) bezeichnet, weil
hier die feindlichen Sturmwellen empfangen werden. Die Begräbnisstätte der
Gefallenen hinter den Gräben heißt „clormitorv" (Schlafsaal). '
Nähert sich eine deutsche „Taube" den britischen Linien, so wird gesagt
„lehre Loach a stormv petrol", ein Wortwitz, denn das Wort petrol----Petroleum
erinnert an petrel Sturmvogel. Unter petrol ist Benzin zu verstehen. „^ne
war is a petrol war", schreibt ein „private". Ebenfalls ein Wortwitz ist die
Bezeichnung „'l'Ke imaZinarv ration" (die eingebildete Ration) für „l'ne
emerZencv ration" (bei uns die eiserne Ration), wie auch die Bezeichnung
des Generals von Kluck „Olä One o'clock" oder auch „016 Von o'LIocK".
Die französischen Streichhölzer haben den Namen „^squittis" erhalten,
die Alliierten selbst „?arlev-ovo8", für England findet sich der mysteriöse,
vielleicht dem Hindustanischen entlehnte Name „Llitev", der kommandierende
Offizier heißt „Lope" (Kerl), der Trommler „Knocker" (Türklöppel), wie sie
an den Haustüren in England noch heute üblich sind. Von einem Erkrankten
oder Verwundeten sagt man „worKinZ in's ticlcet" (er löst sich eine Fahr¬
karte), weil er ins Lazarett transportiert wird.
Die Royal Münster Füsiliers tragen den schönen Beinamen „l'ne Oirtv
Llnrt8" (die Schnsutzhemden) und die Lincolns „Oacläv'8 Olä Lorps"
(Papachens altes Korps).
Der Engländer ist stolz aus seinen „8portinZ 8pirit", und wer das Leben
in England kennt, wird es gar nicht weiter verwunderlich finden, daß der
englische „fötaler" den Krieg als eine wenn auch blutige Fußballpartie auf
dem Kontinent ansieht. Britische Soldaten sind bei Mons mit Fußballen am
Tornister ins Gefecht gegangen, und in englischen Zeitschriften werden zahlreiche
Bilder veröffentlicht, die einbeinige, einarmige und noch andersartig verkrüppelte
kriegsverwundete Tommys zeigen, die trotz Krücken und Verbänden — iootball
spielen!
So ist denn auch die Sprache des britischen Soldaten mit vielen dem
Sportleben entlehnten tsrmmi3 teennicis gespickt, die nunmehr auf die kriege¬
rischen Aktionen sinngemäß übertragen werden, und es gibt nur sehr wenige
englische Feld- und Schiffspostbriefe, in denen nicht ein derartiger sportlicher
Fachausdruck vorkommt. Dies verleiht der englischen Soldatensprache zwar
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