Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Sammlung und Nutzbarmachung der Zeitungen

der Sammlung der Zeitungen beginnen mögen. Im Frieden muß eine
einheitliche Organisation für das ganze Reich geschaffen werden. Es nutz
vermieden werden, daß dieselbe Arbeit an verschiedenen Plätzen sich wieder¬
holt. Die Festsetzung des Stoffes und des auszuschneidenden Materials kann
man ruhig den einzelnen historischen Kommisstonen überlassen, die in dieser
Frage Berater aus den Kreisen des Handels und der Industrie hinzuzuziehen
hätten. Daß aber die seit Jahren im Gang befindlichen Bestrebungen
nicht am Mangel an Mitteln scheitern, daß endlich einmal Dinge in
Fluß kommen, über die der deutsche Reichstag schon 1906 gesprochen hat,
dafür muß eben der deutsche Reichstag sorgen. Ebenso wie eine bessere
Ausstattung des Auswärtigen Amtes mit publizistischen und journalistischen
Rüstzeug angestrebt werden muß, ist es auch notwendig, daß die Vundesstaaten
und das Reich an ihren wissenschaftlichen Instituten für die zweckmäßige
Sammlung des Quellenmaterials aus der Presse Sorgen tragen. Die Presse
ist heute als geschichtliches Hilfsmittel nicht mehr zu entbehren. Was uns
aber fehlt, ist die Möglichkeit ihrer leichten quellenmäßigen Benutzung. Dazu
könnten in den einzelnen preußischen Provinzen und den größeren Vundes¬
staaten im Anschluß an die dort bestehenden Archive und Bibliotheken Stellen
geschaffen werden, wo ein wissenschaftlicher Beamter die Arbeit eines bestimmten
Bezirks überwachen und für die zweckmäßige Aufbewahrung der Sammlungen
Sorge tragen müßte. So könnten aus der Gegenwart Werke moderner
Quellenkunde entstehen, die den Zeitgenossen zum Nachschlagen, der Nachwelt
zum Nachforschen dienen würden. Die Abgeordneten Wassermann, Pfeiffer
und spähn haben schon vor Jahren auf die Bedeutung des Gegenstandes und
auf die Notwendigkeit dauernder Einrichtungen auf diesem Gebiete hingewiesen.
Wenn nun, veranlaßt durch die Lehren des Krieges, die mit der Tagespolitik
zusammenhängenden Fragen, die das Pressewesen betreffen, wieder akut werden,
fo darf das deutsche Volk die Mühe nicht scheuen, auch die Möglichkeit zu
einer wissenschaftlichen Quellenverwertung der Zeitungen zu schaffen, deren zweck¬
mäßige, einheitliche Regelung wir jetzt so schmerzlich vermissen.




Sammlung und Nutzbarmachung der Zeitungen

der Sammlung der Zeitungen beginnen mögen. Im Frieden muß eine
einheitliche Organisation für das ganze Reich geschaffen werden. Es nutz
vermieden werden, daß dieselbe Arbeit an verschiedenen Plätzen sich wieder¬
holt. Die Festsetzung des Stoffes und des auszuschneidenden Materials kann
man ruhig den einzelnen historischen Kommisstonen überlassen, die in dieser
Frage Berater aus den Kreisen des Handels und der Industrie hinzuzuziehen
hätten. Daß aber die seit Jahren im Gang befindlichen Bestrebungen
nicht am Mangel an Mitteln scheitern, daß endlich einmal Dinge in
Fluß kommen, über die der deutsche Reichstag schon 1906 gesprochen hat,
dafür muß eben der deutsche Reichstag sorgen. Ebenso wie eine bessere
Ausstattung des Auswärtigen Amtes mit publizistischen und journalistischen
Rüstzeug angestrebt werden muß, ist es auch notwendig, daß die Vundesstaaten
und das Reich an ihren wissenschaftlichen Instituten für die zweckmäßige
Sammlung des Quellenmaterials aus der Presse Sorgen tragen. Die Presse
ist heute als geschichtliches Hilfsmittel nicht mehr zu entbehren. Was uns
aber fehlt, ist die Möglichkeit ihrer leichten quellenmäßigen Benutzung. Dazu
könnten in den einzelnen preußischen Provinzen und den größeren Vundes¬
staaten im Anschluß an die dort bestehenden Archive und Bibliotheken Stellen
geschaffen werden, wo ein wissenschaftlicher Beamter die Arbeit eines bestimmten
Bezirks überwachen und für die zweckmäßige Aufbewahrung der Sammlungen
Sorge tragen müßte. So könnten aus der Gegenwart Werke moderner
Quellenkunde entstehen, die den Zeitgenossen zum Nachschlagen, der Nachwelt
zum Nachforschen dienen würden. Die Abgeordneten Wassermann, Pfeiffer
und spähn haben schon vor Jahren auf die Bedeutung des Gegenstandes und
auf die Notwendigkeit dauernder Einrichtungen auf diesem Gebiete hingewiesen.
Wenn nun, veranlaßt durch die Lehren des Krieges, die mit der Tagespolitik
zusammenhängenden Fragen, die das Pressewesen betreffen, wieder akut werden,
fo darf das deutsche Volk die Mühe nicht scheuen, auch die Möglichkeit zu
einer wissenschaftlichen Quellenverwertung der Zeitungen zu schaffen, deren zweck¬
mäßige, einheitliche Regelung wir jetzt so schmerzlich vermissen.




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0139" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/331111"/>
          <fw type="header" place="top"> Sammlung und Nutzbarmachung der Zeitungen</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_472" prev="#ID_471"> der Sammlung der Zeitungen beginnen mögen. Im Frieden muß eine<lb/>
einheitliche Organisation für das ganze Reich geschaffen werden. Es nutz<lb/>
vermieden werden, daß dieselbe Arbeit an verschiedenen Plätzen sich wieder¬<lb/>
holt. Die Festsetzung des Stoffes und des auszuschneidenden Materials kann<lb/>
man ruhig den einzelnen historischen Kommisstonen überlassen, die in dieser<lb/>
Frage Berater aus den Kreisen des Handels und der Industrie hinzuzuziehen<lb/>
hätten. Daß aber die seit Jahren im Gang befindlichen Bestrebungen<lb/>
nicht am Mangel an Mitteln scheitern, daß endlich einmal Dinge in<lb/>
Fluß kommen, über die der deutsche Reichstag schon 1906 gesprochen hat,<lb/>
dafür muß eben der deutsche Reichstag sorgen. Ebenso wie eine bessere<lb/>
Ausstattung des Auswärtigen Amtes mit publizistischen und journalistischen<lb/>
Rüstzeug angestrebt werden muß, ist es auch notwendig, daß die Vundesstaaten<lb/>
und das Reich an ihren wissenschaftlichen Instituten für die zweckmäßige<lb/>
Sammlung des Quellenmaterials aus der Presse Sorgen tragen. Die Presse<lb/>
ist heute als geschichtliches Hilfsmittel nicht mehr zu entbehren. Was uns<lb/>
aber fehlt, ist die Möglichkeit ihrer leichten quellenmäßigen Benutzung. Dazu<lb/>
könnten in den einzelnen preußischen Provinzen und den größeren Vundes¬<lb/>
staaten im Anschluß an die dort bestehenden Archive und Bibliotheken Stellen<lb/>
geschaffen werden, wo ein wissenschaftlicher Beamter die Arbeit eines bestimmten<lb/>
Bezirks überwachen und für die zweckmäßige Aufbewahrung der Sammlungen<lb/>
Sorge tragen müßte. So könnten aus der Gegenwart Werke moderner<lb/>
Quellenkunde entstehen, die den Zeitgenossen zum Nachschlagen, der Nachwelt<lb/>
zum Nachforschen dienen würden. Die Abgeordneten Wassermann, Pfeiffer<lb/>
und spähn haben schon vor Jahren auf die Bedeutung des Gegenstandes und<lb/>
auf die Notwendigkeit dauernder Einrichtungen auf diesem Gebiete hingewiesen.<lb/>
Wenn nun, veranlaßt durch die Lehren des Krieges, die mit der Tagespolitik<lb/>
zusammenhängenden Fragen, die das Pressewesen betreffen, wieder akut werden,<lb/>
fo darf das deutsche Volk die Mühe nicht scheuen, auch die Möglichkeit zu<lb/>
einer wissenschaftlichen Quellenverwertung der Zeitungen zu schaffen, deren zweck¬<lb/>
mäßige, einheitliche Regelung wir jetzt so schmerzlich vermissen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0139] Sammlung und Nutzbarmachung der Zeitungen der Sammlung der Zeitungen beginnen mögen. Im Frieden muß eine einheitliche Organisation für das ganze Reich geschaffen werden. Es nutz vermieden werden, daß dieselbe Arbeit an verschiedenen Plätzen sich wieder¬ holt. Die Festsetzung des Stoffes und des auszuschneidenden Materials kann man ruhig den einzelnen historischen Kommisstonen überlassen, die in dieser Frage Berater aus den Kreisen des Handels und der Industrie hinzuzuziehen hätten. Daß aber die seit Jahren im Gang befindlichen Bestrebungen nicht am Mangel an Mitteln scheitern, daß endlich einmal Dinge in Fluß kommen, über die der deutsche Reichstag schon 1906 gesprochen hat, dafür muß eben der deutsche Reichstag sorgen. Ebenso wie eine bessere Ausstattung des Auswärtigen Amtes mit publizistischen und journalistischen Rüstzeug angestrebt werden muß, ist es auch notwendig, daß die Vundesstaaten und das Reich an ihren wissenschaftlichen Instituten für die zweckmäßige Sammlung des Quellenmaterials aus der Presse Sorgen tragen. Die Presse ist heute als geschichtliches Hilfsmittel nicht mehr zu entbehren. Was uns aber fehlt, ist die Möglichkeit ihrer leichten quellenmäßigen Benutzung. Dazu könnten in den einzelnen preußischen Provinzen und den größeren Vundes¬ staaten im Anschluß an die dort bestehenden Archive und Bibliotheken Stellen geschaffen werden, wo ein wissenschaftlicher Beamter die Arbeit eines bestimmten Bezirks überwachen und für die zweckmäßige Aufbewahrung der Sammlungen Sorge tragen müßte. So könnten aus der Gegenwart Werke moderner Quellenkunde entstehen, die den Zeitgenossen zum Nachschlagen, der Nachwelt zum Nachforschen dienen würden. Die Abgeordneten Wassermann, Pfeiffer und spähn haben schon vor Jahren auf die Bedeutung des Gegenstandes und auf die Notwendigkeit dauernder Einrichtungen auf diesem Gebiete hingewiesen. Wenn nun, veranlaßt durch die Lehren des Krieges, die mit der Tagespolitik zusammenhängenden Fragen, die das Pressewesen betreffen, wieder akut werden, fo darf das deutsche Volk die Mühe nicht scheuen, auch die Möglichkeit zu einer wissenschaftlichen Quellenverwertung der Zeitungen zu schaffen, deren zweck¬ mäßige, einheitliche Regelung wir jetzt so schmerzlich vermissen.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330971
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330971/139
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330971/139>, abgerufen am 23.07.2024.