Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr.Grundsätzliches zur Aolonialfrage mehr oder weniger nutzlosen Tode verurteilt waren. Man hat zwar behauptet, Die Forderung eines ausreichend großen hinlänglich verteidigungsfähigen Grundsätzliches zur Aolonialfrage mehr oder weniger nutzlosen Tode verurteilt waren. Man hat zwar behauptet, Die Forderung eines ausreichend großen hinlänglich verteidigungsfähigen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0114" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/331086"/> <fw type="header" place="top"> Grundsätzliches zur Aolonialfrage</fw><lb/> <p xml:id="ID_310" prev="#ID_309"> mehr oder weniger nutzlosen Tode verurteilt waren. Man hat zwar behauptet,<lb/> daß als Stützpunkte kleine befestigte Plätze genügten. Vor einer ernsten Kritik<lb/> wird aber eine solche Behauptung gerade nach den Ersahrungen, die wir mit<lb/> Kiautschou gemacht haben, kaum standhalten können. Das englische Beispiel<lb/> jedenfalls sollte es eindringlich genug beweisen, daß Flottenpolitik ohne Kolonial¬<lb/> politik ein Unding ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_311"> Die Forderung eines ausreichend großen hinlänglich verteidigungsfähigen<lb/> und durch die Natur gut ausgestatteten Kolonialreichs ist somit eine Forderung<lb/> selbständiger Natur, die mit anderen politischen, vielleicht auch sehr notwendigen<lb/> Forderungen, gar nicht verquickbar ist. Gewiß brauchen wir eine Erweiterung<lb/> unseres deutschen Gebiets, um uns die Schaffung von Brot zu sichern. Geben<lb/> wir uns aber andererseits keinen Illusionen darüber hin, daß eine noch so<lb/> große Erweiterung des deutschen Gebiets in Europa diese Forderung nicht<lb/> restlos erfüllen kann. Die Hunderte von Millionen, die wir ans Aus¬<lb/> land für Brodgetreide, Fleisch usw. zahlen mußten, können zum Teil gewiß<lb/> eingespart werden, wenn uns der Krieg eine Erweiterung der Grenzen nach<lb/> dem Osten schafft. Restlos! wird das aber nicht zu erlangen sein, ebenso¬<lb/> wenig wie restlose wirtschaftliche Unabhängigkeit von dem Ausland hinsichtlich<lb/> des Rohstoffbezugs. Das Ganze nicht erlangen können, kann aber nicht dazu<lb/> verführen, auf den Wunsch, möglichst viel zu bekommen, Verzicht zu leisten.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0114]
Grundsätzliches zur Aolonialfrage
mehr oder weniger nutzlosen Tode verurteilt waren. Man hat zwar behauptet,
daß als Stützpunkte kleine befestigte Plätze genügten. Vor einer ernsten Kritik
wird aber eine solche Behauptung gerade nach den Ersahrungen, die wir mit
Kiautschou gemacht haben, kaum standhalten können. Das englische Beispiel
jedenfalls sollte es eindringlich genug beweisen, daß Flottenpolitik ohne Kolonial¬
politik ein Unding ist.
Die Forderung eines ausreichend großen hinlänglich verteidigungsfähigen
und durch die Natur gut ausgestatteten Kolonialreichs ist somit eine Forderung
selbständiger Natur, die mit anderen politischen, vielleicht auch sehr notwendigen
Forderungen, gar nicht verquickbar ist. Gewiß brauchen wir eine Erweiterung
unseres deutschen Gebiets, um uns die Schaffung von Brot zu sichern. Geben
wir uns aber andererseits keinen Illusionen darüber hin, daß eine noch so
große Erweiterung des deutschen Gebiets in Europa diese Forderung nicht
restlos erfüllen kann. Die Hunderte von Millionen, die wir ans Aus¬
land für Brodgetreide, Fleisch usw. zahlen mußten, können zum Teil gewiß
eingespart werden, wenn uns der Krieg eine Erweiterung der Grenzen nach
dem Osten schafft. Restlos! wird das aber nicht zu erlangen sein, ebenso¬
wenig wie restlose wirtschaftliche Unabhängigkeit von dem Ausland hinsichtlich
des Rohstoffbezugs. Das Ganze nicht erlangen können, kann aber nicht dazu
verführen, auf den Wunsch, möglichst viel zu bekommen, Verzicht zu leisten.
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